10. September 2024
Die Nacht war ruhig, kühl und es wehte ein leichter Wind über den Sportplatz. Das ist gut, ist doch mein Zelt bereits trocken als ich aufwache. So kann ich bereits früh aufbrechen.
Es geht in südliche Richtung, immer am Fuß einer Bergkette entlang Richtung Bear Lake. Während ich noch im Bergschatten fahre, liegt die weite Talebene rechts vor mir bereits im strahlenden Sonnenlicht. In der ferne trompeten Sandhill Kraniche. Und in der näheren Umgebung höre ich manche Vogelstimme, die ich leider nicht zuordnen kann.
Für die nächsten sieben Meilen bis zum See fahre ich auf einer Schotterpiste. Ich ignoriere das schlechte Reifenmaterial auf dem Hinterrad. Irgendwie muss ich doch vorankommen.
Auf der anderen Seite des weiten , ebenen Tales liegt eine Hügelkette, die im Morgenlicht wunderbar leuchtet.
Schließlich erreiche ich den Bear Lake. Bryce hat mir nicht zuviel versprochen, als er begeistert von diesem See sprach. Es ist das blaue Wasser, das ihm seine Magie verleiht. Auf einem natürlichen Damm fahre ich am nördlichen Seeufer entlang in westliche Richtung.
Zur Seeseite hin befindet sich ein mehrere Meilen langer Sandstrand. Mit guter Ausstattung versehen dient der langgezogene Sandstrand des Nordufers als Recreation Area. Heute Morgen ist hier noch keine Menschenseele zu sehen. Aber an sonnigen Wochenenden tummeln sich an diesem Strand Tausende von Menschen.
Zum frühen morgen sind auf den See keine Boote zu sehen. Weiter im Süden am Westufer befindet sich jedoch eine relativ große Marina.
Auf der Nordseite des natürlichen Dammes dehnt sich ein breiter Schilfgürtel aus, der mehrere Meilen nach Norden reicht und der Vogelwelt ein großartiges Refugium bietet.
Am westlichen Ende des Dammes wurde ein kleines Versorgungszentrum errichtet, das den vielen Besuchern die Möglichkeit bietet, sich selbst zu versorgen.
Für die nächsten zehn Meilen geht es in südlicher Richtung am Ufer des Bear Lake entlang nach Garden City.
Hier verlasse ich das Ufer des Bear Lake und mache mich auf den Weg nach Logan. Vor mir liegt der Loganpass. Für circa fünf Meilen geht es stetig aufwärts. Die Steigung beträgt kontinuierliche 8 %.
Auf der Passhöhe mit fantastischer Aussicht auf den Bear Lake mache ich eine kurze Pause auf einem Rastplatz. Ein kurzer Plausch mit anderen Besuchern inbegriffen. Es ist immer wieder faszinierend zu erkennen, wie viele Autofahrer an meinem Treiben teilhaben. Sie sehen, wie ich mich langsam den Berg hocharbeite. Und manch einer zollt mir größten Respekt für die Leistung.
Ich habe für heute in Logan ein Quartier gefunden. Telefonisch melde ich mich vorab und sage, dass ich auf dem Weg bin und am Abend den Ort erreichen werde.
Mitchell, mein Gastgeber, warnt mich, als er erfährt, welche Route ich nehme. Er ist diese Route einmal gefahren und würde das nie mehr wiederholen. Zu viel Verkehr und keine Schultern am Fahrbahnrand. Eine wirkliche Alternative zu dieser Route gibt es jedoch nicht.
Und so mache ich mich auf den Weg, steige Meter um Meter auf und wundere mich über die breite Schulter, auf der ich mit einer Geschwindigkeit von 3-4 Meilen/h komfortabel vorankomme.
Hinter der Passhöhe ändert sich allerdings die Situation. Der Logan River teilt sich den Canyon mit der Straße. Und weil das wenig Platz lässt, hat man über viele Kilometer auf die Straßenschultern verzichtet.
Zum Glück erwische ich einen Tag mit wenig Verkehr. Es sind die LKW’s, die auf diesem Streckenabschnitt Schwierigkeiten bereiten, da sie mit unverminderter Geschwindigkeit an einem vorbeirauschen.
Das Dröhnen der bergauf fahrenden Motoren, das Lärmen der Motorbremsen der LkW’s, die mir entgegenkommen, der Sog, wie auch der Winddruck von vorne: all das fordert meine ganze Konzentration. Und in diesen Augenblicken hilft mir meine jahrzehntelange Erfahrung als Fahrradfahrer. Ruhig und aufmerksam fahre ich die weiße, durchgezogene Linie entlang. Nach vorne immer die Verkehrssituation im Auge, nach hinten immer lauschend, welches Motorengeräusch sich nähert.
So durchfahre ich den Logan Canyon und freue mich, als die Felsen langsam zurücktreten und sich das Tal weitet.
Ich erreiche Logan bei Sonnenuntergang. Das Licht ist so wunderbar, dass ich 3 Meilen weiter fahre, um einen besseren Blick auf die Bergketten zu haben.
Das südliche Tor zum Logan Pass. Unscheinbar liegt es da. Doch seine Schwierigkeiten verbergen sich in den Bergen hinter der nächsten Straßenkehre.
Kurz vor Einbrechen der Dunkelheit erreiche ich meine heutigen Gastgeber Mitchell und Kate. Herzallerliebst, freundlich und sehr aufgeschlossen nehmen sie mich in Empfang. Wenige Minuten später befinden wir uns schon im Supermarkt, wo wir noch einige Lebensmittel einkaufen.
Wieder zuhause bereiten beide das Abendessen. Mein bescheidener Beitrag beschränkt sich auf das Befüllen eines Topfes mit kaltem Wasser, den ich anschließend zum Erwärmen auf den Gasherd stelle. Dann darf ich mich zum Ausruhen hinsetzen.
Beide sind sportlich aktiv. Mitchell ist leidenschaftlicher Biker und Kate liebt das Freeclimbing. So führen wir während des Abendessens eine angenehme und anregende Unterhaltung. Gegen 22.00 Uhr verabschieden sich beide zur Nacht und verlassen das Haus wohl für eine Spaziergang. Müde ziehe ich mich aufs Zimmer zurück, wo ich nach wenigen Minuten erschöpft und dankbar für die freundliche Aufnahme einschlafe.
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