Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Mallorytown nach Greater Napanee

18. Juli 2024
Der heutige Tag beginnt mit einer großen Überraschung. Ich bin gerade aufgestanden und habe angefangen, meine Sachen zu packen, als ich eine Stimme außerhalb des Zeltes vernehme. Josee, meine Gastgeberin, ist gekommen, um mir mitzuteilen, dass sie das alte Schulhaus aufgeschlossen hat, in dem sich ein Bad befindet und ich dieses benutzen darf. Ein Handtuch. Shampoo und Seife liegen für mich bereits bereit. So verschwitzt wie ich bin freue ich mich sehr über dieses Angebot.

5 Minuten später stehe ich bereits unter der warmen Dusche. Anschließend begebe ich mich zu Josee in ihr Haus. Sie hatte mir gleichzeitig einen Kaffee angeboten.

Bei einem netten Gespräch erfährt Josee ein wenig mehr von meinem „Traum“. Und sie bemerkt durchaus anerkennend, dass es so, wie ich es mache, ein guter Weg ist, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Dann zückt sie ihr Handy und bespricht mit mir, wo es sich lohnt, heute langzufahren. Zum Abschied überreicht sie mir noch eine Tüte mit vielen Müsliriegeln und Salzcrackern. Besonders über das Salzgebäck freu ich mich sehr, da ich immer noch zu wenig Salz zu mir nehme.

Um 9:30 Uhr verlasse ich Mallorytown über die Old River Road und begebe mich auf eine kleine Entdeckungsreise. Josee hatte mir einige Lokalitäten abseits der Hauptstraßen empfohlen. Und so kommen am Ende ein paar Kilometer mehr zusammen, als ursprünglich geplant.
Bereits Mike und France hatten mir die gleichen Wege empfohlen. Und so fahre ich mit doppelter Sicherheit ausgestattet diese Strecke ab.


Ein erster Halt in Rockport. Der Hafen, die Kirche, der Ausflugsdampfer, die gepflegte Natur – alles irgendwie lieblich und beschaulich schön. Die weiße Marienstatue ist dem Meer zugewandt, als wolle sie stellvertretend alle, die auf dem großen Strom unterwegs sind, segnen.

Auf schmaler, einspuriger Straße geht es weiter. Der Weg führt durch die grüne Lunge. Die kleine Straße säumen Häuser, die vom Wohlstand zeugen. Den Menschen in dieser Region scheint es gut zu gehen.

An vielen Stellen durchbrechen flache Granithügel die karge Krume – Zeugen einer eisigen Vergangenheit. Sie bereichern das Landschaftsbild sehr.

Der großzügig ausgebaute zweispurige Radweg verläuft neben der eigentlichen Fahrbahn. Immer wieder kann ich einen Blick auf Marinas, Ausflugsdamper, Hafenanlagen, kleine Leuchtfeuer, Bootsschuppen und den großen Strom werfen. All das zieht natürlich Kanu- und Kajakfahrer an. Ich kann verstehen, dass sich so viele Menschen hier niedergelassen und der Landschaft den Namen Thousand Eilands gegeben haben.

Am Ortseingang Kingstons komme ich an einem Militärmuseum vorbei. Sicherlich ein interessanter Ort für all jene, die sich für die Kommunikation auf militärischer Ebene interessieren und die Technik die dahinter steht.

In Kinston fällt mir als Erstes die Kathedrale der unbefleckten Empfängnis auf. Ihr Stil erinnert sehr an die Architektur britischer Kirchen.

Von dort fahre ich auf gut ausgebauter Promenade das Ufer entlang. Menschen relaxen im Schatten der vielen Bäume. Weißwangengänse tummeln sich in Ufernähe. Moderne Kunstobjekte lockern die Szenerie hier und da auf. Badefreuden am kleinen, feinen Strand von Kingston. Häuser im Stil vergangener Zeiten. Dazwischen eingezwängt ein Zuchthaus, vor dessen Eingang sich Besucher drängen. Und selbst in der feinen Marina ist die Kunst nicht zu übersehen.

Gegen Ende treffe ich noch drei Männer, von denen sich zwei in der Karatekunst üben. Der Schüler selbst ist 73 Jahre alt. Ich bin beeindruckt …

Weiter geht die Fahrt am kleinen Flughafen von Kingston vorbei. Ihm gegenüber liegt ein riesiges Naturgebiet, in dem Ornitologen und Naturfreunde ihre helle Freude haben.

Ich verlasse Kingston endgültig. Nach dem Passieren eines großen Frachtschiffes in Stella mache ich mich auf die Suche nach einem Lagerplatz. An der Bath Road in Greater Napanee entdecke ich eine Historical Site: The escape of the royal George. Und mein Entschluss steht fest. Dies ist der richtige Platz für die Übernachtung.

Noch während des Zeltaufbaus kommt Rob herüber und bringt mir eine Bratwurst und einen Hamburger mit allem drin. Ich bin verblüfft. Kaum mit dem Zeltaufbau fertig, geselle ich mich zu ihm und wir verbringen den Abend bei 2 Bechern Kaffee im Gespräch. Währenddessen werden mein Smartphone und meine Powerbank an seinem Stromnetz aufgeladen. Irgendwann während unseres Gespräches springt Rob freudig auf, kommt lachend auf mich zu und Augenblicke später liegen wir Beide uns freudig in den Armen, weil Rob erkennt, wie glücklich ich bin. Was für ein bewegender Augenblick.

Rob selber hat vor einem halben Jahr eine Hüftprothese erhalten. Er arbeitet bereits wieder und verbringt gerade ein paar Tage Urlaub am Fluss.

Gegen 21:45 Uhr beenden wir unser Gespräch und sagen einander gute Nacht. Rob läd mich am Ende noch zum Frühstück ein. Er wird mir ein paar Eier in die Pfanne hauen. Und Kaffee wird für mich bereitstehen. Was für eine Gastfreundschaft erlebe ich gerade … ?!

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