
22. November 2024
Ich lasse es heute sehr ruhig angehen. Ein Herzenswunsch ist es, den San Diego Zoo zu besuchen. Schon 1983 war ich von diesem Zoo begeistert und habe über 40 Jahre von diesem einen Besuch geschwärmt und all die Jahrzehnte den Wunsch gehegt, noch einmal hierher zu kommen.
Da der Zoo nur knapp 2 Kilometer von meinen Gastgebern entfernt ist, liegt er für mich in bequemer Reichweite. Und so mache ich mich zeitig und zu Fuß auf den Weg.
Der Zoo liegt im wunderschönen Balboa Park. Dieser Park umfasst eine Fläche von 4,9 km² und beherbergt neben dem Zoo eine Vielzahl kultureller Einrichtungen und Museen.
Im Bild oben ist das Balboa Parc Botanical Building zu sehen. Es wurde für die Panama–California Exposition 1915-16 erbaut und ist noch heute eines der größten Lattengebäude der Welt.

Zielstrebig, wenn auch langsam, schlendere ich hinüber zum Zoo. Schon der Eingang wartet mit einem Superlativ auf. Dort steht Rex, ein 8 Meter hoher und 9 Tonnen schwerer Bronzelöwe. Laut Auskunft der Firma Artworks Foundry in Berkeley, Kalifornien, die Rex gegossen hat, ist sie die größte freitragende Bronze-Tierstatue der Welt.
Freundlich, brüllend und springend läd er Groß und Klein zu einem Besuch im Zoo ein. Der Eintritt hätte mich 60 Dollar gekostet. Meine Gastgeber jedoch waren so großzügig und haben mir den Eintritt mit einer Freikarte spendiert.

Der Zoo fasziniert mich aus zwei Gründen: Erstens war er der erste Zoo weltweit, der völlig auf Gitter verzichtete und seine Tiere ausschließlich durch Gräben, Mauern und ähnliche bauliche Anlagen von den Besuchern trennte.
Außerdem kommt eine starke Begrünung sowohl der Gehege als auch der Besucherflächen hinzu, wobei die meisten Tiere in einem Nachbau ihres natürlichen Habitats leben. In diesen Habitaten wachsen die für das jeweilige Habitat typischen Pflanzen.

Die mit mehreren Tausen Pflanzenarten so gestalteten Lebensräume der Tiere reichen vom afrikanischen Regenwald über den borealen Nadelwald bis zur Tundra. Darüber hinaus hat der Zoo auch eine der größten Volieren weltweit.

Glücklich mache ich mich in dieser parkähnlichen Zooanlage auf meinen Weg, der mich zuerst zu den Mantel-Pavianen und anschließend …

… zu den Rotgesicht-Hornraben führt. Mit seinem großen Schnabel, dem schwarzen Gefieder und der rötlichen Färbung der unbefiederten Gesichts- und Halspartien ist dieser Vogel eindeutig zu identifizieren. Er ist ein Charaktervogel der afrikanischen Savannen südlich des Äquators.

Für eine Weile bleibe ich bei den kleinen Erdmännchen stehen und schaue ihrem Treiben zu.
Diese geselligen, neugierigen und immer wachsamen Tiere haben mehr zu bieten als Knopfaugen und niedliche Posen. Wer sich mit ihnen beschäftigt, wird ein hochinteressantes Sozialsystem kennenlernen.

Es folgen mehrere Folieren, in denen unter anderem der Kalifornische Kondor gehalten wird. Diese riesigen Vögel waren 1980 fast ausgestorben. Zu dem Zeitpunkt lebten in freier Wildbahn nur noch 22 Vögel, ein weiteres Brutpaar befand sich in Gefangenschaftshaltung.
Maßgeblich der San Diego Zoo Safari Park und der Zoo von Los Angeles starteten ein Erhaltungsprogramm. 1988 schlüpfte erstmals ein Küken in menschlicher Obhut. Bereits 1992 wurden die ersten Kalifornienkondore wieder bei Big Sur im Los Padres National Forest ausgewildert.
Eine bedeutende Ursache für das Beinahe-Aussterben liegt in der Vergiftung der Vögel mit metallischem Blei aus Jagdmunition, wobei insbesondere Schrotkugeln, welche die Tiere beim Fressen an Kadavern von geschossenem Wild aufnehmen, die zentrale Vergiftungsquelle darstellen.
Nur durch das totale Verbot von Bleimunition und die Einhaltung dieser Regelung wird die Reproduktionsrate groß genug sein, den Erhalt dieser Tierart auf Dauer zu erreichen. Und das ist leider bis heute nicht der Fall.

Ich strolle vorbei an großen Ausläufen für Kamele …


… und Elefanten. Diese größten Säugetiere verbringen bis zu 16 Stunden am Tag mit Fressen und können an einem Tag bis zu 150 Kilogramm Nahrung verspeisen. Afrikanische Elefanten sind Weidegänger und fressen eine Vielzahl von Pflanzen, darunter Gräser, Blätter, Sträucher, Rinde und Bäume.
Der Zoo verfügt über ein Elefantenpflegezentrum, wo man Wildtierpflegeexperten dabei zusehen kann, wie sie Elefantenfüße schrubben. Oder man beobachtet Elefanten bei ihren eigenen Gesundheits- und Wellnessroutinen.

Im Unterholz entdecke ich einen Trupp Kragentauben. Diese Tiere fallen insbesondere durch ihr glänzendes Gefieder auf.
Der Kopf ist schwärzlich blaugrau, leicht silbrig überhaucht befiedert. Am Nacken und am Hals hat er verlängerte Federsträhnen, die blau, grün und bronzefarben irisieren. Am Rücken und auf den Flügeln sind die Federn metallisch grün, die Schwung- und Deckfedern dagegen blau. Der Schnabel ist schwärzlichgrau. Ein wahrlich bunter Vogel …

Diese Katze zeigte mir nur ihren wunderschön gezeichneten Rücken. Leopard oder Jaguar – die Frage kann ich leider nicht beantworten.

Fütterung der Löwen. Es ist schon faszinierend, zu sehen, wie geschickt das Tier den großen Schenkelknochen abnagt.

Der Ameisenbär ist ein hochspezialisierter Einzelgänger, der im Laufe seiner Evolution zwar seine Zähne eingebüßt, dafür aber in seiner röhrenförmigen Schnauze eine lange Zunge entwickelt hat, mit der er aus Termitenbauten, deren Hülle er mit sein kräftigen Krallen an den Vorderfüßen aufreißt, seine Nahrung mittels der eingespeichelten Zunge aufleckt.

Imposant sind auch die Eisbären. Als größte Raubtierart an Land, gehören sie zu den Säugetieren mit dem größten Gewichtsunterschied zwischen den Geschlechtern. Männliche Eisbären wiegen 300 bis 1.000 Kilogramm, die Weibchen 150 bis 250 Kilogramm.
Das Fell erscheint weiß. Die Haare allerdings sind eigentlich durchsichtig, die Deckhaare zusätzlich hohl. Eisbären haben eine schwärzliche Haut, welche die Sonnenenergie absorbiert. Ihr dickes Fell bildet ein isolierendes Luftpolster, und die 5 bis 10 cm dicke Körperfettschicht trägt zusätzlich dazu bei, dass die Tiere in ihrem eisigen Lebensraum überleben können.
Ihre Krallen gleichen Spikes, ihre Tatzen Schneeschuhen, und die Nickhaut am Auge fungiert als Schneebrille. Darüber hinaus verfügen Eisbären über eine Superspürnase. Damit sind sie in der Lage, ihre Nahrung auch tief unter der Schneedecke aufzuspüren.

Ein ganz seltener Zoogast, den ich noch nie gesehen habe, ist die Harpye, einer der größten Greifvögel weltweit und physisch der stärkste.
Die Bezeichnung Harpyie ist der griechischen Mythologie entlehnt. Die Harpyien der Griechen waren vogelähnliche Dämonen des Sturms. Sie hatten den Körper eines Greifvogels, einen Frauenkopf und Vogelflügel. Es waren schreckliche Ungeheuer, die Nahrung und Kinder stahlen.

Hier streift ein Amurleopard durchs Unterholz. Sein eigentlicher Lebensraum ist die Taiga im Osten Sibiriens nahe der chinesischen Grenze. Von allen Leoparden sind Armurleoparden am nordöstlichsten verbreitet.
In Anpassung an das Klima ihres Lebensraumes haben sie ein sehr dichtes, langhaariges Fell. Besonders das Winterfell ist sehr dicht und weist auf einem Quadratzentimeter etwa 3.000 Haare auf. Der aktuelle Wildbestand wird auf weniger als 14-20 Erwachsene und 5-6 Jungtiere geschätzt (2007).

Auch dieser Primat, ein Tonkin Schwanzlangur schaut in eine ungewisse Zukunft. Tonkin-Schwarzlanguren sind schlanke, langschwänzige Primaten. Ihr Fell ist überwiegend schwarz gefärbt, von den Mundwinkeln bis zu den Ohren erstreckt sich ein weißer Streifen.
Auffällig ist der lange Haarschopf an der Oberseite des Kopfes. Sein Lebensraum im südlichen China und nördlichen Vietnam sind die dortigen mit Regen- oder Monsunwäldern bestandenen Karstgebiete.
Die Hauptbedrohung der Tonkin-Languren stellt der Verlust ihres Lebensraums durch Waldrodungen dar. In Vietnam z. B. wurde ihr Verbreitungsgebiet durch Bombardements und den Einsatz von Entlaubungsmitteln im Vietnamkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. In Vietnam dürfte die Gesamtpopulation nicht mehr als 500 Tiere betragen.

Der Königstiger im San Diego Zoo hat zwar ein sicheres Zuhause, ist aber in seiner Art in seinem Lebensraum bedroht.
Der grundsätzliche Lebensraum des Königstigers ist, wie bei allen Arten Südostasiens, der Dschungel. Er bevorzugt dichte Vegetation und die Nähe zu Wasser.
Die ehemalige indische Premierministerin Indira Gandhi setzte sich sehr für den Schutz der wilden Tiere Indiens, insbesondere aber des Tigers, ein:
„Unsere eigenen Anstrengungen zur Rettung der Naturschätze Indiens konzentrieren sich auf den Tiger. Welch anderes Tier kann so wie er in der Verschmelzung von Eleganz und Stärke unsere Phantasie entflammen; so spektakulär das unersetzliche symbolisieren! Der Tiger hat unter dem Menschen schwer gelitten. Er wurde gejagt und grausam verfolgt. Sein Lebensraum wurde stark beschnitten. Heute steht er am Rande der Ausrottung.“
Indira Gandhi (1974)
Und daran hat sich bis heute nichts geändert …

Der Schabracken Tapir ist der größte Vertreter der Tapire und die einzige in Südostasien lebende Tapirart. Der Name leitet sich von der farblich abgesetzten Rückenpartie ab, die an einen im Reitsport als Schabracke bezeichneten Überwurf erinnert.
Der Schabrackentapir bewohnt die tropischen Regenwälder der Flachländer, kommt aber auch in Höhen bis über 2.000 m vor. Er lebt als Einzelgänger und ernährt sich von weicher Pflanzennahrung.
Sein Verbreitungsgebiet ist durch Lebensraumzerstörung stark zersplittert, die möglicherweise maximal 2.000 Individuen umfassende Gesamtpopulation wird als stark gefährdet eingestuft.
Charakteristisch ist das Fellmuster des Schabrackentapirs. Die vordere Hälfte des Körpers und die Hinterbeine sind schwarz, der hintere Rumpf ist weiß. Dieses Muster ist eine wirkungsvolle Tarnung, da der Tapir sich im Dunkel des Regenwaldes gegen seinen Hintergrund nur teilweise abhebt und potentielle Räuber die Tapirart nicht erkennen.

Die Heimat der Brazzameerkatzen ist das zentrale Afrika von Kamerun im Nordwesten über Äthiopien im Nordosten bis zur Demokratischen Republik Kongo und dem nördlichen Angola im Süden.
Ihr Habitat sind feuchte Wälder, wobei sie oft in der Nähe von Wasser zu finden sind. Sie bevorzugen sumpfige oder saisonal überflutete Lebensräume und leben nie weiter als einen Kilometer vom nächsten Fluss oder See entfernt.

Diese Rotschwanzmeerkatze ließ sich durch einen Besucher, der die Körperbewegungen des Tieres nachahmte, anlocken. War das Tier erst ca 30 Meter vom Zaun entfernt, näherte es sich uns Menschen langsam auf wenige Meter.
Sie sind tagaktiv und leben sowohl am Boden als auch auf den Bäumen und können darüber hinaus auch ausgezeichnet schwimmen.

Eine besonders imposante Begegnung hatte ich mit diesem Gorilla. Alle Gorillaarten sind bedroht, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
Ein Grund für die Gefährdung liegt in der Zerstörung ihres Lebensraumes durch die Rodung der Wälder. Hinzu kommen bürgerkriegsähnliche Zustände in Teilen ihres Verbreitungsgebietes, welche die nötigen Schutzmaßnahmen erschweren und eine effiziente Überwachung von Schutzgebieten nahezu unmöglich machen.
Einen weiteren Grund stellt die Bejagung wegen ihres Fleisches („Bushmeat“) dar, die immer noch durchgeführt wird. Auch Krankheiten ziehen die bereits angegriffenen Populationen weiter in Mitleidenschaft, insbesondere Ebola.
Die Gesamtpopulation der Gorillas wird auf rund 365.000 Tiere geschätzt, die sich allerdings sehr unterschiedlich auf die einzelnen Populationen verteilen.

Ein weiteres Highlight meines Spaziergangs durch den Park möchte ich ebenfalls mit euch teilen: die Kuba-Flamingos.
Das Gefieder der Kubaflamingos ist im Prachtkleid einheitlicher und kräftiger rosa als das des Rosaflamingos. Die vordere Schnabelhälfte ist schwarz, die andere, der Schnabelbasis nähere, ist gelblich-rosa. Die Beine sind einheitlich rosa-fleischfarben.
Sie sind sebst in der Dämmerung ein wunderschöner Lichtblick. Nicht umsonst scharen sich ganze Menschentrauben am Zaun vor ihrem Freigehege und freuen sich über dieses Farbspektakel.

Der San Diego Zoos beherbergt eine große Vielfalt außergewöhnlicher Pflanzen aus Lebensräumen auf der ganzen Welt.

8 anerkannte Pflanzensammlungen sowie Tausende von Pflanzen, die den Lebensraum der Wildtiere bilden und in denen ich durch üppige, exotische und friedliche Landschaften wandere, finden hier ein Zuhause.

Von Pflanzen, die für ihre farbenfrohen Blüten bekannt sind, über stattliche, Schatten spendende Bäume bis hin zu stacheligen Wüstenbewohnern – auf Schritt und Tritt löst diese Tier und Pflanzenwelt bei mir Bewunderung aus.

Schon 1983 hatte mich dieser Zoo fasziniert. Und seitdem bestand bei mir der Wunsch, hier noch einmal herzukommen. 41 Jahre später, fast um die selbe Jahreszeit, habe ich die Gelegenheit genutzt und mir diesen Traumwunsch erfüllt.

Es war ein wunderbarer Tag, der meine Erinnerungen an diesen Zoo bei weitem übertrifft. Vieles hat sich seit damals getan. Und alles hat sich seitdem noch mehr verbessert und verschönert.


Mir hat der Besuch des Zoos sehr gut getan. Hier konnte ich heute anfangen, meine Reise zuende zu bringen. Hier hatte ich Zeit zur Muße, ohne dass mich der Leistenbruch plagte. Hier hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, wie fragil meine, unsere Umwelt auf all die negativen Einflüsse, die von uns Menschen ausgehen, reagiert.

Einmal mehr ist mir klargeworden, wie schützenswert all die Tiere und Pflanzen sind, die ich heute gesehen habe. Ich bin sooo dankbar für diesen Tag und wünsche mir, dass auch ihr, die ihr mich treu begleitet, die Chance nutzen könnt Ähnliches zu erleben.
What a beautiful description and guide to the San Diego Zoo. Thank you Jo. Hope you also heal up soon.
Hello Esther.
Ja, ich liebe diesen Zoo. Und nicht nur den Besuch, sondern auch
das Schreiben dieses Blog-Beitrages bereiteten mir große Freude. Danke, dass du ihn so aufmerksam gelesen und angeschaut hast.
Many regards
Jo