Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Greater Napanee nach Cobourg

Fast zeitgleich stehen Rob und ich auf. Die Nacht war ruhig und die leichte Brise angenehm und sehr hilfreich. Keine Mücken und das Zelt ist bereits um 8.00 Uhr trocken. Alle Sachen sind bereits verpackt aber noch nicht am Rad verstaut.

Ich unterbreche meine Arbeit und gehe zu Rob, der vor seinem Wohnmobil beschäftigt ist. Ein freundlicher, ja herzlicher Umgangston und ein Becher richtig guten Kaffees geben dem Morgen ein angenehmes Aroma. Und während ich meinen zweiten großen Becher Kaffee leere, bereitet mir Rob zum Abschied noch ein leckeres Frühstück mit drei Spiegeleiern auf Toast, das Ganze verfeinert mit Käse, Speck und Tomaten. Und eine halbe Stunde später, gegen 9.30 Uhr, bin ich wieder unterwegs.

In der kurzen Zeit, die wir beiden gemeinsam verbracht haben, haben wir angenehme Gespräche geführt. Und auch dabei wurden wieder politische Sorgen wie auch gesellschaftliche und soziale Fragen behandelt. Un so war die Begegnung mit Rob eine Bereicherung für mich.

Am Himmel zeigt sich keine Wolke. Nur Blau, das vom Horizont aufsteigend immer dunkler und kräftiger wird. Die Sonne entfaltet schon am Morgen wohltuend ihre ganze Kraft und vertreibt in Windeseile die Morgenfrische. Die Landschaft breitet sich über ein leicht hügeliges Gelände aus. Und weiter unten in der Ferne glitzert hier und da der Strom silberfarben in der gleißenden Sonne.

Mit der Adolphustown-Glenora Ferry setze ich über die Bay of Quinte, eine tief ins Land reichende, verzweigte Bucht, über. Vom Fähranleger starte ich zum Lake on the Mountain. Rob hatte mir dieses Klleinod empfohlen. Und so war ich neugierig geworden.

Wie der Name vermuten lässt, liegt der etwas über 1 km² große Süßwassersee auf einem Berggipfel. Allerdings scheint er keine Wasserquelle zu haben! Der See wurde von den Mohawk-Ureinwohnern „Onokenoga“ genannt, was „See der Götter“ bedeutet. Man glaubte, dass der See die Heimat vieler Geister sei und im Frühling Empfänger mehrerer Geschenke und Opfergaben war.

Lake on the Mountain liegt 62 Meter über der Bay of Quinte, des Ontariosees im Prince Edward County. Vom Uferbeteich des Lake an the Montain hat man an wenigen Stellen eine gute Sicht hinunter auf die Bay of Quinte, wo sich die Adolphustown-Glenora Ferries in regelmäßigen Abständen auf der Bay of Quinte begegnen, was seinen ganz besonderen Reiz hat. Nach kurzer Aufenthaltsdauer geht es weiter.

In Picton, Ontario weiche ich kurz von meiner Reiseroute ab. Wegen eines Kabelbruchs kann ich mein fast leeres Smartphone nicht aufladen. So frage ich mich durch die Geschäfte, bis ich schließlich einen Laden finde, der weiß, wo ich es in diesem kleinen, ein wenig an den Wilden Westen erinnernden Ort bekommen kann. Und tatsächlich werde ich fündig.

Während meiner Suche nach einen Kabel entdecke ich an der Hauptstraße das Regent Theatre, das 1918 eröffnet wurde. Das heute gemeinnützige Theater ist ein historisches Wahrzeichen und der Mittelpunkt der Mainstreet in Picton.

Es präsentierte im Laufe der Jahre sowohl Filme als auch Live-Shows und wird noch heute als Professionelles und Amateurtheater betrieben, das eine ganzjährige Unterhaltung bietet. Außerdem ist es ein seltenes Beispiel eines edwardianischen Opernhauses mit einer Bühne, die so groß ist wie die des Royal Alexandra Theatre in Toronto.

Nach meinem Einkauf geht es von der Straße auf den Millenium Trail, einen ca. 3,5 m breiten und 46 km langen Wanderweg,, der sich von Picton aus Richtung Carrying Place durch verschiedene Naturlandschaften schlängelt. Der Landkreis erwarb 1997 die stillgelegte Eisenbahnlinie von der Canadian National Railway, um ein Wanderwegesystem zu entwickeln.

Bemerkenswert ist die natürliche Vielfalt der Wetlands, durch die der Wanderweg immer wieder führt.

Am Ende der Wegstrecke am späten Nachmittag wechselt die Szenerie ein weiteres Mal. Nun sind es Felder, auf denen das reife Korn darauf wartet, gemäht zu werden.

In Wicklow Beach verlasse ich kurz meinen Weg und gehe zu Fuß hinunter zum Strand, auf der Suche nach einem Schlafplatz. Die groben Kiesel, der schmale Ufersaum und die noch anwesenden, wenigen Menschen veranlassen mich, weiterzufahren. Und so gerate ich wieder in Verzug.

Die Sonne ist bereits untergegangen, als ich die Hofeinfahrt einer Farm hinauf fahre. Dort treffe ich auf einen Farmer. Groß und kräftig mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Wir kommen ins Gespräch und er erlaubt mir, nach Rücksprache mit seiner Frau, auf seinem Grundstück, etwas abseits des Wohnhauses mein Zelt aufzubauen.

Doch dann hat er eine bessere Idee und bietet mir ein Quartier In einer Scheune an. Das scheint wie gemacht und freudig stimme ich zu. Kurze Zeit später stehen wir vor der großen Scheune. Es ist eine Reitanlage mit Reithalle und Stallungen. Die Stallungen sind wohl gesäubert und noch nicht belegt. Die Pferde sollen am nächsten Morgen kommen.

Und hier schlage ich mein Zelt auf. Toilette ist vorhanden. Und die Dusche fällt ein wenig groß aus. Sie ist für Pferde konzipiert. Entsprechend kräftig kommt der Wasserstrahl aus der Dusche. Egal! Das Wasser ist warm und nass und ich verschwitzt und klebrig. Nachdem der Farmer sich verabschiedet und ich geduscht habe, gibt es noch etwas zu essen. Die Küche bleibt kalt. Ich hab dem Farmer versprochen, nicht mit Feuer zu hantieren. Und schon kurz darauf endet für mich dieser schöne Tag.

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