Was für ein schöner, sonniger Morgen. Grund genug, mich zu beeilen und aufs Rad zu steigen…
Auf komfortablem Weg geht es in Richtung Osten. Das Einzige, was heute stören wird, ist die ständige, steife Brise – immer von vorn.
Nach einigen Kilometern feinsten Asphalts bekomme ich erstmals einen verbuschten Feldweg unter die Räder. Ein angenehmer Wechsel und leider zu kurz.
Schnell nimmt mich die Straße auf. East Heaven glänzt mit seiner Highschool, die prominent das Ende der Straße besetzt.
Auf dem Trolley Trail Nature Walk geht es durch eine herrliche Marschenlandschaft. Diese Marschen liegen eingebettet zwischen weichen, abgerundeten Granithügeln, was der Landschaft ein ganz besonderes Flair verleiht.
In Stony Creek werde ich von Robert, einem Kunstmaler, zum Dinner eingeladen. Es folgt eine sehr angenehme, persönliche Unterhaltung an deren Ende die Feststellung steht, dass da zwei Herzen und eine Seele zusammengekommen sind. Gerne hätte ich die Einladung zu ihm nachhause (in Sichtweite) angenommen. Aber ich hatte Tags zuvor bereits Connie in Niantic zugesagt.
Vor Stony Creek, einem kleinen Küstenort mit einem Hauch viktorianischer Vergangenheit liegen die sich im Privatbesitz befindenden Thimble Islands. Ein paar bebaute, rosa Granitfelsen, die flach aus dem Wasser ragen. Gegen Geld kann ich mich ihnen mit dem Boot nähern. Ich verzichte darauf, auch weil die ganze Szenerie von der erhöhten Küste aus viel pittoresker ausschaut.
Immer wieder wechselt das Landschaftsbild zwischen den flachen, bewaldeten Granitkuppen und den tief ins Land reichenden brackigen Marschen.
Hier liegen über 400 Jahre amerikanischer Besiedlungsgeschichte begraben …
Wenige Kilometer weiter kaufe ich auf dem wöchentlich abgehaltenen Bauernmarkt frisches Brot.
Mit Wasserpflanzen zugewachsenes, seichtes Gewässer.
Die breiten, in den Long Island Sound einmündenden Flüsse sind immer wieder das Nadelöhr, durch das sich aller Verkehr über das Wasser bewegt. Nicht immer habe ich dabei so viel Schutz wie auf dieser Brücke.
Aber sie bieten auch immer wieder interessante Ausblicke über das Land.
Am Ende des Tages erreichte ich kurz vor New London mein Ziel. Ursprünglich wollte ich bei Connie in Niantic übernachten. Aber wenige Minuten vor meiner Ankunft erhielt ich die Nachricht, dass ihr etwas dazwischen gekommen sei. Was nun? Es war ja bereits 19.30 Uhr. Also radelte ich noch zwei Kilometer weiter. An einer großen Baptistenkirche mit einem großen Backyard versuchte ich den Prediger aufzutreiben. Der war nicht da. Dafür war der Nachbar da. Ich erklärte ihm mein Missgeschick und ohne zu zögern lud er mich in seinen Garten ein. Hier konnte ich mein Zelt aufbauen. Währenddessen erfreute seine Frau mich mit einer Pizza und 1,5 Litern Wasser. Später kam noch eine Lunchtüte mit Snacks und zwei Getränken hinzu. Wir führten noch ein kurzes, fachliches Gespräch. Er hat ein VE25 von TNF (Zelt), mit dem er seine Wintertage in New Hampshire verbringt. Schon bald nimmt mich die schnell hereinbrechende Dunkelheit auf. Es war ein wunderschöner Tag. Und sogar Connie hat noch einmal fürsorglich nachgefragt, ob ich ein Quartier gefunden habe. Das hat mich besonders gefreut. Nun liege ich im Zelt. Die Vogelwelt ist verstummt. Dafür erlebe ich ein Froschkonzert erster Güte. Na denn … gute Nacht.