19. September 2024
Früh am Morgen bin ich wach. Motorenlärm und Scheinwerferlicht haben mich geweckt. Ca. 250 Meter von mir entfernt sind unzählige Baufahrzeuge abgestellt, die sich jetzt alle langsam in Bewegung setzen. Zeit für mich, mein Zelt abzubauen und diesen Ort zu verlassen.
Zuerst geht es nach Green River, wo ich an einer Raststätte frühstücke. Das gib mir Gelegenheit, den weiteren Weg zu planen. Über den alten Highway, der nördlich der Interstate 70 in östliche Richtung verläuft, finde ich einen guten Weg raus aus der Stadt.
Was ich nicht weiß, ist, dass diese Straße schon seit langem ausgedient hat und sich in einem entsprechend schlechten Zustand befindet. Für mich ist die Straße sicher. Für meine Reifen ein Problem. Da meine Sicherheit vorgeht, fahre ich die 12 Meilen bis zur Einmündung in die Interstate.
Kaliforniens Salzkraut
Ein letzter Gruß …
Wüstentrompete
Aprikosenmalve
Wilder Stechapfel
Wilder Buchweizen
Immer dominanter bestimmen rote Felsformationen das Landschaftsbild.
Die Vegetation hat sich an die trockenen, klimatischen Bedingungen angepasst. Einerseits bin ich ganz fasziniert. Andererseits jedoch in Sorge. Gibt es doch einige sehr wehrhafte, stachelige Vertreter unter den Wüstenpflanzen.
Mitunter säumen ganze Wälle von Salbeibüschen den Straßenrand. Darunter immer wieder stachelige Arten. Zweimal steige ich vom Fahrrad und kontrolliere nach „Durchfahren“ der Passagen meine Reifen. Ich atme auf, als ich das Ende des Old Green River Highways erreiche.
Die letzten Meilen fahre ich wieder auf der Interstate bis zur Ausfahrt 182, wo ich auf den Highway 191 abbiege, der mich nach Moab bringen wird.
Immer karger wird die Landschaft, durch die ich fahre. Der warme, mitunter von heißen Wellen durchsetzte Fahrtwind streift sanft über Arme und Beine. Etwa 10 Meilen vor Moab kann ich von der Straße auf einen sicheren Fahrradweg überwechseln, der bis in die kleine Stadt führt.
Diese letzten Meilen geht es mehr und mehr durch die Felsenlandschaft. Und, was besonders schön ist, es geht bergab.
An vielen Stellen zweigen von diesem Radweg Mountainbike-Pfade ab. Die Beschilderung ist hervorragend und auch der Charakter der Wege, ob leicht, mittel oder schwer, wird beschrieben.
Kurz bevor ich Moab erreiche, überquere ich den Colorado River. Der schmale, baumbestandene Ufersaum leuchtet grünsilbrig in der späten Nachmittagssonne.
Zwei Meilen weiter erreiche ich Moab.
Mitten im Ort geht mir plötzlich die Luft aus. Ich schaue mir die ganze Geschichte an und stelle fest, dass ich einen Felgenbruch habe. Über Google finde ich einen Fahrradladen in nächster Nähe. Dort ist man mir behilflich und repariert Rad und Reifen provisorisch. Gleichzeitig gibt mir der Monteur die Adresse eines Fahrradladens, der vermutlich in der Lage sein wird, diesen Schaden zu beheben.
Ganz angetan von mir und meiner Reise ist er sehr wohlwollend und möchte für die Reparatur nichts haben. Ich bedanke mich mit meiner Visitenkarte und fahre ein paar Straßen weiter zum empfohlenen Bikeshop.
Nach Begutachtung des Schadens kommen wir gemeinsam zu dem Ergebnis, dass eine Weiterfahrt mit dieser Felge nicht mehr möglich ist. Er hat keine passende Felge auf Lager. Sie muss bestellt werden, und das wird einige Tage dauern. Für mich bedeutet das Zwangsaufenthalt in Moab.
Jetzt heißt es erst einmal, Kontakt mit meiner Gastgeberin aufzunehmen. Und ich habe ganz großes Glück. Offenbar kennt sie die Männer vom Bikeshop … Sie erklärt sich bereit, mich gegen 18.00 Uhr abzuholen.
Die Kommunikation mit ihr über die Warmshowers-App klappt nicht. Wiederholt fordert mich meine Gastgeberin auf, sie zu kontaktieren. Aber in der App wird mir keine Telefonnummer angezeigt. So geht das eine Zeit hin- und her.
Schließlich schaue ich im E-Mail Programm nach, und dort hat mir Warmshowers eine Nachricht gesandt, aus der ich die Telefonnummer entnehmen kann. Da meine Gastgeberin eigene Verpflichtungen hatte, verzögerte sich ihre Ankunft beim Bikeshop. Aus 18.00 Uhr werden 20.00 Uhr, als sie schließlich eintrifft.
Um 20.20 Uhr erreichen wir mein Quartier. Meine Gastgeberin erklärt sich sofort bereit, mich so lange zu beherbergen, bis mein Fahrrad repariert ist. Dann führt sie mich durch ihr Haus und erklärt mir die Besonderheiten, damit ich mich in den nächsten Tagen in dem Haus gut zurecht finde und wohlfühle. Wieder einmal bin ich sprachlos über diese Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft.
Viel ist an diesem Abend mit mir nicht mehr los. Müde und erschöpft lege ich mich zu Bett und falle nach wenigen Minuten in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
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