18. November 2024
Ich bin wieder früh auf. Gil wird mich die ersten 10 Meilen führen, bevor er zu seiner Arbeitsstelle fährt.
Noch vor 8.00 Uhr brechen wir auf. Unser Weg auf dem Radweg entlang der Küste führt uns zuerst nach Newport Beach zum historischen, kleinen Dory Fleet Fish Market, der dort seit über 130 Jahren ansässig ist.
Der Dory Fleet Fish Market wurde Ende 1891 gegründet, als ein unternehmungslustiger Fischer, der es leid war, seinen Fisch an Großhändler zu verkaufen, begann, seine Fische am Strand an die Öffentlichkeit zu verkaufen.
Dieser nostalgische Markt neben dem Newport Pier hat noch immer seinen einzigartigen Charme der Alten Welt. Er lässt einen an eine Ära zurückdenken, als das Leben einfacher war.
Weiter geht es entlang der Oceanfront, wo der Radweg die Grenze bildet zwischen der Bebauung und dem Sandstrand.
Zwischen Häuserzeilen hindurch führt mich Gil zu einer kleinen Fähre, die uns hinüber bringt zur Balboa Island. Die folgende Meile ist stark vom Tourismus geprägt.
Ein kleines Riesenrad bringt Besucher in schwindelerregende Höhen.
Gemütlicheres Reisen verspricht dieser Ausflugsdampfer.
Große, moderne Katamarane warten im kleinen Hafen auf zahlende Gäste.
Wem das alles nicht genug ist, der kann sich kostengünstig aus der Hand lesen oder auch Karten legen lassen.
Draußen auf dem Wasser kreuzen große Jachten den Weg der kleinen Fähre.
Nachdem wir das andere Ufer erreicht haben, geht es durch die Wohngebiete sehr reicher Menschen. Hier findet man alle Baustile. Und wie nicht anders zu erwarten, gefällt das eine und das andere mag man nicht.
Bis zum Stadtrand der Bebauung begleitet mich Gil. Ohne ihn hätte ich diesen Ort übersehen.
Der Abschied fällt herzlich aus. Für die weitere Reise hatte mich Gil reichlich versorgt: Lebensmittel für insgesamt 150 Dollar, die mehrere Tage reichen sollten und, wie ich erst viel später entdecken werde, weitere 40 Dollar, die er mir in meine Lenkertasche geschmuggelt hat.
Gil und Marin hatten während meines unerwarteten Aufenthalts in ihrem Haus alle Kosten für Restaurant und Museumbesuche übernommen. Und sie haben mich an ihrem Familienleben teilnehmen lassen.
Für all das, und besonders für ihre Freundschaft, danke ich ihnen von ganzem Herzen. Auch sie haben einen festen Platz in meiner Schatzkiste der Erinnerungen und sind jetzt Teil meines erfüllten Traumes.
So fällt der Abschied in mir einerseits wehmütig und voller Dankbarkeit aus. Andererseits bin ich schon wieder voller Vorfreude auf das nächste Abenteuer.
Schnell habe ich die Küste wieder erreicht. Der Radweg schlängelt sich durch verbuschte Landschaft und ich habe wieder ungehinderte Sicht auf den Pazifik.
Zeitweise führt der Weg auf der alten Route 101 entlang. Heute fährt hier kein Auto mehr. Und so habe ich mehr oder weniger die volle Straßenbreite für mich allein. Das nenne ich Genussfahren …
Egal, wohin ich schaue. Es ist ein kleines Paradies, das ich durchfahre. Gil hatte schon von dieser Küste geschwärmt. Und er sollte recht behalten. Es ist der bisher schönste Streckenabschnitt entlang der kalifornischen Küste.
Schließlich erreiche ich Laguna Beach. Vom Cliff Pint aus habe ich einen traumhaften Blick über die Küstenlandschaft.
Klippen, kleine Badebuchten, weiße Sandstrände. Das alles unter Palmen inmitten einer üppigen Vegetation. Von der landschaftlichen Schönheit bin ich begeistert.
So geht es die nächsten Meilen in einem fort.
Die Aussichten wechseln immer wieder.
Und egal, wohin ich schaue. Es ist einfach alles paradiesisch schön.
Mitunter ein wenig versteckt, entdecke ich Skulpturen …
… oder auch Kunstobjekte, die durchaus nützlich sind.
Weiter geht’s unten entlang dem Sandstrand von Laguna Beach.
Die Lifeguard Station ist bereits für das kommende Weihnachtsfest geschmückt.
Und die kleine Stadtbibliothek lädt mit witzigen Sitzgelegenheiten und reichhaltig Lektüre zum verweilen ein.
Hinunter geht’s zum Dana Point. Der ca. 1,20 m breite Bereich zwischen den durchgehenden weißen Linien ist mein gekennzeichneter Radweg.
Und auch weiterhin sind die Radwege gut markiert und ich fühle mich auf der Straße immer sicher.
Dana Point liegt am Fuße der Klippen, über deren oberen Rand sich immer wieder mondäne Bauten mit schmaler Silhouette erheben.
Ich fahre bis zum Ende der Straße. Hier ist ein Weiterkommen nicht möglich. Die felsige Klippe ragt an dieser Stelle in den Pazifik.
Und so verlasse ich Dana Point auf demselben Weg, auf dem ich gekommen bin.
Während der Weihnachtszeit werden am Dana Point Harbor schillernde Lichtdisplays und Weihnachtsdekoration installiert, um Familien und Freunden wertvolle Erinnerungen zu schaffen.
Mir ist diese Weihnachtsbeleuchtung weitestgehend entgangen.
Etwas befremdlich erscheint mir die Kopfbedeckung der Dame im Sommerkleid. Immerhin sind es noch 20° C gegen 16.30 Uhr …
Es wird Zeit, mein Quartier in Laguna Beach aufzusuchen. Meine heutigen Gastgeber werden Ryan und Nathan sein. Und ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen.
Bevor ich mich jedoch auf den Weg ins Quartier mache, genieße ich noch den Sonnenuntergang …
… der für mich jeden Tag ein ganz besonderes Highlight darstellt.
Trotz des Sonnenuntergangs ist das Licht in diesen Minuten besonders hell und intensiv und Küste und Meer strahlen in ihrem Glanze.
Es ist dieses Licht, das hier weitaus intensiver strahlt als bei uns zuhause in Deutschland. Es lässt alles heller, leuchtender und klarer erstrahlen, bevor der Tag ausklingt.
Offenbar war ich einige Meilen zu weit gefahren. Und so geht es von Dana Point zurück nach Laguna Beach.
Schnell ist das Quartier gefunden. Ich habe das Fahrrad noch nicht an die Hauswand gelehnt, da kommt mir Ryan schon lachend entgegen. Wie immer fällt die Begrüßung herzlich aus.
Sie haben einen kleinen Garten, in dem ich mein Zelt aufschlagen darf. Anschließend nehme ich ein Duschbad. Und dann gibt es etwas zum Abendessen. Dabei fällt mir einmal mehr auf, dass ich immer ein Dinner angeboten bekomme, auch wenn das nicht explizit in der Einladung erwähnt wird.
Dankend nehme ich diese Einladung an. Und während des Abendessens führen Ryan und ich ein angenehmes Gespräch, das von zwischenmenschlichen Beziehungen bis zur Politik reicht.
Leider ist Ryans Lebenspartner nicht anwesend. Ich hatte mich so darauf gefreut, auch ihn kennenzulernen.
Ryan selbst ist im Gartenbau tätig. Und so ist es kein Wunder, dass nur feinstes, leckeres Gemüse auf den Tisch kommt. Ich bin begeistert. Nach stundenlangem Gespräch endet der Tag für mich in großer Zufriedenheit und ich ziehe mich müde in mein Zelt zurück.
Gute Nacht!
Moin Jochen,
Liebe Grüße und Dir weiterhin viel Kraft & Energie
Ich denke oft an Dich.
Aus Bad Zwischenahn
Guntram
Hallo Guntram,danke für deine lieben Grüße. Kraft und Energie kann ich gut gebrauchen. Nicht nur Müsliriegel.