Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Tag 1 in San Francisco

22. Oktober 2024

Ich bin früh wach. Meine jungen Gastgeber müssen zur Arbeit. Und ich werde etwa um dieselbe Zeit das Haus verlassen. Zuvor gewährt mir Leahs Ehemann noch einen Blick vom Dach des Hauses. Es hat schon einen ganz besonderen Reiz, wenn die morgentliche Sonne mit ihrem kalten Licht die Stadt streift.

Minuten später verlassen beide Die Wohnung. Ich folge wenig später. Das Gefühl, so viel Vertrauen zu erfahren, überwältigt mich immer wieder. Ich bin glücklich, diese Erfahrungen zu machen.

Für die kommende Nacht habe ich noch kein Quartier. Aber ich bleibe voller Hoffnung. Ich habe ein paar Adressen angeschrieben und hoffe und vertraue darauf, dass ich auch für heute Abend ein Quartier haben werde.

Eine Besonderheit, die mir auf der Straße auffällt, sind unbemannte Autos. Diese vollautonomen Autos bringen Fahrgäste rund um die Uhr wie herkömmliche Taxis an den gewünschten Ort.

Der Anbieter heißt Waymo. Er stellt seine Autos für kostenlose Testzwecke zur Verfügung. San Francisco ist damit die erste Stadt der Welt, in der Robotertaxis ohne Sicherheitsfahrer unterwegs sind. Soweit ich das überblicken kann, halten sich diese Autos, was Geschwindigkeit angeht, an die geltenden Verkehrsregeln.

Inwieweit diese Fahrzeuge den Straßenverkehr verändern werden, bleibt sicherlich abzuwarten. Aber mir scheint, das die Akzeptanz in der Öffentlichkeit für diese neue Technik in San Francisco von Tag zu Tag wächst.

Nicht allem, was ich in dieser Stadt finde, stimme ich zu. Ich entdecke einen Candy Shop, der massiv mit Zucker wirbt. Für mich ein Fragwürdiges Konzept.

Ich kann mir nicht vorstellen, das die Mehrheit der Amerikaner das Konzept „You know you want it – it’s sugar“ gut heißen kann.

Neben kunterbunten, oversized Lollies entdecke ich beworbene Produkte, die mich Grübeln lassen:

Toxic Waste (Giftmüll) ist so ein Produkt.

Noch nachdenklicher werde ich bei dieser Präsentation …

Aber ich bin in Amerika. Und hier scheint auch solcher Spaß grenzenlos …

Wer kennt es nicht, das Hard Rock Cafe. Hier die Filiale in San Francisco.

Auf einer Pier wurde ein Kinderkarussel, umgeben von diversen Verkaufsständen, fest installiert.

Gleich dahinter findet ein Straßenkünstler sein Publikum und verzaubert es mit witzig dargebotenen Kunststücken.

Jeder Pier hat seinen eigenen Charakter. Diese Abwechslung macht den Reiz der Hafenanlagen entlang der Küstenlinie aus.

Ob mehrgeschossiger Schaufelraddampfer …

… oder Superjacht. Alles liegt auf engstem Raum dicht beieinander und ist während eines einfachen Spaziergangs leicht zu erreichen.

Eines der Wahrzeichen der Stadt ist das über 200 m lange Ferry Building am nordöstlichen Ende der Market Street. Heute beherbergt es einen großen Food-Market und ist bei den Touristen für seine kulinarische Vielfalt beliebt.

Der gut 70 m hohe Uhrenturm überragt das Gebäude bei Weitem. An seinen Seiten wurden Turmuhren angebracht, deren Ziffernblätter jeweils einen Durchmesser von 6,70 m haben. Und bei Tageslicht läutet zu jeder vollen Stunde die Turmglocke Teile des Westminster Quarters.

Südöstlich des Ferry Building befindet sich diese markante Skulptur. Ein Riesiger Bogen und ein mit seiner Spitze im Boden steckender Pfeil. Im Bild zusammen mit dem östlichen Pylon der SF-Oakland-Bay-Bridge zu sehen.

Im Streiflicht fallen die kleinen Besonderheiten der aus der Ferne schlicht wirkenden Wolkenkratzer auf.

Das kleine, möglicherweise nicht mehr genutzte Hafengebäude des San Francisco Fire Department, steht an exponierter Stelle nahe der San Francisco Oakland Bay Bridge.

Hinter dem Gebäude wartet das knallrote Feuerwehr-Löschboot geduldig auf seinen Einsatz.

Eingezwängt zwischen Kings Street, Mission Bay und einem riesigen Jachthafen, in dem über 650 Jachten liegen, befindet sich der Oracle Park, ein riesiges Baseballstadion. Es ist die Heimat der San Francisco Giants. Leider ist ein Besuch des Stadions außerhalb der Besuchszeit nicht möglich.

Vor und neben dem Stadion sind einige bemerkenswerte Skulpturen aufgestellt, die namhafte Größen des Baseballs zeigen.

Ich hab mich immer gefragt, was den Reiz dieser Sportart ausmacht, von der viele behaupten, dass sie über weite Strecken höchst langweilig ist. Vielleicht ist es diese äußerste Präzision, die jeder teilnehmende Spieler aufbringen muss, welche das Spiel reizvoll macht …

Auf dem Bay Trail geht es langsam zurück zum Aquatic Cove. In der Zwischenzeit hatte ich eine Nachricht von meiner Frau erhalten. Die folgende Nacht kann ich im Samesun Hostel im Marina District, nur 2 km vom Stadtzentrum, übernachten. Ich atme auf.

Ich bin so froh, dass Biggi sich so liebevoll um mich kümmert und mir diese Übernachtung schenkt. Ich hatte für heute zwar kein Quartier gefunden. Dafür bereits eines für den morgigen Abend. Das gib mir Sicherheit.

Vorbei am Maritimen Aquarium mit kreativer, ansprechender Außenwerbung …

… und vorbei an zahlreichen Restaurants und Bars, die teilweise mit echt skurriler Außenwerbung auf sich aufmerksam machen …

… radle ich langsam meinem Quartier entgegen. Vorbei an der 330 m langen und 38 m breiten Discovery Princess – einem Ausflugsdampfer der Superklasse, wie sie auch auf der Meier Werft in Papenburg gebaut werden …

… und erreiche schließlich das Hostel und checke ein. Einzig das Fahrrad bereitet mir Probleme. Der kostenlose Fahrradständer befindet sich im öffentlichen Bereich und ist für jeden zugänglich. Der sichere Locker-Room kostet 9 Dollar.

So einfach die Buchung auch ist, so einfach ist es auch, einen Fehler zu machen. Und so bezahle ich für den heutigen Tag, der in 2 Stunden endet, statt für den nächsten. Nach einigem Hin- und her darf ich mein Fahrrad dennoch in diesem sicheren Raum abstellen.

Das ruhig gelegene 6-Bett Zimmer teilen wir uns zu 5.: zwei Frauen und 3 Männer unterschiedlichsten Alters. Für die Privatsphäre ist jedes Bett mit einem blick- und lichtdichten, dreiteiligen Vorhang ausgestattet. Leider jedoch nicht schallgedämpft.

Ich weiß nicht, ob ich geschnarcht habe. Mein Nachbar jedenfalls sägt ordentlich. Das blitzsaubere Bad teilen wir uns. Nur schade, dass kein Kontakt mit den Zimmernachbarn zustande kommt.

Trotzdem bin ich dankbar, diese Bleibe zu haben. Dankbar, dass Biggi so liebevoll für mich sorgt. Dankbar für den wunderschönen Tag, der mir so viel Schönes beschert hat. Dankbar, das mein Rücken trotz aller Beschwerden so gut mitmacht.

Und mit diesem Gefühl und einer Schmerztablette schlafe ich schließlich trotz Schnarchkonzert ein.

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert