Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Santa Cruz nach Monterey, California

28. Oktober 2024

Am frühen Morgen bietet mir Jeannine ein Frühstück an, dass ich gerne annehme. Außerdem darf ich mir noch ein paar Energybars aussuchen und mitnehmen. Es ist schon großartig, was beide für mich tun.

Für mich sind sie ein außergewöhnliches Ehepaar. Jeannine ist sportlich, durchtrainiert und begeisterte Radsportlerin. Sie nimmt gelegentlich an Radrennen teil.

Eric ist bereits im Ruhestand. Er hat viele Jahre lang im Autosport unter anderem als Ingenieur für den Lotus Rennstall gearbeitet. Außerdem hat er 3 Mal an der Rallye Paris Dakar erfolgreich teilgnommen. Wann immer er erzählt, begleitet ein fröhliches Lachen seine Geschichten.

Vor der Haustür stehen unter anderem ein Sportwagen der Marke Fisker Modell KARMA, sowie ein Range Rover mit 500 PS Leistung. Insbesondere der Karma weist einige technische Innovationen auf, die zukunftsweisend sein könnten.

Darunter das Autodach, das komplett mit Solarzellen ausgestattet ist. Eric erzählt, dass die Kapazität ausreicht, um im Sommer, wenn das Fahrzeug in der Sonne abgestellt und der Motor ausgeschaltet ist, den Innenraum auf 25°C zu halten.

Leider wurde die Produktion der Marke Fisker vor Jahren eingestellt. Als Grund gab Eric an, dass die staatliche Unterstützung der USA in dieser Zeit Elon Musk’s Unternehmen zugute kam und Fisker nicht berücksichtigt wurde, da der Topf leer war.

Seine andere Leidenschaft gilt dem Motorradsport. In seiner Garage stehen etliche wunderschöne Motorräder. Unter vielen anderen auch eine Yamaha Ténéré.

Auffällig sind die Schläuche am hinteren Ende der Sitzbank, die in die beiden Zusatztanks führen. Ich hab von all der Technik nicht so viel Ahnung. Wichtiger ist mir die Begegnung mit Eric, der in den höchsten Tönen von seiner Leidenschaft schwärmt. Da fällt mein Fahrrad viel bescheidener aus.

Gegen 9 Uhr verlasse ich die beiden. Es war ein bemerkenswerter, kurzer, toller Aufenthalt bei zwei Menschen, die das Leben in vollen Zügen genießen und mich für die Dauer meines Aufenthalts in ihrem Hause haben daran teilnehmen lassen.

Über die Walnut Avenue erreiche ich einige Minuten später die 12. kalifornische Mission, die Missión La Exaltación de la Santa Cruz, die 1791 von den Franziskanern gegründet wurde.

Von der einstigen spanisch-kalifornischen Mission ist nichts geblieben. Nach mehreren Erdbeben in den vergangenen Jahrhunderten wurden die Reste der Mission irgendwann abgerissen.

Das heutige kleine Gebäude der Missionskapelle ist eine Nachbildung in der Nähe des ursprünglichen Standortes. Mein Besuch der Innenräume der Mission ist nicht möglich. Die Tür ist verschlossen. Und so mache ich mich auf den Weg aus der Stadt.

Noch einmal fahre ich an der alten, hölzernen, weiß-rot gestrichenen Achterbahn vorbei.

Noch einmal werfe ich einen letzten Blick zurück auf dieses technische Wunderwerk aus dem frühen 20sten Jahrhundert, bevor ich über eine Radwegbrücke die Stadt Richtung Süden verlasse.

Ich passiere das Walton Lighthouse und radle die Küste entlang. Es gibt nur wenige Steigungen und so komme ich bequem und rückenschonend voran.

Die kleinen Badestrände sind so früh am morgen noch weitestgehend leer.

Die Buchten, in denen die Wellenberge auflaufen, bieten schon am Morgen ein anderes Bild.

Hier haben sich bereits viele Surfer versammelt, die mit großem Eifer immer wieder die Wellenberge mit ihren Boards hinabgleiten.

Nahe meines Weges komme ich an einem Haus vorbei, dass großzügig für Halloween geschmückt wurde. Im Vorbeifahren frage ich mich, wie viel Platz es bedarf, um nach Halloween all diese Gestalten und die Deko-elemente bis zum nächsten Jahr zu verstauen.

In den letzten Tagen habe ich viele solcher geschmückter Häuser gesehen. Nach Halloween folgt Ende November der nächste Deko-Termin mit Thanksgiving. Und gegen Ende Dezember Christmas und New Year.

Ich bin gespannt, was ich zu diesen Terminen vor den Haustüren finden werde. Erst einmal steht jetzt Halloween bevor, und dann werde ich weitersehen.

Hinter jeder Kurve finde ich eine neue Bucht und im auflaufenden Wasser fast immer einen Haufen auf die richtige Welle wartender Surfer.

Das Spiel mit den Wellen ist eine beliebte Sportart, die 1983 noch längst nicht so weit verbreitet war.

Neben der Straße leuchtet ein Goldmedallion Baum grell in der Morgensonne.

Einige Straßen weiter zieht ein pinkrot blühender Florettseidenbaum alle Aufmerksamkeit auf sich.

Südlich Capitola erreiche ich Potbelly Beach. Hier haben sich etliche Häuslebauer ihr Eigenheim am Fuße der Klippe wenige Meter vom Pazifik entfernt und fast auf Meeresniveau errichtet.

Ich bin erstaunt, weisen doch die Beschilderungen an den Straßen, die vom Meer ins Landesinnere führen darauf hin, dass sie als Tsunami Fluchtrouten ausgewiesen sind. Für mich ein Widerspruch.

Gewiss, die Lage der Häuser ist in jeder Hinsicht einzigartig. Ich kann mir vorstellen, dass eine Versicherung für diese Häuser extrem teuer ist. Und das wiederum lässt vermuten, dass manch eines dieser Häuser nicht versichert ist. so wünsche ich den Menschen, die in diesen Häusern wohnen, viel Freude und noch viel mehr Glück.

Hinter Potbelly Beach verlasse ich die Küste. Weiter geht es durch Farmland. Ich weiß nicht, was hier angebaut wird. Es ist kein Spargel. Die meisten Felder sind mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem ausgestattet.

Diese Felder ziehen sich über weite Strecken und über etliche Bergkuppen links und rechts der Straße hinweg.

Auf den Feldern herrscht während des Tages reger Betrieb. Die Feldarbeit beginnt morgens, sobald es hell wird. In diesen Tagen sinken die Temperaturen über Nacht und erreichen ihren Tiefpunkt von um die 2-3°C gegen Morgen.

Tagsüber steigen die Temperaturen zwar um die 20°C. Der starke, von der See her kommende Wind kühlt allerdings die Körper der Menschen nach Stunden aus. So sehe ich immer wieder Arbeiter, die sich zum Schutz gegen den mitunter beißenden Wind Folienbahnen über die Schultern bis hinunter zu den Knien binden.

Es ist eine Knochenarbeit. Und ich sehe die Arbeiter bis um fünf Uhr auf den Feldern.

Die Toilettenhäuschen sind mobil gestaltet. Meist findet man hinter den Toiletten Waschbecken und Seife. In diesem Bild wird die Rückseite allerdings als Garderobe genutzt.

Nach einiger Zeit kehre ich an die Küste zurück. Über den Monterey Coastal Bay Trail erreiche ich schließlich die gleichnamige Stadt. Der Fuß- und Radweg führt mehrere Meilen durch eine wunderbare Dünenlandschaft. An manchen Stellen jedoch behindern Verwehungen ein zügiges Vorankommen.

Mit Einbruch der Dämmerung erreiche ich den Veterans‘ Memorial Statepark in Monterey. Er liegt 136 m über der Stadt. So heißt es noch einmal: Alle Kräfte sammeln und im 1. Gang ganz langsam den Berg hinauf.

Für 8 Dollar kann ich mein Zelt im Hiker/Biker Bereich aufstellen. Mittlerweile ist es richtig kalt und ich fange an zu frieren. So spute ich mich und keine ¼ Stunde später bin ich im Schlafsack verschwunden. Es ist gerade genug Zeit, noch die Zähne zu putzen. Und dazu brauche ich nicht einmal mehr die Hand zu bewegen, so stark zittere ich vor Kälte.

So bin ich froh, dass der Tag zu Ende geht und ich mich in meinen warmen Schlafsack kuscheln kann. Es war ein richtig guter Tag. Und danke, dass auch Ihr wieder dabei wart.

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