Blühender Eukalyptusbaum
8. – 12. November 2024
Mein Rücken bessert sich zusehends. Und so habe ich in den vergangenen Tagen einige Spaziergänge in die nähere Umgebung unternommen. Einer dieser Spaziergänge führte mich die Küste entlang bis nach Haskell’s Beach.
Es war ein ruhiger Spaziergang entlang der Kliffs, die an einigen Stellen ca. 20 Meter hoch steil aufragen. Der zwischen Meer und Land verbleibende Sandstrand ist mein Wanderweg.
Mal ist er 20 Meter breit und an einer anderen Stelle überhaupt nicht mehr vorhanden. Da muss ich über ein paar Felsen klettern, an denen der Pazifik nagt. In den Klippen finde ich keinen Halt. Und im Pazifik würde ich mich verlieren.
So wandle ich auf schmalem Pfad und bin fokussiert auf auf das, was ich am Strand finde: Blasentang, Hummer, Muscheln, Treibholz. Vögel, die vor meiner Nase rumtanzen und vereinzelt Hunden, die ihren Besitzern vorauseilen.
Es herrscht eine friedvolle Stimmung. Die Stille wird in regelmäßigen Abständen von den sich am Strand brechenden Wellen unterbrochen, garniert vom zarten Gezwitscher der Wasservögel.
Das Dröhnen der Flugzeugtriebwerke der vom Santa Barbara Airport startenden und landenden Flugzeuge klingt bereits in der Ferne aus und stört die mich umgebende Stille kaum.
Es ist ein erholsamer, angenehmer Spaziergang mit ganz kleinen Überraschungen. Und so genieße ich diese Zeit in vollen Zügen.
Oberhalb der Klippen haben sich auf der Mesa, die hier an den Pazifik stößt und die aus weichem Gesteinsmaterial aufgebauten Bluffs bildet, schattenspendende Eukalyptushaine ausgebreitet.
Wie andere Bäume bilden Eukalyptusbäume jährliche neue Rinden und Borken aus, die bei einigen Arten in Jahreszyklen streifig vom Baume abfallen.
Der Blaugummi-Eukalyptus ist eine invasive Art, die nicht in Kalifornien heimisch ist. Sie wurde aus Australien mitgebracht und in der Wildnis eingebürgert. In den 1850er Jahren wurden Eukalyptusbäume während des kalifornischen Goldrauschs von Australien eingeführt.
In weiten Teilen Kaliforniens herrscht ein ähnliches Klima wie in Teilen Australiens. Man hoffte, dass die Bäume eine erneuerbare Holzquelle für den Bau, den Möbelbau und für Eisenbahnschwellen darstellen würden.
Schon bald stellte sich heraus, dass Eukalyptus für letztere Zwecke besonders ungeeignet war, da die Schwellen aus Eukalyptusholz beim Trocknen dazu neigten, sich zu verziehen. Die getrockneten Schwellen waren zudem so zäh, dass es fast unmöglich war, Schienennägel hineinzuschlagen.
Außerdem erhöht der Baum durch seine harzigen Anteile die Waldbrandgefahr. Als Feuerholz ist er dennoch begehrt.
Schattenspendender Eukalyptuswald oberhalb der Steilküste.
Vom Wind geformte Sträucher an der oberen Klippenkante.
Deutlich ist die Felsstufe erkennbar, an der die Mesa zum Meer hin abbricht.
Manchmal sind es die nackten Felsen, die an den Pazifik stoßen. An anderen Stellen bedecken ganze Matten von Mittagsblumen den darunterliegenden Fels und die karge Krume.
Etwa 3 Meilen vor der Küste befindet sich die vor Jahren stillgelegte Ölplattform Holly. Dazu gibt es einen interessanten Artikel der LA-Times, den ich gerne weiterempfehle. Den Link dazu füge ich nachfolgend bei.
https://www.latimes.com/projects/la-me-platform-holly/
Entlang des Strandes wird der Fuß der Klippen durch einen robusten Holzpalisaden-Wall vor den anrollenden Pazifikqellen geschützt. An vielen Stellen wurde er inzwischen von der Kraft des Wassers zerstört.
Vor meinen Füßen tauchen immer wieder Schalenreste einiger Meeresbewohner auf. Neben den Schalen von Polypen, Schnecken und Muscheln auch die Panzer von Hummern und weiteren Krebsarten. Zeugen einer reichhaltigen Fauna vor der Küste.
Und auch hier ist der Regenbrachvogel ein häufig anzutreffender Vogel, der in den auslaufenden Brandungswellen bei der Nahrungssuche beobachtet werden kann.
Hier noch einige reizvolle Strandeindrücke:
Am Ende dieses Spaziergangs entdecke ich noch ein Warnschild, dass wie an anderen Stellen entlang der Küste, die Straße als Fluchtroute für den Fall eines Tsunamis aufweist. Die Menschen an der Küste sind sich durchaus der Gefahr bewußt, die von diesem geologisch ausgelösten Ereignis ausgehen können.
Anderntags mache ich mich auf einen Spaziergang, der mich zu einem Dutzend Sportfeldern führt. Es ist Samstag und alle Sportfelder sind belegt.
Hier trainieren Kinder ab dem vierten Lebensjahr unter der aufsicht erfahrener Trainer und in Begleitung ihrer Eltern für den Fußball. Bei den Kleinsten überwiegt noch das spielerische Moment. Teilweise begleiten sie die Eltern auf das Spielfeld, wo sich die Kinder, teils nach anfänglichen Zögern, dem spielerisch gut aufbereiteten Sport hingeben.
Mir gefällt die vorgehensweise sehr. Es wird gelacht. Es wird gescherzt. Die kleinen Übungseinheiten werden in Spiele verpackt. Und so gelingt es, die Kinder zum Mitmachen zu motivieren.
Während bei den Vierjährigen noch das Spielerische überwiegt und die Fußballregeln noch keine große Rolle spielen, wird ab ca. dem 7. Lebensjahr dann nach den offiziellen Spielregeln gespielt. Dabei werden einige Regeln für die kleinen Spieler angepasst. Der Ball ist kleiner. Das Spielfeld ebenfalls. Die Spieldauer sowie die Anzahl der Spieler auf dem Feld reduziert. Ansonsten gelten bereits die offiziellen Spielregeln.
Die Mannschaften tragen schon ihre eigenen Trikos.
Und sie haben auch schon ihre eigenen Mannschaftsnamen, die sie stolz am Spielfeldrand präsentieren.
Kalifornien leistet eine hervorragende Kinder- und Jugendarbeit in Sachen Sport. Dabei wird nicht nur der Fußballsport unterstützt. Sondern ich finde den gleichen fröhlichen Einsatz beim Baseball.
Auch hier dasselbe Bild. Es spielen noch alle fröhlich zusammen. Klein und Groß, Jungen und Mädchen. Alle haben große Freude am gemeinsamen Spiel.
Was ich hier nicht finde, sind trainierende Jugendliche, die American Football lieben. Deren Training findet wohl auf einem anderen Sportfeld statt.
Wiederholt schaue ich den Aktivitäten dieser Sportgruppen zu. Am vergangenen Samstag sind über 300 Kinder und Jugendliche zur gleichen Zeit auf den vielen Sportfeldern am Trainieren gewesen. Eine beeindruckende Zahl. Um mich herum lauter fröhliche und strahlende Gesichter.
Besonders diese Spaziergänge zu den stark genutzten Sportfeldern haben mir in den vergangenen Tagen gut getan. Das Geschehen auf diesen Feldern wird in meiner Erinnerung mit Sicherheit nicht so schnell verblassen.
Was ich auch sehr genieße sind die Kolibris – lautmalerisch Hummingbirds genannt – vor meinem Fenster. Ich kann ihnen stundenlang zuschauen bei ihren akrobatischen Übungen. Sie leuchten in den schillerndsten Farben.
Ich habe also alles, was ich brauche. Und doch drängt es mich weiter.
Heute ist der 12. November. Ich warte auf den Telefonanruf der Fahrradwerkstatt, damit ich am Mittwoch endlich wieder aufbrechen kann. Bisher warte ich vergeblich. Mark aber meint, dass sie anrufen werden. Ich werde langsam unruhig, will ich doch endlich wieder auf den Sattel.
Hallo Jochen, es sind so schöne Orte und dass Du schon wieder weiter getrieben wirst. Das ist wahrlich ein tief sitzendes Reise-Gen eines entdeckenden Geistes. Danke fürs Teilen, Ruth
Liebe Ruth und Rotem,
Danke für eure netten Gedanken zu meinem Reise-Gen. In der Schule lehrt man mich, dass es in früheren Zeiten Jäger und Sammler gab. Ich weiß nicht, zu welcher Menschengruppe man mich zählen könnte. Als Jäger immer wieder auf der Suche nach neuen Orten? Als Sammler, einer der Orte sammelt, wie andere Menschen Briefmarken. Egal, wie man es beschreibt. Ich habe große Freude an meiner Reise, die ich seit heute fortsetzen kann. Und wenn ich auf die Karte schaue, und lese Malibu, Ventura, Long Beach, Santa Monica oder La Jolla, dann huscht wahrlich ein strahlendes Lächeln über mein Gesicht. Das ist meine Schokolade …
Liebe Grüße vom Pazifikstrand in Carpenteria, wo ich heute übernachte.