Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Archive - 2024

Von Moores Mills nach Doaktown, New Brunswick

Um 6.00 Uhr in der Frühe klopft Robert an die Tür und teilt mir mir, dass Jasper bereits auf dem Weg ist, um mich mitzunehmen. Also raus aus den Federn und rein ins Bad, ankleiden, packen und nichts vergessen … Robert hat mir ein leckeres Frühstück bereitet. So verlockend. Aber Jasper ist bereits da. Fahrrad und Gepäck werden im Kofferraum verstaut. Ich nehme auf dem Beifahrersitz Platz und Robert reicht mir lachend das Tablett mit dem Frühstück herein.

Ein kurzer, aber sehr intensiver Abschied von Robert. Ich habe die Zeit mit ihm zusammen unglaublich genossen. Die Gespräche intensiv. Die Themen abwechslungsreich. Mal ernst, mal heiter. Über Politik, Gesellschaft, Historie. Über sein Leben und über meines. Und so ist Robert zu einem wunderbaren Teil dieser Reise geworden. Und auch Jasper, sein zukünftiger Schwiegersohn, gehört in meine Schatzkiste. Auf der Fahrt nach Fredericton in New Brunswick unterhalten wir uns so hingegeben, dass ich von diesen 50 Meilen nicht sagen kann, welche Landschaften an mir vorbeifahren. Etwa 10 Meilen vor Fredericton erreicht er seine heutige Arbeitsstelle.

Das Rad wird zusammengebaut, alles an seinem Platz verstaut. Ich bekomme noch kurz Gelegenheit, Jaspers Vater kennenzulernen. Und dann bin ich schon wieder unterwegs. Es ist kühl und bewölkt. Aber ich habe großes Glück. Die Regenfront ist bereits vorbeigezogen und so wird es heute trocken bleiben.

Als ich dieses Schild passiere, mache ich einen großen Fehler. Eigentlich muss ich noch ein Stück Richtung Edmundston. Aber ich fahre weiter Richtung Fredericton. Und denke nicht weiter darüber nach. Navigation ist ausgeschaltet. Und Stunden später, ich bin wohl 60 Kilometer nordöstlich von Fredericton, erkenne ich, dass es nicht die geplante Route ist. Ein wenig ärgert es mich schon, hatten Robert und Jasper mir doch geholfen, einen interessanten, reizvollen Weg nach Campbellton zu finden. Dann schüttle ich mir den Frust von der Seele und munter geht es weiter.

Radweg in Fredericton.

Er führt über eine ehemalige Eisenbahntrasse aus der Stadt raus.

Ich bin gespannt, was meinen Weg noch kreuzen wird.

Eine TBM Avenger Airkraft#14. Die wurde in dieser Region wohl 50 Jahre lang in der Forstwirtschaft eingesetzt.

Am Abend fahre ich zum Schlafen an einen Fluss. Dort hatte ich einen der hier üblichen Picknicktische entdeckt. Aber der Ort scheint sehr beliebt zu sein. Nach und nach bekomme ich Besuch. Zuletzt sind wir 7 Leute. Und so entschließe ich mich, noch etwas weiter zu ziehen.

Dann schlage ich mich in die Büsche. Ich bin irgendwo im Nowhere. Kein Empfang, dafür eine Menge Ruhe. Erschöpft wie ich bin, nach über 100 km radeln, will ich nur noch eines: schlafen!

So könnte meine Tour weitergehen – oder ganz anders

Moores Mills – Ruhetag

Heute Morgen bietet mir mein Gastgeber an, dass ich noch einen Tag bleiben kann. Ich nehme gerne an. So habe ich Zeit, mich mit den weiteren Planungen zu beschäftigen und meine Wäsche zu waschen. Robert unternimmt mit mir eine Fahrt nach St. Stephens, wo ich eine Prepaid SIM-Card für Canada kaufe. So bleibe ich für meine Frau Biggi jederzeit erreichbar.

Robert ist ein wunderbarer Gastgeber. Er hilft mir in jeder Hinsicht. Besonders bei der Routenplanung sind seine Vorschläge sehr, sehr wertvoll. Und ich bin froh, dass er seine Erfahrungen mit mir teilt. So habe ich ein sehr gutes Gefühl für die kommenden Tage. Nachmittags ist Familienpflege via Internet angesagt. Und kaum dass ich das Gespräch beendet habe, läd mich Robert zum Abendessen bei einem Glas Bier nach Saint Andrews ein. Seine Tocher kommt mit ihrem Freund Jasper hinzu.

Wir speisen bei Livemusik und führen eine anregende Unterhaltung. Jasper bietet an, mich Samstagmorgen bis Fredericton im Auto mitzunehmen. Dieses Angebot nehme ich gerne an denn es soll den ganzen Tag heftig regnen. Das strengt mich an. Nach dem Abendessen mit einem anschließenden, gemeinsamen Spaziergang durch den kleinen Hafen von Saint Andrews verabschieden wir Jasper und Roberts Tochter.

Eine kleine Überraschung hat Robert noch für mich parat: er fährt mit mir zu einem seiner Lieblingsorte und wir erleben noch einen wunderbaren Sonnenuntergang. Und während die Sonne verglüht, zeigen sich an anderer Stelle die Vorboten eines Gewittersturms.

So bleibt mir am Ende des Tages, allen zu danken, die mich diese Tage begleitet haben. Und ganz besonders möchte ich Robert danken, der mir diesen unvergesslichen Aufenthalt in Moores Mills ermöglicht hat.

Die Würfel sind gefallen – 3 Monate Kanada

Der Start in den Tag gelingt gut. Bei der ersten Gelegenheit halte ich an und gönne mir einen großen Becher Kaffee. Ich bekomme ihn gratis. Da steige ich aufs Rad und die nächsten 41 Meilen drehen sich meine Beine und mein Kopf. Ich bin in Gedanken schon in Kanada. Ohne zu wissen, ob es klappt.

Zwar gibt es Abwechslung entlang des Weges. Ich aber bin gefühlt schon an der kanadischen Grenze. Und so übersehe ich vielleicht die ein oder andere Schönheit. Die frische Brise in der salzhaltigen Luft tut gut und weckt meinen Geist. Nicht nachdenken. Einfach fahren. Du hast gut geplant …

Es geht vorbei an kleinen Häuschen, die man für den Urlaub mieten kann. Richtig klein und keine 20 m von der vielbefahrenen Interstate entfernt.

Und immer wieder öffnet sich der grüne Vorhang und gibt die Sicht frei auf das Meer, welches mit seinen Prielen tief in die Marschen eindringt.

Meterdicke Sedimentschichten hat das Meer in den Marschen abgeladen. Sie stehen im interessanten Kontrast zu den Hügeln, welche die Marschen kleinflächig zergliedern.

St. Croix Historical Site. Im Jahre 1604 ein Ort, an dem sich ein Drama abspielte. Darüber lässt sich sicherlich einiges im Internet finden.

Ich erreiche Calais, ein unscheinbarer kleiner Ort. Hier geht es über die Grenze. Ich reihe mich in die Autoschlange ein, und warte. Nur kurz, denn ein Mitarbeiter der Grenzbehörde winkt mich an der Schlange vorbei und weist mir den Weg in ein Verwaltungsgebäude. Dort, in einer Wartezone, nehme ich Platz. Kaum habe ich mich gesetzt, werde ich freundlich von einer Grenzpolizistin angesprochen. Ich reiche meinen Reisepass und meine Visitenkarte, die Biggi liebevoll gestaltet hat. Kurz darauf bittet mich die Polizistin, das Fahrrad anschauen zu dürfen, fragt nach meinem Beruf, wie lange ich in Kanada bleiben möchte, was ich an Ausrüstung dabei habe und wo ich wohnen werde. Alles sehr freundlich. Alles sehr sympathisch.

Meine Angaben stimmen sie zuversichtlich. Und bereits 5 Minuten später ist die Entscheidung gefallen. Ich bekomme eine Aufenthaltserlaubnis für drei Monate. Ich hätte die Polizistin am liebsten umarmt. Und als sie mich fragt, ob sie meine Visitenkarte behalten kann, habe ich das Gefühl, das da etwas Persönliches mitschwingt. Überglücklich verabschiede ich mich und freue mich, wenn sie auf meiner Webseite vorbei schaut.

Gleich hinter der Grenze bricht meine Internetverbindung ab. Und ich kann weder den einen, noch den anderen Gastgeber erreichen. In der nahegelegenen Bibliothek finde ich Hilfe. Und nachdem ich meinen Gastgeber Robert telefonisch erreicht habe, mache ich mich auf den Weg zu ihm. Ich werde herzlich empfangen. Das Quartier ist großartig. Gleichzeitig stelle ich fest, dass Robert und der andere Gastgeber befreundet sind. Und keine 20 Minuten später sind wir zu dritt. Robert bereitet eine leckere Mahlzeit mit Shrimps. Während Jasper mir die Nutzung von bestimmten Apps erklärt, die für mein Vorhaben sinnvoll sind. Und gemeinsam erarbeiten wir meinen weiteren Weg. Ich freu mich schon auf Morgen.

Jasper zeigt reges Interesse an meinem Fahrrad. Probefahrt inbegriffen. Da Jasper begeistert von Vancouver nach St. Stephen, Brunswick, Canada gefahren ist, sind seine Vorschläge und Tipps sehr wertvoll für mich.

Weil ich mich wegen der fehlenden Internetverbindung nicht bei Jasper melden konnte, hatte er sich auf den Weg zum Grenzübergang gemacht, um mich dort in Empfang zu nehmen. Was für eine großartige Geste.

Robert begeistert mich. Er ist ein richtiger Storyteller. Und gespannt lausche ich den Erlebnissen aus seinem langen Leben. Ein lange währendes, spannendes, ganz besonders buntes Leben. So verbringen wir den gemeinsamen Abend mit Wein und herrlicher Unterhaltung.

Wissenswertes: Kanada ist mit einer Fläche von 9.984.670 km² nach Russland der zweitgrößte Staat der Erde und fast so groß wie Europa. Der Staat nimmt rund 41 % Nordamerikas ein.

Wikipedia.org

Von Lincoln, Maine nach Whiting, Maine

Die Nacht war ruhig. Kein Feuerwehr-Alarm, der mich weckte. Ich hatte bei der Feuerwehr in Lincoln angefragt und der Feuerwehrmann vor Ort stimmte meinem Wunsch zu. Das Erstaunliche war, dass er deutsch sprach. Er hat es von seinen Großeltern gelernt. Und als kleines Gastgeschenk gab es noch ein Abzeichen des Fire Departments Lincoln, Maine und wenige Minuten später kam ein anderer Herr aus dem Gebäude und erfreute mich mit einem leckeren Brownie. Ich lasse mir Zeit, während mein Zelt in der Morgensonne trocknet.

Gegen 9.00 Uhr fahre ich los, ostwärts. An einem Markt mache ich für einen leckeren heißen Kaffee halt. Eine ältere Dame spricht mich an. Sie hat von meinen Reiseabsichten erfahren und bereichert mich mit ihrem Interesse. So wird schon der Morgen schön.

Was sich auf meiner heutigen Fahrt geändert hat, sind die auffallend vielen Häuser entlang meines Weges, die leer stehen und teilweise, weil nicht mehr gehegt und gepflegt, heruntergekommen bis baufällig sind. Oftmals sind es ganze Häuserzeilen, die am Vergehen sind. Ich suche nach den Gründen … Im krassen Gegensatz dazu steht die Natur, die sich immer mehr vor mir ausbreitet. So viel so sattes Grün. Es ist unbeschreiblich. Und irgendwie verändern die Wälder ihr Aussehen. Nicht mehr so üppig und prall. Mehr locker und zerzaust. Und alles wunderschön.

Der Marktplatz in Cherryfield wirkt trostlos. Die Townhall bräuchte ein paar Reparaturen. Ihr gegenüber, auf der anderen Straßenseite und ein wenig abseits im Schatten eines Baumes entdecke ich einen Blumenstand. Verlassen hockt die Blumenfrau auf ihrem Hocker und wartet wohl auf Kundschaft. Ich sehe weit und breit niemanden. Das wirkt bedrückend.

Und so wechselt das Bild ständig. Aufgegebene und verlassene Häuser und eine wunderbare, abwechslungsreiche Landschaft.

Zeitweise fahre ich auf der Route 1. Sie ist stärker befahren. Aber oftmals sind die Anstiege nicht so steil.

Gegen 15.00 Uhr erreiche ich Machias, Maine. Zwei Dinge, die mir auffallen: die Kirche, deren schneeweißer Turm in den kräftig blauen Himmel ragt und der Wasserfall, der über einige Felsstufen munter zu Tale hüpft. In diesem Ort will ich eine Pause einlegen.

Zwischen Straße und einem größeren Gewässer liegt ein kleines, einladendend ausschauendes Picknickgelände. Hier steige ich ab. Einen Campingtisch weiter herrscht reges Treiben. Es wird ausgepackt, der Tisch gedeckt, Essen bereitet und ein laues Lüftchen mit leckerem Duft weht zu mir herüber. Keine zwei Minuten später kommt Matthew zu mir und läd mich gemeinsam mit seiner Frau Cheryl zum Dinner ein. Hocherfreut nehme ich die Einladung an. Sie nennen es Left Over Dinner. Bevor sie über die Grenze nach Kanada fahren, wollen sie die frischen Lebensmittel verbrauchen.

Jo im Glück.

Es gibt Spaghettis mit Gemüsetopf und Hackfleischwürsten. Und da es ja ein Left Over Dinner ist, lasse ich auch nichts über. Drei Portionen – ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich so viel verspeist habe. Wir führen ein tolles Gespräch und die Szenerie hat auch Einiges zu bieten. Fischadler kreisen über dem Gewässer, sausen zur Wasserfläche hinab und fliegen anschließend mit ihrem Fang in den Klauen zum Nest. Es ist faszinierend zu sehen, mit welcher Treffsicherheit die Jagd gelingt. So vergeht wohl eine Stunde. Und am Ende würde ich gerne einen Verdauungsschlaf machen. Aber ich will weiter.

Cheryl verät mit noch, dass die örtliche Bibliothek kostenloses WiFi anbietet. Also auf zur Bibliothek. Um 17.00 treffe ich dort ein. Internet ist kostenlos und ich kann bis 19.00 bleiben um zu schreiben. Gleichzeitig kann ich mein Smartphone aufladen. Nur wenige Minuten später kommen auch meine beiden Gastgeber vom Nachmittag vorbei. So arbeitet ein jeder still und leise an seinem Projekt. Kurz vorher schon war Matthew mir mit dem Auto hinterhergefahren und hatte mir mein kleines Stativ gebracht, welches ich am Mittagstisch hatte liegenlassen. Erneut verabschieden wir uns voneinander und ich biege in die Route 191 ein. Schon nach kurzer Zeit merke ich, dass sie einige steilere Passagen aufweist. Meine Beine sind müde.

Also zurück zur Route 1 und auf nach Whiting, Maine. Ein wunderschöner Sonnenuntergang mit doppelter Halo lässt mich für ein paar Minuten verweilen. Um 20.15 Uhr frage ich bei einer Kirche, ob ich mein Zelt auf dem Gelände der Kirchengemeinde aufstellen darf und bekomme ein OK. So verstecke ich mich hinter dem Kirchenbau und sage dankbar gute Nacht.

Acadia 26 Miles Park Loop

Heute habe ich mich auf den Weg gemacht, den Ostteil des Nationalparks entlang der Küste zu erkunden. Meine Nachbarn auf dem Campingplatz haben mich liebevoll mit allem versorgt, was das Herz begehrt: mit heißem Kaffee, Sandwiches und vielen Informationen. Der Loop beginnt einige Meilen nördlich des Nationalpark Hauptquartiers.

Auf exellent ausgebauter Straße mit moderaten Steigungen geht es die Küste entlang. Richtung Süden als zweispurige Einbahnstraße. Richtung Norden dann zweispurig mit Gegenverkehr. Heute, bei strahlendem Wetter sind viele unterwegs. In den Felsen entlang der Küste tummeln sich die Menschen. An empfohlenen Aussichtspunkten wird es mir zu viel.

Und so versuche ich mein Bestes, Blickwinkel zu erhaschen, die mehr von der Natur als den Aktivitäten der vielen Menschen zeigen, die fröhlich am Strand oder auf und zwischen den Felsen herumklettern.

Und trotzdem ist es immer wieder eine Freude, ihnen zuzuschauen.

Sandy Beach, ein Hotspot an solch einem wunderschönen Tag…

An anderen Streckenabschnitten ist es ruhiger. Die Felsen der Küste bestehen aus Granit, der mit seinem Zartrosa einen schönen Kontrast zum Grün der ans Meer reichenden Wälder bietet. Die Luft, eine würzige Mischung aus Salz und Aromen, die den Pinien entströmen. Augen zu und träumen!

An manchen Stellen versperren Mauern aus Granit den Blick aufs Meer.

Und überall hämmert, mahlt schleift und poliert das Meer den Fels, und zerlegt ihn unaufhörlich in seine Einzelteile.

Und überall sehe ich Menschen, die mit Faszination den fortwährend nagenden Kräften des Meeres zuschauen …

… während über ihnen Pinien braungebrannt in der Sonne strahlen.

Weiter im Süden flacht die Felsküste ab und der herrliche Wald reicht bis ans Meer.

Wie dünn muss die Krume sein, die dem Wald Stand und Nahrung gibt, um zu gedeihen.

An manchen Stellen erkenne ich Wasserstrudel, die sich mit jedem Wellenschlag neu formieren.

Üppige Tang-Matten hängen im Gezeitenbereich des atlantischen Wassers von den Felsen herab.

Und auch in den kleinen Wasserbecken zwischen den Felsen findet man Natur pur. Auch wenn ich nicht weiß, was ich da sehe, so fasziniert es mich trotzdem.

Auf der Rückfahrt durch den Wald treffe ich Kerry und Jimmy. Wir hatten uns auf Hadley’s Point Campground kennengelernt und treffen uns auf dem Loop wieder. Zeit für ein kleines gemeinsames Picknick am Wegesrand.

Anschließend geht es zurück zum Campingplatz. Ich packe meine Sachen, verabschiede mich und mache mich um 16.30 Uhr auf den Weg …

From Orland to Acadia National Park

Ich habe mich über Nacht gut erholt. Packe meine Sachen und will eigentlich auf die Straße. Zuvor möchte ich noch einen Kaffee trinken. Daraus entwickelt sich eine eigene kleine Geschichte. Eine Mitarbeiterin zeigt mir, wo ich frischen Kaffee bekommen kann. In dem Raum warten schon mehr als ein Dutzend Personen. Und noch vor 9.00 Uhr öffnet sich die Pforte und in 4-er Gruppen können wir den Raum betreten, wo frisches Gemüse, Obst und all das, was irgend einem Mindesthaltbarkeitsdatum unterliegt, eine zweite Chance bekommt. Die Not vieler Menschen ist groß und hier dürfen sie ins Regal greifen und nehmen, was sie für den Tag benötigen. Und so darf auch ich zugreifen. Eine Paprika, Karotten, frischer Salat mit Gurken und Zwiebeln, Brot, Brötchen und Obst.

Anschließend führt man mich noch in die Kunsthandwerkwerkstatt für Glasarbeiten. Die Künstlerin ist anwesend.

Nach kurzer Zeit versammeln sich in der kleinen Werkstatt 5 Frauen und hören meinem kleinen Reisebericht gespannt zu. Und erzählen, wie ihre kleine Community funktioniert. Und wenige Minuten später bin ich schon wieder auf dem Rad unterwegs.

Die Landschaft ändert sich zusehends. Mehr Wälder, mehr Seen, mehr Granitfelsen am Wegesrand und Ufersaum.

Aufbreiten Schotterwegen geht es durch den Park.

Die Aussichten wechseln ständig, ich radle durch ein Bilderbuch.

Biberwerk

Biberburg

Das Wasser des Sees ist so klar und rein, dass es ungefiltert in das Leitungsnetz der Stadt Bar Harbor eingespeist werden kann.

Der Abend kommt und es wird Zeit für ein Quartier. Ich hatte mehrere Anfragen rausgeschickt und allesamt wurden sie negativ beantwortet. Mein Versuch, auf privatem Grund zu campieren scheiterte ebenfalls. Also rauf auf einen Campingplatz nördlich von Bar Harbor. Und wieder runter. Für 1 Person mit einem Zelt für eine Nacht soll ich 73 Dollar inklusive Tax und allem drum und dran bezahlen. Ich sage der Dame am Empfangsschalter, dass ich dabei bin, mir meinen Traum zu erfüllen und ich nicht bereit bin, den Traum eines Investors zu erfüllen, der diesen Campingplatz betreibt.

Ich suche weiter und finde einen Platz am Rande des Acadia National Parks für 37 Dollar die Nacht. Immer noch sehr teuer. Aber ich bin müde und der Tag geht zuende. So nehme ich an, zahle und gehe zu dem mir zugewiesenen Platz. Der ist mit mittelgroßem Schotter ausgefüllt. Nicht gut für meinen Rücken, nicht gut für mein Zelt. Nach kurzer Rücksprache erhalte ich einen anderen Lagerplatz mit viel Grün. Gemütlich baue ich das Zelt auf. Nebenbei esse ich Abendbrot. Und als alles fertig ist, kommt ein „Nachbar“ vorbei und wir kommen ins Gespräch. Und nur 10 Minuten später sitze ich bei Rick und seiner reizenden Frau Janell am Lagerfeuer. Im Laufe des Abends versorgen mich beide mit leckerem Bier, gebraut in Maine, Obst und Granola Bars und auch der wertvollen Information, auf welcher Route ich in kurzer Zeit einige schöne Highlights im Acadia National Park entdecken kann.

Wegen des hohen Preises überlege ich, wie ich den Tag morgen gestalten kann. Rick empfiehlt, früh aufzustehen. Und damit es für mich leichter wird, kann ich mein Gepäck bei Ihnen deponieren. Ich bin glücklich, gemeinsam mit Rick und Janell einen guten Weg gefunden zu haben. Und zuguterletzt gaben sie mir noch einen Stapel Quarter Coins mit auf den Weg, damit ich die Duschen benutzen kann. Die funktionieren nämlich nur, wenn man sie mit diesen Coins füttert. Und ich habe bisher kein Kleingeld genutzt.

Danke für den wunderbaren Morgen, einen wunderschönen Tag und diese besondere Begegnung mit Rick und Janell.