Ogdenburg- Prescott International Bridge
Mittwoch 17. Juli.
Ich bin früh wach. Meine Sachen hatte ich am Abend zuvor schon gepackt, so dass am Morgen nur noch wenig nachzuräumen war. Noch einmal geht es unter die Dusche und anschließend in die Küche, wo Mike bereits das Frühstück bereitet hat. Ein kräftiger Kaffee, ein Glas Apfelsaft, Spiegeleier auf Toastbrot … guter Stoff, um in den Tag zu starten.
Das Auto steht bereits bereit. Das Fahrrad wird eingeladen und die Packtaschen verstaut. Dann bringt Mike mich nach Ingleside, wo ich um 9:25 Uhr mit dem Fahrrad starte.
Ich komme gut voran. Der Wind bläst mir zwar mit leichter Brise ins Gesicht und mindert meine Geschwindigkeit auf ca. 17 Stundenkilometer runter. Dann aber gibt es ein kleines Problem.
10 Minuten nachdem Mike mich abgesetzt hat und ich losgefahren bin, war mein Telefon tot. Der Akku zwar voll aber ich hatte keine Internetverbindung und konnte auch nicht mehr telefonieren. Da ich keine Papierkarte nutze, fahre ich praktisch blind.
In Presskot entdecke ich am Wegesrand ein altes Fort. Der Eintrittspreis beträgt nur vier kanadische Dollar. So nehme ich mir die Zeit und besichtige die Anlage. Nach 45 Minuten Besichtigung geht es zurück auf die Straße nach Prescott. In Prescott habe ich dann in einem kleinen Laden einen jungen Mann gefragt, ob er mir sagen kann, wo der nächste Belle Aliant Store ist.
Er gab mir die Auskunft das ich nach Brockville müsse. Es liegt auf meiner Route. Und so bin ich ohne jegliche Kommunikation zu diesem Laden in Brockville gefahren. Ein paar mal musste ich Passanten fragen. Aber ich hab es dann auch gefunden.
Dort konnte man mir schließlich weiterhelfen. Ich hatte zwar in Montreal für meine Verlängerung bezahlt. Der Verkäufer hatte die Aktivierung aber nicht vorgenommen. Hier war mir die nette Verkäuferin in Brockville dann behilflich.
Um 16:30 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Kingston. Bevor ich jedoch Brockville verlasse, mache ich noch einen kleinen Schlenker zu einem Eisenbahntunnel. Es ist der erste in Kanada gebaute Eisenbahntunnel. Auf 527 m Länge ist dieser Tunnel heute begehbar. Ein modernes LED-Farblichtsystem, das auf verschiedene Weise programmiert werden kann, erfreut das Auge und während des Durchgangs wird ein aufgezeichneter Musiktitel abgespielt. Eine gelungene Integration eines nicht mehr genutzten Eisenbahntunnels in das Wegenetz der Stadt Brockville.
Mittlerweile ist es 17:30 Uhr. Ich werde Kingston heute sicherlich nicht mehr erreichen. Ich habe noch gut zwei Stunden Zeit zum radeln. Und so fahre ich erst einmal weiter. Mike empfahl mir, den Thousand Islands Parkway entlang zu fahren. Und so biege ich für die letzten anderthalb Stunden auf diesen Parkway ab.
Es geht vorbei an sehr gepflegten Häusern mit teilweise großen Gartenanlagen. Linker Hand begleitet mich, wie schon die letzten Tage, der St. Lorenz Strom. Die Ufer und kleinen vorgelagerten Inseln erinnern an die Schärenküste in Schweden. Nicht ganz so rauh und mitunter unter der Grasnarbe versteckt. Aber beim genauen Hinschauen ist ihre Entstehung unverkennbar. Viele dieser kleinen Inseln im St. Lorenz-Strom sind heute bebaut Das gibt der Landschaft einen ganz besonderen Reiz.
Da es bereits spät und die Sonne verschwunden ist, muss ich mich sputen, einen Platz für die Nacht zu finden. An der Old Road in Mallorytown klopfe ich an eine Tür. Eine nette Dame öffnet die Tür, tritt heraus und fragt mich, was ich wünsche. Schnell erkläre ich ihr, dass ich einen Platz für die Nacht brauche und nach kurzem Gespräch ist, sie bereit und bietet mir einen noch besseren Platz in ihrem weitläufigen Garten an.
Gerade habe ich mich im Zelt eingerichtet, als von außen eine Stimme fragt, ob ich noch irgendwas benötige, z.B. Strom. Da meine Powerbanks teilweise entleert sind, freue ich mich über dieses Angebot und nehme an. So kann ich noch ein wenig an meinem Blog weiterarbeiten, bevor ich schlafen gehe.