Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Jo

Ein Tag in Salt Lake City

15. September 2024

Ich bin früh hoch. So können wir uns gemeinsam auf den Weg zum Bauernmarkt machen. Während ich das Fahrrad nehme, fahren Nancy und David mit dem Auto hinunter zum Markt. Dort treffen wir uns kurz. Dann starte ich mit einem Besuch des Bauernmarktes in den Tag.

Der Farmers Market teit sich in zwei Bereiche: im vorderen werden Obst, Gemüse, Kartoffeln etc. angeboten, im hinteren allerlei andere Produkte.

Um die Qualität der Produkte zu unterstreichen, wird auch schon einmal der Kollege hinzugezogen.

An mehreren Stellen haben Straßenmusikanten Platz bezogen und geben ihr Bestes.

Alt und Jung musizieren gemeinsam.

Und die Musikstücke entstammen überwiegend der amerikanischen Volksmusik.

Hier kann jeder Fragen stellen. Und diese Gruppe hat große Freude daran, Antworten zu finden.

Und dieser Stand war für mich ganz besonders interessant. Links im Bild zwei bewaffnete Polizisten, rechts Strafgefangene. In einem Projekt bewirtschaften die Strafgefangenen etwas Land und produzieren in kleinen Mengen Gemüse. Dieses Gemüse verkaufen sie dann einmal pro Woche auf dem Bauernmarkt.

Das ist eine Form der Resozialisierung und sie scheint zu funktionieren. Als ich den Polizisten frage ob ich ein Foto machen darf, zeigt er sich sehr erstaunt. Natürlich darf ich ein Foto machen. Wir befinden uns hier in der Öffentlichkeit.

Meinem Hinweis auf Persönlichkeitsrechte entgegnet er schon gar nichts mehr, antwortet nur noch mit einem Lächeln und bringt sich bereits in Pose …

Anschließend geht es kurz zum Friseur: 35 Dollar für einen simplen Haarschnitt. Dafür habe ich die nächsten drei Monate wieder meiner Ruhe und brauche keinen Föhn. Außerdem sieht es viel besser aus. 😀

Über dem Campus der Universität Salt Lake erreiche ich das Natural History Museum, in dem ich mich die nächsten Stunden aufhalten werde. Da ich mit großer Leidenschaft Geologie und Paläontologie studiert habe, brauche ich euch wahrscheinlich nicht zu erklären, dass hierauf mein besonderes Interesse ruht.

Es ist ein moderner Neubau, der schon durch seinen großzügigen Eingangsbereich besticht.

Über mehrere Stockwerke zieht sich diese Glasfront bis zur Decke. Sie zeigt ein ganzes Potpourri der Erdgeschichte. Beginnend mit dem Erdaltertum unten und endend im Hier und Jetzt oben. Mehr ist von der Halle aus nicht zu sehen. Alles andere verbirgt sich hinter den Mauern und macht mich neugierig.

In kleinen Fachbereichen wird Besuchern an lebenden Objekten erklärt, wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat. Hier werden höchst kompetent Fragen der Besucher beantwortet.

Zwischendurch kann man einen Blick durch große Glasfronten auf Magazine und Präparationsbereiche werfen.

Über mehrere Etagen steigt man über Rampen und Treppen auf und durchwandert so die vergangenen Welten. Es sind nicht viele Objekte. Aber die Objekte, die ausgestellt sind, sind wunderschön.

Die Bilder sollen euch einen Eindruck geben. Ich möchte sie nicht weiter kommentieren.

In einer Zeittafel sind verschiedene Pfeil- und Speerspitzen angeordnet und beschrieben. Sie geben eindrucksvoll wieder, seit wann die Menschen in Nordamerika diese Gerätschaften verwenden.

Die Entwicklungsgeschichte des Menschen anhand der bekannten Funde und Fundorte wird an einer Wand knapp und eindrucksvoll dargestellt. Ich bin beeindruckt von der Klarheit. Auch wenn alles sehr knapp kommentiert wird, so kommen die Informationrn allesamt gut rüber.

Das Ganze ist stufig aufgebaut. Das Älteste unten, das Jüngste oben. So, wie auch Erdschichten zu interpretieren sind.

In einer kleinen Minaralienausstellung werden die Kristallformen grafisch dargestellt und mit entsprechenden Originalen aus der Natur belegt.

Goldnuggets und Kristalle, Diamanten, Saphire, Smaragd… Alles wird in einen Kontext gestellt und mit Musterstücken belegt.

Kristallformen, hier Skalenoeder, die zusätzlich Sand in ihr Kristallgitter eingebaut haben.

Farbige Geschichtenerzähler Kristalle.

Alles ganz knapp und verständlich.

Eine großartige Ausstellung, die ich jedem naturhistorisch Interessierten empfehlen mag.

Die letzten 2 Stunden verbringe ich im Red Butte Garden and Arboretum, dem Botanischen Garten Salt Lake City’s. Er liegt gleich hinter dem Museum.

Es ist eine Anlage, die im unteren Bereich parkähnlich aufgebaut ist und nach oben in die natürliche Landschaft übergeht.

Ein Tummelplatz für kleine Gäste.

Um 18:00 Uhr bin ich wieder in meinem Quartier. Während des Abendessens erzählte ich von meinen Eindrücken des Tages. Nancy hatte mir ein Ticket für das Museum angeboten, dass online einzulösen war. Irgendwie habe ich da etwas falsch gemacht. Jedenfalls ist die Buchung nicht erfolgt, wie ich an der Museumskasse feststellen musste.

Ohne von meinem Missgeschick Kenntnis zu haben, bot mir ein anderer Museumsbesucher, mit dem ich mich zuvor über meine Reise unterhalten hatte, eine Eintrittskarte an. Ich freute mich riesig und nahm das Angebot herzlich gerne an.

Zum Ende des Tages nehmen mich Nancy und David noch mit zu einer kleinen, feinen musikalischen Veranstaltung. Es spielt die Stratford Street Big Band. Die SSBB begann mit einer Gruppe von Musikern aus der Nachbarschaft, die Swing-Songs spielen wollten. Sie sprachen mit anderen Freunden und bald hatten sie eine Band!

An dieser Stelle möchte ich einen ganz großes Dankeschön an meine Gastgeber aussprechen für den gelungenen Abend.

🎺🎺🎺 Dies ist der 100ste Blogbeitrag! 🎺🎺🎺

Danke für eure treue Begleitung. Immer wieder berührt es mich, zu wissen, dass ihr da seid. Dass ihr mich unterstützt durch eure Freude beim Lesen, eure Kommentare (bitte hinterlasst mir doch heute einen!), durch eure Kaffees. Ihr seid mein Rückenwind.

Von Antelope Islands nach Salt Lake City, Utah

13. September 2024

Es ist früh am Morgen, als ich aufwache. Der Wind hatte sich gegen 3.00 Uhr gelegt und mit 12°C ist es angenehm kühl. Routiniert packe ich meine Sachen zusammen. Bevor ich losfahre, überprüfe ich noch den Reifendruck. Hinten scheint er okay. Vorne ist der Reifen fast platt.

Also ist wieder Pumpen angesagt. Bis Salt Lake City werde ich ein halbes Dutzend Mal nachgepumpt haben. Das nervt, ist anstrengend und zwingt mich früher oder später zum Handeln.

Antelope Island vom Ladyfinger Campground aus gesehen.

Noch einmal radle ich durch die üppigen Weidegründe der Bisons, die sich im Norden der Insel über Meilen bis an den Salzsee erstrecken. Ein letzter Sehnsuchtsseufzer. Dann mache ich mich auf den Weg nach Salt Lake City. Bis Layton benutze ich denselben Weg, auf dem ich zur Insel gefahren bin.

Ab Layton fahre ich dann auf der zum Radweg umfunktionierten, ehemaligen Eisenbahntrasse weiter nach Salt Lake City. Hier erst verlasse ich den Radweg und suche als Erstes einen Bikeshop auf.

Unterwegs komme ich noch an einem mehrere Tausend Quadratmeter großen Privatgrundstück vorbei. Hier hat sich der Eigentümer seinen Traum verwirklicht und eine unglaubliche Eisenbahn-Modellanlage erschaffen. Ich bin durchaus fasziniert, weil ich so eine Anlage noch nie gesehen habe.

Gleichzeitig bin ich entsetzt. Prangen doch am Zaun, der die gesamte Anlage umfasst, die abgebildeten Warnschilder.

Jeder mag über die Schilder denken, was er will. Mich jedoch erschrecken sie so sehr, dass ich darauf verzichte, die Anlage näher anzuschauen.

Der alte Bahnhof von Salt Lake City – heute nicht mehr als Bahnhof genutzt.

Der auffallendste Bereich der Stadt Salt Lake City ist der Gebäudekomplex rund um den Salt Lake Tempel der Mormonen. Im Bild das Joseph A. Smith Memorial Building.

Das Konfetenz-Zentrum, das zur Zeit wohl auch als Kirche genutzt wird.

Seitenansicht des Konferenzzentrums mit der Aussichtsterasse auf dem Dach.

Der fast komplett eingerüstete Tempel. Ob es sich bei den offensichtlich bedeutenden Renovierungsarbeiten um Stabilisierungsmaßnahmen des Bauwerks gegen Erdbeben handelt, vermag ich nicht zu sagen. Die Maßnahmen wurden jedoch 2019 angekündigt.

Salt Lake Tempel (hinten links) und Tabernacle (vorne rechts). Das Salt-Lake-Tabernacle wurde für große Versammlungen und Veranstaltungen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage konzipiert. Zwischen 1863 und 1867 wurde es erbaut. Es befindet sich auf der Westseite des Temple Square und ist die Heimat des Tabernacle Choir at Temple Square mit der ikonischen Orgel mit 11.623 Pfeifen als Kulisse.

Um 18.00 Uhr wollte ich bei meiner Gastgeberin sein. Da ich bei der Adressenangabe für Google Maps einen Fehler gemacht habe, lande ich zuerst im Norden der Stadt. Ich bin ein wenig verärgert über diesen dummen Fehler. Sogleich mache ich mich auf den Weg zur richtigen Adresse, wo ich mit ca. 20 Minuten Verspätung eintreffe.

Meine Gastgeber warten bereits. Sie waren der Annahme, dass wir 17.00 Uhr vereinbart hatten. Trotz alledem ist ihr Empfang ganz warmherzig. Schnell findet sich ein sicherer Platz für das Fahrrad. Anschließend zeigen sie mir mein Zimmer. Und noch vor dem Duschen gibt es ein üppiges, sehr leckeres Abendessen.

Einmal mehr freue ich mich, dass ich keine besonderen Diätvorschriften für mich beachten muss sondern essen darf, was auf den Tisch kommt. Und so lange ich kräftig und mit großem Appetit zu.

Und auch hier darf ich mit einem Klischee aufräumen: Es ist bei Weitem nicht so, daß alle Amerikaner Fast Food essen. Fast alle Familien, die mich zum Essen einladen, kochen selbst. Und was dann auf den Tisch kommt, hat mir immer ganz besonders geschmeckt. Da waren vegane, vegetarische oder auch Fleischspeisen dabei. Ob warme Speisen oder kalte, ich habe alles mit großem Genuss verspeist.

Gemeinsam mit meinen Gastgebern Nancy und David wechseln wir von der Küche ins Wohnzimmer und unterhalten uns noch eine Weile. Und sie gewähren mir noch einen weiteren Ruhetag und eine weitere Nacht.

Morgen früh wollen sie zum Bauernmarkt und ich darf mitkommen. Ihre Empfehlung für das Natural History Museum greife ich gerne auf und freu mich jetzt schon darauf. Gegen 22.00 beenden wir den gemeinsamen Abend und ich ziehe mich in mein Gästezimmer mit wunderbarem Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt zurück.

Salt Lake City wurde 1847 von den Mormonen gegründet als Rückzugsort, wo sie ihre Religion ungehindert ausüben können. 1898 wurde es die Hauptstadt von Utah.

Heute hat Salt Lake City ca. 200.000 Einwohner. Im Salt Lake County, also Stadt mit Umland, sind 49 % der Einwohner Mormonen.

Fun Fact für Skifahrer: „Die nahegelegenen Berge unserer Stadt sind nicht nur Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2002, sondern auch als Heimat des „besten Schnees der Welt“ bekannt. Große Stürme nehmen mehr Feuchtigkeit auf, wenn sie über den Großen Salzsee ziehen, und diese Feuchtigkeit prallt auf die Wasatch Mountains und erzeugt unvergleichlich leichten und befahrbaren Pulverschnee.“

(Letztes ein Zitat aus www.visitsaltlake.com)

Von Layton nach Antelope Islands, Utah

12. September 2024

Es ist noch früh am Morgen, als ich Layton, UT verlasse. Im Haus ist es still. Meine Gastgeber sind vermutlich an ihren Arbeitsstätten. Lediglich die Hauskatze, ein herzallerliebstes, verschmustes Tier, leistet mir neugierig Gesellschaft.

Als ich bereits alles gepackt habe, kommt Christian heim. Das gibt mir die Möglichkeit, ihm und seiner Frau Emily zu danken. Wir wechseln noch ein paar Worte und dann bin ich auch schon wieder auf der Straße. Die Reifen haben die Luft gehalten. Und so starte ich sorglos in den heutigen Tag.

In Layton selbst drehe ich eine kleine Runde um den Mormonentempel, der hell in der Morgenssonne leuchtet. Dann verlasse ich die Stadt …

… über einen Radweg, den G&RGW Rail Trail, der offensichtlich noch ganz neu ist.

Nach Wenigen Kilometern fährt mir den Schreck in die Glieder: Links und rechts des Weges ein ganzer Wald voller Disteln. Mannshoch und am Ende des Sommers strohtrocken, stehen Tausende von Disteln am Wegesrand. Und die ersten Stängel liegen bereits auf dem Radweg …

Nach einigen Meilen will mich der Fahrradcomputer auf einen anderen Weg bringen. Dazu müsste ich mich durch den Distelwald arbeiten. Da ich vom gestrigen Tag noch genug habe, entscheide ich mich für einen Umweg.

Am Wegesrand überragen Coyotenweiden die Schottischen Zaunrosen, deren hagebuttenähnlichen Früchte massenhaft rot in der Sonne leuchten. Auf den busch- und baumfreien Flächen ragen trockene Fruchtstände der wilden Karde in den Himmel, während die Ackerwinde über den Boden kriecht und ihre weißen Blüten der Sonne entgegenreckt.

Nach 30 Meilen ändert sich das Landschaftsbild deutlich. Bäume treten in den Hintergrund und links und rechts tauchen die ersten Salzwiesen auf.

Ein Paradies für Watt- und Seevögel.

Wenige Kilometer weiter habe ich einen ungehinderten Blick auf die weite, flache Uferzone des Salzsees, die von einer weißen Salzkruste überzogen ist.

Schließlich erreiche ich Antelope Island, mit 282 Quadratkilometern die größte Insel im Salzsee in Utah. Gleichzeitig ist diese Insel ein State Park.

Die Insel liegt im südöstlichen Teil des Sees, in der Nähe von Salt Lake City.

Der nördliche, fast baumlose Teil der Insel ist geprägt von weiten Präriegrasflächen, die goldgelb in der Sonne leuchten. Diese ausgedehnten Grasflächen sind Weidegrund der Bisons, von denen es eine Herde von ca. 300 Tieren auf der Insel gibt.

Der Blick über die Weidegründe, dahinter der blau schimmernde Salzsee und am Horizont die aufsteigenden Berge hinter dem See hat etwas Traumhaftes. Er erfüllt mich mit tiefster Dankbarkeit.

Auf den ausgedehnten, flachen, bei Niedrigwasser trockenfallenden Flächen hat sich eine Salzkruste gebildet, die weiß in der Sonne leuchtet. Alles liegt ruhig und friedlich.

Die Buffalos haben auf der Insel Vorrang. Wenn sie beabsichtigten, die Straße zu queren, haben alle anderen Gäste, die ihr Habitat bevölkern, anzuhalten. Gelassen schreiten die mächtigen Tiere über die Fahrbahn und wenden sich am gegenüberliegenden Fahrbahnrand den wohlschmeckenden Dreizähnigen Wermutbüschen zu.

Dreizähniger Wermut ist ein strauchartiges Gewächs mit aromatischen, silbergrauen Blättern, das den Speiseplan der Bisons erweitert. Die Bisons wurden vor einem Jahrhundert auf der Insel angesiedelt unt halten die Vegetationsdecke im Gleichgewicht.

Einmal im Jahr im Mai werden die Tiere zusammengetrieben und auf Alter und Krankheiten untersucht. Ansonsten leben sie vollkommen frei auf dieser Insel.

Insgesamt zähle ich bis zum Horizont 25 Tiere.

Im Vordergrund Dreizähnige Wermutsträucher.

Ich habe für die kommende Nacht einen Campingplatz gebucht.

Die kleine Schotterterrasse sorgt für einen sorgenfreien Aufbau und eine komfortable Nacht. Außerdem verhindert sie, dass jeder sein Zelt an einer x-beliebigen Stelle aufbaut und damit die Grasnarbe schädigt.

Der Platz ist wunderschön gelegen mit einer großartigen Aussicht über das Land. Da es sonnig und warm ist und nur eine leichte Brise weht, befestige ich das Zelt nur an vier Punkten. Nachdem das Zelt aufgebaut und alles eingeräumt ist, mache ich mich auf einen ausgedehnten Spaziergang über die von Felsen durchsetzten Hänge hinab zum Ufersaum.

Der Louisianawürger macht lautstark auf sich aufmerksam und begleitet mich des Weges. Er zählt zu den gefährdeten Vogelarten. Und so freue ich mich über seine Gesellschaft.

Es gibt sehr viele ausgetretene Pfade, die durch die Felsen zum See hinab führen. Welcher richtig ist, ich weiß es nicht. Und so lasse ich mich einfach von der Schwerkraft leiten und wähle den komfortablen Weg des geringsten Widerstandes. Echsen huschen über die Felsen, Kaninchen scheinen keine Angst mehr vor den Menschen zu haben. Lediglich ein Hase, den ich wohl aufgescheucht habe, sucht fluchtartig das Weite.

Und zwischen all den Wermutbüschen scheint sich auch die buschige Zackenblume heimisch zu fühlen.

Unten an der Uferzone entdecke ich üppige Bestände des Quellers, der sich in dieser salzhaltigen Zone sehr wohl fühlt.

Ansonsten wirkt diese schmale Zone vegetationsleer.

Einige Strukturen fallen mir ins Auge. Aber ich kann sie nicht zuordnen. Was sich hier über den Wasserhorizont hinaus erhebt, kann ich mir nicht erklären. Und auch Dr. Google hilft nicht weiter. So wird es weiterhin Geheimnisse geben. Gut so! Das stärkt meine Neugier …

Kurz vor Sonnenuntergang füllt sich der kleine Parkplatz oberhalb des Campingplatzes. Eine kleine Menschenschar eilt die felsige Hügelkuppe hinauf dem Sonnenuntergang entgegen. Es herrscht eine wundervolle, friedliche Stimmung und großes Staunen über das Naturspektakel, das hier alltäglich erscheint.

Kaum ist die Sonne verschwunden, eilt die kleine Menschenmenge zurück zum Parkplatz und wenige Minuten später stehe ich allein vor der hereinbrechenden Nacht. Es gibt keine Elektrizität. Es gibt kein Internet. Um die Akkus zu schonen, mache ich das einzig Sinnvolle: ich geh zu Bett.

Schnell schlafe ich ein. Vielleicht eine Stunde später wache ich abrupt auf. Der Wind hat stark zugenommen und zerrt und rüttelt am Zelt. Nun bin ich ganz schnell auf den Beinen. In der Dunkelheit der Nacht greife ich nach den Zeltschnüren und Heringen und stabilisiere das Zelt in Windeseile, so dass es dem Sturm trotzen kann. Alles hat gut geklappt. Das Zelt steht jetzt viel stabiler da und gibt mir Sicherheit …

Und ihr seid wieder bei mir. Begleitet mich bei meinem Traum. Nährt mich mit euren Kaffees und nehmt teil in euren Kommentaren. Danke! Für mich und für euch teile ich meine Erlebnisse und meine Bilder.

Zufrieden lege ich mich wieder hin und schlafe bald ein …

Amerikanische Bisons (männliche Exemplare) können bis zu 4 m lang werden und über 900 Kilo wiegen. Bisons sind keine sanftmütigen, schwerfälligen Tiere. Sie können bis zu 65 km/h schnell laufen und 1,80 m hoch springen. Bisons sind neugierig, aggressiv und in den nordamerikanischen Steppen heimisch.

Übrigens kann man im Salt Lake schwimmen, ohne sich zu bewegen. Der Salzgehalt des 148 km langen und 77 km breiten Salzsees ist nach dem Totem Meer am zweithöchsten und führt dazu, dass man sich genüsslich auf die tragende Wasseroberfläche legen kann, ohne unterzugehen.

Von Logan nach Layton, Utah

11. September 2024

Ich bin früh auf. Heute hat Biggi Geburtstag. Und so suche ich einen Platz, wo ich in Ruhe mit ihr telefonieren kann.

Auf mein Rufen im Haus kommt keine Antwort. Unsicher, ob Mitchell oder Kate überhaupt im Hause sind, verlasse ich meine Gastgeber, ohne mich richtig verabschiedet zu haben. Eine kleine, niedergeschriebene Notiz muss heute morgen reichen.

Auf alle Fälle hatte ich ein hervorragendes Quartier, ein ganz leckeres Abendessen, eine die Lebensgeister erfrischende Dusche und spannende Unterhaltung. Also ein Rundum-Sorglos-Paket. Und dafür danke ich meinen Gastgebern von ganzem Herzen.

Für 10.00 Uhr hatte ich mich mit Biggi telefonisch verabredet. Zur Feier des Tages steht ein kleines, besonders leckeres Frühstück vor mir auf dem Tisch. Über eine Stunde tauschen wir unsere Gedanken aus. Ich genieße diese Zeit in vollen Zügen. Und obwohl wir geografisch so weit auseinander sind, habe ich den Eindruck, dass wir uns näher sind denn je.

Mit großer Freude im Herzen mache ich mich gegen 11.30 Uhr auf den Weg. Ich habe verschiedene Gastgeber in Ogden, Utah angeschrieben. Bisher hat keiner geantwortet. So richte ich mich schon darauf ein, am Abend nach einem Quartier suchen zu müssen. Was sich aber nicht bewahrheiten soll, denn später meldet sich doch noch jemand.

Aber erst einmal fahre ich in südliche Richtung raus aus Logan. Und wieder geht es über einen Pass. Ich hatte zuvor im Ort nach dem Zustand der Straße gefragt und man hatte mir bestätigt, dass diese Straße breite Schultern hat, die gern von Radfahrern benutzt werden. Erleichterung macht sich breit und ich trete kräftig in die Pedalen. Die ersten Meilen geht es sogar noch ein wenig bergab. Aber schon bald ändert sich das.

Gleichmäßig geht es für mehrere Meilen bergauf. Ich schalte runter und bewältige den Bergangstieg In den Gängen 1 bis 3. Nach etwa anderthalb Stunden habe ich die Passhöhe erreicht. Das Tal weitet sich wieder und es geht hinab nach Brigham.

So ganz so einfach, wie sich das anhört, ist es jedoch nicht. An diesem Morgen, an diesem Anstieg, macht mir der Wind zu schaffen. Meistens kommt er von vorn. Böig, bockig, mitunter gar zornig zerrt er von allen Seiten an mir. Es ist, als gönne er mir den Pass nicht.

Zweimal ist die Windböe so stark, dass sie mich trotz Bergabfahrt zum Stehen bringt. Andere Male presst sie mich bedrohlich nah an die durchgehende weiße Linie, die mich von der Fahrbahn trennt. Und dann sind da noch Massen an LKW’s unterwegs. Mal erzeugen sie einen Sog, der mich regelrecht mitreißt. Dann wieder hat sich die gesamte, vor dem LKW aufgestaute Luft gegen mich verschworen.

Alles in allem ist es mühsam. Doch in den unteren Schaltgängen meistere ich den Passübergang sehr gut. Vor Tagen hatte mir Bryce erzählt, dass es zwischen Brigham, Utah und Ogden eine Straße gibt, an der entlang lauter Obststände aufgebaut sind.

Diese Straße verläuft parallel zum Highway, den ich bisher benutzt habe. Zwar gibt es in der Tat viele Obststände, an denen Pfirsiche Nektarinen, Birnen, Kürbisse, Gemüse und Kartoffeln angeboten werden. Und die Obstände sind nur wenige Meter von der Fahrbahn entfernt aufgebaut.

Dafür hat diese Straße aber keine Schultern und ich muss auf der Fahrbahn fahren. Auf die Dauer ist das sehr anstrengend. Daher entscheide ich mich, bei nächster Gelegenheit wieder auf den Highway zu wechseln.

Und dann passiert mir das Mißgeschick: ich komme von der Straße ab. Nur wenige Meter. Aber das reicht für einen Platten im Vorderrad. Nachdem ich meinen Frust in den Wind gebölkt habe, mache ich mich an die Reparatur. Jedoch gelingt es mir nicht, das Loch zu finden.

Und während ich noch auf der Suche nach dem Schaden bin, hält ein Fahrzeug neben mir und der Fahrer spricht mich an. Ich schildere ihm mein Mißgeschick, worauf er mir anbietet, mich von der Straße bis nach Ogden, Utah mitzunehmen. So komme ich nach Ogden.

Erst überlegt er, mich bei einem Walmart abzusetzen. Dann entscheidet er sich anders und nimmt mich mit zu sich nach Haus. Er ist KFZ-Mechaniker und hat eine voll ausgestattete Werkstatt. Auf seinem Hof mache ich mich an die Reparatur. Nach dem ersten Flicken kommt der zweite.

Dann der Dritte, Vierte und Fünfte – im Vorderrad. Beim Check des Hinterrades sieht es nicht besser aus. Am Ende sind es insgesamt sieben Flicken. Und während ich fleißig flicke, pult der Mann die Dornen aus dem Mantel.

Anschließend zeigt er mir im Garten, welche Pflanze dafür verantwortlich ist: der Burzeldorn, auch Erdsternchen oder Erdstachelnuss genannt, eine in dieser Gegend weit verbreitete Pflanze.

Über der Reparatur ist es spät geworden. Um 18.00 Uhr fotografiere ich die Sonne über mir. Im Großraum Los Angeles gibt es einen großen Waldbrand, dessen Rauch sich über Ogden legt.

Immer dunkler wurde in den letzten Stunden der Himmel.

Jetzt erst fällt mir auf, dass ich meine eigentlichen Gastgeber Emily und Christian noch gar nicht benachrichtigt habe. Im darauffolgenden Telefongespräch bietet mir Emily an, mich abzuholen. Das ist die einzige Möglichkeit, mein heutiges Ziel Layton, südlich von Ogden, zu erreichen.

Ich willige ein und eine halbe Stunde später holt mich Christian mit seinem Pickup-Truck ab. Meinem Helfer danke ich von ganzem Herzen. Ich hätte mich gerne noch ein bisschen mit ihm unterhalten. Und vielleicht hätte ich ihn um ein Quartier bitten können. Aber ich hatte Emily bereits vor Stunden zugesagt. So ist es ein kurzer Abschied, der einen tiefen, bleibenden Eindruck in mir hinterlässt.

Von Ogden nach Layton sind es noch 20 Meilen. Das hätte ich bei diesen Lichtverhältnissen niemals geschafft. Mit dem Auto ist es ein Katzensprung. Es ist schon nach 20.00 Uhr, als wir bei Emily eintreffen. Emily zeigt mir das Zimmer und erklärt kurz die wichtigsten Dinge. Ich nehme ein Duschbad. Anschließend kümmere ich mich um die Wäsche, die noch gewaschen werden muss.

Gegen 22.00 Uhr ist der Tag zu Ende. Und ich kann sagen: Es war ein toller Tag. Happy Birthday!

Von Dingle, Idaho nach Logan, Utah

10. September 2024

Die Nacht war ruhig, kühl und es wehte ein leichter Wind über den Sportplatz. Das ist gut, ist doch mein Zelt bereits trocken als ich aufwache. So kann ich bereits früh aufbrechen.

Es geht in südliche Richtung, immer am Fuß einer Bergkette entlang Richtung Bear Lake. Während ich noch im Bergschatten fahre, liegt die weite Talebene rechts vor mir bereits im strahlenden Sonnenlicht. In der ferne trompeten Sandhill Kraniche. Und in der näheren Umgebung höre ich manche Vogelstimme, die ich leider nicht zuordnen kann.

Für die nächsten sieben Meilen bis zum See fahre ich auf einer Schotterpiste. Ich ignoriere das schlechte Reifenmaterial auf dem Hinterrad. Irgendwie muss ich doch vorankommen.

Auf der anderen Seite des weiten , ebenen Tales liegt eine Hügelkette, die im Morgenlicht wunderbar leuchtet.

Schließlich erreiche ich den Bear Lake. Bryce hat mir nicht zuviel versprochen, als er begeistert von diesem See sprach. Es ist das blaue Wasser, das ihm seine Magie verleiht. Auf einem natürlichen Damm fahre ich am nördlichen Seeufer entlang in westliche Richtung.

Zur Seeseite hin befindet sich ein mehrere Meilen langer Sandstrand. Mit guter Ausstattung versehen dient der langgezogene Sandstrand des Nordufers als Recreation Area. Heute Morgen ist hier noch keine Menschenseele zu sehen. Aber an sonnigen Wochenenden tummeln sich an diesem Strand Tausende von Menschen.

Zum frühen morgen sind auf den See keine Boote zu sehen. Weiter im Süden am Westufer befindet sich jedoch eine relativ große Marina.

Auf der Nordseite des natürlichen Dammes dehnt sich ein breiter Schilfgürtel aus, der mehrere Meilen nach Norden reicht und der Vogelwelt ein großartiges Refugium bietet.

Am westlichen Ende des Dammes wurde ein kleines Versorgungszentrum errichtet, das den vielen Besuchern die Möglichkeit bietet, sich selbst zu versorgen.

Für die nächsten zehn Meilen geht es in südlicher Richtung am Ufer des Bear Lake entlang nach Garden City.

Hier verlasse ich das Ufer des Bear Lake und mache mich auf den Weg nach Logan. Vor mir liegt der Loganpass. Für circa fünf Meilen geht es stetig aufwärts. Die Steigung beträgt kontinuierliche 8 %.

Auf der Passhöhe mit fantastischer Aussicht auf den Bear Lake mache ich eine kurze Pause auf einem Rastplatz. Ein kurzer Plausch mit anderen Besuchern inbegriffen. Es ist immer wieder faszinierend zu erkennen, wie viele Autofahrer an meinem Treiben teilhaben. Sie sehen, wie ich mich langsam den Berg hocharbeite. Und manch einer zollt mir größten Respekt für die Leistung.

Ich habe für heute in Logan ein Quartier gefunden. Telefonisch melde ich mich vorab und sage, dass ich auf dem Weg bin und am Abend den Ort erreichen werde.

Mitchell, mein Gastgeber, warnt mich, als er erfährt, welche Route ich nehme. Er ist diese Route einmal gefahren und würde das nie mehr wiederholen. Zu viel Verkehr und keine Schultern am Fahrbahnrand. Eine wirkliche Alternative zu dieser Route gibt es jedoch nicht.

Und so mache ich mich auf den Weg, steige Meter um Meter auf und wundere mich über die breite Schulter, auf der ich mit einer Geschwindigkeit von 3-4 Meilen/h komfortabel vorankomme.

Hinter der Passhöhe ändert sich allerdings die Situation. Der Logan River teilt sich den Canyon mit der Straße. Und weil das wenig Platz lässt, hat man über viele Kilometer auf die Straßenschultern verzichtet.

Zum Glück erwische ich einen Tag mit wenig Verkehr. Es sind die LKW’s, die auf diesem Streckenabschnitt Schwierigkeiten bereiten, da sie mit unverminderter Geschwindigkeit an einem vorbeirauschen.

Das Dröhnen der bergauf fahrenden Motoren, das Lärmen der Motorbremsen der LkW’s, die mir entgegenkommen, der Sog, wie auch der Winddruck von vorne: all das fordert meine ganze Konzentration. Und in diesen Augenblicken hilft mir meine jahrzehntelange Erfahrung als Fahrradfahrer. Ruhig und aufmerksam fahre ich die weiße, durchgezogene Linie entlang. Nach vorne immer die Verkehrssituation im Auge, nach hinten immer lauschend, welches Motorengeräusch sich nähert.

So durchfahre ich den Logan Canyon und freue mich, als die Felsen langsam zurücktreten und sich das Tal weitet.

Ich erreiche Logan bei Sonnenuntergang. Das Licht ist so wunderbar, dass ich 3 Meilen weiter fahre, um einen besseren Blick auf die Bergketten zu haben.

Das südliche Tor zum Logan Pass. Unscheinbar liegt es da. Doch seine Schwierigkeiten verbergen sich in den Bergen hinter der nächsten Straßenkehre.

Kurz vor Einbrechen der Dunkelheit erreiche ich meine heutigen Gastgeber Mitchell und Kate. Herzallerliebst, freundlich und sehr aufgeschlossen nehmen sie mich in Empfang. Wenige Minuten später befinden wir uns schon im Supermarkt, wo wir noch einige Lebensmittel einkaufen.

Wieder zuhause bereiten beide das Abendessen. Mein bescheidener Beitrag beschränkt sich auf das Befüllen eines Topfes mit kaltem Wasser, den ich anschließend zum Erwärmen auf den Gasherd stelle. Dann darf ich mich zum Ausruhen hinsetzen.

Beide sind sportlich aktiv. Mitchell ist leidenschaftlicher Biker und Kate liebt das Freeclimbing. So führen wir während des Abendessens eine angenehme und anregende Unterhaltung. Gegen 22.00 Uhr verabschieden sich beide zur Nacht und verlassen das Haus wohl für eine Spaziergang. Müde ziehe ich mich aufs Zimmer zurück, wo ich nach wenigen Minuten erschöpft und dankbar für die freundliche Aufnahme einschlafe.

Von Wayan nach Dingle, Idaho

9. September 2024

Heute geht es durch Idahos Kornkammer. Überall sehe ich reifes Getreide, das noch auf den Halmen steht. Es ist Erntezeit und auf vielen Feldern verrichten Mähdrescher ihr Werk.

Gegen Mittag erreiche ich Soda Springs. Ganz in der Nähe befindet sich ein Phosphatwerk, betrieben von Monsanto / Bayer. Die Abraumhalden dieses Bergbaus haben gewaltige Ausmaße.

Hinweisen möchte ich noch auf den Oregon Trail, der für einige Meilen neben dem Highway verläuft, auf dessen breiter Schulter ich heute unterwegs bin. Der Oregon Trail war eine 3.490 km lange, in Ost-West-Richtung verlaufende, für große Wagenräder genutzte Route. Er war ein Auswandererpfad in den Vereinigten Staaten, der den Missouri River mit Tälern im Oregon-Territorium verband. Es ist erstaunlich, wie gut die Spuren der zehntausende von Wagenrädern heute noch im Gelände erkennbar sind.

Bryce hatte mir einige Sehenswürdigkeiten von Soda Springs genannt, die ich heute Morgen aufsuche. Das sind u.a. zwei Quellen, denen kohlensäurehaltiges, carboniertes und vor allem trinkbares Wasser entspringt. Der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig. Ich fülle mir eine Flasche dieses leckeren, herben Wassers.

Vom Hooper Spring geht es nach Soda Springs in den Ort hinein. Dort gibt es eine weitere Quelle. Was mich aber besonders interessiert, ist nicht diese zweite Quelle, sondern der Geysir, der fast ein bisschen verloren scheint, da gerade Straßenbaumaßnahmen in der Nähe ausgeführt werden.

Nach einem kleinen Umweg erreiche ich den Geysir, der jede Stunde für ein paar Minuten aktiv ist. Eigentlich wäre er viel aktiver, aber Wissenschaftler argumentierten, das die Aktivität dieses Geysirs einen negativen Einfluss auf die Aktivität des Old Faithful im Yellowstone Park habe, der immerhin über 100 Meilen nördlich von Soda Springs liegt.

Das zwang zum Einbau eines Ventils, welches nun einmal in der Stunde für ein paar Minuten geöffnet wird und diesen wunderschönen Geysir sprudeln lässt.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich um den Geysir herum eine mächtige, leuchtende Sinterterasse gebildet, von der ich sehr beeindruckt bin.

Dann suche ich das Courthouse auf, wo ich Bryce an seinem Arbeitsplatz antreffe. Er begrüßt mich herzlich und nimmt sich Zeit, mir die Kollektion seines Großvaters zu zeigen und über ihre Entstehung zu berichten. Anschließend darf ich mir diese Sammlung in Ruhe anschauen und er erlaubt mir, einige Fotos zu machen.

Über Jahrzehnte hat sein Großvater diese Artefakte gesammelt. Im Sommer war er draußen im Gelände unterwegs. Im strengen, kalten Winter stellte er dann nach eigenen Kriterien die Sammlung in kleinen verglasten Rahmen zusammen.

Am Ende seines Lebens verfügte er, dass diese Sammlung vor Ort verbleibt …

John Carlyle Smith, who put together this beautiful collection throughout his life.

Ein Geschenk für die nächsten Generationen …

Nach über einer Stunde verabschiede ich mich von Bryce, schwinge mich aufs Rad und mache mich auf den Weg zum Bear Lake. Ich folge damit seiner Empfehlung und bin gespannt, was mich erwartet.

Gelegentlich kommt mir Schwerlastverkehr entgegen. Das ist erträglich. Schwieriger ist es, wenn mich solche Fahrzeuge überholen. Besonders, wenn kein Begleitfahrzeug vorauseilt, dass mich mit seinem rückwärtigen Schriftzug „oversized vehicle“ warnt. Denn dann bin ich vorbereitet und kann notfalls die Straße verlassen.

Überall wird geerntet. Getreide und Wiesen bringen einen üppigen Ertag.

Am späten Nachmittag mache ich ein letztes Mal Halt an einem Truckstopp. Ein älterer Herr spricht mich an und kommt schwer ins Staunen, als ich ihm vom Verlauf meiner Reise erzähle. Als ich ihm auf seine Fragen hin mein Alter nenne, ist er komplett sprachlos. Er hat dasselbe Alter …

Es ist spät am Nachmittag. Die Sonne senkt sich bereits herab und eilt dem Horizont entgegen. Ich liebe diese Tageszeit, taucht sie doch die Landschaft in traumhaftes Licht.

Es sind mitunter nur Minuten. Aber diese Minuten setzen dem Tag die leuchtende Krone auf und lassen mich immer wieder Staunen.

Schließlich erreiche ich den kleinen Ort Dingle, nördlich des Bear Lake. Ich entdecke einen Sportplatz und suche einen Verantwortlichen, um mir eine Erlaubnis für die Übernachtung zu holen. In einer kleinen Gruppe von hier lebenden Einwohnern finde ich Ansprechpartner, die mir diese Erlaubnis erteilen.

Als Dankeschön gebe ich ihnen meine Visitenkarte und erzähle ihnen von meinem Projekt: a bike, a tent, a year. Aufmerksam hören sie zu und sind begeistert. Auch ich bin begeistert, habe ich doch einen guten Platz zum Übernachten gefunden.

Dunkel senkt sich über das Land und glücklich und dankbar schließe ich meine Lieder. Das war ein wundervoller Tag.

Von Jackson, Wyoming nach Wayan, Idaho

8. September 2024

Heute morgen lasse ich es ganz langsam angehen. Die Nacht war ruhig. Gegen 7.00 Uhr sind es noch 5° C. Schon eine Stunde später ist die Temperatur um einige Grade gestiegen. Bis auf das Zelt packe ich alle Sachen zusammen. Da ich das Zelt im Schatten eines Apfelbaumes aufgebaut habe, dauert es mit dem Trocknen etwas länger.

Ich habe mit Geneva vereinbart, dass ich gegen 9.00 Uhr zum Frühstücken ins Haus komme. Dort herrscht bereits reger Betrieb. Wie schon in den vergangenen Tagen brauche ich auch heute morgen nicht mitzuhelfen. Ich darf mich ganz als Gast fühlen.

Im Gespräch mit Geneva komme ich noch einmal auf die häufig gebrauchte Redewendung „Help yourself“ zu sprechen und meine Schwierigkeiten, diese Worte richtig zu deuten.

Nicht jeder Gastgeber mag es, wenn man in seiner Küche herumwirtschaftet. Nicht jeder Gastgeber möchte, dass ich als Gast das Bett abziehe. Und wie die Dusche behandelt werden sollte (ich möchte immer alles tip top hinterlassen), darüber gehen die Meinungen auch weit auseinander. Es gibt keine universelle Anwendbarkeit.

Also ist es jedes Mal eine neue Aufgabe herauszufinden, was mir der Gastgeber mit diesen Worten sagen will. Jeder hat sein eigenes System. Mal passt mein Verhalten in dieses System wunderbar hinein. Ein andermal liege ich daneben. Meine Zurückhaltung hilft mir, solche Situationen besser einzuschätzen.

Zum Abschied überreicht mir Geneva noch ein Lunch-Paket. Schnell ist das mittlerweile trockene Zelt eingepackt und verstaut. Noch ein Abschiedsfoto und eine warmherzige Umarmung. Und dann bin ich auch schon wieder auf der Straße.

Dank Genevas genauer Ortsbeschreibung finde ich mich in Jackson super zurecht. Ich komme an den empfohlenen Märkten vorbei, wo ich noch ein wenig einkaufe. Und um zwölf Uhr verlasse ich dann endgültig die Stadt. Auf einem ausgebauten Fahrradweg, der sich neben dem Highway durch die Landschaft windet, komme ich gut voran.

Der Fahrradweg windet sich durch das Tal des Snake-Rivers. Da ich in Fließrichtung des Flusses fahre, geht es die nächsten 40 Kilometer bergab. Ich bin so gut ausgeruht, das ich den Abschied von Jackson in vollen Zügen genießen kann. Ich habe nicht einmal große Lust zum Fotografieren. Ich genieße einfach nur die Landschaft für mich.

Und immer wieder kommen mir Gedanken zu meiner letzten Gastgeberin. Ihre Fürsorge und Gastfreundschaft waren für mich beispiellos. Und der Weg, den ich gehe, die Art und Weise, zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, dass ich als Reisender, als Fremder, als Unbekannter auf meine Gastgeber zugehe und ihnen zeige, wer ich bin und was ich tue. Ich kann nicht erwarten, dass die Gastgeber von sich aus auf mich zukommen wohlwissend, was ich jetzt gerade brauche.

So fliegen die Stunden dahin. Stumm zieht die Landschaft an mir vorbei.

Am späten Nachmittag treiben mich Regenwolken voran. Kommen näher. Aber erreichen mich nicht. Ich komme durch kleine, verlassene Ortschaften, Alpine, Etna, und lande bei Sonnenuntergang in dem kleinsten aller Orte an diesem Tag, in Wayan.

Etwa 200 Meter von der Straße entfernt fahre ich in die Einfahrt einer Farm. Der Hausbesitzer steht auf dem Hof und wir kommen ins Gespräch. Nachdem ich mich vorgestellt habe, schlägt er mir einen Platz vor, wo ich mein Zelt aufschlagen kann. Ich bin so froh, denn die Sonne verschwindet schon hinter dem Horizont und bald wird es Dunkel sein.

Mein Gastgeber heißt Bryce. Wie ich erfahre, ist er in der Verwaltung der Stadt Soda Springs tätig. Ich darf bei ihm die Dusche benutzen, was jedes Mal ein Highlight für mich ist. Bryce stellt mich zuerst seiner Ehefrau Shawney vor, die noch an den Folgen einer Knieoperation laboriert. Den Abend verbringen wir gemeinsam in ihrem Wohnzimmer.

Ich erzähle von meinen Reisen. Aber auch davon, wie viel Hilfe es mir bedeutet, wenn meine Hosts sich mit mir hinsetzen und für die nächsten Tage den weiteren Verlauf meiner Reise mit mir gestalten.

Und in dieser Hinsicht ist Bryce unschlagbar. Er füttert mich fortwährend mit Informationen, macht Vorschläge über die nächsten zwei Tage hinaus und liefert mir eine Fülle neuer Ideen, die bis zum Copper Canyon in Mexiko reichen. Was für eine Bereicherung! Was für ein Geschenk für mich, das Bryce mir da bereitet. Und das Schöne daran ist, dass er all diese Orte selbst bereist hat.

Im Wohnzimmer entdecke ich in einem Bilderrahmen eine kleine Kollektion von Pfeilspitzen aus Obsidian indianischer Herkunft, die mich begeistern. So schöne Objekte hatte ich bisher nie gesehen. Alle Pfeilspitzen in einem tadellosen Zustand und in liebevoller Anordnung wunderbar in Szene gesetzt.

Bryce erzählt mir, dass sein Großvater von Kindertagen an eine Leidenschaft für diese Artefakte entwickelt hat, die bis zu seinem Ableben anhielt. Und dann erzählt er mir, das sich in dem Nachlass seines Großvaters über 6.000 komplette, unbeschädigte Pfeispitzen, Messerklingen, Speerspitzen Bohrer, Ahlen und andere Gerätschaften aus Stein befinden.

Obwohl diese Sammlung dass Interesse der Smithsonian Institution und weiterer namhafter Forschungseinrichtungen erweckte, war es der Wunsch des Großvaters, diese Sammlung lokal zu erhalten. Sie befindet sich heute im Courthouse in Soda Springs und ist öffentlich zugänglich. Somit steht mein Entschluss für den folgenden Tag fest: ich werde das Courthouse in Soda Springs aufsuchen. Mit diesem Geschenk hatte ich nicht gerechnet.

Nun habe ich die ganze Zeit von Bryce berichtet. Aber an den Planungen war auch seine Ehefrau Shawney beteiligt. Und so bedanke ich mich bei Beiden für diese wunderbare Gastfreundschaft und den tollen Abend.

Mein Dank geht aber auch an Euch. Für Euch schreibe ich diesen Blog. Ich freue mich über Eure Begleitung. Wie viele Menschen lesen mittlerweile diesen Blog, von denen ich gar nichts weiß. Lasst mir doch einen Kommentar da. Es ist mein Wunsch, dass Ihr Freude daran habt. Und immer erfreuen mich Eure Kaffees. Vielen Dank! Ich radle derweil weiter.

Ein Ruhetag in Jackson, Wyoming

7. September 2014

Heute ist Ruhetag. Ich hatte Geneva gefragt, ob ich einen Tag bleiben und mich erholen darf. Sie hat sofort eingewilligt. Und so erlebe ich einen Tag wie im Märchen.

Auf meine Frage, ob ich ihr etwas Geld geben soll um ihre Unkosten auszugleichen, antwortet sie, das sei ihr Geschenk: Ihr Cup of Coffee für mich. Es ist ein Riesengeschenk. Frühstück, Mittag- und Abendessen. Zusätzlich bereitet sie mir eine große Freude mit einer Auswahl verschiedener Proteinprodukte.

Es ist wichtig, dass ich meine Batterien wieder auffülle und so verlasse ich nicht das Haus und genieße es, verwöhnt zu werden. Während ich am Blog arbeite, versorgt sie mich mit allem, was das Herz begehrt.

Für meine weitere Tour trennt sie ein paar Kartenseiten aus einem älteren Autoatlas. So habe ich ein paar Straßenkarten, die ich für die weitere Tour sehr gut verwenden kann. All das ist ein großes Geschenk für mich. Den Abend speisen wir gemeinsam.

Dave ist tagsüber Klettern gewesen und leistet uns Gesellschaft. Ich freu mich auch darüber sehr, hatte ich doch bisher wenig Gelegenheit, mit ihm zu kommunizieren. Das bei unseren Gesprächen auch die aktuelle Tagespolitik auf dem Plan stand, brauche ich nicht tiefer zu erörtern. Nur soviel – ich fühlte mich unter Meinesgleichen. Und so war auch dieses Thema eine große Freude für mich.

Den Abend beschließen wir mit einem leckeren Espresso-Dessert, einem Affogato. Ich hatte einen ruhigen, erholsamen Tag, der mir gut tut. Die müden Beine sind Vergangenheit. Die Motivation ungebrochen. Und neuer Tatendrang steigt in mir auf. Ich freu mich auf den morgigen Sonntag …

Von Grant Village, Campground nach Jackson, Wyoming

6. September 2014

Heute morgen sind es nur 1°C. Das Zelt ist noch nass und ich stehe im Waldschatten. Ich bin seit 6.00 Uhr wach.

In den WC Anlagen des Campingplatzes habe ich eine Steckdose entdeckt, wo ich die Möglichkeit habe, mein Smartphone aufzuladen. Da hier reger Verkehr herrscht, mag ich den Ort nicht verlassen. Zu ärgerlich wäre es, wenn mein Smartphone plötzlich verschwunden wäre. Wenigstens ist es warm hier. Von den Geräuschen will ich nicht reden…

Um 7.00 Uhr beginne ich zu packen. An einer kleinen Stelle erreicht die Sonne den Talboden. In diesem Licht stelle ich mein Zelt auf, was den Trocknungsvorgang enorm beschleunigt. Geduscht hatte ich am Abend zuvor in der mehr als 1 km entfernt liegenden Duschanlage.

Um 9.00 Uhr verlasse ich den Campingplatz und halte wenige Meter weiter bei einem Foodstore an. Die Auswahl begeistert mich nicht. Und die Preise entsetzen mich. So verlasse ich unverrichteter Dinge den kleinen Lebensmittelmarkt. Ich bin nicht bereit, von meinem ersparten Geld so viel für so wenig auszugeben.

Und so fällt mir die Entscheidung leicht, den Park zu verlassen. Ich habe noch für zwei weitere Tage gebucht. Diese Buchungen verfallen nun. Das ist immer noch preiswerter, als zwei Tage in Folge im Park zu verbringen und Grundnahrungsmittel zu deutlich überhöhten Preisen zu kaufen.

Die Tage im Park bleiben mir trotz alledem unvergesslich.

Um zehn Uhr radle ich los gen Süden. Und je weiter ich mich vom Park entferne, um so leichter wird mir ums Herz. Ich bin überzeugt, aus einer für mich sehr schwierigen Situation das Beste gemacht zu haben. Und ich bin dankbar, dass mich meine Frau dabei so unterstützt.

So wird mein Abschied aus dem Yellowstone Park zu einem ganz besonderen Erlebnis. Ich bemerke, wie frei ich plötzlich wieder das Radfahren und die Natur genießen kann.

Kilometer um Kilometer geht es voran. Und erst nach einer Weile bemerke ich, dass ich gar nicht gefrühstückt habe. Da kommt es wie ein Geschenk, dass ich bei einem kurzen Fotostopp von einem Autofahrer angesprochen werde.

Er und seine Frau laden mich auf einen Kaffee ein. Sie sind mit dem Wohnmobil unterwegs. Ursprünglich wollten sie eine Fahrradtour machen, aber plötzlich auftretene Knieprobleme vereitelten das Vorhaben. Aus dieser Not heraus haben sie sich kurzfristig entschieden, die Reise stark verkürzt für wenige Wochen mit dem gemieteten Wohnmobil fortzusetzen.

Leider war ich unaufmerksam. Ich hatte ihre Namen vergessen Und bevor ich sie erneut fragen konnte, waren wir alle schon wieder unterwegs, um unsere Träume und Ziele zu verwirklichen.

Vielleicht habe ich Glück und das Ehepaar aus den Niederlanden hinterlässt noch einen Kommentar. Das würde ihnen in meinem Blog Herz und Seele verleihen.

Der Kaffee hat mir gut getan. Ich verspüre keinen Hunger. Stattdessen große Zufriedenheit.

Und so radle ich durch die eindrucksvolle Landschaft.

Zwischen dem Yellowstone Park und meinem nächsten Ziel, dem Grand Teton Nationalpark, liegen nur siebenundzwanzig Meilen. Den größten Teil dieser Strecke fahre ich durch einen verbrannten Wald.

Es ist schon ein paar Jahre her, dass es hier gebrannt hat. Und langsam fängt der Wald an, sich vom Grund auf zu erholen. Die toten Bäume stehen noch. Im Unterholz jedoch zeigt sich üppiges Grün. Trotz alledem wird es Jahrzehnte dauern, bis sich hier ein neuer Wald gebildet hat. Die Vegetationszeiten sind kurz und das jährliche Wachstum spärlich.

An einer kleinen Parkbucht steht winkend ein Ehepaar. Als ich anhalte erkenne ich, dass wir uns bereits bei einer vorherigen Gelegenheit gegenseitig bekannt gemacht haben. Was für eine große Freude.

Rainer und Sylvia laden mich ebenfalls zu einem Kaffee ein. Wie schon zuvor werden aus dem Wohnmobil Klappstühle herausgeholt, aufgebaut und ich darf auf komfortablem Gestühl Platz nehmen.

Während sich Rainer mit mir unterhält, bereitet Silvia einen kleinen Snack und einen leckeren Kaffee zu. So bekomme ich das, was mir gerade fehlt: etwas zum Essen. Und das Wichtigste, wie schon zuvor: wir unterhalten uns. Es geht um die Erfüllung unserer Träume. Schlicht, es dreht sich um das, was wir gerade tun: Reisen und unser Glück finden.

Beide Begegnungen erfüllen mich mit Freude und geben mir einmal mehr das Gefühl, heute Morgen die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nach knapp einer Stunde lösen wir die Kaffeerunde auf und jeder setzt seine Reise fort.

Mit dem Fahrrad hab ich die Gelegenheit, an Stellen anzuhalten, wo es für den Autofahrer unmöglich ist. Willow Flats im Grand Teton National Park gehört dazu. Zwar gibt es eine offizielle Parkbucht als Aussichtspunkt. Die Sicht von meinem Standort ist jedoch viel schöner und stellt die andere weit in den Schatten.

Man stelle sich die Teton Range und das Tal davor wie zwei Teile eines riesigen Gebirgszuges vor. Die Erdkruste dehnt sich und bricht entlang der 40 Meilen langen Teton-Verwerfung in zwei Blöcke. Brüche erzeugen große Erdbeben entlang der Verwerfung. Der westliche Block klappt nach oben und wird zur Teton Range. Der östliche Block neigt sich nach unten und bildet das Tal.

Während die Berge aufsteigen, schleifen Wind, Wasser und Eis die zerklüftete Skyline ab und erobern Sandstein- und Kalksteinschichten bis auf kleine Felsvorsprünge.

Die Landschaft verändert sich weiter. Geowissenschaftler prognostizieren zukünftige Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 7,5.

Die Teton Range besteht aus einigen der ältesten Gesteine ​​der Erde, ist aber eine der jüngsten Gebirgsketten Nordamerikas. Die Dehnung, Rissbildung und Neigung, die die Tetons formen, begann erst vor 9 Millionen Jahren. Im Gegensatz dazu drückten geologische Kräfte die Erdkruste zusammen und schoben die Rockies vor über 70 Millionen Jahren in die Höhe.

Im Vordergrund das flache Tal. Im Hintergrund die Teton Range. Die Bruchzone verläuft entgangen dem Bergfuß von Nord nach Süd …

Während ich von Norden kommend in das flache Valley einfahre, breitet sich seit Stunden hinter dem östlichen Horizont ein Waldbrand aus.

In der späten Abendsonne erreiche ich schließlich Jackson. Einmal mehr genieße ich die warmen Farben der glühenden Landschaft.

Ich komme an einem Kunstwerk vorbei. Es besteht aus vier großen Bögen an den Ecken eines Platzes. Jeder einzelne Bogen besteht aus hunderten von Geweihen.

Geweihbögen sind seit 1960 die Tore zum Jackson Town Square. Die Geweihe stammen von den ca 7.500 Hirschen, die den Winter im National Elk Refuge verbringen. Die Bullen werfen im Frühjahr ihre Geweihe ab. Diese werden von den örtlichen Pfadfindern eingesammelt und jedes Jahr im Mai bei einer öffentlichen Auktion verkauft. Alle vier Bögen wurden vom Jackson Hole Rotary Club gebaut. Also keine Jagdtrophäen …

Aber es wird Zeit, sich nach einem Quartier umzuschauen. Im Ort spreche ich eine ältere Dame an. Die einzige Idee, die sie hat, liegt zwei, drei Meilen außerhalb des Ortes in der Straße Cash Creek. Sie beschreibt den Weg und ich fahre los.

Kurz vor Erreichen des Ortsausganges nehme ich allen Mut zusammen und spreche eine Frau an, die mit ihrem Hund spazieren geht. Dann habe ich ganz großes Glück. Geneva, so lautet ihr Name, läd mich einfach zu sich nachhause ein. Das Haus steht gleich um die Ecke. Und zwei Minuten später kann ich mein Rad an die Hauswand lehnen.

Geneva stellt mich ihrem Ehemann Dave und etwas später ihrem Sohn Bard vor. Dann erlaubt sie mir, mein Zelt in ihrem kleinen Garten aufzuschlagen. Anschließend darf ich ins Haus kommen, kann ein Bad nehmen, meine Schmutzwäsche verschwindet in der Waschmaschine und währenddessen gibt es ein leckeres Abendessen.

Geneva ist selbst mit dem Fahrrad auf Reisen gewesen und weiß, wie schwierig es manchmal ist, ein Quartier zu finden. Und so möchte sie sich auf diese Art und Weise für all die Gastfreundschaft bedanken, die sie anderswo genossen hat. Ich erlebe einen wunderschönen Abend.

Geneva hilft mir anschließend bei der weiteren Planung meiner Tour. Um 22.30 Uhr gehe ich in meinem Zelt schlafen. Mein Glück an diesem Tag kann ich kaum fassen. Voller Dank für diesen wundervollen Tag schließe ich meine Augen und schlafe Augenblicke später ein.