23. August 2024
Der Morgen ist kühl und bedeckt. Als ich das Zelt abgebaut habe, entdecke ich unter der Bodenplane ein kleines Nagetier, das sich mit seinen 4 Jungen in der Nacht vor dem Regen unter die vermeintlich sichere Plane geflüchtet hatte. Die Geschichte endet tragisch. Ich muss es mit meinem Körpergewicht erdrückt haben, ohne es zu merken. Und auch alle vier Jungtiere sind bereits tot.
Ohne zu frühstücken fahre ich los. Der starke Ostwind treibt mich mit aller Geschwindigkeit von fast 30 km/h voran. Schnell steigen die Temperaturen und aus den Feldern neben der Straße steigen Schwärme von Mücken auf. Sie attackieren mich fortwährend auf der der Sonne abgewandten Seite.
Trotz Der Geschwindigkeit erreichen sie bequem ihr Ziel. Sie lassen sich einfach vom Wind treiben, haben also dieselbe Reisegeschwindigkeit wie ich und finden in vermeidlicher Windstille mit absoluter Sicherheit ihr Ziel, mein Blut. Und egal wie häufig ich die Moskitos von meiner Haut streiche, sind sie Sekunden später schon wieder da.
Ein Kurzer Halt, bei dem ich den Rest meines Insekten Repellents auf die Haut sprühe, schafft vorübergehend Linderung. Bei nächster Gelegenheit werde ich gleich 2 Dosen Insektenspray kaufen, um für die nächsten Tage gewappnet zu sein. Man hatte mich schon in den vergangenen Tagen davor gewarnt, dass es, je weiter ich nach Westen fahre, umso mehr Mückenplagen gibt. Und das, was ich hier erlebe, scheint erst der Anfang zu sein.
Im kleinen Lebensmittelladen grüßen Jagdtrophäen über den Lebensmittelregalen von der Wand. Ein seltsam anmutender Anblick …
Im kleinen Ort Saco mache ich halt, frühstücke und versorge mich mit frischen Lebensmitteln. Drei ältere Herren gesellen sich zu mir an den Tisch und es kommt zu einem freundlichen Gespräch. Nach einer Stunde brechen wir alle auf. Es geht weiterhin gut voran. Und ich rechne mir aus, dass ich bei der Geschwindigkeit, die ich durch den Rückenwind erfahre, die kleine Stadt Malta Innerhalb von zwei Stunden erreichen kann.
Mittlerweile sind es wieder 29°C und warme Luft, aufgeladen mit Schwärmen von Mücken, umgibt mich. Plötzlich ein lauter Knall, ein Zischen. Und nach wenigen Metern fahre ich auf der Felge.
Ich war noch mit meinen Gedanken In dem kleinen Ort Sako, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
An dem alten Schulhaus, das als Museum hergerichtet scheint und auch an der kleinen Kirche nebenan nagt der Zahn der Zeit.
Aber die Realität holt mich schnell ein. Ich habe mir ein ordentliches Stück Metall Durch den Mantel in den Schlauch gerammt. Da heißt es flicken.
Der Mantel ist hinüber und ich ziehe einen neuen Mantel auf. Aber egal, wie ich es anstelle, der Reifen bleibt platt. Nach 2 Stunden gebe ich auf, stelle mich an die Straße und versuche ein Auto anzuhalten.
Ein Motorradfahrer hält, kann aber nicht helfen. Dann habe ich Glück. Ich halte den Sheriff an. Er vermittelt mir einen Kollegen, der mich abholen und nach Malta, Montana bringen soll. Außerdem gibt er mir noch drei Flaschen Wasser. Dann fährt er davon. Weit und breit gibt es keine Unterstellmöglichkeit, um sich vor der Sonne zu schützen. Also setze ich den Fahrradhelm wieder auf und warte.
Nach über einer Stunde kommt der Kollege, ein netter, junger Polizist mit einem Pickup-Truck und holt mich ab. Er bringt mich nach Malta. Im dortigen Hartwarenladen fragen wir nach Ersatzreifen. Der Laden hat nur 26 Zoll Mountainbikereifen. Dann gehen wir hinüber zum Ticket Office für Bus und Bahn. Eine Busverbindung gibt es nicht. Einmal am Tag fährt ein Personenzug nach Havre, Montana. Doch der kommt nicht infrage, da er das Fahrrad nicht befördern wird. Das ist erst ab Havre möglich – strange.
Schließlich bringt mit der Polizist zum kleinen Park in der Stadt, läd mich dort ab und verspricht, seinen Kollegen zu informieren. Der soll über Internet versuchen, eine Mitfahrgelegenheit für mich zu finden.
Ich warte bis zum Abend, aber der Kollege kommt nicht. So schlage ich mein Zelt auf. Ich unternehme einen weiteren Versuch, das Fahrrad zu flicken. Auch dieser Versuch schlägt fehl. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als am nächsten Tag zu versuchen, per Anhalter mit dem Fahrrad nach Havre zu kommen. Jetzt erstmal gute Nacht.
Danke, dass ihr mich begleitet. Eure Kommentare ermutigen mich, wenn es, wie jetzt, schwierig wird. Und eure Kaffees helfen mir und erfreuen mich. 1.000 Dank! Ich pette weiter.
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