30. August 2024
Ich bin früh wach. Meine Gastgeber sind schon schwer beschäftigt, mir das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Und bevor ich aufbreche, gibt es noch ein ganz leckeres Frühstück, dessen Krönung der Apfelkuchen mit Sahne ist. Schon deswegen hätte sich der Stopp gelohnt.
Dawn und Jerry sind hervorragende Gastgeber. Man spürt ihre Leidenschaft. Und ich bin dankbar, dass mich die Reise an ihrer Tür vorbei geführt hat. Auch hier hilft man mir, den heutigen Tag zu planen. Aber es kommt anders, als ich gedacht habe.
Bereits beim Packen fällt auf, dass der hintere Reifen Luft verliert. Jerry hilf mir mit seiner Pumpe aus. Dann fahre ich los. Bevor ich den Ort verlassen habe, ist der Reifen schon wieder platt. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.
Da ich meine dreißig Schlauchflicken bereits aufgebraucht habe, suche ich den nächsten Fahrradladen auf. Neuer Schlauch, neuer Mantel. Es ist ein Mantel ohne Pannenschutz. Der Einzige, den sie haben. Ich werde sehen. Dann fahre ich los.
Schon nach wenigen Metern merke ich, dass die Gangschaltung nicht richtig eingestellt wurde. Ich denke, das Problem lösen zu können. Weit gefehlt. Ich werde mich den ganzen Tag immer wieder damit auseinandersetzen müssen. Und so komme ich nur mühsam voran …
Meine wunderbaren Gastgeber Dawn und Jerry, die nun ein wichtiger Teil meines erfüllten Traumes geworden sind.
Noch in Helena laufen mir diese Weißwedelhirsche über den Weg. Sie scheinen die Scheu vor den Menschen verloren zu haben.
Und dann bin ich auch schon wieder auf der Landstraße, die mich hinaus trägt aufs weite Land. Ein beständiger Begleiter ist die Eisenbahn, deren Gleise fast immer parallel zur Straße verlaufen.
Im Hintergrund weitet sich der Missouri River zu einem See, an dessen Ufer ich in einiger Entfernung entlang radle.
Dann wieder verengt sich der Fluss zu einem schmalen blauen Band, dass sich entlang grüner Ufersäume durch die korngelbe Landschaft schlängelt
Schließlich überquere ich den Madison-River, einen der drei Quellflüsse des Missouri. Die beiden anderen Quellflüsse heißen Jefferson-River und Gallatin-River. Diese drei Flüsse vereinigen sich im Missouri Headwaters State Park sieben Kilometer nordöstlich der Ortschaft Three Forks in Montana und bilden von da an den Fluss Missouri.
Den ganzen Tag geht es durch Farmland zu beiden Seiten der Straße und des Missouri-Rivers. Wasser ist hier im Oberlauf des Missouri ausreichend vorhanden. Die Felder müssen allerdings künstlich bewässert werden.
Die Erntezeit ist im vollen Gange und die meisten Getreidefelder bereits abgeerntet. Und in der späten Nachmittagssonne leuchten die Stoppelfelder golden auf. Für mich jeden Tag erneut ein großartiges Schauspiel.
Die Kornspeicher entlang der Route sind zum Bersten gefüllt. Und unzählige Züge transportieren das Getreide unaufhaltsam in die großen Verarbeitungszenten.
Gegen Abend verändert der Himmel sein Aussehen. Für eine kurze Zeit wird die Landschaft in goldenes Licht getaucht.
Am Horizont tauchen Silhouetten auf, die ich im ersten Augenblick für Pferde halte. Aber der Scheint trügt. Bei genauerem Hinschauen fällt auf, dass sich die Figuren überhaupt nicht bewegen. Offensichtlich handelte es sich um ein Kunstwerk, das wirkungsvoll in die Landschaft inszeniert wurde.
Ich wundere mich schon seit einiger Zeit über die leuchtenden Farben des Himmels. Dann entdecke ich seine Ursache. In der Ferne muss es brennen. Das wird mir wenig später bestätigt, als ich zu einer Farm komme, dort anklopfe und um Erlaubnis bitte, mein Zelt für eine Nacht aufschlagen zu dürfen.
Es ist ein sehr kurzes Gespräch. Das Feuer am Horizont ängstigt die Leute hier nicht. Sie haben schon viel größere Waldbrände gesehen. Man will mir gerne helfen und weist mir einen Platz zu.
Dankbar nehme ich an. Und nach einer halben Stunde bin ich bereits im Zelt verschwunden. Rauchschwaden ziehen über mich hinweg, verdunkeln das Land und hinterlassen den Geruch verbrannter Erde …
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