
19. November 2024
Ich stehe jetzt immer sehr früh auf. Mein Rhythmus hat sich geändert. Zwischen 6 und 7 Uhr wird es hell. Und gegen 17 Uhr ist spätestens der Sonnenuntergang.
Wenn ich um 8 Uhr losfahre habe ich insgesamt 8 Stunden bei Tageslicht, die ich effektiv nutzen kann. Ziehe ich die Pausen ab, die ich mache, bleiben mir gut 6 Stunden zum Radfahren. Das kommt mir durchaus entgegen. Habe ich doch in den letzten Tagen die Distanzen verkürzt. Ich fahre jetzt nur noch 30 bis 40 Meilen pro Tag.

Wie schon in den vergangenen Tagen geht es die Küste entlang. Mal fahre ich am Rand der Klippen, dann wieder unten am Ufer des Pazifiks.

In San Clemente endet der Bike Trail und ich muss für einige Meilen auf die Interstate wechseln.

Es sind nur wenige Meilen. Dann verlasse ich die Interstate und wechsle auf den Alten Pacific Highway. Doch nach wenigen Meilen scheint Schluss zu sein. Ein Zaun versperrt mir die Weiterfahrt. Die Militärbasis Camp Pendelton liegt zwischen mir und meinem heutigen Ziel.

Nach Kurzer Suche entdecke ich eine Lücke im Zaun, die offensichtlich für Radwanderer und Fußgänger eingerichtet wurde. Ich atme auf. Der Umweg um das Camp hätte mich einen weiteren Tag gekostet. So aber kann ich auf komfortablem Radweg abseits des Verkehrs weiter radeln.

Ich genieße die Ruhe und die weite Aussicht auf diesem kleinen Abschnitt entlang der Pazifikküste.

Schließlich ist endgültig Schluss auf dem alten Pacific Highway. Ratlos schaue ich mich um. Und dann fällt mir auf, dass der Zugang zur Interstate für Radfahrer geöffnet ist. Also weiter…

Zwar herrscht auf der Interstate starker Verkehr. Mir steht jedoch die breite Schulter neben der Fahrbahn zur Verfügung. Und auf der lässt es sich gut fahren. Außerdem ist sie erstaunlich sauber, was nicht selbstverständlich ist.

In Oceanside gönne ich mir eine kleine Pause am Hafen. Hier komme ich mit zwei älteren Damen ins Gespräch. Die eine stammt aus Südkorea, die andere von der Ostküste der Vereinigten Staaten.
Munter und voller Freude reden sie auf mich ein. Da ist keine Scheu. Pure Neugier treibt die Damen an. Begeistert lauschen sie meinem kleinen Bericht über meine Reise, stellen immer wieder Fragen und erzählen mir, dass ich auf meiner Reise mehr gesehen habe, als sie in ihrem ganzen Leben.
Am Ende unserer kleinen Unterhaltung schenkt mir eine von beiden einen kleinen Briefumschlag. Es ist ihr persönliches Dankeschön an mich. Später, als ich den Brief öffne, erkenne ich, dass ich mich mit zwei Damen der Zeugen Jehowas unterhalten habe – ganz weltlich. Über Religion wurde überhaupt nicht gesprochen.

Nachdem ich einen kleinen Imbiss eingenommen habe, drehe ich noch eine kleine Hafenrunde, bevor ich weiterfahre. Ich liebe diese bunten Farben.

Auf den Hafen folgt eine Wohnanlage mit extrem dichter, eingeschossiger Bebauung. Zwar schaue ich über die Häuser hinweg auf de Pazifik. Den schönen Sandstrand allerdings vermisse ich.


Vom Seagaze Drive in Ocean City habe ich dann wieder einen schönen Blick auf den schmalen Sandstrand und den örtlichen Pier.

Weiter geht es entlang prächtiger Palmenalleen.

Dann geht es wieder für einige Meilen direkt am Wasser entlang. Es wird Zeit, dass ich mein heutiges Ziel in Carlsbad vor Einbruch der Dunkelheit erreiche.
Mir tut die linke Leiste weh. Sie hatte schon einmal geschmerzt. Unmittelbar nach der Hundeattacke, westlich von Barstow. Seinerzeit hatte ich Angst, dass sich ein Leistenbruch anbahnt. Da ich in den folgenden Wochen keine weiteren Probleme hatte, habe ich dem Ereignis keine weitere Beachtung geschenkt.
Seit Oceanside macht sich zunehmender Druck in der linken Leiste bemerkbar. Und am Abend muss ich feststellen, dass sich in der linken Hüftbeuge eine Hühnerei große Beule gebildet hat. Und das bereitet mir keine guten Gefühle. Ich werde sehen, wie sich das über die Nacht entwickelt.
Langsam trudel ich an diesem Abend in Carlsbad ein. Mein Gastgeber Greg und seine Ehefrau Song erwarten mich bereits. Ich kann mein Zelt neben dem Haus in einem von der Straße nicht einsehbaren, geschützten Bereich auffbauen. Da der Boden gepflastert ist, kann ich keine Heringe verwenden. So finde ich eine andere Lösung und nach wenigen Minuten steht das Zelt.
Anschließend nehme ich ein Duschbad. Greg hat die Dusche außerhalb des Hauses installiert. Anschließend lädt er mich zum Abendessen ein. Song kocht wunderbar. Es gibt reichlich zu Essen. Und ich genehmige mir noch einen Nachschlag.
Greg ist begeisterter Radwanderer, der in seinem Leben schon unglaublich viele Fahrradtouren absolviert hat, die ihn auch in andere Länder führten. Und so haben wir beide das Gesprächsthema für den heutigen Abend gefunden.
Da ich mich gesundheitlich nicht wohlfühle, beenden wir beizeiten den Abend. Ich ziehe mich in mein Zelt zurück. Trotz der Sorgen um meine Gesundheit, die mich bedrücken, braucht es nicht viel Zeit um ins Land der Träume zu gelangen. Gute Nacht.
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