Heute ist Sonntag, die Stimmung am Morgen sehr gut und gemeinsam wird gefrühstückt. Mike bereitet das Omelette mit viel Liebe und Leidenschaft. Er kocht sehr gerne und sehr gut. Beide sind in jeder Hinsicht außerordentlich großzügig zu mir. Und schon während des Frühstücks erklären mir beide den Plan für den heutigen Tag. Wir werden mit dem Auto nach Ottawa reinfahren, es irgendwo parken und dann einen kleinen Stadtbummel veranstalten.
Gesagt, getan. In Ottawa angekommen fahren sie mit mir erst einmal zum Parliament Hill. Hier befindet sich das politische Herz Kanadas, der Regierungssitz des derzeitigen Premierministers Justin Trudeau.
Das Parlamentsgebäude wurde im gotischen Stil erbaut und liegt auf einem Hügel mit Blick auf den Ottawa River und ist schon von weitem ein Hingucker. Und während Mike mit dem Auto ein paar Mal um den Block fährt, geht France mit mir direkt auf den Parliament Hill, damit ich ein paar Fotos aufnehmen kann.
Anschließend fahren wir ein paar Blocks weiter zur Notre Dame Cathedral Basilica. Mike parkt das Auto und gemeinsam machen wir einen kleinen Stadtbummel, an dessen Anfang die Notre Dame Cathedral Basilica steht. Schon der Eingangsbereich ist farbenfroh gestaltet, wirkt frisch und freundlich. Das macht mich neugierig.
Und … sprachlos. Der Innenraum wirkt gleichfalls hell, in den Farben frisch und überhaupt nicht angestaubt. Zwar sind die Säulen dekorativ und die hohen Kreuzgewölbe im Mittelschiff nachtblau bemalt. Dadurch wirken sie ganz besonders. Aber eben nicht überladen.
Durch die hellen Kirchenfenster geht nicht so viel Licht im Innenraum verloren. Hier brauche ich kein Nachtglas wie im Kölner Dom, um die Details betrachten zu können. All das gibt dem Gotteshaus eine erfrischende Atmosphäre.
Das ursprüngliche Tin House wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Ottawaer Blechschmied Honoré Foisy entworfen und gebaut und steht in der Guigues Street 136 in der Unterstadt.
Die aus vorgefertigten Elementen gebaute Fassade sollte wahrscheinlich Foisys Fähigkeiten und die von ihm angebotenen Produkte zur Schau stellen. Heute ist die sorgfältig restaurierte Zinn-Fassade in einem Innenhof zu bewundern.
Nur wenige Schritte vom Tin House entfernt steht die sehr schöne Skulptur „Tanzender Bär“, die an den Tanz der Inuit-Schamanen erinnern soll. Sie wurde von Pauta Saila, einem Inuit-Künstler 1999 im Jeanne d’Arc Court aufgestellt und war das erste öffentliche Kunstwerk in Ottawa, das von einem Inuit-Künstler geschaffen wurde. Viel dynamischer und lebenslustiger auschauend als die drei nahe dem Oldenburger Schloß aufgestellten Bären.
Anschließend statten wir der Lieblings-Eisdiele meiner Gastgeber einen Besuch ab. Ich entscheide mich für zwei Sorten. Was mich fasziniert ist die Portion, die mit großen Löffeln in die Waffel gefüllt wird. Ein Löffel würde bei uns zuhause einem Äquivalent von 4 Eiskugeln entsprechen. Es ist mein erstes Eis in Canada und von hervorragendem Geschmack. Während es draußen weit über 30°C sind, fühlt sich das Klima in der Eisdiele eher wie in einem Eiskeller an. So bekommen wir Beides.
Gegenüber der Notre Dame Cathedral Basilica liegt die National Gallery of Canada. Sicherlich einen Besuch wert. Und davor auf einer Freifläche steht Maman, eine imposane Spinnensculptur der Künstlerin Louise Bourgeois. Sie ist über 9 m hoch und trägt einen Beutel, der 26 Marmoreier enthält. Für die Künstlerin ist die Spinne ein Freund, beschützend und hilfreich (im Vertilgen von Ungeziefer).
Daa uns die große Hitze zusetzt, beenden wir unseren kleinen Stadtbummel und fahren erst einmal „heim“. Die Beiden haben noch eine Überraschung parat. Und nach einer Mittagspause laden sie mich auf eine Bootstour mit ihrem Motorboot ein. Von Clarence-Rockland aus geht es den Ottawa River flussaufwärts 25 km nach Ottawa. Der Fluß bildet in diesem Abschnitt die Grenze zwischen den Provinzen Ontario und Quebec.
Wir sind über eine Stunde unterwegs und ich genieße diese Überraschung in vollen Zügen. Ist es doch meine erste Tour mit einer kleinen Motorjacht. Und die beiden machen mir auch diese Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Kurz vor Erreichen unsere Zieles, dem Parliament Hill in Ottawa, steuern Sie auf ein Restaurand zu, dass offensichtlich ihren Gefallen findet. Nicht nur, dass es über einen eigenen Bootsanleger für Gäste verfügt. Die Küche ist darüber hinaus excellent, wie ich mich kurz darauf selbst überzeugen kann. Nach ca 1 Stunde geht unsere Tour weiter.
Die Rideau Falls sind zwei Wasserfälle, die sich mit voller Kraft über eine Felsstufe in den Ottawa River 11 Meter tief und sehr eindrucksvoll hinabstürzen. Mike fährt mit dem Boot dicht an die Wasserfälle heran, was die Kraft, die von diesen Wasserfällen ausgeht, noch mehr spüren lässt. Anschließend geht es unter der Alexandra Brücke hindurch, zum Parliament Hill, der sich im Abendlicht majestätisch vom Ufer des Ottawa Rivers erhebt. Gekrönt von dem Regierungssitz des Premierministers Justin Trudeau.
Von der Flussseite wirkt der Sitz nicht so mächtig, da er sich harmonisch in die Landschaft des Parliament Hills einfügt. Was für ein schönes Geschenk zum Ende eines wunderschönen Sonnentages. Angefüllt mit einer Entdeckung nach der anderen.
Waren wir auf der Fahrt auf kabbeligem Wasser flussaufwärts mit 18 – 20 km/h unterwegs, sind wir jetzt mit fast 35 km/h auf einem fast spiegelglatten Fluss unterwegs. Es geht flussabwärts und der Wind hat sich gelegt. Einzig der Schiffsmotor lärmt ein wenig …
Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unseren Startpunkt. Mike und France sind ein eingespieltes Team. Und es dauert nur 5 Minuten, das Boot mit dem Trailer aus dem Wasser zu ziehen, fest zu sichern und mit der Anhängerkupplung zu verbinden. Auch das verblüfft mich …
Für den folgenden Tag ist Regen angekündigt. Und so schlagen beide vor, dass ich diese Regenfälle abwarte und erst später Abreise. Am Ende sind aus beabsichtigten 2 Tagen 4 geworden. 4 Tage Wohlfühlen bei Freunden. Und so kann ich endlich ein paar Reiseberichte meinem Blog zufügen.
Ich kann mich nur bei Beiden von ganzem Herzen bedanken für die wunderbare Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Und auch am letzten Abend vor meinem Aufbruch überrascht mich Mike mit seinen Kochkünsten. Es gibt Steak. So zart, so wohlschmeckend, dass ich um ein zweites Steak bitte. Und auch diesen Wunsch erfüllen sie mit einem Strahlen im Gesicht.