Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Escuminac nach New Richmond, Québec

Eine ruhige Nacht liegt hinter mir. Nun weckt mich ein fröhliches Vogelkonzert und mahnt zum Aufstehen. Schnell sind alle Sachen gepackt. Noch schneller sind die Moskitos, die mich immer wieder attackieren. Erst als ich aufs Rad steige, hat der Spuk ein Ende.

Escuminac Campground ist ein geschlossener Platz. Die übliche Campingplatz Ausstattung fehlt. So fahre ich verschwitzt und ungewaschen los. Lediglich das Zähneputzen ist mir wichtig. Ich komme gut voran. Irgendwo auf halbem Wege eine Baustelle. Also warte ich, bis die Schranke sich hebt.

Ich bin keine 10 Meter gefahren, da zischt es ganz ordentlich und ich habe einen Platten. Die Sonne hat die Wolken bereits verbrannt. Und nun attackiert sie auch mich. Ich schiebe das Fahrrad in eine private Auffahrt und frage an, ob ich im schattigen Carport mein Fahrrad reparieren kann. Mittlerweile sind es 34°C. Ich darf und bekomme zusätzlich einen Becher Kaffee, Kekse und Obst gereicht. In aller Ruhe flicke ich den Hinterrad-Reifen.

Die Strecke entlang der Küste verläuft relativ flach. So komme ich gut voran, wenn nicht diese Hitze wäre. Und schon nach wenigen Kilometern suche ich für ein par Minuten Schutz vor der sengenden Sonne.

Ein Aussichtsturm, in der Ferne. Eine Skulptur in der Nähe und ein in der Sonne blinkendes Dach sorgen für Abwechslung entlang der Route 132.

Die Schulter der Straße ist genauso breit, wie die Fahrspur für die Autos.

Während sich an anderer Stelle Treibholz angesammelt hat und den ohnehin schmalen Sandstreifen entlang des Ufersaums weiter einengt.

Kurz vor Dem kleinen Ort Maria stoppt plötzlich ein ein SUV, ein Mann steigt aus und deutet mir winkend, anzuhalten. In einem kurzen, freundlichen Gespräch erfahre ich, dass er der Ehemann meiner Gastgeberin ist, bei der ich vom 20. auf den 21. Juni übernachten werde. Mit meinen roten Taschen war ich ihm aufgefallen. Sie freuen sich schon auf meinen morgigen Besuch. Und natürlich kommt auch bei mir große Freude auf. Dann fährt er weiter und ich steuere Gesgapepiag, Québec an.

Auf einer Wiese entdecke ich mehrere Tipis. Irgendwo wird Rustikales Camping auf diesem Campground angeboten. Noch sind alle Zelte leer. Es wird nicht lange dauern, bis sich die Tipis füllen werden.

Ich radle weiter. Bereits in New Richmond angekommen, nenne ich dem Briefzusteller den Namen meines heutigen Gastgebers. Er beschreibt mir den Weg und deutet noch auf ein anderes Haus. Dort drüben wohnt eine Dame aus Deutschland. Da ich sehr früh dran bin, klopfe ich bei der Dame an.

Eine junge Frau öffnet und nachdem wir uns einander vorgestellt haben, bittet sie mich ins Haus. Bei frischem Obst und viel Wasser unterhalten wir uns angeregt. Ihr Sohn Emilio bastelt mir währenddessen mit großer Freude ein Herz, fügt seinen Namen und einen kleinen Anhänger hinzu und fertig ist das kleine Geschenk für mich. Emilio spricht ebenfalls deutsch. Und so fällt es mir deutlich leichter, zu kommunizieren

Sophie erzählt ein wenig aus der Vergangenheit, wie sie kanadische Bürgerin wurde. Eine schöne Geschichte und ich lausche interessiert. Ihr Mann Christian kommt noch hinzu und beteiligt sich freundlich an unserem Gespräch. Nach einer Stunde verabschiede ich mich. Die Familie macht mir noch ein weiteres Geschenk. Zwei Hände voll Nussriegel mit Schokolade. Was für eine Gastfreundschaft! Und zuletzt weisen sie mir ebenfalls genau den Weg zu meinem heutigen Gastgeber. Sophie erzählt noch, dass er für die Kinder des örtlichen Kindergartens ein Held ist, der die Möglichkeit für die Kinder geschaffen hat, über seinen privaten Zugang zum Strand zu gelangen.

Nach gut einem Kilometer habe ich meinen Gastgeber erreicht. Ich bin sicher, an die richtige Tür zu klopfen. Hat mein Gastgeber Bruce doch eine kleine Nachricht für mich hinterlassen, in welcher er mich namentlich anspricht.

Wir verbringen einen wundervollen späten Nachmittag und Abend. Bruce ist ein hervorragender Gastgeber und Koch. Und während die Waschmaschine läuft und meine verschwitzten Sachen reinigt, sind wir beide schon in intensive Gespräche vertieft. Er zeigt mir Fotos seiner engsten Familie. Und wir unterhalten uns über Politik, Familie, Gesellschaft und was mich zusätzlich erfreut: über das Sammeln von Mineralien und Gesteinen. Ich bin begeistert.

Mir gelingt es immer besser, mich in die Gespräche einzubringen. Langsam weicht meine Scheu, zu sprechen. Und ich fange wieder an, eigene Sätze zu bilden. Da Bruce ein sehr geduldiger Zuhörer ist und sich sehr bemüht, die Sätze so zu verpacken, dass ich sie verstehe, wird es für mich ein toller Abend.

Spaghetti mit würziger Fleischsoße. Eine Riesenportion Eis mit selbst hergestellter Erdbeermarmelade, Blaubeeren und Ahornsirup. Wasser, Wein und Sirup. Und auch hier begeistert mich die Gastfreundschaft. So dass ich am Abend mit großer Dankbarkeit zu Bett gehe. Ich danke allen, die mich durch den heutigen Tag begleitet haben.

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