15. November 2024
Schon früh mache ich mich auf den Weg in südliche Richtung, hinunter zur Küste. Die Straßen nach Osten sind teilweise gesperrt.
Wenige Kilometer östlich meines Quartiers, in Moorpark, hat es vor wenigen Tagen einen Großbrand gegeben, dem über 240 Gebäude zum Opfer gefallen sind. Das nächste zerstörte Gebäude liegt nur 500 Meter von meinem Quartier entfernt. Auch Peter, mein Gastgeber, war von der angeordneten Evakuierung betroffen.
Mittlerweile ist das Feuer eingedämmt und ehemalige Bewohner können zu den Resten ihrer einst schönen Häuser und blühenden Gärten zurückgehen und aus der Asche zusammensuchen, was noch brauchbar ist.
Peter erzählt von rationalen und irrationalen Handlungen der Bewohner, die von der Evakuierung betroffen waren. Aber auch, wie gut die Evakuierung der Menschen durchgeführt wurde.
Nach 11 Meilen erreiche ich bei der Naval Air Station Point Mugu die Küste. Da die Wegführung etwas unübersichtlich ist, fahre ich zum schwer bewachten Eingang der Militärbasis.
Der Wachhabende weist mir kompetent den Weg und wenige Minuten später bin ich auf der breiten Schulter der Route 1 unterwegs. Von jetzt an wird es den ganzen Tag an der Küste entlang gehen.
Manchmal führt der Weg so dicht am Wasser entlang, dass ich aufpassen muss, von der Gischt nicht nassgespritzt zu werden.
An einigen Wegabschnitten fahre ich hinter den Häusern entlang, die mir den Blick aufs Meer verwehren.
An anderen Stellen verläuft die Straße oberhalb der auf den Strand gesetzten Häuser. So habe ich zumindest einen weiten Blick auf den Pazifik.
Ich erreiche Malibu, wo ein Pier weit in den Pazifik ragt.
An einigen Stellen wandern Dünen, vom Wind getrieben, die Santa Monica Mountains hinauf. Ein imposanter Anblick …
Ich erreiche den Pier in Malibu. Er ist offen für jedermann. Auf ihm kann man lizenzfrei Angeln. Auf der Brüstung sind im Meterabstand Klammern für die Angelruten angebracht. Von hier aus hat man einen phantastischen Blick auf Surfer, Strand und Klippen entlang der Küste.
An den Hängen oberhalb haben sich viele Menschen formidable Häuser errichtet.
Und auch der Strand wird nicht ausgespart.
Das führt zu weniger attraktiven Abschnitten entlang der Route No. 1.
Nach ca. 30 Kilometern wird es sicherer. Ich verlasse die Route No. 1 und fahre auf dem ausgebauten Radweg etwas abseits der Straße weiter die Küste entlang …
… vorbei an alten Strandgebäuden und neuen Hochhäusern …
… vorbei an wunderschönen Strandvillen, die direkt an den Sandstrand gebaut wurden. Das garantiert eine Super Aussicht und tolle Sonnenuntergänge.
Manchmal genügt ein bunter Zaun, um eine hässliche Baulücke etwas freundlicher zu kaschieren.
Am Strand hat der Cirque de Soleil seine Zelte aufgeschlagen. Für einen Augenblick scheint es mir, als sei ich in der Wüste. Aber ich bin in Santa Monica. Zum Preis von 265 – 365 $ bekommt man mit Sicherheit eine atemberaubende Show geboten. Bei den Preisen huscht mir ein Lächeln übers Gesicht. Und ich fahre zufrieden weiter mit dem, was ich um mich herum sehe und erlebe.
An einigen Stellen dehnt sich der Sandstrand über hunderte von Metern aus und begrenzt den Horizont. Wüsste ich nicht, wo ich bin, ich würde glauben, ich sei in der Wüste.
Die Wüste lebt. Einmal mehr staune ich. Ein Jahrmarkt mit Riesenrad, Achterbahn und weiteren Fahrgeschäften und Buden. In Sichtweite der Pazifik. Und rundherum ein feiner, weiter Sandstrand …
So schlängelt sich der Radweg über den Strand. Im Sommer ist hier unglaublich viel los. Und das Fahren auf dem Radweg ist nicht immer leicht.
Jetzt, gegen Ende November, sind es deutlich weniger Menschen, die den Strand aufsuchen. Und das kommt mir zugute. Streckenweise habe ich freie Fahrt. Lediglich an touristischen Hot Spots muss ich wirklich aufpassen und auch das Tempo verlangsamen. Zu unberechenbar sind Kinder und Erwachsene bei der Nutzung dieses zweispurigen Multiuse-Weges.
Schließlich erreiche ich Venice das schon 1983 eine touristische Attraktion war. Daran hat sich nichts geändert. Lediglich die Bebauung hat stark zugenommen.
Damals war der Radweg halb so breit und es waren weitaus mehr Menschen am Strand. Es herrschte Fröhlichkeit und Heiterkeit am Strand, auf dem Radweg und in den kleinen Geschäften entlang des Weges.
1983 war ein langer heißer Sommer. Vielleicht liegt es daran, dass nicht so viele Menschen unterwegs sind. Vielleicht liegt es an der Tageszeit. Es ist bereits16.00 Uhr. Und in einer Stunde wird die Sonne untergegangen und die Temperatur deutlich gefallen sein.
Im Gebäudeschatten entdecke ich ein riesiges Mural …
… wenige Meter weiter den Eingang zum Pacific Jewish Center. Und es ist eine Wohltat zu sehen, dass dieses Gebäude keinen permanenten Polizeischutz braucht. Hier sind viele Religionen vertreten und man respektiert sich gegenseitig.
Weiter geht es auf der Betonpiste. Hinter der nächsten Kurve …
… ragt ein hellblauer, mit Wolken bemalter Kubus in den tiefblauen Nachmittagshimmel.
Real und auch Surreal. Mir gefällt er.
Wenige Pfadwindungen weiter lachen mich traurig bunt bemalte Palmenstämme an …
… dazwischen bunte, in der Abendsonne grell leuchtende geometrische Formen …
… und wenig später lenken bunt bemalte kleine Shops die Aufmerksamkeit der Promenadennutzer auf sich und locken mit verführerischen Angeboten.
Vor 41 Jahren gab es an den Stränden kleine, etwa fünf mal fünf Meter große, eingezäunte Areale, in denen vornehmlich Männer Bodybuilding betrieben. Diese Sportart hat sich in den vergangenen 41 Jahren weiterentwickelt. Und hier sehe ich, wohin die Reise gegangen ist.
Eine Plattform, auf welcher die Liebhaber dieser Sportvariante ihre trainierten. muskelbepackten Körper zur Schau stellen. Hinter der Betonbühne der abgezäunte Trainingsbereich. Mit Trainingsgeräten, auch für „Schwergewichte“.
Ein paar hundert Meter weiter finde ich mich hinter einem Sandwall wieder, der mir die Sicht aufs Meer nimmt, weil er zu hoch ist. Und der starke Westwind bläst mir ständig Sand in die Augen. Der permanente Sandstrahl scheuert über die Haut, was auf Dauer schmerzt.
Seehunde haben es sich dichtgepackt auf einer Plattform gemütlich gemacht und lassen sich entweder von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne oder vom fettreichen Nachbarn wärmen.
Langsam verlängern sich die Dünenschatten im Schein der untergehenden Sonne.
Die Häuserzeile leuchtet im Abendlicht noch einmal auf …
…bevor die Sonne am Horizont im Meer versinkt …
… und Strandbesucher fröstelnd ihre Feuer entfachen.
Für mich Zeit ein Quartier zu suchen. Ich hatte Messages über meine Warmshower App rausgeschickt und nur eine negative Antwort erhalten. Die anderen Nachrichten blieben unbeantwortet.
So versuche ich mein Glück bei 3 Kirchen(gemeinden). Ohne Erfolg. Ich kann niemanden erreichen. Mittlerweile senkt sich die Nacht über den Strand.
Während ich in meinem Smartphone nach einer Lösung suche, tritt ein Passant an mich heran und wir kommen ins Gespräch. Sein Name ist Christian und gemeinsam fangen wir an, nach einem preiswerten Quartier zu suchen. Christian spricht Deutsch, was unsere Verständigung extrem vereinfacht.
Die preiswertesten Hotels.com für diese Nacht auf Booking.com kosten immer noch zwischen 173 und 198 Dollar. Das ist viel zu viel. Schließlich finde ich ein Hostel, das mir in Venice Beach für 55 Dollar in einem 8 Bett Zimmer Unterkunft gewährt.
Leider haben sie keinen Sicherungsraum für das Fahrrad. Auch hierfür finde ich eine Lösung. Bei dem Fahrradverleiher gleich neben dem Hotel kann ich gegen eine Gebühr von 19 Dollar mein Fahrrad sicher unterbringen.
Im Schlafsaal treffe ich Lin. Er kommt aus China, aus der Nähe Pekings und reist zwei Wochen durch die USA. Heute ist er in Venice Beach und bereits auf der Suche nach einem preiswerten Flug nach New York.
Lin ist die Liebenswürdigkeit in Person. Wir kommen schnell ins Gespräch und das erste, was Lin macht, ist mir etwas Essen anzubieten. Da ich nur noch etwas Müsli habe, liebe ich sein Angebot und nehme dankend an. Und so bekomme ich an diesem Abend neben Chinesischem Tee, Reis, Chips, Brot, eine Art chinesisch zubereitetes Gemüse, das ich als Brotaufstrich verwende.
Wenig später schenkt er mir ein kleines Allzwecktool aus Edelstahl im Scheckkartenformat. Und auch sonst hilft er mir, wo er kann. Da ist sie, die chinesische Gastfreundschaft, die Grenzen überwindet.
Ich danke Lin und gebe ihm den Link zu meinem Blog, was wiederum ihn beeindruckt. Es wäre schön, wenn ich ihn unter den Kommentatoren wiederfinden würde.
Nachdem ich gegessen undd wir ausgiebig geplaudert haben macht sich Lin auf den Weg zu einer Party in einem weiteren, nahegelegenen Hostel. Er hatte mich gefragt, ob ich mitgehen möchte. Mir ist es jedoch wichtiger, an meinem Reisebericht weiterzuarbeiten. Uns so folgt jeder seinen Interessen.
Was ich nicht weiß oder ahne, wird später am Abend zur lautstarken Gewissheit: Ich bin in einem Hostel auf der Partymeile von Venice Beach gelandet. Und bis ca 2 Uhr morgen bebt mein Körper im Takt des bis ins Zimmer reichenden Musiklärms. Letztendlich bin ich um 2 Uhr so erschöpft, dass ich über diesen Lärm einschlafe.
Route No. 1
Die legendäre California State Route No. 1 erstreckt sich über 1.055 km (656 Meilen) mit zahlreichen Highlights entlang der kalifornischen Küste.
Sie ist eine der landschaftlich reizvollsten Panoramastraßen der Welt, die durch den Bundesstaat Kalifornien von Nord nach Süd verläuft und dabei in weiten Strecken an traumhaft schönen Küstenabschnitten vorbeiführt.
Seinen Ruhm verdankt der bei Leggett, rund 290 Kilometer nördlich von San Francisco, beginnende und südlich von Los Angeles in Dana Point endende Highway No. 1 vor allem dem Umstand, dass er einige der attraktivsten Städte und schönsten Landschaften des US-amerikanischen Südwestens passiert:
Seien es die faszinierenden Steilküsten von Big Sur, endlose Sandstrände in Malibu oder Luxusvillen in Santa Barbara. Kalifornisches Lebensgefühl lässt sich kaum besser erfahren als auf den rund 1.055 Kilometern dieser Küstenstraße am Pazifik!
Zudem ist eine Tour auf dem Highway No. 1 auch ideal, um einige der Nationalparks im Westen der USA zu besuchen.
(Auszüge aus DERTOUR.de)
Das Herzstück der Nr. 1 ist der rund 650 km lange Abschnitt zwischen San Francisco im Norden und Los Angeles im Süden.
Hier bietet die Straße nahezu alles, was man sich von einer Küstenlandschaft erwartet: von palmengesäumten Stränden über wunderschöne Dünenlandschaften bis hin zu schroffen Felsen, gegen die rund um die Uhr die Brandung des Pazifik donnert.
Auf diesem Weg erwartet einen eine abwechslungsreiche Fauna und als Weltsensation dichte Wälder mit gigantischen Mammutbäumen.
(Auszüge aus visit-usa.at)
I think Santa Barbara to Coronado Island is the best bike riding I’ve ever seen.