Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Duluth nach Grand Rapids

13. August 2024

Ich habe meine Gastgeber Shaun und Sara früh am Morgen verlassen um in der Stadt einen Ersatzreifen zu kaufen für die 1.500 km lange Strecke nach Montana, da ich unterwegs nur durch kleine Orte komme. Diese Geschichte war nicht von Erfolg gekrönt.

Der erste Laden hatte zwar auf, aber nicht den gewünschten Reifen in meiner Größe. Er schickte mich zum Zweiten, der geschlossen hatte. Ich fand einen Dritten, der aber leider erst ab 12 Uhr geöffnet hatte. So lange konnte ich nicht warten. Ich habe mich daher unverrichteter Dinge auf den Weg gemacht.

Die ersten Kilometer aus Duluth raus muss ich über eine Felsstufe auf ein Plateau fahren. Es ist eine einzige Anstrengung dort hinauf, doch als ich endlich oben bin, es sind ca. 40 – 50 Höhenmeter, geht es mehr oder weniger flach weiter den ganzen Tag.

Ein Quiltverkauf am Wegesrand mit ganz farbenprächtigen Quilts.

Ich habe etwa 70 Meilen vor mir – ca. 113 km – und radle mit kleinen Pausen und mit Seitenwind durch. Wir haben 32 Grad und Sonne. Durch meinen Wunsch, möglichst Kilometer zu machen, schieße ich den ganzen Tag nur ein oder zwei Bilder. Denn ich weiß, der Wind kommt bald von vorn und ich will schneller sein.

Das ist der Mississippi.

Am Abend habe ich mein Ziel Grand Rapids erreicht, wo meine neuen Gastgeber mich ganz liebevoll aufgenommen. Sie nehmen mich mit zu den Eltern des Mannes zu einem vorzüglichen gemeinsamen Abendessen. Seine Mutter Linda, eine reizende Frau, der Vater ein wunderbarer, offener junger Herr meines Alters mit schlohweißem Haar und sehr vital.

Die gemeinsam verbrachte Zeit war sehr anregend. Sie fragten mich nach meinen Zielen, nach meinem Woher und Wohin und ich konnte völlig eintauchen in diese Familie. Sie haben mir das gegeben, was ich auf meinen Radreisen immer suche: Geborgenheit, Offenheit, Freundlichkeit … alles das, was man braucht um sich wohlzufühlen an einem fremden Ort.

Sie wohnen in einem wundervollen Haus direkt am See mit herrlichem Pinienbestand rund um das Haus. Es war früher der Playground des Sohnes, der dort aufgewachsen ist und ist nach wie vor wunderschön. Im Winter muss es gottvoll sein. Sie haben eine phantastische Wintersaison mit einer Eisdicke auf dem See von einem halben Meter. Das ist schon beachtlich. Selbst wenn ich 20 Winter in Oldenburg zusammenzähle, kommen wir nicht annährend auf die Hälfte dieser Dicke.

Doch von all dem waren es die Menschen, die mich am meisten berührten. Nach eineinhalb Stunden mussten wir wieder aufbrechen, weil meine Gastgeber ihre 3 Kinder dabei hatten. Nach 15 Minuten waren wir auch schon wieder zuhause. Mein Bett war bereitet in ihrem zweiten Wohnzimmer. Direkt neben meinem Bett: mein Fahrrad. Hier hatte ich einen sicheren Raum, einen trockenen Platz und eine herrlich ruhige Nacht.

So habe ich mit vollem Bauch den Tag in Frieden, Geborgenheit und Sicherheit beschließen können. Es war ein wundervoller Tag. Morgen geht es weiter.

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