Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Tag 2 in San Francisco

23. Oktober 2024

Ich bin um 7 Uhr hoch, dusche und packe meine sieben Sachen zusammen. Um 8 Uhr gehe ich hinunter in die Lobby zum Frühstücken.

Es gibt vier verschiedene Cornflakes und Müslisorten. Dazu Joghurt, Milch und Clementinen. Für jeden ist genug da, um sich satt zu essen. Gegen 10 Uhr verlasse ich mit gefülltem Magen das Quartier. Es geht vorbei am Rathaus von San Francisco.

Vor dem Rathaus wird gerade der Radweg in grellem, auffallendem Grün neu markiert. Ein aufmerksamer Bürger der Stadt spricht mich an und erklärt mir, dass diese Maßnahme lediglich im Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl zu verstehen ist. Ohne Wahl würde es diese Maßnahme nicht geben.

Er erklärt mir, dass es viele Orte in der Stadt gibt, an denen es wichtiger gewesen wäre, den Radweg zu erneuern. Aber dieser Ort sei nun einmal der werbewirksamste.

Eine interessantes Neon Kunstobjekt entdecke ich an dem Bill Graham Civic Auditorium. Das Neon-Wandbild wurde von dem Künstler Joseph Kosuth geschaffen und stellt eine Premiere dar. Es ist das erste permanente öffentliche Kunstwerk des Künstlers an einem historischen Gebäude in den USA.

Zum Stadtbild fast aller Städte der USA gehören die oberirdisch verlegten Versorgungsleitungen für Strom, Telefon und teilweise Internet.

Es mutet seltsam an, dass diese Nation bis heute an einem System aus dem 19./20. Jahrhundert festhält. Diese typischen Oberleitungen prägen besonders das Stadtbild in den USA.

Ein weiteres Merkmal der Stadt San Francisco sind die pastellfarben angestrichenen Häuser. Sie geben der Stadt insgesamt ein fröhliches Erscheinungsbild.

Und auch dieses Bäume prägen ganze Straßenzüge mit ihren üppigen, schattenspendenden Baumkronen.

Vor Kreuzungsbereichen wird auch der Radfahrer dank auffallender Markierungen rechtzeitig gewarnt.

Mittlerweile ist es relativ sicher, sich mit dem Fahrrad durch diese große Stadt zu bewegen. In den letzten Jahrzehnten ist hier viel geschehen. Das Radwege-Netz wurde und wird kontinuierlich ausgebaut.

Die Wegführung empfinde ich zum großen Teil als vorbildlich. Vieles, was ich sehe, ließe sich auch in Deutschland anwenden. Zwar sind die Straßen hier in der Regel breiter, sodass sich der Fahrradweg besser integrieren lässt. Aber auch für schmalere, 2-spurige Straßen finde ich die Lösungen sehr gelungen.

Die Markierungen sind in der Regel auffällig und meines Erachtens kaum zu übersehen. Mittlerweile wird sogar die Grüne Welle für Radfahrer eingerichtet und auch genutzt.

Für wartende Rechts-/Linksabbieger wurden extra markierte Bereiche eingerichtet, sodass sie weder andere gefährden können noch selbst gefährdet sind.

Eine besondere Attraktion stellt die künstlerische Bemalung des Women’s Building dar. Hier ist es gelungen, die Architektur des Hauses mit den Wandmalereien harmonisch miteinander zu verbinden.

Auch die Seitenfront wurde in die künstlerische Gestaltung zur Straßenfront hin einbezogen.

Ein Haus zum Staunen. Eine Malerei zum Verlieben. Und für mich das bisher schönste Mural, dass ich auf meiner Reise gesehen habe.

Der Haupteingang des Women’s Building.

Daneben gibt es in dieser Stadt viele weitere wunderschöne Murals. Hier eine ganz kleine Auswahl …

Man muss ein bisschen suchen. Aber mit etwas Geduld findet man all die schönen Wandmalereien.

Und dann gibt es auch heute noch eine Vielzahl im viktorianischen Stil erbauter Häuser. Auch hierzu eine kleine Auswahl.

Verspielt und farbenfroh. Nicht immer stilecht. Doch jedes Mal etwas Besonderes. Etwas, das Fröhlichkeit, Leichtigkeit und mitunter Noblesse ausstrahlt.

Manchmal tut es weh zu sehen, wie der Baustil durch ungeschickte Maßnahmen nachhaltig veschandelt wird. Auch wenn die Garagen den Bewohnern des Hauses erhebliche Vorteile bringen.

Einige dieser Häuser haben als Kulisse in Filmen eine Rolle gespielt. Wichtiger scheint mir, dass sie von ganz normalen Menschen bewohnt sind, die vermögend genug sind, diese Stadtjuwelen der Nachwelt zu erhalten.

Nachdem ich mich an den im viktorianischen Stil erbauten Häusern stattgesehen habe, mache ich mich auf den Weg zum Scenic Routes Community Bicycle Center in der 521 Balboa Street.

Der kleine Laden beschreibt sich auf seiner Webseite Folgendermaßen: „Wir sind ein kämpferischer, kleiner, unabhängiger, gemeinschaftsorientierter Fahrradladen in San Francisco, der hauptsächlich alte Fahrräder für Pendler und Reisende restauriert und umbaut.

Wir glauben, dass das Fahrrad ein Werkzeug der Freiheit, der sozialen Gleichheit und des Glücks für alle ist.“

Ich möchte Ayla, die Tochter von Laura und Greg, meinen Gastgebern in Pacifica, kennenlernen und nebenbei Vorderradgepäckträger sowie Ortlieb Front-Roller kaufen.

Leider ist Ayla nicht anwesend. Sie arbeitet erst wieder ab Donnerstag. Und auch mit Gepäckträger und Fahrradtaschen können sie mich nicht versorgen.

Dafür empfehlen sie mir 3 andere Fahrradläden, in denen ich das Gewünschte erhalten kann. Irgendwie sind die Jungs schon über mich informiert. Und so gibt es wenigstens noch eine nette Unterhaltung.

Langsam mache ich mich auf zu meinem heutigen Gastgeber Howard. Dabei nehme ich den Weg durch den Golden Gate Park, einer weitläufigen mit asphaltierten Wegen ausgestatteten Parkanlage.

Auf den Wegen tummeln sich Radfahrer, Skater, Jogger und Spaziergänger. Überall findet man Sitzgelegenheiten, die ausgiebig genutzt werden. Der Park ist vielfältig gestaltet …

… und bietet interessante Einblicke in die Natur.

Dabei wecken die Baumfarne mit ihrem stammbildenden Wuchs mein ganz besonderes Interesse. Ich verweile im diesem kleinen Farnwald, bis die Dämmerung mich mahnt, zu meinem heutigen Quartier zu fahren.

Es geht vorbei am Conservatory of Flowers, einem Kuppelgewächshaus.

Überall Menschen, die die späte Nachmittagssonne genießen.

Vorbei an mächtigen Laubbäumen.

Dabei bleibe ich die ganze Zeit auf dem Radweg mit seiner markanten Zeichnung.

Und auch nach dem Verlassen des Golden Gate Parks hören die Alleebäume nicht auf. Nach ein paar Meilen durch das Stadtgebiet, erreiche ich schließlich meinen heutigen Gastgeber, der mich sehr freundlich empfängt.

Howard kocht hervorragend. Während er das Abendmahl zubereitet, und auch während des Dinners und danach, zeigt sich Howard sehr interessiert. Es ist ein Frage-und-Antwort-Spiel. Howard fragt. Und ich antworte. Und natürlich freue ich mich riesig über sein Interesse.

Zur Zeit lebt Howard allein, da seine Frau mit dem Fahrrad im Augenblick durch China radelt. Sie wird noch einige Monate unterwegs sein. Und da sind Zaungäste wie ich bei Howard gerne wilkommen.

Wir unterhalten uns nach dem Dinner noch eine ganze Weile. Das Gespräch ist intensiv. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Und ehe ich mich versehe, ist der wunderschöne, unterhaltsame Abend vorüber und ich gehe zu Bett.

Auch heute bin ich dankbar für alles, was mir widerfahren ist. Es war ein toller Tag mit zahlreichen Erlebnissen, tiefen Eindrücken und aufregenden Begegnungen.

Ich danke euch sehr für eure unermüdliche Begleitung und eure zahlreiche Unterstützung und Bestätigung, sei es in euren Gedanken, durch Kommentare oder Coffees.

Ich hoffe, ich kann euch einen kleinen Eindruck vermitteln von der überwältigenden Fülle, die ich hier erlebe. Es ist mein Wunsch, euch mitzunehmen.

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 comments