
24. November 2024
Heute ist mein letzter Tag in den USA. Morgen schon werde ich fliegen.
Mein letzter Besuch gilt dem Museumsschiff USS Midway, dass seit 2004 am Navy Pier in San Diego seine letzte Heimat gefunden hat. Mit im Durchschnitt über eine Million Besucher pro Jahr ist es weltweit das meistbesuchte, noch schwimmende Marinemuseumsschiff.
Er war der dienstälteste Flugzeugträger der Navy (1945-1992) und gleichzeitig der einzige, der während des gesamten Kalten Krieges im Einsatz war. Während des Einsatzes dienten über 200.000 Soldaten auf diesem Schiff.
Es ist mein erster Besuch seit Jahrzehnten auf einem Kriegsschiff. Und ich möchte sehen und verstehen, warum alle Waffengattungen so positiv und fest im Bewusstsein der amerikanischen Bevölkerung verankert sind.

Das Schiff liegt unübersehbar im Hafen von San Diego, südlich von Downtown. Mit einer Länge von über 300 Metern und einer Breite von mehr als 70 Metern über das Querdeck ist der Flugzeugträger ein wahrer Blickfang im Hafen. Die Hafenpromenade führt direkt am Ankerplatz des Schiffes vorbei.
Entlang der Promenade bieten fahrende Händler neben vielfältigen Souvenirs, kleine Snacks und Getränke an. Dazwischen tummeln sich Kleinkünstler und Musiker. All das fühlt sich eher wie der Besuch eines Jahrmarktes an, denn der Besuch auf einem Kriegsschiff der Extraklasse.



Schnell ist der Eintritt von 34 Dollar entrichtet. Freundliche Helfer weisen mir den Weg zum eher unscheinbaren Eingang zum Museum in der riesigen Schiffswand. Vorbei an messingfarben glänzender Schiffsglocke und Fahnenbannern.
Bereits nach wenigen Metern betrete ich eine das riesige Hangar-Deck, auf dem ich mich im ersten Augenblick verloren vorkomme. Auch hier stehen Helfer bereit, welche die Ratlosigkeit in meinen Augen erkennen und mich zur Ausgabestelle der Audioführer leiten. Hier erhalte ich eine kurze Einleitung die mir hilft, auf dem riesigen Schiff meinen Weg zu finden.

Effektvoll sind hier diverse Flugzeuge ausgestellt (F4F-Wildcat Jagdflugzeug). Ob diese Flugzeuge auf dem Träger dienten, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf alle Fälle finden Technikbegeistete ein wahres Eldorado.
Ehemalige, die auf dem Flugzeugträger dienten, geben interessierten Besuchern bereitwillig Auskunft zu technischen Details wie auch zum Leben und Zusammenleben und schaffen so eine authentische Atmosphäre.


Dann begebe ich mich auf die Wanderung durch den Bauch dieses Riesenschiffes. Ohne Wegweiser würde ich mich in diesem Gewirr von Gängen verlaufen. Daher halte ich mich an die Beschilderung für den empfohlenen Rundgang. Und der hat Einiges zu bieten.

Der Ready Room.
Jeder Staffel auf einem Flugzeugträger wird ein eigener Bereitschaftsraum zugewiesen. Dieser Raum ist das Zuhause für mehr als 40 Staffeloffiziere fern der Heimat und gleichzeitig ihr Büro, Klassenzimmer, Kino und Wohnzimmer.
Die Schottwände sind mit schwarzen Brettern, Karten und Erinnerungsstücken von zuhause bedeckt. Fernsehmonitore zeigen Wetter und Flugbriefingsinformationen sowie Videos über die Pilot Landing Aid TV, in denen der Landung von Flugzeugen auf dem Flugdeck zugeschaut werden kann.

Ein weiterer Ready Room. Diese Räume wurden mit viel Herzblut von Ehemaligen restauriert und in einen brauchbaren Zustand gebracht. Jeder Offizier hatte dabei seinen eigenen Sitzplatz, der mit Namensschild gekennzeichnet war.

Auf meinem weiteren Rundgang werden viele Funktionsbereiche vorgestellt. Und auch wenn ich vieles nicht verstehe, so beeindruckt es mich doch.

Jede Flugzeugstaffel hat ihr eigenes Logo/Abzeichen, das stolz zur Schau getragen wird und an jedem Flugzeug der Staffel zu sehen ist.
In einer Vitrine sind alle Logos nebst knapper Erläuterung der Staffeln ausgestellt, die zwischen 1945 und 1991 ihren Dienst auf dem Flugzeugträger versahen. Trotz des ernsten Hintergrundes wirken viele dieser Abzeichen auf mich, als seien sie dem Comic-Genre entlehnt.

Grafiken wiederum zeigen, wie viele Flugzeuge und Hubschrauber sich zu bestimmten Zeiten auf dem Flugzeugträger befanden.


Dabei fällt auf, das die Gesamtzahl im Laufe der Jahrzehnte abnahm. Wohl auch, weil die Technik mit der Zeit weiterentwickelt wurde, so dass trotz weniger Fluggeräten immer bessere Egebnisse erzielt werden konnten.

Es folgen weitere Funktionsbereiche für den Flugbetrieb.

In einem abgedrunkelten Raum treffe ich auf lebensgroße Puppen, die auf die verschiedensten blau und grün leuchtenden Anzeigetafeln elektronischer Navigations- und Radargeräte schauen und an den zahllosen Knöpfen und Schaltern der elektronischen Geräte herumzuschrauben scheinen.

Ehemalige Navy-Angehörige beantworten bereitwillig, mit Fachkompetenz und großer Hingabe den Besuchern ihre zahlreichen Fragen zu den ausgestellten Objekten und ihrer Funktion.
Auch hier erstaunt mich, mit welcher Liebe zum Detail dieser Raum restauriert und gestaltet wurde.

Das Motto der Midway, lautete „Tip of the sword“ und geht auf das Jahr 1948 zurück, als der Flugzeugträger seinen ersten Einsatz im Mittelmeer hatte. Als eines der wenigen Schiffe, die in der Lage waren, atomwaffenbestückte Flugzeuge einzusetzen, stellte sie ein Kernelement der Abschreckung der US-Marine im Kalten Krieg gegenüber der Sowjetunion dar.
Das zweite Siegel der Midway, das ab den 1970er Jahren geführt wurde, ist traditionellen Wappenformen nachempfunden. Das hellblaue Schild ist durch blau-rote Streifen im Verhältnis 1:2 gespalten.
Der linke Teil enthält ein silbernes Schwert mit silbernem Lorbeerkranz, das das Motto des Trägers symbolisiert. Der rechte Teil ist durch blau-rote Streifen geteilt, in einen oberen Teil mit einer silbernen 41, der Hull-Nummer des Schiffes und einen unteren mit der stilisierten Darstellung zweier Jets, die von einem Flugzeugträger starten. Über dem Schild steht der Name des Schiffes.

Die zwei jeweils mit dem 2. Siegel der USS Midway bzw. dem Motto Navy Chiefs – Navy Pride verzierten Ankerwinden sind eine Zier in dem ansonsten nüchtern wirkenden Ankerkettenraum.
An Bord der USS Midway befindet sich eine 600 Meter lange Ankerkette. Jedes Kettenglied wiegt 130 Pfund. Und die Anker wiegen jeweils über 20 Tonnen.

Großen Anklang bei Kindern und Erwachsenen findet die kleine Knotenkunde. Modelle und grafische Anleitungen regen an, die am häufigsten verwendeten Seemannsknoten zu erlernen.

Wer will, kann es zu Hause ausprobieren. Hier die Anleitungen zu einigen dieser Knoten.

Sheepshank Knot

Palstek rechts

Schotstek

Linesman Knot


Wenig später erreiche ich die Mannschafts-Schlafräume, in denen die 3er-Etagenbetten dicht an dicht stehen. Jeder Matrose hatte sein Bett. Unter der Matratze befindet sich ein kleines Fach für persönliche Dinge. Und neben dem Bett hat jeder noch einen kleinen Spind für Garderobe, etc.. So eng hatte ich es mir auf dem Schiff nicht vorgestellt.

Natürlich darf auf so einem großen Schiff ein kleiner Laden nicht fehlen. In ihm konnten die Matrosen und Offiziere ihren ganz persönlichen Bedarf an Tabakwaren, Getränken, Snacks, Hygieneartikeln, usw. decken und sogar Videos ausleihen.

Mein Rundgang führt mich wieder zurück zum Hangar-Deck, auf dem weitere gut restaurierte Flugzeuge ausgestellt sind.


Auffallend ist, das viele Flugzeuge und auch der Hangar selbst mit Lichterketten und Modelleisenbahnen weihnachtlich geschmückt sind.


Neben Flugzeugen werden auch Helikopter ausgestellt, die auf dem Flugzeugträger eingesetzt waren.

Da so ein Rundgang Stunden dauert und hungrig macht, wurde für die zahlreichen Besucher auf dem Hangar-Deck das große Café 41 eingerichtet.
Die Café-Terrasse wurde auf der ehemals als Fahrstuhl für Flugzeuge fungierenden Plattform eingerichtet. Mit diesem Fahrstuhl war es möglich, zwei Jets gleichzeitig in weniger als 15 Sekunden vom Hanger- auf das Flight-Deck zu befördern.

Auf dem Flight-Deck sind in einer Ecke mehrere Cockpits aufgestellt. Hier haben Besucher die Möglichkeit, sich in die Situation des Piloten zu versetzen. Einerseits eine unglaubliche Enge. Andererseits erstaunlich viele Instrumente, die der Pilot braucht, um alle seine Aufgaben in der Luft zu erfüllen.


Auf dem Flight-Deck sind mehr als ein Dutzend Flugzeuge ausgestellt.

Da ich mich nie wirklich für Kriegstechnik interessiert habe, ist meine Neugierde durchaus verhalten. Viel spannender ist es zu sehen, wie die vielen Besucher mit alledem umgehen. Und da sehe ich bei Groß und. Klein keine Berührungsängste.
Veteranen, die auf diesem Schiff gedient haben, können jederzeit angesprochen werden. Im Rahmen ihrer jeweiligen Tätigkeiten beantworten sie unermüdlich den nicht enden wollenden Fragestrom. Dabei ist manchem Veteran die Begeisterung anzumerken, wenn er über sein Aufgabenfeld berichtet.

Der Farbanstrich dieses Jets verrät seinen Einsatz während des Irak-Krieges. Bei den meisten Flugzeugen kann ich jedoch nicht sagen, wann und wo sie eingesetzt wurden. Dazu reichen meine Kenntnisse einfach nicht aus.


Eine weitere Ausstellung ist den verschiedensten Helikoptern gewidmet, die auf dem Flugzeugträger zum Einsatz kamen.


Ob Flugzeug oder Hubschrauber, eines war bei all diesen Fluggeräten wichtig: ihre Flügel oder Rotoren mussten stets einklappbar sein. Der Flugzeugträger bot ja nur beschränkt Raum für all die Luftfahrzeuge. Die dafür gefundenen Lösungen sind verblüffend und faszinierend zugleich.

Santa Claus mit seinem flugfähigen Hirschgespann darf auf dem Träger um diese Zeit natürlich nicht fehlen.

Und damit er auch gut in die Lüfte aufsteigen kann, bekommt er vom Shooter eine ausgezeichnete Starthilfe.

Das Flight-Deck Personal führt auf dem lauten Flugdeck verschiedene Spezialfunktionen aus. Zur einfachen Identifizierung tragen diese Leute Trikots und Helme in verschiedenen Farben. Auf diese Weise ist die Identifizierung des Flight-Deck Personals und der von ihm ausgeführten Aufgaben einfach.







Flugsimulatoren runden den Besuch auf dem Schiff ab und machen ihn vollends zu einem wahren Erlebnis. Ich lasse die Finger von dem Simulator. Hatte ich doch vor Jahrzenten in einem Simulator den mir anvertrauten Jetj in der Nordsee versenkt.

Nach 5½ Stunden verlasse ich den Flugzeugträger und drehe noch eine Runde entlang der Hafenanlagen, bevor ich mich auf den Heimweg mache.
Ich hätte nie gedacht, dass mich der Besuch der USS Midway so sehr beeindrucken würde. Die Eindrücke sind so intensiv, dass es wohl Tage dauern wird, bis ich sie vollends verarbeitet habe. Und an dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Gastgebern für genau diese Empfehlung zum Besuch des Schiffes herzlich bedanken.
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