Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Dove Creek, Utah zum Mesa Verde National Park, Colorado

27. September 2024

Die Nacht verlief äußerst ruhig und ich habe gut geschlafen. Bewacht von diesem Trainingsgerät, auf dem Kinder eine Einführung in das Bull-Riding erhalten. Um 8.30 Uhr bin ich schon auf der Straße.

Nach wenigen Meilen erreiche ich Dove Creek. Dove Creek ist die selbsternannte PINTOBOHNEN-Hauptstadt der Welt. Auch als Wachtelbohnen bekannt, sind sie eine Unterart der Gartenbohne. Sie kommen getrocknet in den Handel. Ihren deutschen Namen verdanken die Wachtelbohnen ihrem rot-braun gesprenkelten Aussehen, das an Wachteleier erinnert.

Und so wundert es mich nicht, das an Häusern, Geschäften und Silos Werbeschilder mit der Aufschrift „Bean Producers“ prangen. Ansonsten ist hier augenscheinlich nicht viel los.

In der Ferne warnen immer wieder Erdmännchen vor meiner Ankunft. Und es gelingt mir kaum, diese Tiere vorteilhaft vor die Linse zu bekommen. Entlang der Route ist das Erdreich massiv durchlöchert. Die kleinen Tiere müssen hier über Meilen ein unterirdisches Tunnelsystem mit Hunderten von Eingängen und Fluchtwegen errichtet haben..

Adopt a Highway ist eine sehr populäre Werbekampagne von US-Bundesstaaten, Territorien und Provinzen Kanadas, um Freiwillige zu ermutigen, einen Abschnitt einer Autobahn müllfrei zu halten.

Als Gegenleistung für die regelmäßige Müllbeseitigung dürfen diejenigen, die sich daran beteiligen, ihren Namen auf einem Schild in dem von ihnen instandgehaltenen Abschnitt der Autobahn anbringen. Offensichtlich wird das mit Erfolg betrieben. Die adoptieren Abschnitte sehen häufig viel, viel sauberer aus.

Obwohl die Böden in dieser Region ertragreich sind, hätte sich die lokale Landwirtschaft ohne die Vorteile einer Bewässerung nicht entwickeln können. Die Siedler erkannten schon früh, wie wichtig es war, Wasser aus dem Dolores River in ein Netzwerk aus Gräben zu leiten, die das Montezuma Valley kreuz und quer durchziehen.

Die Viehzüchter der UTE First Nation People nutzten für ihr Vieh Wasser aus saisonalen Bächen und dem Mancos River, bevor ein zentrales Wasserversorgungssystem auf das Reservat ausgedehnt wurde.

Die oben abgebildete McElmo Creek Rinne Nr. 6 ist das letzte verbliebene Exemplar von über 100 hölzernen Rinnen, die zur Ableitung von Wasser aus dem Dolores River verwendet wurden, um Ackerland zu bewässern und das größere Montezuma-Tal mit Brauchwasser zu versorgen.

Heute führen Bewässerungskanäle durch die trockene Landschaft, um die weit verstreuten Farmen mit dem nötigen Brauchwasser zu versorgen. Ich habe nur an zwei Stellen solche Kanäle gesehen. Und irgendwie wirken diese silbrigen Adern wie Fremdkörper in der Wüste. Ihre Ufer weisen keinerlei Vegetation auf. Das macht den Kontrast zwischen Wasser und Wüste noch größer.

Nach Stunden erreiche ich schließlich die Mesa Verde. Rechter Hand erheben sich aus der leicht ansteigenden Ebene mehrere auffällige Gipfel. Links der Point Look Out, in der Mitte der Lone Cone und rechts The Knife Edge. Sie sind die Vorboten eines sich weit nach Süden erstreckenen Hochplateaus.

Und kaum bin ich nach Süden abgebogen, beginnt die Rackerei. Es geht kontinuierlich bergauf. Nicht einfach ein kurzes Stück sondern über ca. sieben Meilen. Etwa 2.000 Fuß müssen überwunden werden. Und so krieche ich im ersten Gang mit einer Geschwindigkeit von ca. 6 km/h den Berg hinauf.

Die Dame am Parkeingang versucht mir Mut zu machen. Bis zum Campingplatz werden es etwa 1.000 Fuß sein, die ich an Höhe zu überwinden habe. Von dort weitere 1.000 Fuß bis zu einer Höhe von knapp 8.572 Fuß. Das eigentliche Ziel, der Cliff Palace, liegt etwa auf der gleichen Höhe wie der Parkeingang (ca. 6.200 Fuß). Und so bin ich froh, dass ich für heute nur den Morfield Campground (ca. 7.200 Fuß) erreichen muss.

Dabei führt der Weg hinten herum am Point Lookout vorbei.

Und so steige ich immer weiter voran. Blickte ich zuerst zum Point Lookout empor, blicke ich noch vor Erreichen des Campingplatzes auf ihn hinab.

Auf dem Campingplatz ist die Registration geschlossen. So fahre ich einfach auf das Gelände, suche den Platz für Zelte und lasse mich dort nieder. Noch am Abend bekomme ich Kontakt zu einem Nachbarn. Er spricht einen amerikanischen Akzent, den ich kaum verstehe.

Trotzdem findet an diesem Abend eine Kommunikation statt, die ich genieße. Außerdem läd er mich noch zu einem reichen Abendessen ein. Es gibt einen leckeren Tunfisch-Eiersalat auf Toastbrot, den er selbst bereitet hat. Anschließend noch einen schmackhaften Apfel und jede Menge Gespräche über Gott und die Welt.

Vom Strampeln erschöpft gehe ich früh zu Bett. Weiß ich doch dass morgen ein anstrenger Tag vor mir liegt. Gute Nacht!

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