Jo's DreamA bike. A tent. A year.

USA

The heart of the United States beats through towering forests, undulating fields, high-plain deserts, pulsating metropolises and offbeat oases.a.

Von San Diego nach Hause

25. November 2024

Eine letzte Dusche, ein letztes Oatmeal …

Gestern war mein letzter Tag in San Diego. Mit dem Besuch der USS Midway endet meine Zeit in San Diego. Das Fahrrad ist bereits zerlegt und in der Box und die meisten Dinge sind schon in den Fahrradtaschen verstaut.

Noch ein leckeres Abendessen und anschließend ein Blick hinüber zur Coronado Brücke, die San Diego mit der Kleinstadt gleichen Namens verbindet. Das war’s.

In mir herrscht Ruhe und Frieden. Die Leiste schmerzt ein wenig. Aber das ist zum Aushalten. Und mit diesen Gefühlen lege ich mich in meinen Schlafsack.

Heute, am 25. November, werde ich heimfliegen. Zelt, Schlafsack und Isoliermatte müssen noch verstaut werden. Saubere Wäsche liegt griffbereit. Und auch die Zutaten für mein Frühstück liegen bereit.

Zuerst jedoch geht es ein letztes Mal unter diese herrliche Dusche, die meine Gastgeber in einer Ecke des Gartens installiert haben. Ein letztes Mal genieße ich in der frischen Kühle des Morgens den warmen Strahl der Dusche. Das tut mir so gut … ich könnte stundenlang unter der Dusche ausharren. Aber Wasser ist in Californien kostbar und teuer. Und so beschränke ich mich auf wenige, genussvolle Minuten.

Nach der Dusche und dem Ankleiden bereite ich mir ein letztes Mal mein Frühstück. Geschirr und Besteck aus dem Outdoor-Schrank. Heißes Wasser, Milchpulver, Eiweißpulver, Oatmeal, frische, kleine Apfelstücke, Rosinen, Cranberries, Nüsse und Mandeln. Dazu einen leckeren Morgenkaffee.

Ich lange reichlich zu. Der Tag wird lang und so esse ich auf Vorrat. Anschließend verstaue ich die letzten Sachen. Gott sei Dank ist das Zelt knacktrocken. Und so bedarf es keiner besonderen Vorkehrungen.

Abschied und so viele Fragen

Um 9.00 Uhr gesellt sich mein Gastgeber zu mir und wir besprechen die letzten Details für meine Fahrt zum Flughafen. Ursprünglich wollte ich ein Taxi bestellen. Meine Gastgeber bieten mir jedoch den Transport mit ihrem Fahrzeug an. Das Angebot nehme ich gerne an. Es ist für mich eine große Erleichterung.

Nochmals überprüfe ich, ob ich auch nichts vergessen habe. Zuhause in Ostrhauderfehn wird mit auffallen, dass meine Luftpumpe und ein paar Postkarten liegengeblieben sind. Vor ca. 14 Tagen hatte ich noch zwei Powerbanks gekauft, um die Stromversorgung auf meiner Tour sicherzustellen. Eine dieser Powerbanks schenke ich meinem Gastgeber Judd, da ich auf dem Rückflug nur 2 Powerbanks mit mir führen darf. Und ich habe 3.

Bärenspray und Insect-Repellent sowie überzählige Gaskartuschen für meinen Kocher lasse ich auch bei Judd mit der Bitte, sie bei Bedarf entweder selbst zu verwenden oder anderen vorbeiradelnden Gästen, die ihre Gastfreundsschaft in Anspruch nehmen werden, zukommen zu lassen. Das erleichtert mein Gepäck.

Überhaupt habe ich hier die größte Unsicherheit: Ich darf nur ein großes Gepäckstück mit max. 23 Kilogramm sowie das übliche Handgepäck mit mir führen. Durch geschicktes Packen gelingt es mir, alles hineinzubekommen. Allerdings um den Preis, das ich das Gewichtslimit deutlich überschreite.

Ich muss sehen, ob man mir das überzählige Gewicht in Rechnung stellt. Erfahrungsgemäß kann das sehr teuer werden.

Gegen 11.00 Uhr steht der Wagen vor dem Haus. Meine Bedenken hinsichtlich der Größe meiner Fahrradbox sind unbegründet. Alles passt mit Leichtigkeit durch die Heckklappe ins Auto.

Der Abschied von Victoria fällt knapp und herzlich aus. Diesmal keine Umarmung. Das erleichtert mir in meiner Situation den Fortgang.

Victoria hatte sich in all den Tagen immer von ihrer großzügigsten Seite gezeigt. Ich jedoch war ihr gegenüber ein wenig gehemmt und sehr kommunikationsfaul. Das lag nicht an ihr sondern an mir. Und es bereitet mir etwas Unwohlsein, weil ich so wenig zurückgegeben habe in diesem Fall. Sie mag es mir nachsehen.

Mir gingen in den vergangenen Tagen so viele Dinge durch den Kopf: Unterbreche ich die Reise? Oder beende ich sie ganz? Letztendlich habe ich eine Lösung gefunden, zu der ich voll stehen kann.

So war ich in den letzten Tagen in San Diego ruhiger, in mich gekehrt und nicht so offen wie noch die Tage zuvor. In dieser Situation wollte ich nicht über mein Seelenleben sprechen. Ich hatte eine Entscheidung zu fällen und es sollte meine eigene Entscheidung sein.

Die Entscheidung ist gefallen. Ich werde meine Reise hier in San Diego beenden und heimkehren.

Count the Blessings

Ich hatte in den vergangenen 182 Tagen so viele tolle Momente. Ich habe in dieser Zeit so viele tolle Menschen kennengelernt. Sie alle waren mir wohlgesonnen und stets hilfreich.

13.000 Kilometer habe ich zurückgelegt. Habe Küsten und Kernland, Ebenen, Plateaus und Gebirge durchquert. Dabei Moore, Marschland, Farmland, Prärien, Laub- und Nadelwälder von den borealen bis in die gemäßigten Zonen durchstreift.

Bin in Halbwüsten und Wüsten eingetaucht, die mich zutiefst beeindruckt haben. Habe mich in allen Klimaten wohl gefühlt.

Ich habe eine Tierwelt vorgefunden, die sich von der Fauna in Deutschland deutlich unterscheidet: Braunbären, Elk, Mule Deer, White Tail Deer. Wölfe, Kojoten, Racoons, Gürteltiere, Murmeltiere und und und …

Ich konnte mich stets freuen, wenn mir unbekannte Pflanzen am Wegesrand auffielen. Und war stets voller Freude, wenn ich einen mir bis dato unbekannten Vogel identifizieren konnte.

Da waren Common Merganser, Common Loon (von dem manch einer glaubt, dass er der Nationalvogel Kanada’s sei), American Avocet, den liebenswerten Killdeer, Wimbrels, Solitary Sandpiper, den wunderschönen Sandhill Crane. Swainson’s Hawk, Barn Owl, Eastern Screetch Owl, oder auch die eindrucksvolle Great Horned Owl.

In Californien konnte ich dann auch Anna’s, Allen’s und Broad-tailed Hummingbirds identifizieren. Den lärmenden Great-tailed Grackle oder die Baltimore Oriole. Der Northern Cardinaloder den Rose-breasted Grosbeak und viele weitere Vögel.

Es war jeden Morgen ein ganz besonderes Geschenk, ab 3.00 Uhr Vogelstimmen zu vernehmen, die einander ablösten. Jede Vogelart hatte dabei ihr eigenes Zeitfenster, in welchem sie ihr Stelldichein gab. Besonders diese Konzerte werde ich vermissen.

Und all die wundervollen Menschen, die ich getroffen habe. Und die Gastfreundschaft, die ich heute noch nicht fassen kann in ihrer Fülle und Schönheit.

Ich hatte von Anfang an kein endgültiges Ziel. Die Reise war stets so angelegt, dass ich sie beenden kann, wo immer ich auch bin. Wichtig war nur, dass es meiner Frau, wie auch mir in dieser Zeit gut geht.

Leider habe ich einen Leistenbruch, der operiert werden muss. Ich habe überlegt, ob ich die Reise nur unterbreche oder beende. Und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich sie zu diesem Zeitpunkt beenden kann: Ich habe mehr erreicht, als ich mir je habe träumen lassen.

Die vergangenen Monate waren intensiv. Täglich gab es neue Eindrücke. Ein Abenteuer löste das andere ab. Da blieb mir oftmals nicht die Zeit, das alles gut zu bearbeiten. Mein Tagebuch wird mir in nächster Zukunft helfen, dieses halbe Jahr aufzuarbeiten. Und darauf freue ich mich.

Natürlich schwingt auch Wehmut mit. Aber ich habe in den vergangenen 6 Monaten so viel erreicht – das muss ich erstmal verarbeiten. Und wie sagt ein guter, helfender Freund zu mir: „Jo, Vorsorge steht vor der Krisenlösung.“ Und so fällt mir die Entscheidung, meine Reise zu beenden, nicht schwer.

Über den Wolken …

Gegen 11.45 Uhr treffe ich am Flughafen ein. Judd hilft wir noch, Fahrrad und Gepäck auf einen Rollwagen zu wuchten. Ich bedanke mich noch einmal für die großartige Hilfe, die Judd und Victoria mir bis zuletzt gewährt haben. Dann verabschieden wir uns voneinander und Minuten später verschwinde ich im Terminal 2 des Flughafens von San Diego.

Mein Flug startet erst um 17.20 Uhr. Und so hab ich noch viel Zeit. Mir hilft das sehr. Kann ich doch alles in Ruhe erledigen. Gestern Abend hatte ich versucht, mich online einzuchecken. Irgendwie hat das nicht geklappt. Und so bin ich gespannt, was folgt.

Gegen 15.40 Uhr wird der Check-In Schalter geöffnet. Und ich fahre mit meinem Gepäck, dem Reisepass und der Ticketnummer in der Hand an den Schalter. Es kommt anders als von mir befürchtet, die Ticketnummer wird nicht benötigt. Mein Reisepass reicht für die Formalitäten.

Das vermeintliche Übergewicht meines Gepäckstückes spielt keine Rolle. Das Handgepäck braucht nicht abgegeben zu werden. Und das Fahrrad wird von einem freundlichen Lufthansa Mitarbeiter zum Sperrgutschalter transportiert, wo es im Bauch des Flughafens verschwindet. Sogar die Kosten für das Sperrgut halten sich im Rahmen. Ich muss knapp 100 Dollar entrichten.

Nachdem ich mein Gepäck aufgegeben habe, muss ich noch die Körperkontrollen über mich ergehen lassen. Auch hier habe ich kein Problem.

Lediglich mein Handgepäck weckt das Interesse aufmerksamer Sicherheitskräfte. Im Scanner war ihnen etwas aufgefallen. Und so öffnet eine Dame vom Sicherheitspersonal mein Handgepäck. Und sogleich findet sie, was ich bei der Einreise anstandslos im Handgepäck mitführen konnte.

Mein kleines Schweizer Messer Modell Classic SD wird freundlich konfisziert. Auf meinen Hinweis, dass es sich bei dem Messer um eine Klingengröße unterhalb der gesetzlichen Bestimmungen handelt, wird mir mitgeteilt, dass alle Messer von der Beförderung ausgeschlossen sind.

Sonst gibt es keine weiteren Störungen. Nach und nach treffen weitere Fluggäste am Gate ein. Um 16.50 Uhr werde ich aufgerufen, meinen Platz im Flugzeug einzunehmen. Und um 17:20 Uhr rollen wir aufs Flugfeld.

Wir sind schon einige Zeit in der Luft, als mich plötzlich ein Flugbegleiter mit meinem Namen anspricht und mir liebe Grüße von Sven ausrichtet. Minuten später ist er wieder da und überreicht mir ein Glas hervorragenden Rotwein. Wenn ich mehr möchte, dann soll ich mich ruhig melden.

Für einen Augenblick bin ich völlig verdutzt. Dann kommt große Freude auf: Sven ist Pilot dieser Airline und ich habe ihn als Wanderer an der South Rim des Grand Canyon getroffen.

Wir hatten längere, intensive Gespräche miteinander geführt, an deren Ende er mir seine Visitenkarte überreichte und mich bat, ihm rechtzeitig mitzuteilen, wann ich wieder heimfliege. Vielleicht könne er dann etwas arrangieren und mich persönlich heimfliegen. Eine Geste, die mich zutiefst berührt hat.

Ohne mein Wissen hatte er sich an Biggi gewandt und von meiner plötzlichen Abreise erfahren. So schnell konnte er seinen eigenen Flug nicht tauschen. Und so hat er wohl einen Kollegen beauftragt, mich zu verwöhnen. Was für eine liebenswerte Überraschung.

Meine Sitznachbarin fragte interessiert, ob ich Pilot sei, was ich verneine. Nur gute Freunde – und ich strahle dabei in meinem Herzen. So kommen wir beide in Folge in ein kleines Gespräch.

Leider habe ich versäumt, den Flugbegleiter nach seinem Namen zu fragen. Er kann sich aber sicher sein, dass diese kurze Begegnung für immer einen Ehrenplatz in meinen Erinnerungen haben wird.

Und an Sven will ich mich noch ganz persönlich wenden, wenn ich wieder daheim bin. Seine Visitenkarte habe ich bei allen Unterlagen im Hauptgepäck verwahrt.

Nach ca. 11 Stunden erreichen wir München. Und hier die nächste Überraschung: Sven holt mich vom Gate ab und es gibt ein großes Hallo. Er sei vor einer halben Stunde aus Chicago gekommen und habe auf mich gewartet. Ich bin baff! Es folgt eine intensive und begeisterte Unterhaltung.

Danach begebe ich mich auf direktem Weg zum nächsten Gate, von wo aus ich knapp 2 Stunden später Richtung Bremen abfliege.

Gut 14 Stunden nach meinem Abflug in San Diego erreiche ich Bremen, meinen Zielpunkt. Ich eile zur Gepäckausgabe, wo ich nach kurzer Zeit mein Gepäckstück vom Fließband zerre.

Nachdem ich einen Flughafenmitarbeiter angesprochen habe, weiß ich auch, wo ich mein Fahrrad in Empfang nehmen kann. Das steht in der Box bereits vor dem Ausgabeschalter. Da ich kein deutsches Münzgeld habe, kann ich auch keinen Gepäckwagen freibekommen. So zerre und wuchte ich mein Hab und Gut Richtung Ausgang.

Ein Zollbeamter wird auf mich aufmerksam. Er will wissen was in der Box ist. Ich gebe bereitwillig Auskunft. Er belehrt mich daraufhin, dass es gut sei, die Originalrechnung mitzuführen. Dann kann man beim Zoll sehen, ob es ein Neukauf ist, der verzollt werden muss oder ob es mein Eigentum ist, welches ich mitführe.

Erst später fällt mir auf, dass die Pappbox in San Diego von der Transportation Security Administration geöffnet und der Inhalt kontrolliert wurde. Nun, der Zollbeamte lässt mich weiterziehen. Vielleicht war ihm die Versiegelung der Box durch die TSA bereits aufgefallen. Egal. Hinter der nächsten Kurve verlassen ich den Zollbereich.

Endlich wieder daheim

Und dort, im Wartebereich, erwartet mich bereits Biggi, meine Frau und nimmt mich liebevoll und warmherzig in Empfang. Wir umarmen einander und verharren für eine Weile still, um die Wärme und Nähe des Anderen zu spüren. Ich bin glücklich, wieder daheim zu sein.

Biggi organisiert schnell einen Mann, der Fahrradbox und Hauptgepäck auf einen Gepäckwagen wuchtet. Dann schieben wir alles durch den Ausgang und hinüber zum Auto. Da Bremen ein eher kleiner Flughafen ist, sind die Wege relativ kurz. Auch beim Verstauen meiner Sachen ins Auto hilft uns wieder ein fremder Mann. So bleibt meine Leiste entlastet.

Ich bin froh. Denn die vielen Stunden sitzend im Flieger haben den Darm durch die Bruchpforte drängen lassen. Ich schiebe die Darmschlinge behutsam zurück in den Bauchraum und nehme auf dem Beifahrersitz platz.

Erschöpfung und Müdigkeit machen sich bemerkbar. Und wärend ich den letzten Teil meiner Heimreise antrete, fallen mir buchstäblich die Augen zu. Irgendwo zwischen Bremen und Hude überholt uns hupend ein Fahrzeug. In seinem Fenster auf der Beifahrerseite prangt groß ein Schild mit der Aufschrift: Welcome back Jo!

Also ist es noch nicht vorbei mit den Überraschungen. So erschöpft wie ich bin, so irritiert bin ich auch: Denn außer mit meiner Frau habe ich bisher mit niemandem über meine Rückkehr gesprochen.

Am nächsten Parkplatz verlässt Biggi die Autobahn. Und hier lüftet sich das Geheimnis. Mein guter Freund Jens wollte mich eigentlich mit Biggi am Bremer Flughafen empfangen. Späte Geschäftstermine vereitelten diesen Plan. Und so tauschten die Zwei GPS Tracks aus, so dass Jens Biggis Handy orten konnte.

Und so machte er sich auf den Weg, uns auf der Autobahn abzupassen. Freudig fallen wir uns in die Arme und tauschen erste Gedanken miteinander aus. Doch ich bin einfach zu erschöpft, und so fahren wir 10 Minuten später bereits weiter. Wir werden noch viel Zeit haben, um uns auszutauschen – und ich freu mich schon darauf. Jetzt aber geht es heim, nach Ostrhauderfehn.

Es ist niemand weiteres da, der mich in Empfang nimmt. Mir ist es ganz recht. Meine Frau führt mich durchs Haus, weist mich auf ein paar Veränderungen hin. Im Großen und Ganzen erkenne ich mein Zuhause wieder.

Biggi hat alles sehr zu meiner Freude gestaltet. Und doch will ich in dem Augenblick, wo ich das Haus betrete, nur noch eines: einfach ins Bett und ausschlafen. Ich bin bereits seit 49 Stunden wach.

15 Stunden werden vergehen, bevor ich am folgenden Tag, dem 27. November wieder aufwache und feststelle: Ich bin wieder daheim …

Wie es weitergeht

Mit Überweisung begeben Biggi und ich uns auf die Notaufnahme meiner bevorzugten Klinik in Oldenburg.

Etwas desillusioniert verlassen wir diese Stunden später wieder. Ein Leistenbruch sei keine Indikation für einen Notfall. Nur ein eingeklemmter Bruch sei eine Eintrittskarte, haben wir gelernt. Wissend, dass dieser Zustand sehr gefährlich sein kann, zweifeln wir an dieser Regelung. Und fügen uns in das Unvermeidliche.

Immerhin verschafft uns der freundliche Arzt noch einen schnelleren Termin in der Chirurgischen Ambulanz, indem er dort persönlich für uns anruft. „Nur“ 5 Wochen Wartezeit – für ein Vorgespräch. Wann ich auf dem OP-Plan stehe, wissen die Götter.

Wir entscheiden uns, das Beste aus alledem zu machen und einfach dankbar zu sein, dass alles trotzdem so glimpflich verlaufen ist. Wir werden jetzt die Weihnachtszeit miteinander genießen. Und das ist unbezahlbar.

1.000 Dank …

… gilt euch, die ihr mich zutiefst berührt und überrascht habt. Ihr seid eine treue Begleitung und es bedeutet mir viel, euch mit mir zu wissen.

Eure Kommentare haben mich wissen lassen, dass ihr mich begleitet. Eure Coffees haben tatsächlich sehr geholfen, meine Reise zu schaffen, auch in dieser praktischen Hinsicht.

Einen speziellen Dank nochmal an jeden Host: ihr habt mich so sehr bereichert und ich wünsche mir, dass ich auch ein klein wenig Inspiration und Freude eurem Leben beifügen konnte.

All das hat mir oftmals die Tränen in die Augen getrieben – vor Freude. Danke! Danke! Danke!

Fazit

Biggi fragte mich die Tage, ob ich gefühlt die Reise abgebrochen habe. Also ob die Sache rund sei für mich, sprich: ob mein Traum erfüllt sei … oder ob eine kleine, nagende Sehnsucht zurückbleibt von einem unerfüllten Traum.

Glücklich und mit ganzem Herzen kann ich das beantworten: Ich habe meinen Traum gelebt. Und jetzt darf ich beginnen, ihn Revue passieren zu lassen und Stück für Stück zu verarbeiten und die Wunder zu geniessen.

Dafür brauche ich wohl 20 Jahre. Dann kann ich ja wieder erneut losziehen. Vielleicht kommt Biggi dann mit.

Last day – Museumsschiff USS Midway, San Diego, California

24. November 2024

Heute ist mein letzter Tag in den USA. Morgen schon werde ich fliegen.

Mein letzter Besuch gilt dem Museumsschiff USS Midway, dass seit 2004 am Navy Pier in San Diego seine letzte Heimat gefunden hat. Mit im Durchschnitt über eine Million Besucher pro Jahr ist es weltweit das meistbesuchte, noch schwimmende Marinemuseumsschiff.

Er war der dienstälteste Flugzeugträger der Navy (1945-1992) und gleichzeitig der einzige, der während des gesamten Kalten Krieges im Einsatz war. Während des Einsatzes dienten über 200.000 Soldaten auf diesem Schiff.

Es ist mein erster Besuch seit Jahrzehnten auf einem Kriegsschiff. Und ich möchte sehen und verstehen, warum alle Waffengattungen so positiv und fest im Bewusstsein der amerikanischen Bevölkerung verankert sind.

Das Schiff liegt unübersehbar im Hafen von San Diego, südlich von Downtown. Mit einer Länge von über 300 Metern und einer Breite von mehr als 70 Metern über das Querdeck ist der Flugzeugträger ein wahrer Blickfang im Hafen. Die Hafenpromenade führt direkt am Ankerplatz des Schiffes vorbei.

Entlang der Promenade bieten fahrende Händler neben vielfältigen Souvenirs, kleine Snacks und Getränke an. Dazwischen tummeln sich Kleinkünstler und Musiker. All das fühlt sich eher wie der Besuch eines Jahrmarktes an, denn der Besuch auf einem Kriegsschiff der Extraklasse.

Schnell ist der Eintritt von 34 Dollar entrichtet. Freundliche Helfer weisen mir den Weg zum eher unscheinbaren Eingang zum Museum in der riesigen Schiffswand. Vorbei an messingfarben glänzender Schiffsglocke und Fahnenbannern.

Bereits nach wenigen Metern betrete ich eine das riesige Hangar-Deck, auf dem ich mich im ersten Augenblick verloren vorkomme. Auch hier stehen Helfer bereit, welche die Ratlosigkeit in meinen Augen erkennen und mich zur Ausgabestelle der Audioführer leiten. Hier erhalte ich eine kurze Einleitung die mir hilft, auf dem riesigen Schiff meinen Weg zu finden.

Effektvoll sind hier diverse Flugzeuge ausgestellt (F4F-Wildcat Jagdflugzeug). Ob diese Flugzeuge auf dem Träger dienten, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf alle Fälle finden Technikbegeistete ein wahres Eldorado.

Ehemalige, die auf dem Flugzeugträger dienten, geben interessierten Besuchern bereitwillig Auskunft zu technischen Details wie auch zum Leben und Zusammenleben und schaffen so eine authentische Atmosphäre.

Dann begebe ich mich auf die Wanderung durch den Bauch dieses Riesenschiffes. Ohne Wegweiser würde ich mich in diesem Gewirr von Gängen verlaufen. Daher halte ich mich an die Beschilderung für den empfohlenen Rundgang. Und der hat Einiges zu bieten.

Der Ready Room.

Jeder Staffel auf einem Flugzeugträger wird ein eigener Bereitschaftsraum zugewiesen. Dieser Raum ist das Zuhause für mehr als 40 Staffeloffiziere fern der Heimat und gleichzeitig ihr Büro, Klassenzimmer, Kino und Wohnzimmer.

Die Schottwände sind mit schwarzen Brettern, Karten und Erinnerungsstücken von zuhause bedeckt. Fernsehmonitore zeigen Wetter und Flugbriefingsinformationen sowie Videos über die Pilot Landing Aid TV, in denen der Landung von Flugzeugen auf dem Flugdeck zugeschaut werden kann.

Ein weiterer Ready Room. Diese Räume wurden mit viel Herzblut von Ehemaligen restauriert und in einen brauchbaren Zustand gebracht. Jeder Offizier hatte dabei seinen eigenen Sitzplatz, der mit Namensschild gekennzeichnet war.

Auf meinem weiteren Rundgang werden viele Funktionsbereiche vorgestellt. Und auch wenn ich vieles nicht verstehe, so beeindruckt es mich doch.

Jede Flugzeugstaffel hat ihr eigenes Logo/Abzeichen, das stolz zur Schau getragen wird und an jedem Flugzeug der Staffel zu sehen ist.

In einer Vitrine sind alle Logos nebst knapper Erläuterung der Staffeln ausgestellt, die zwischen 1945 und 1991 ihren Dienst auf dem Flugzeugträger versahen. Trotz des ernsten Hintergrundes wirken viele dieser Abzeichen auf mich, als seien sie dem Comic-Genre entlehnt.

Grafiken wiederum zeigen, wie viele Flugzeuge und Hubschrauber sich zu bestimmten Zeiten auf dem Flugzeugträger befanden.

Dabei fällt auf, das die Gesamtzahl im Laufe der Jahrzehnte abnahm. Wohl auch, weil die Technik mit der Zeit weiterentwickelt wurde, so dass trotz weniger Fluggeräten immer bessere Egebnisse erzielt werden konnten.

Es folgen weitere Funktionsbereiche für den Flugbetrieb.

In einem abgedrunkelten Raum treffe ich auf lebensgroße Puppen, die auf die verschiedensten blau und grün leuchtenden Anzeigetafeln elektronischer Navigations- und Radargeräte schauen und an den zahllosen Knöpfen und Schaltern der elektronischen Geräte herumzuschrauben scheinen.

Ehemalige Navy-Angehörige beantworten bereitwillig, mit Fachkompetenz und großer Hingabe den Besuchern ihre zahlreichen Fragen zu den ausgestellten Objekten und ihrer Funktion.

Auch hier erstaunt mich, mit welcher Liebe zum Detail dieser Raum restauriert und gestaltet wurde.

Das Motto der Midway, lautete „Tip of the sword“ und geht auf das Jahr 1948 zurück, als der Flugzeugträger seinen ersten Einsatz im Mittelmeer hatte. Als eines der wenigen Schiffe, die in der Lage waren, atomwaffenbestückte Flugzeuge einzusetzen, stellte sie ein Kernelement der Abschreckung der US-Marine im Kalten Krieg gegenüber der Sowjetunion dar.

Das zweite Siegel der Midway, das ab den 1970er Jahren geführt wurde, ist traditionellen Wappenformen nachempfunden. Das hellblaue Schild ist durch blau-rote Streifen im Verhältnis 1:2 gespalten.

Der linke Teil enthält ein silbernes Schwert mit silbernem Lorbeerkranz, das das Motto des Trägers symbolisiert. Der rechte Teil ist durch blau-rote Streifen geteilt, in einen oberen Teil mit einer silbernen 41, der Hull-Nummer des Schiffes und einen unteren mit der stilisierten Darstellung zweier Jets, die von einem Flugzeugträger starten. Über dem Schild steht der Name des Schiffes.

Die zwei jeweils mit dem 2. Siegel der USS Midway bzw. dem Motto Navy Chiefs – Navy Pride verzierten Ankerwinden sind eine Zier in dem ansonsten nüchtern wirkenden Ankerkettenraum.

An Bord der USS Midway befindet sich eine 600 Meter lange Ankerkette. Jedes Kettenglied wiegt 130 Pfund. Und die Anker wiegen jeweils über 20 Tonnen.

Großen Anklang bei Kindern und Erwachsenen findet die kleine Knotenkunde. Modelle und grafische Anleitungen regen an, die am häufigsten verwendeten Seemannsknoten zu erlernen.

Wer will, kann es zu Hause ausprobieren. Hier die Anleitungen zu einigen dieser Knoten.

Sheepshank Knot

Palstek rechts

Schotstek

Linesman Knot

Wenig später erreiche ich die Mannschafts-Schlafräume, in denen die 3er-Etagenbetten dicht an dicht stehen. Jeder Matrose hatte sein Bett. Unter der Matratze befindet sich ein kleines Fach für persönliche Dinge. Und neben dem Bett hat jeder noch einen kleinen Spind für Garderobe, etc.. So eng hatte ich es mir auf dem Schiff nicht vorgestellt.

Natürlich darf auf so einem großen Schiff ein kleiner Laden nicht fehlen. In ihm konnten die Matrosen und Offiziere ihren ganz persönlichen Bedarf an Tabakwaren, Getränken, Snacks, Hygieneartikeln, usw. decken und sogar Videos ausleihen.

Mein Rundgang führt mich wieder zurück zum Hangar-Deck, auf dem weitere gut restaurierte Flugzeuge ausgestellt sind.

Auffallend ist, das viele Flugzeuge und auch der Hangar selbst mit Lichterketten und Modelleisenbahnen weihnachtlich geschmückt sind.

Neben Flugzeugen werden auch Helikopter ausgestellt, die auf dem Flugzeugträger eingesetzt waren.

Da so ein Rundgang Stunden dauert und hungrig macht, wurde für die zahlreichen Besucher auf dem Hangar-Deck das große Café 41 eingerichtet.

Die Café-Terrasse wurde auf der ehemals als Fahrstuhl für Flugzeuge fungierenden Plattform eingerichtet. Mit diesem Fahrstuhl war es möglich, zwei Jets gleichzeitig in weniger als 15 Sekunden vom Hanger- auf das Flight-Deck zu befördern.

Auf dem Flight-Deck sind in einer Ecke mehrere Cockpits aufgestellt. Hier haben Besucher die Möglichkeit, sich in die Situation des Piloten zu versetzen. Einerseits eine unglaubliche Enge. Andererseits erstaunlich viele Instrumente, die der Pilot braucht, um alle seine Aufgaben in der Luft zu erfüllen.

Auf dem Flight-Deck sind mehr als ein Dutzend Flugzeuge ausgestellt.

Da ich mich nie wirklich für Kriegstechnik interessiert habe, ist meine Neugierde durchaus verhalten. Viel spannender ist es zu sehen, wie die vielen Besucher mit alledem umgehen. Und da sehe ich bei Groß und. Klein keine Berührungsängste.

Veteranen, die auf diesem Schiff gedient haben, können jederzeit angesprochen werden. Im Rahmen ihrer jeweiligen Tätigkeiten beantworten sie unermüdlich den nicht enden wollenden Fragestrom. Dabei ist manchem Veteran die Begeisterung anzumerken, wenn er über sein Aufgabenfeld berichtet.

Der Farbanstrich dieses Jets verrät seinen Einsatz während des Irak-Krieges. Bei den meisten Flugzeugen kann ich jedoch nicht sagen, wann und wo sie eingesetzt wurden. Dazu reichen meine Kenntnisse einfach nicht aus.

Eine weitere Ausstellung ist den verschiedensten Helikoptern gewidmet, die auf dem Flugzeugträger zum Einsatz kamen.

Ob Flugzeug oder Hubschrauber, eines war bei all diesen Fluggeräten wichtig: ihre Flügel oder Rotoren mussten stets einklappbar sein. Der Flugzeugträger bot ja nur beschränkt Raum für all die Luftfahrzeuge. Die dafür gefundenen Lösungen sind verblüffend und faszinierend zugleich.

Santa Claus mit seinem flugfähigen Hirschgespann darf auf dem Träger um diese Zeit natürlich nicht fehlen.

Und damit er auch gut in die Lüfte aufsteigen kann, bekommt er vom Shooter eine ausgezeichnete Starthilfe.

Das Flight-Deck Personal führt auf dem lauten Flugdeck verschiedene Spezialfunktionen aus. Zur einfachen Identifizierung tragen diese Leute Trikots und Helme in verschiedenen Farben. Auf diese Weise ist die Identifizierung des Flight-Deck Personals und der von ihm ausgeführten Aufgaben einfach.

Flugsimulatoren runden den Besuch auf dem Schiff ab und machen ihn vollends zu einem wahren Erlebnis. Ich lasse die Finger von dem Simulator. Hatte ich doch vor Jahrzenten in einem Simulator den mir anvertrauten Jetj in der Nordsee versenkt.

Nach 5½ Stunden verlasse ich den Flugzeugträger und drehe noch eine Runde entlang der Hafenanlagen, bevor ich mich auf den Heimweg mache.

Ich hätte nie gedacht, dass mich der Besuch der USS Midway so sehr beeindrucken würde. Die Eindrücke sind so intensiv, dass es wohl Tage dauern wird, bis ich sie vollends verarbeitet habe. Und an dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Gastgebern für genau diese Empfehlung zum Besuch des Schiffes herzlich bedanken.

Comic Con & Balboa Park, San Diego, California

23. November 2024

Mittlerweile weiß ich, dass mein Rückflug für den 25. November gebucht ist. Ich habe also noch Zeit für kleine Entdeckungen. Und so mache ich mich heute auf den Weg zum Comic-Con Museum, welches im Balboa Park liegt.

Ich hatte es gestern auf meinem Weg zum Zoo entdeckt und war neugierig geworden. Am Eingang prangt nur ein großes Schild, dass auf das Museum hinweist. Schnell ist der Preis entrichtet und für die nächsten Stunden tauche ich in eine mir fremde Welt ein.

Gleich am Eingang zur Ausstellung grüßt diese von dem Künstler Rick Geary erschaffene überlebensgroße Statue des Comicon Tukan, der Anfang der 1980er Jahre von der San Diego Comic Convention (SDCC) als offizielles Logo übernommen wurde.

Dazu erklärte der Künstler Rick Geary, dass Dave Scroggy, sein damaliger künstlerischer Vertreter, ihn bat, ein kleines Maskottchen oder Logo für die Con zu entwerfen, für das ein Bild für den Einsatz auf Briefköpfen, Mailings, Anzeigen usw. benötigt wurde.

Daraufhin zeichnete Rick Geary diesen lustigen Vogel in Menschenkleidung, der nie ein Tukan sein sollte. Der Vogel wurde zum Maskottchen der Comic-Con und tauchte seitdem in Anzeigen, Publikationen und auf Merchandise-Artikeln auf.

Um die internationale Reichweite der ursprünglich lokalen Show der Comic-Con zu erhöhen, fügte sie ihrem Namen ‚international‘ hinzu. Und es war der Tukan, der das ikonische Augenlogo einführte.

Hinter dem Tukan geht es mit dieser, von Todd McFarlane geschaffenen, lebensgroßen und imposanten Batman-Statue los.

Batman gegenüber stehen in einem riesigen Foto vereint alle Superheroen, sowie deren geistige Väter.

Die ganze Szenerie wird flankiert von den Büsten zweier in der Comicwelt wohlbekannter Figuren: SUPERMAN …

… und CAPTAIN AMERICA

Gleich um die Ecke tauchen in einer Bildergalerie dann die Vertreter aus meiner Kindheit und Jugend auf. Lustige Gestalten, die mir auch heute noch Freude bereiten.

Es folgen Comic-Figuren aus aller Welt, die ich bisher nicht gekannt habe.

Schmunzelnd wandere ich dieser Ahnengalerie entlang. Spiegelt sie doch das weltweite Interesse an Figuren mit überragenden Eigenschaften und Fähigkeiten wider.

Und auch mein Interesse wächst, je tiefer ich in diese Ausstellung eintauche.

Im nächsten Raum erfahre ich mehr. Über moderne Metamorphose und die Anwendungen des griechisch-römischen Mythos. Für die Inspiration der modernen Superhelden war das große Erbe der griechisch-römischen Mythologie von entscheidender Bedeutung.

Beispiel: Aus Herkules wurde Superman, aus Merkur Flash und aus Neptun Aquaman. Außerdem stammt Wonder Woman selbst von den Amazonen ab, einem mythischen Stamm von Frauen, die wiederum von den Göttern abstammen.

So erkennen wir die offensichtliche gegenseitige Abhängigkeit zwischen antiker und moderner Mythologie, die Verbindung zwischen antiken Themen und ihren modernen ikonografischen Mutationen.

Ferner erscheinen Figuren aus der griechisch-römischen Mythologie häufig in Comics in ihrer eigenen Form, wobei ihre traditionellen Rollen als antike Helden und Götter in zahllosen grafischen und künstlerischen Formen für die heutige Zeit neu interpretiert werden.

Zum Beispiel war die Göttin Venus 1948 die erste mythologische Figur, die als Protagonist eines modernen Comics vorgestellt wurde, und zwar in einer Serie von Stan Lee, Ken Bald und Bill Everett. In Venus hatte auch Jupiter, Venus‘ mächtiger Vater, seinen ersten Comicauftritt.

Desweiteren haben Stan Lee und Jack Kirby The Mighty Thor geschaffen, der stark auf der nordischen Mythologie basiert und den Mythos in eine neue Geschichte übersetzt. In ihrer Version erleben Odin, Thor, Loki und die anderen Götter von Asgard Abenteuer, die Fantasy, Science-Fiction und ein Gefühl des Staunens vermischen.

Ein weiteres Bespiel: Herkules debütiert 1965 in einer Ausgabe von Journey Into Mystery, dem Magazin, in dem die ersten Abenteuer der Asgardianer erschienen sind, und bringt alle Bewohner des Olymps mit in das Marvel-Universum.

Wiederum verwendet Kirby, fasziniert von den Mythen Homers, die Götter als Matrix zur Erschaffung der Eternals, einer Rasse mit halbgöttlichen Kräften, deren Mitglieder in Haltung und Klang der Namen den Bewohnern des Olymps ähneln: Zuras (Zeus), Thena (Athene), Makkari (Merkur), Sersi (Circe), Ikaris (Ikarus) und Ajak (Ajax); auch der sumerische Gilgamesch, Protagonist des ältesten Heldenepos der Menschheitsgeschichte, kann sich diesem Ruf nicht entziehen.

In vielen DC-Titeln kommen auch olympische Götter vor, aber das berühmteste Beispiel ist Wonder Woman aus dem Jahr 1987, das von George Perez, Greg Potter, Len Wein und Bruce Patterson gespielt wird.

Perez‘ Interpretation zementiert Wonder Womans Identität in der klassischen griechisch-römischen Mythologie, indem sie visuell auf hellenistische Skulpturen verweist und Bösewichte wie Ares/Mars einführt, den griechisch-römischen Kriegsgott und mythischen Vater der Amazonen.

Griechisch-Römische Götter:

Die alten Griechen und Römer waren Polytheisten, die an die Existenz mehrerer Gottheiten glaubten. Die griechisch-römische Mythologie ordnet Götter und Göttinnen sowie eine Reihe kleinerer außerweltlicher Wesen in klar definierte Gruppen und Hierarchien ein.

Diese Organisation wird Pantheon genannt (d. h. die Gruppe aller Götter). Im Pantheon der griechischen und römischen Gottheiten hatte jeder Gott seine eigene Genealogie, eine einzigartige Persönlichkeit und Eigenschaften und war mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet.

Neben Helden und ihren Heldentaten drehen sich die griechisch-römischen Mythen um die Geschichten dieser übernatürlichen, unsterblichen und oft impulsiven Gottheiten, einschließlich der Art und Weise, wie sie über Leben und Tod der Menschen herrschten.

Den Mythen über Ursprung und Schöpfung zufolge begann alles mit dem Chaos, einem enormen und undeutlichen Nichts. Aus der Leere des Chaos entstand Gaia (die Erde), die Uranus (den Himmel) zeugte, der sie nach ihrer Geburt schwängerte. Aus der Vereinigung von Gaia und Uranus gingen die Titanen und die Giganten hervor.

Kronos und Rhea, die bedeutendsten Titanen, vereinigten sich und brachten die berühmtesten olympischen Götter hervor: Zeus, Hera, Hades, Poseidon, Demeter und Estia. Die griechischen Olympier (bei den Römern „Dei Consentes“ oder „Harmonische Götter“) sind die Hauptgötter der griechischen Mythologie.

Sie wurden so genannt, weil sie auf dem Olymp (dem höchsten Gipfel Griechenlands) lebten. Der Sage nach war der Olymp so hoch und neblig, dass die Heimat der Olympier unsichtbar war. Dort lebte Zeus, der Herr aller Götter, mit den wichtigsten Gottheiten: all seinen Brüdern, Schwestern und Kindern.

Wie in vielen antiken Zivilisationen, war die Anbetung ihrer Götter auch für Griechen und Römer ein Teil ihres täglichen Lebens. Um den Göttern zu huldigen, wurden in jeder Stadt Tempel errichtet, in denen die Gläubigen Votivgaben als Anbetung darbrachten.

Diese Tempel stellten die Wohnstätte des angebeteten Gottes dar und waren mit repräsentativen Statuen und Reliefskulpturen geschmückt, die von seinen wichtigsten Taten erzählten.

Neben den wichtigsten Tempeln, die Zeus und Athene gewidmet waren, gab es auch viele, die den Geschwistern Apollo und Demeter geweiht waren.

Mir schwirrt der Kopf. So viele neue Informationen zu einem Thema, welches mich über Goofy nie hinausgebracht hätte. Hier in der Ausstellung habe ich die Gelegenheit, tiefer in die Materie einzutauchen. Es gibt in meinem Freundeskreis einige, die sich in der Comic-Welt weit besser auskennen. Und ich glaube, dass ich sie alle nach dem Besuch dieser Ausstellung besser verstehen werde.

Protokoll Superhelden:

Vor dem Erscheinen von Superman im Jahre 1938 wimmelte es in den Comic-Heften von mutigen und tollkühnen Männern, die Technik und Magie nutzten, um den Frieden zu wahren. Sie waren wohlwollende, maskierte Schatten, die gegen Kriminelle und verrückte Wissenschaftler kämpften, die auf die Eroberung der Welt aus waren.

Diese Charaktere waren noch nicht als Superhelden bekannt, sondern als „Mystery Men“, die oft bunte Strumpfhosen trugen und Strahlenpistolen mit unwahrscheinlichen Designs verwendeten.

Beispiele sind:

  • – Weltraumreisende wie Flash Gordon und Buck Rogers
  • – Herrscher unberührter Dschungel wie Tarzan und The Phantom
  • – Zauberer im Smoking wie Mandrake
  • – Alte Ritter von Camelot wie Prinz Eisenherz

Diese männlichen Proto-Superhelden brachten eine ganze Generation von Kindern zum Träumen, auch wenn diese Träume noch keine Frauen und andere Geschlechter umfassten. Ich erinnere mich an Tarzan, Tibor und Prinz Eisenherz, die ich mit Freude gelesen habe. All diese Comics sind aus einer grundlegenden Periode in der Konstruktion des Superhelden.

Der menschliche Mythos ist zwangsläufig mit unserer Menschheitsgeschichte verflochten: Eine Zeitleiste vergleicht wichtige Weltereignisse, die parallel zu Momenten in Superhelden-Comics verlaufen.

1962 erzählt Marvels Onkel Ben dem jungen Peter Parker, bekannt als Spider-Man, dass „mit großer Macht auch große Verantwortung einhergeht“. Aber von welcher Art Macht sprechen wir hier?

Superkräfte entstehen durch Technologie, genetische Mutationen, wissenschaftliche Irrtümer oder göttliches oder außerirdisches Geburtsrecht. Außergewöhnliche Fähigkeiten, die über die Gesetze der Wissenschaft hinausgehen, unterscheiden Superhelden von gewöhnlichen Menschen.

Ihre Kräfte sind oft das Ergebnis einer überlegenen genetischen Ausstattung oder göttlicher oder außerirdischer DNA, manchmal aber auch als Folge von Radioaktivität und Atomexperimenten, die ihren Trägern ein Leben lang Segen oder Fluch bringen.

Diese Kräfte verändern das Leben der Person, die sie besitzt, und erzeugen Eifersucht, Angst, Groll und Ehrfurcht. Aus diesem Grund müssen Superhelden den Einsatz ihrer Macht abwägen und abwägen, wann sie sie zum Wohle der Gemeinschaft einsetzen.

Ein Held widersetzt sich dem Einsatz seiner Macht nur für seine eigenen Interessen. Superhelden sind nie wirklich allein: Normale Menschen arbeiten mit den halbgöttlichen Wesen zusammen und schließen sich der Mission für Gerechtigkeit durch hartes körperliches Training, Studium, Vorbereitung und Opferbereitschaft an.

In dieser Darstellung erhält Superman seine Kräfte durch seine außerirdische Herkunft und Wonder Woman durch ihr göttliches Erbe, während Batman, der einzige Sterbliche, auf Training, Disziplin und Studium angewiesen ist.

Superhelden können Vorstellungen von körperlicher, menschlicher Stärke und Schönheit widerspiegeln. Als solche werden sie zum Gegenstand von Statuen in limitierter Auflage mit künstlerischem und historischem Wert für Sammler. Diese Kunstwerke zeugen von der zeitlosen Faszination, die die Welt der Helden auslöst.

Für eine ganze Generation von Fans sind Superhelden zweidimensionale, auf Papier gedruckte Kunstwerke, die man Comic nennt. Für die jüngere Generation hingegen kommen Superhelden aus dem Kino und ihre Faszination liegt in der Kombination aus Spezialeffekten, fesselnden Schauspielern, aufwendigen Kostümen und hämmernder Musik.

Zwei der Hauptfiguren von Marvel, Spider-Man und Iron Man, werden hier dargestellt, um die Ästhetik aus Comic und Film zu vergleichen.

Als er von einer radioaktiven Spinne gebissen wird, wird das ganze Leben des Highschool-Schülers Peter Parker auf den Kopf gestellt und er beschließt, seine neuen Kräfte zu nutzen, um als der unglaubliche Spider-Man das Verbrechen zu bekämpfen.

Mit seinem Netz springt der junge Superheld zwischen den Wolkenkratzern von Manhattan hin und her, patrouilliert durch den Big Apple und wird zum Symbol des Kampfes der Anwohner gegen das Verbrechen.

Verglichen mit der filmreifen Erscheinung der Statue von Iron Man, die hier neben ihm gezeigt wird, weist diese Version von Spider-Man eine traditionellere Ästhetik auf; obwohl dreidimensional, ähnelt sie zweidimensionalen Comicfiguren. Spider-Man wird hier in seiner klassischsten Version dargestellt, die über die Jahre praktisch unverändert geblieben ist.

Der von Terroristen entführte und schwer verletzte Millionär und Ingenieur Tony Stark konstruierte eine Rüstung mit einem Elektromagneten, der verhindern sollte, dass ein Splitter sein Herz erreicht.

Als er die Vielseitigkeit seiner Erfindung erkannte, überarbeitete Stark sie und baute eine leistungsfähigere Version daraus, die ihn in einen heldenhaften Ritter in Rüstung verwandelte: der Rächer, Iron Man.

Für die jüngere Generation kommen Superhelden, wie schon erwähnt, aus dem Kino.

Diese Version von Iron Man ist nicht nur Ausdruck einer Superkraft, die ausschließlich durch Technologie erzeugt wird; sie ist auch Ausdruck einer filmischen Ästhetik: einnehmend, fesselnd und mit einer fanatischen Liebe zum Detail, die Fantasie und Vorstellungskraft mit Technik verbindet.

Für Kinder in den 1970er Jahren gab es nichts Spannenderes, als mit Superman in einem Fantasy-Abenteuer zu fliegen oder mit Spider-Man einen Wolkenkratzer zu erklimmen. Ein kleines amerikanisches Spielzeugunternehmen, die Mego Corporation, verstand das sehr gut und erwarb die Rechte an den Superhelden von Marvel und DC.

Sie verwandelten sie – zum ersten Mal – in bewegliche Plastikpuppen mit Vinylköpfen und Stoffanzügen. Die „World’s Greatest Super Heroes!“ eroberten die Welt, verkauften sich zwischen 1972 und 1983 millionenfach und zählen heute zu den begehrtesten Sammlerstücken. So sehr, dass sie als Ikonen der klassischen Popkultur gelten.

Ab den 1980er Jahren, als die Mego-Hyperbel zu Ende ging, kehrten die Superhelden in Form von Actionfiguren zurück, zunächst mit minimalen Gelenken, dann mit immer mehr Details, was einen faszinierenden Entwicklungspfad zeigt, der spielerische Kunst, Design und sich ständig weiterentwickelnde Produktionstechnologien kombiniert.

Actionfiguren werden zu einem sehr wichtigen Medium, um die Welt der Superhelden zu vermitteln, die durch Kostümwechsel, verschiedene grafische Gestalten, geheime Identitäten, Freunde und Feinde, Verabredungen und andere Informationen erzählt wird.

Sie sind zum Verständnis eines riesigen Universums erforderlich, dass sich in den mehr als achtzig Jahren seines Bestehens ständig verändert und aktualisiert hat.

So wandere ich weiter durch eine faszinierende Comic-Welt. Eine Welt, die ich so noch nie betrachtet habe. Mich erstaunt die Phantasie und Kreativität genauso wie das handwerkliche Geschick der Künstler mit ihrer Liebe zum Detail.

Kostüme, die in Phantasy-Filmen getragen wurden …

… bilden die Brücke hinein in unseren Alltag …

… dem wir manchmal auf eigene Art und Weise entfliehen wollen.

Eine besondere Spielvarisnte, die sich in den letzten Jahrzehnten herausgebildet hat, ist das Cosplay (Kostümspiel).In diesem Raum sind einige Kostüme ausgestellt, die von Fans geschneidert, auf Events getragen und auch prämiert wurden.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Und die Freude am Cosplay ist grenzenlos …

Aus diesem Blickwinkel hatte ich die Maskeraden noch nie betrachtet. Und ich kann nur sagen, dass sich in meiner Haltung zu diesem Thema einiges geändert hat.

Eine Randbemerkung sei noch erwähnt: Neben all diesen Proto- und Superheroen gab es noch eine kleine Sektion, in der ich zumindest ein paar der lustigen Helden meiner Kindheit angetroffen habe, die mir auch heute noch große Freude bereiten.

Und da die Weihnachtszeit vor der Tür steht, möchte ich euch diesen Kerl nicht vorenthalten. Grinch. Ich bin sicher, dass er auch für Euch etwas Lustiges im Sack dabei hat.

Fazit: Es war eine rundherum gelungene Ausstellung, die mir viel Neues und Wissenswertes vermittelt hat. Die Freude über diesen Besuch reicht weit über diesen Blogbeitrag hinaus.

Die Texte habe ich wegen ihrer Komplexität aber auch ihres guten Verständnisses größtenteils den Ausstellungstafeln entnommen. Diesbezüglich bitte ich alle um Verständnis. Ich hätte es mit eigenen Worten nicht annähernd so gut rüberbringen können.

Viel Spaß beim Lesen. Und … das ist noch nicht das Ende. Ich werde in den nächsten Tagen weiter berichten.

Ich weiß, dass ihr alle, die ihr mich begleitet, auch wissen wollt, wie es weitergeht. Danke, dass ihr weiterhin da seid.

Im Reich der Tiere, San Diego, California

22. November 2024

Ich lasse es heute sehr ruhig angehen. Ein Herzenswunsch ist es, den San Diego Zoo zu besuchen. Schon 1983 war ich von diesem Zoo begeistert und habe über 40 Jahre von diesem einen Besuch geschwärmt und all die Jahrzehnte den Wunsch gehegt, noch einmal hierher zu kommen.

Da der Zoo nur knapp 2 Kilometer von meinen Gastgebern entfernt ist, liegt er für mich in bequemer Reichweite. Und so mache ich mich zeitig und zu Fuß auf den Weg.

Der Zoo liegt im wunderschönen Balboa Park. Dieser Park umfasst eine Fläche von 4,9 km² und beherbergt neben dem Zoo eine Vielzahl kultureller Einrichtungen und Museen.

Im Bild oben ist das Balboa Parc Botanical Building zu sehen. Es wurde für die Panama–California Exposition 1915-16 erbaut und ist noch heute eines der größten Lattengebäude der Welt.

Zielstrebig, wenn auch langsam, schlendere ich hinüber zum Zoo. Schon der Eingang wartet mit einem Superlativ auf. Dort steht Rex, ein 8 Meter hoher und 9 Tonnen schwerer Bronzelöwe. Laut Auskunft der Firma Artworks Foundry in Berkeley, Kalifornien, die Rex gegossen hat, ist sie die größte freitragende Bronze-Tierstatue der Welt.

Freundlich, brüllend und springend läd er Groß und Klein zu einem Besuch im Zoo ein. Der Eintritt hätte mich 60 Dollar gekostet. Meine Gastgeber jedoch waren so großzügig und haben mir den Eintritt mit einer Freikarte spendiert.

Der Zoo fasziniert mich aus zwei Gründen: Erstens war er der erste Zoo weltweit, der völlig auf Gitter verzichtete und seine Tiere ausschließlich durch Gräben, Mauern und ähnliche bauliche Anlagen von den Besuchern trennte.

Außerdem kommt eine starke Begrünung sowohl der Gehege als auch der Besucherflächen hinzu, wobei die meisten Tiere in einem Nachbau ihres natürlichen Habitats leben. In diesen Habitaten wachsen die für das jeweilige Habitat typischen Pflanzen.

Die mit mehreren Tausen Pflanzenarten so gestalteten Lebensräume der Tiere reichen vom afrikanischen Regenwald über den borealen Nadelwald bis zur Tundra. Darüber hinaus hat der Zoo auch eine der größten Volieren weltweit.

Glücklich mache ich mich in dieser parkähnlichen Zooanlage auf meinen Weg, der mich zuerst zu den Mantel-Pavianen und anschließend …

… zu den Rotgesicht-Hornraben führt. Mit seinem großen Schnabel, dem schwarzen Gefieder und der rötlichen Färbung der unbefiederten Gesichts- und Halspartien ist dieser Vogel eindeutig zu identifizieren. Er ist ein Charaktervogel der afrikanischen Savannen südlich des Äquators.

Für eine Weile bleibe ich bei den kleinen Erdmännchen stehen und schaue ihrem Treiben zu.

Diese geselligen, neugierigen und immer wachsamen Tiere haben mehr zu bieten als Knopfaugen und niedliche Posen. Wer sich mit ihnen beschäftigt, wird ein hochinteressantes Sozialsystem kennenlernen.

Es folgen mehrere Folieren, in denen unter anderem der Kalifornische Kondor gehalten wird. Diese riesigen Vögel waren 1980 fast ausgestorben. Zu dem Zeitpunkt lebten in freier Wildbahn nur noch 22 Vögel, ein weiteres Brutpaar befand sich in Gefangenschaftshaltung.

Maßgeblich der San Diego Zoo Safari Park und der Zoo von Los Angeles starteten ein Erhaltungsprogramm. 1988 schlüpfte erstmals ein Küken in menschlicher Obhut. Bereits 1992 wurden die ersten Kalifornienkondore wieder bei Big Sur im Los Padres National Forest ausgewildert.

Eine bedeutende Ursache für das Beinahe-Aussterben liegt in der Vergiftung der Vögel mit metallischem Blei aus Jagdmunition, wobei insbesondere Schrotkugeln, welche die Tiere beim Fressen an Kadavern von geschossenem Wild aufnehmen, die zentrale Vergiftungsquelle darstellen.

Nur durch das totale Verbot von Bleimunition und die Einhaltung dieser Regelung wird die Reproduktionsrate groß genug sein, den Erhalt dieser Tierart auf Dauer zu erreichen. Und das ist leider bis heute nicht der Fall.

Ich strolle vorbei an großen Ausläufen für Kamele …

… und Elefanten. Diese größten Säugetiere verbringen bis zu 16 Stunden am Tag mit Fressen und können an einem Tag bis zu 150 Kilogramm Nahrung verspeisen. Afrikanische Elefanten sind Weidegänger und fressen eine Vielzahl von Pflanzen, darunter Gräser, Blätter, Sträucher, Rinde und Bäume.

Der Zoo verfügt über ein Elefantenpflegezentrum, wo man Wildtierpflegeexperten dabei zusehen kann, wie sie Elefantenfüße schrubben. Oder man beobachtet Elefanten bei ihren eigenen Gesundheits- und Wellnessroutinen.

Im Unterholz entdecke ich einen Trupp Kragentauben. Diese Tiere fallen insbesondere durch ihr glänzendes Gefieder auf.

Der Kopf ist schwärzlich blaugrau, leicht silbrig überhaucht befiedert. Am Nacken und am Hals hat er verlängerte Federsträhnen, die blau, grün und bronzefarben irisieren. Am Rücken und auf den Flügeln sind die Federn metallisch grün, die Schwung- und Deckfedern dagegen blau. Der Schnabel ist schwärzlichgrau. Ein wahrlich bunter Vogel …

Diese Katze zeigte mir nur ihren wunderschön gezeichneten Rücken. Leopard oder Jaguar – die Frage kann ich leider nicht beantworten.

Fütterung der Löwen. Es ist schon faszinierend, zu sehen, wie geschickt das Tier den großen Schenkelknochen abnagt.

Der Ameisenbär ist ein hochspezialisierter Einzelgänger, der im Laufe seiner Evolution zwar seine Zähne eingebüßt, dafür aber in seiner röhrenförmigen Schnauze eine lange Zunge entwickelt hat, mit der er aus Termitenbauten, deren Hülle er mit sein kräftigen Krallen an den Vorderfüßen aufreißt, seine Nahrung mittels der eingespeichelten Zunge aufleckt.

Imposant sind auch die Eisbären. Als größte Raubtierart an Land, gehören sie zu den Säugetieren mit dem größten Gewichtsunterschied zwischen den Geschlechtern. Männliche Eisbären wiegen 300 bis 1.000 Kilogramm, die Weibchen 150 bis 250 Kilogramm.

Das Fell erscheint weiß. Die Haare allerdings sind eigentlich durchsichtig, die Deckhaare zusätzlich hohl. Eisbären haben eine schwärzliche Haut, welche die Sonnenenergie absorbiert. Ihr dickes Fell bildet ein isolierendes Luftpolster, und die 5 bis 10 cm dicke Körperfettschicht trägt zusätzlich dazu bei, dass die Tiere in ihrem eisigen Lebensraum überleben können.

Ihre Krallen gleichen Spikes, ihre Tatzen Schneeschuhen, und die Nickhaut am Auge fungiert als Schneebrille. Darüber hinaus verfügen Eisbären über eine Superspürnase. Damit sind sie in der Lage, ihre Nahrung auch tief unter der Schneedecke aufzuspüren.

Ein ganz seltener Zoogast, den ich noch nie gesehen habe, ist die Harpye, einer der größten Greifvögel weltweit und physisch der stärkste.

Die Bezeichnung Harpyie ist der griechischen Mythologie entlehnt. Die Harpyien der Griechen waren vogelähnliche Dämonen des Sturms. Sie hatten den Körper eines Greifvogels, einen Frauenkopf und Vogelflügel. Es waren schreckliche Ungeheuer, die Nahrung und Kinder stahlen.

Hier streift ein Amurleopard durchs Unterholz. Sein eigentlicher Lebensraum ist die Taiga im Osten Sibiriens nahe der chinesischen Grenze. Von allen Leoparden sind Armurleoparden am nordöstlichsten verbreitet.

In Anpassung an das Klima ihres Lebensraumes haben sie ein sehr dichtes, langhaariges Fell. Besonders das Winterfell ist sehr dicht und weist auf einem Quadratzentimeter etwa 3.000 Haare auf. Der aktuelle Wildbestand wird auf weniger als 14-20 Erwachsene und 5-6 Jungtiere geschätzt (2007).

Auch dieser Primat, ein Tonkin Schwanzlangur schaut in eine ungewisse Zukunft. Tonkin-Schwarzlanguren sind schlanke, langschwänzige Primaten. Ihr Fell ist überwiegend schwarz gefärbt, von den Mundwinkeln bis zu den Ohren erstreckt sich ein weißer Streifen.

Auffällig ist der lange Haarschopf an der Oberseite des Kopfes. Sein Lebensraum im südlichen China und nördlichen Vietnam sind die dortigen mit Regen- oder Monsunwäldern bestandenen Karstgebiete.

Die Hauptbedrohung der Tonkin-Languren stellt der Verlust ihres Lebensraums durch Waldrodungen dar. In Vietnam z. B. wurde ihr Verbreitungsgebiet durch Bombardements und den Einsatz von Entlaubungsmitteln im Vietnamkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. In Vietnam dürfte die Gesamtpopulation nicht mehr als 500 Tiere betragen.

Der Königstiger im San Diego Zoo hat zwar ein sicheres Zuhause, ist aber in seiner Art in seinem Lebensraum bedroht.

Der grundsätzliche Lebensraum des Königstigers ist, wie bei allen Arten Südostasiens, der Dschungel. Er bevorzugt dichte Vegetation und die Nähe zu Wasser.

Die ehemalige indische Premierministerin Indira Gandhi setzte sich sehr für den Schutz der wilden Tiere Indiens, insbesondere aber des Tigers, ein:

Unsere eigenen Anstrengungen zur Rettung der Naturschätze Indiens konzentrieren sich auf den Tiger. Welch anderes Tier kann so wie er in der Verschmelzung von Eleganz und Stärke unsere Phantasie entflammen; so spektakulär das unersetzliche symbolisieren! Der Tiger hat unter dem Menschen schwer gelitten. Er wurde gejagt und grausam verfolgt. Sein Lebensraum wurde stark beschnitten. Heute steht er am Rande der Ausrottung.“
Indira Gandhi (1974)

Und daran hat sich bis heute nichts geändert …

Der Schabracken Tapir ist der größte Vertreter der Tapire und die einzige in Südostasien lebende Tapirart. Der Name leitet sich von der farblich abgesetzten Rückenpartie ab, die an einen im Reitsport als Schabracke bezeichneten Überwurf erinnert.

Der Schabrackentapir bewohnt die tropischen Regenwälder der Flachländer, kommt aber auch in Höhen bis über 2.000 m vor. Er lebt als Einzelgänger und ernährt sich von weicher Pflanzennahrung.

Sein Verbreitungsgebiet ist durch Lebensraumzerstörung stark zersplittert, die möglicherweise maximal 2.000 Individuen umfassende Gesamtpopulation wird als stark gefährdet eingestuft.

Charakteristisch ist das Fellmuster des Schabrackentapirs. Die vordere Hälfte des Körpers und die Hinterbeine sind schwarz, der hintere Rumpf ist weiß. Dieses Muster ist eine wirkungsvolle Tarnung, da der Tapir sich im Dunkel des Regenwaldes gegen seinen Hintergrund nur teilweise abhebt und potentielle Räuber die Tapirart nicht erkennen.

Die Heimat der Brazzameerkatzen ist das zentrale Afrika von Kamerun im Nordwesten über Äthiopien im Nordosten bis zur Demokratischen Republik Kongo und dem nördlichen Angola im Süden.

Ihr Habitat sind feuchte Wälder, wobei sie oft in der Nähe von Wasser zu finden sind. Sie bevorzugen sumpfige oder saisonal überflutete Lebensräume und leben nie weiter als einen Kilometer vom nächsten Fluss oder See entfernt.

Diese Rotschwanzmeerkatze ließ sich durch einen Besucher, der die Körperbewegungen des Tieres nachahmte, anlocken. War das Tier erst ca 30 Meter vom Zaun entfernt, näherte es sich uns Menschen langsam auf wenige Meter.

Sie sind tagaktiv und leben sowohl am Boden als auch auf den Bäumen und können darüber hinaus auch ausgezeichnet schwimmen.

Eine besonders imposante Begegnung hatte ich mit diesem Gorilla. Alle Gorillaarten sind bedroht, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.

Ein Grund für die Gefährdung liegt in der Zerstörung ihres Lebensraumes durch die Rodung der Wälder. Hinzu kommen bürgerkriegsähnliche Zustände in Teilen ihres Verbreitungsgebietes, welche die nötigen Schutzmaßnahmen erschweren und eine effiziente Überwachung von Schutzgebieten nahezu unmöglich machen.

Einen weiteren Grund stellt die Bejagung wegen ihres Fleisches („Bushmeat“) dar, die immer noch durchgeführt wird. Auch Krankheiten ziehen die bereits angegriffenen Populationen weiter in Mitleidenschaft, insbesondere Ebola.

Die Gesamtpopulation der Gorillas wird auf rund 365.000 Tiere geschätzt, die sich allerdings sehr unterschiedlich auf die einzelnen Populationen verteilen.

Ein weiteres Highlight meines Spaziergangs durch den Park möchte ich ebenfalls mit euch teilen: die Kuba-Flamingos.

Das Gefieder der Kubaflamingos ist im Prachtkleid einheitlicher und kräftiger rosa als das des Rosaflamingos. Die vordere Schnabelhälfte ist schwarz, die andere, der Schnabelbasis nähere, ist gelblich-rosa. Die Beine sind einheitlich rosa-fleischfarben.

Sie sind sebst in der Dämmerung ein wunderschöner Lichtblick. Nicht umsonst scharen sich ganze Menschentrauben am Zaun vor ihrem Freigehege und freuen sich über dieses Farbspektakel.

Der San Diego Zoos beherbergt eine große Vielfalt außergewöhnlicher Pflanzen aus Lebensräumen auf der ganzen Welt.

8 anerkannte Pflanzensammlungen sowie Tausende von Pflanzen, die den Lebensraum der Wildtiere bilden und in denen ich durch üppige, exotische und friedliche Landschaften wandere, finden hier ein Zuhause.

Von Pflanzen, die für ihre farbenfrohen Blüten bekannt sind, über stattliche, Schatten spendende Bäume bis hin zu stacheligen Wüstenbewohnern – auf Schritt und Tritt löst diese Tier und Pflanzenwelt bei mir Bewunderung aus.

Schon 1983 hatte mich dieser Zoo fasziniert. Und seitdem bestand bei mir der Wunsch, hier noch einmal herzukommen. 41 Jahre später, fast um die selbe Jahreszeit, habe ich die Gelegenheit genutzt und mir diesen Traumwunsch erfüllt.

Es war ein wunderbarer Tag, der meine Erinnerungen an diesen Zoo bei weitem übertrifft. Vieles hat sich seit damals getan. Und alles hat sich seitdem noch mehr verbessert und verschönert.

Mir hat der Besuch des Zoos sehr gut getan. Hier konnte ich heute anfangen, meine Reise zuende zu bringen. Hier hatte ich Zeit zur Muße, ohne dass mich der Leistenbruch plagte. Hier hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, wie fragil meine, unsere Umwelt auf all die negativen Einflüsse, die von uns Menschen ausgehen, reagiert.

Einmal mehr ist mir klargeworden, wie schützenswert all die Tiere und Pflanzen sind, die ich heute gesehen habe. Ich bin sooo dankbar für diesen Tag und wünsche mir, dass auch ihr, die ihr mich treu begleitet, die Chance nutzen könnt Ähnliches zu erleben.

Visa Run in San Diego, California

21. November 2024

Die Nacht war relativ ruhig. Ich war zuerst skeptisch. Aber meine Müdigkeit und auch Erschöpfung war doch so groß, dass ich durchschlafen konnte.

In der Leiste habe ich ein ziehendes Gefühl. Und so mache ich mich zuerst auf zu einer Ambulanz. Dort bitte ich um ein kurzes Gespräch mit einem Arzt, um anschließend erst einmal alle Formalitäten zu klären.

Schon gestern hatte Biggi alles mit meiner Langzeitreisekrankenversicherung bei der ADAC abgeklärt und das genaue Procedere besprochen.

Klar war aber auch, dass wir in Vorleistung gehen und allein die Untersuchungen wie Sonographie, Röntgen und CT, um die genaue Lage und Größe der Hernie abzuklären, 10.000 Dollar kosten kann. Von der OP nicht zu reden. Und nach der OP darf ich mich mindestens 1 Monat nicht belasten.

Schnell waren wir uns einig, dass ich – wenn der Arzt mir die Flugtauglichkeit bestätigt – nach Deutschland zurückkomme.

Ich erzähle dem Arzt also von meiner Reise. Er zeigt sich sehr interessiert und führt mich in ein Gesprächszimmer. Fast eine Stunde nimmt er sich Zeit für meine Tour, fragt begeistert nach, bevor ich auf den eigentlichen Grund meines Besuches zu sprechen komme.

Dann fordert er mich auf, sich die Leiste anschauen zu dürfen. Ich bitte ihn, damit zu warten, bis ich alle Formalitäten mit meiner Krankenkasse geklärt habe. Ich befürchte einfach, durch einen Formfehler meinerseits auf hohen Kosten sitzen zu bleiben. Worauf der Arzt mir sagt, dass er die Untersuchung nicht in Rechnung stellen wird.

Am Ende bekomme ich dann die „Quittung“: Ich soll mit dem Radfahren stoppen und den Bruch möglichst schnell operieren lassen. Entweder in den USA oder in Deutschland. Er bescheinigt mir also die Flugfähigkeit und gibt mir noch ein paar Verhaltensregeln mit auf den Weg. Dann wünscht er mir alles Gute und begleitet mich noch zum Ausgang. Das war’s.

Da in wenigen Tagen meine Aufenthaltserlaubnis abläuft und ich nicht weiß, wie schnell es jetzt mit einem Rückflug klappt, entscheide ich mich, zur Grenze zu fahren, um eine Verlängerung meines Aufenthalts genehmigt zu bekommen.

Dafür steige ich noch einmal aufs Fahrrad. Ohne Gepäcktaschen fährt es sich viel leichter. Und bis auf einen kleinen Hügel kurz vor der Grenze ist es weitestgehend flach und somit wenig belastend.

Bis zur Grenze sind es circa 14 Meilen. Mein Gastgeber hat mir eine Fahrradkarte gegeben, die mir in dieser Großstadt gute Hilfe leistet. Allerdings hatte ich geglaubt, dass der Weg entlang der San Diego Bay idyllisch sei und unter Palmen und an Sandstränden entlangführt.

Stattdessen geht es entlang der Küste, auf ausgewiesenem Radweg durch den Industriegürtel der Stadt. Trotz des starken Verkehrs fühle ich mich auf den Radwegen dieser Stadt sicher. Unsicherheit kommt nur an den Stellen auf, an denen die Wegführung nicht eindeutig ist.

Da die Straßenführung in Amerika sehr stark von Stoppschildern geprägt ist, dauert es entsprechend lange, durch die Stadt zu kommen. In der Regel wechseln die Stoppschilder aufeinanderfolgender Kreuzungen: Ich stoppe an einer Straßenkreuzung. An der nächsten Kreuzung habe ich Vorfahrt. An der darauf Folgenden muss ich dann wieder vor dem Stoppschild anhalten.

So geht das über Meilen. Schwierig sind für mich nur mehrspurige Straßen, wo ich nach links abbiegen muss. Hier entscheide ich von Fall zu Fall, wie ich mich im Kreuzungsbereich verhalte.

Bei wenig Verkehr wechsle ich direkt und gefahrlos in die Linksabbiegerspur. Bei regem und starkem Verkehr überquere ich die Fahrbahn im Geradeausverkehr, steige dann vom Fahrrad und ordne mich auf dem Fahrradweg in die gewünschte Fahrtrichtung ein.

Dort, wo Markierungen für abbiegende Radfahrer auf die Fahrbahn aufgetragen sind, ist es für mich leicht und ungefährlich, die Kreuzung zu queren.

Nach 3 Stunden erreiche ich den Grenzübergang. Ich verlasse die USA nicht. Es erscheint mir zu heikel. Ich hab ja kein Gepäck dabei. Und sollte mir wider Erwarten die Einreise verwehrt werden, stünde ich da …

So suche ich ein großes Verwaltungsgebäude an der Grenze auf und versuche mein Glück. Vor dem Eingang des Gebäudes stehen zwei mit Schutzkleidung ausgestattete, bewaffnete Polizisten. Ich wende mich an sie mit meinem Anliegen.

Daraufhin bitten sie mich, vor dem Eingang des Gebäudes auf einen Mann in blauer Dienstjacke zu warten. Das Gebäude selber darf ich von dieser Seite aus nicht betreten. So trete ich zurück, um zu warten und mein Fahrrad an einem Lichtmast anzuschließen.

Sogleich pfeift mich einer der beiden Polizisten an, dass das verboten sei. Schließlich befinde ich mich auf staatlichem Privatgrund. Ein Fahrradständer ist nicht in der Nähe. Und so bleibe ich die ganze Zeit neben meinem Fahrrad und warte in Sichtweite des Eingangs auf meinen Ansprechpartner.

Nach mehr als einer Stunde des Wartens kommt einer der Polizisten zu mir herüber und fragt, warum ich immer noch da stehe. Bisher ist kein Mitarbeiter in blauer Dienstjacke bei mir gewesen. Darauf deutet der Polizist an, sich persönlich um meine Angelegenheit kümmern zu wollen und verschwindet in dem Gebäude.

Minuten später ist er wieder zurück und teilt mir mit, dass ich am falschen Ort und bei der falschen Behörde sei. Die für mich zuständige Behörde, die USCIS hat ihren Sitz in San Diego. Sie ist keine 2 Kilometer von meinen Gastgebern entfernt. Ich hätte mir den Weg also sparen können. OK.

Wenn ich schon einmal an der Grenze bin, so kann ich auf meinem Rückweg auch zum südwestlichten Punkt der USA fahren. Dort soll der von Trump so favoritisierte, hohe, mit Stacheldraht bewehrte Grenzwall in voller Größe bis an den Pazifik reichen. Ich erreiche diesen Ort jedoch nicht.

Am Eingang zum Border Field State Park ist Schluss. Mein Gastgeber hatte mir den Besuch dieses Ortes empfohlen. So bleibt mir nur der Verweis auf das Internet. Und ich überlege, warum alle Wege, die westlich des Grenzüberganges auf amerikanischem Gebiet liegen, gesperrt sind.

Während meiner kurzen Anwesenheit am Parkeeingang passieren mich mehrere Polizei- und Border Control Fahrzeuge und verschwinden auf staubiger Piste hinter der nächsten Kurve.

Da noch genügend Zeit für einen Besuch bei dem USCIS (US Citizenship and Immigration Service) ist, mache ich mich auf den Heimweg.

Diesmal nehme ich den Weg entlang der Route 75, die parallel zum Silver Strand Beach Park westlich der San Diego Bay auf schmalem Sandstreifen verläuft.

Auch hier fahre ich die ersten Meilen entlang eines hohen Walls, auf dessen Krone sich gleichfalls über Kilometer ein stacheldrahtbewehrter Zaun hinzieht, der den Silver Strand Trainings Complex als militärische Einrichtung vor neugierigen Blicken schützt.

Der Radweg führt den Highway entlang. Leider verhindert dieser Highway über die gesamte Strecke entlang des Silver Strand Beach Parks die Sicht auf den Pazifik.

Trotzdem ist dieser Radweg etwas abseits ein Genuss. Breit, gut ausgebaut und ohne Schockwellen im Asphalt. Und man wird belohnt mit einer freien Sicht auf die an manchen Stellen 4 km breite San Diego Bay.

Gegen 14.45 Uhr erreiche ich Coronado Island. Der Ort Coronado liegt auf einer Halbinsel, die über die Coronado Bridge mit der California State Route 75 zu erreichen ist.

Da es verboten ist, mit dem Fahrrad über diese Brücke zu fahren, muss ich die Fähre nehmen. Der Radweg führt an der Bayseite am Ort Coronado vorbei.

Hier steht das Hotel del Coronado, ein berühmtes altes Luxushotel. Es ist eines der wenigen erhalten gebliebenen Exemplare eines hölzernen victorianischen Strandhotels. Es ist das älteste und sogleich größte Holzgebäude in Kalifornien.

Leider waren wichtige Teile eingerüstet, und so verzichte ich auf ein Foto. Abgebildet seht ihr nur das Bluewater Boathouse in der Glorietta Bay, in dem heute ein Seafood Grill untergebracht ist. Es ist das ehemalige Bootshaus des Hotel del Coronado und wurde 1888 erbaut.

Auf dem Weg zum Fähranleger habe ich immer wieder freien Blick auf die elegante Coronado Bridge, die den Ort mit dem Festland verbindet.

Mit leichtem Schwung führt dieses Brückenbauwerk in großem Bogen über die Bay nach San Diego.

Kleine Badestrände entlang meiner Route laden zu Verweilen ein und bieten gleichfalls einen schönen Blick auf die Skyline San Diegos.

Hier und da entlang des Rad- und Wanderweges wurden moderne Skulpturen aufgestellt. Einige davon witzig, andere durchaus interessant wie dieses aus Metallbändern geformte Antlitz.

Um kurz vor 15 Uhr erreiche ich die Fähre, die mich wieder zurückbringt aufs Festland. Für die Nutzung zahle ich 9 Dollar. Dann geht es zum USCIS, wo ich zwanzig Minuten später eintreffe. Nach einigem Suchen finde ich den verschlossenen Eingang zu dieser Behörde.

Die hat nur bis fünfzehn Uhr geöffnet. Außerdem bedarf es einer Online-Anmeldung, ohne die einem kein Einlass gewährt wird.

Ich bin genervt. Fast nichts habe ich heute erreicht. Lediglich der Aztbesuch war „erfolgreich“. Enttäuscht über die Ergebnisse des Tages fahre ich zurück zum Fähranleger. Von dort schlendere ich auf der Promenade die Hafenanlagen entlang.

Die Skyline San Diegos ist noch nicht so zugebaut mir Wolkenkratzen wie die Skyline New Yorks, Hong Kongs oder anderer Großstädte.

Deshalb bietet sie immer wieder interessante Einblicke.

Ein ganz besonderes Highlight ist das Rady Shell im Jacobs Park. Diese Open Air Konzerthalle wird vom San Diego Symphony Orchestra betrieben. Das Orchester führt hier im Sommer Symphoniekonzerte auf.

Daneben wird die Anlage für weitere Konzerte auch der Popmusik genutzt. Zu den in den letzten Jahren aufgetretenen Musikern gehören unter anderem Sting, Boyz II Men, Leon Bridges, Stewart Copeland, Sheryl Crow, Norah Jones, Gladys Knight, Ledisi, Smokey Robinson, Olivia Rodrigo, Ben Platt, Charlie Puth, Lea Salonga und Brian Wilson.

Ein beeindruckendes, für die Öffentlichkeit an konzertfreien Tagen frei zugängliches Gelände. Und die Konzerte selbst müssen großartig sein …

Langsam neigt sich der Tag seinem Ende zu. Gegen 17.00 Uhr wird es dunkel. So mache ich mich auf den Weg zu meinen Gastgebern.

Die einzige Angelegenheit, die ich heute noch erledigen muss, ist die Online-Anmeldung meines Besuchs bei der USCIS. Nach über 4 Stunden Beschäftigung mit dieser Anmeldung, die einen Antrag meines Aufenthaltes auf Verlängerung beinhaltet und kostenpflichtig ist, habe ich es endlich geschafft. Zwar hab ich noch keine Bestätigung. Aber ich laufe nicht Gefahr, illegal in den USA zu sein.

Natürlich habe ich tagsüber Kontakt mit meiner Frau gehalten, um Lösungen für die aktuelle Situation zu finden. Während ich also meinen Antrag abgeschickt habe, war Biggi nicht untätig und hat ihrerseits alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Rückflug für mich zu organisieren.

Sie konnte für mich in dieser Kürze einen Rückflug für den 25. November buchen. Und zwar direkt von San Diego aus. 2 Tage vor Ablauf meiner Aufenthaltserlaubnis. Ich hätte also die Verlängerung des Visums gar nicht gebraucht.

So, das war kein Tag nach meinem Geschmack. Jetzt gilt es, die verbleibende Zeit sinnvoll zu planen und die Rückreise zu organisieren.

Ich muss eine Box für das Fahrrad organisieren und, und, und …

Aber das mache ich heute nicht mehr. Es wird Zeit, mich hinzulegen. Das entlastet den Bruch. So danke ich vor allem meinen Gastgebern, die mir ohne zu Zögern die Möglichkeit bieten, bis zur Abreise bei Ihnen zu wohnen.

Der Abschied tut natürlich weh. Ich hätte mir noch ein halbes Jahr gewünscht. Aber die Gesundheit geht vor. Die verbleibende Zeit werde ich nutzen, um San Diego noch besser kennen zu lernen – und zwar zu Fuß …

Von Carlsbad nach San Diego, California

20. November 2024

Dieses frühe Aufstehen fällt mir schwer. Ein Leben lang habe ich es genossen, etwas später aufzustehen und dafür am Abend länger aufzubleiben. Das macht jetzt jedoch keinen Sinn. Das würde die zum Radfahren zur Verfügung stehende Zeit nur verkürzen.

Also raus aus den Federn, kurz duschen, rein in die Klamotten und Zelt abbauen. Anschließend ein leckeres Frühstück. Greg weiß, was der Radfahrer braucht. Und so landen eiweiß- und kalorienreiche Kost auf meinem Teller.

Noch ein lebhafter Plausch. Greg kennt die Route, die ich heute absolviere in- und auswendig. Er ist diese Küste zwischen Santa Barbara und San Diego wohl über 25 Mal entlang geradelt. Und ich traue ihm ohne Weiteres zu, es auch ein 26. Mal in Angriff zu nehmen.

So früh am Morgen ist es noch ein wenig dunstig und recht kühl. Ich fahre langsam.

Meine Leiste macht sich bemerkbar. Das Druckgefühl ist unangenehm und verschwindet die nächsten Stunden kaum. Gott sei Dank ist die Strecke relativ flach. Ein paar moderate Steigungen. Das war’s.

Mein Ziel ist klar: Ich muss in San Diego über die Grenze, um mein Visum zu verlängern, sonst bin ich in wenigen Tagen illegal hier.

In Encinitas komme ich an einem Temple der Self-Realization Fellowship (SRF) vorbei. Einer internationalen religiösen Organisation, die 1920 von Paramahansa Yogananda gegründet wurde, um die universellen Lehren des Kriya Yoga zu verbreiten, einer heiligen spirituellen Wissenschaft, die vor Jahrtausenden in Indien entstand.

Mein Meditationstempel ist die Natur. Sie bietet mir alles, was ich für meinen Geist und Körper brauche.

In Del Mar ist schon, wie in so vielen weiteren kleinen Küstenorten, ein üppiger Tannenbaum aufgestellt und kündigt zeitig das bevorstehende Weihnachtsfest an.

Mitunter ein wenig versteckt in den Bluffs, sieht man prächtige Wohnhäuser. Nicht alle stehen auf sicherem Grund. So manches dieser Häuser befindet sich heute in einer kritischen Lage, da die Pazifikstürme ständig an der Küste nagen.

Dieses Haus scheint auf festem Fels gebaut zu sein und bietet so seinen Bewohnern eine sorgenfreie Aussicht auf den Pazifik …

Meist sind die Strände entlang der Küste nicht breit. Dafür ziehen sie sich oftmals über viele Kilometer dahin. Der Zugang zu den Stränden ist vielerorts einzigartig. Im Grunde fährt man mit dem Auto zum Strand, parkt das Auto auf den dafür vorgesehenen Seitenstreifen und läuft die letzten paar Meter zum Strand.

Gelegentlich fahre ich am Fuße der Bluffs entlang. In diesem Bild ist sehr schön die Erosion zu erkennen, die den Steilküsten ständig zusetzt.

Dieses Lockermaterial ist auch dafür verantwortlich, dass es entlang der kalifornischen Küste immer wieder zu Erdrutschen kommt.

Eine Schlüsselstelle liegt bei Big Sur. Hier hat vor wenigen Jahren ein gewaltiger Erdrutsch die Straße mit sich in die Tiefe gerissen. Bis heute konnten die aufwendigen Reparaturarbeiten nicht abgeschlossen werden.

Schließlich erreiche ich San Diego. Auf ausgebautem Radweg geht es in die Stadt. An einigen Stellen ist die Beschilderung der Radwege sehr gut. Oftmals jedoch vermisse ich eine ausreichende Beschilderung.

Als achtgrößte Stadt ist das Verkehrsaufkommen in San Diego enorm. Und so bin ich jedes Mal froh, wenn ich irgendwo auch nur eine kleine Strecke auf einem Radweg fahren kann. Nach meinem Gefühl sind hier andere Städte schon viel weiter.

Es geht weiter auf einem Radweg die Küste entlang. Vorbei an Halbinseln, die mit ihrem Palmenbestand fast wie eine künstliche Landschaft wirken.

Vorbei an Lagunen, die von allen Seiten über einen breiten weißen Sandstrand zugänglich sind.

Viele Badegäste sind es nicht, die sich um diese Jahreszeit am weiten Strand aufhalten. Ich treffe eher auf Spaziergänger, Rollschuhfahrer, Inlineskater, Skateboardfahrer und natürlich auch Radfahrer.

Ich habe noch etwas Zeit vor dem Sonnenuntergang und so lasse ich mich treiben und genieße einfach die Zeit unten am Strand. Einzig und allein meine Leiste macht mir große Sorgen. Ich werde einen Arzt konsultieren und sehen was dabei herauskommt.

Zuerst geht es zu meinen Gastgebern Victoria und Judd, die mich herzlich empfangen. In ihrem kleinen, sichtgeschützten Garten darf ich auf künstlichem Rasen mein Zelt auf- und sogar Heringe in den Boden einschlagen.

Judd führt mich im Garten herum und zeigt mir, wo die Küchenutensilien und die Dusche sind. Ein kleiner unscheinbarer Schrank entpuppt sich als meine kleine Küche.

Hier haben meine Gastgeber neben Geschirr und Heißwasserkocher auch Bohnenkaffee, Teebeutel und Haferflocken bereitgestellt. Eine pfiffige Idee …

Die Freiluftdusche mit fließend Warm- und Kaltwasser ausgestattet befindet sich in einem anderen Teil des Gartens.

Neben Victoria und Judd gibt es noch weitere Mitbewohner. Da ist einmal Theodor, ein recht großer, 12 kg schwerer Kater. Dann gibt es einen freundlichen Hund namens Oliver. Und neben drei Hühnern und zwei Bienenvölkern tummeln sich in einem kleinen Teich etliche große Kois. Ich bin also nicht allein.

Das ist Theodor.

Victoria hat Leckeres gekocht, und ich bin zum Dinner eingeladen. Schon bald nach dem Abendessen ziehe ich mich in mein Zelt zurück. Morgen werde ich einen Arzt aufsuchen. Und dann werde ich sehen, wie es weitergeht.

Von Laguna Beach nach Carlsbad, California

19. November 2024

Ich stehe jetzt immer sehr früh auf. Mein Rhythmus hat sich geändert. Zwischen 6 und 7 Uhr wird es hell. Und gegen 17 Uhr ist spätestens der Sonnenuntergang.

Wenn ich um 8 Uhr losfahre habe ich insgesamt 8 Stunden bei Tageslicht, die ich effektiv nutzen kann. Ziehe ich die Pausen ab, die ich mache, bleiben mir gut 6 Stunden zum Radfahren. Das kommt mir durchaus entgegen. Habe ich doch in den letzten Tagen die Distanzen verkürzt. Ich fahre jetzt nur noch 30 bis 40 Meilen pro Tag.

Wie schon in den vergangenen Tagen geht es die Küste entlang. Mal fahre ich am Rand der Klippen, dann wieder unten am Ufer des Pazifiks.

In San Clemente endet der Bike Trail und ich muss für einige Meilen auf die Interstate wechseln.

Es sind nur wenige Meilen. Dann verlasse ich die Interstate und wechsle auf den Alten Pacific Highway. Doch nach wenigen Meilen scheint Schluss zu sein. Ein Zaun versperrt mir die Weiterfahrt. Die Militärbasis Camp Pendelton liegt zwischen mir und meinem heutigen Ziel.

Nach Kurzer Suche entdecke ich eine Lücke im Zaun, die offensichtlich für Radwanderer und Fußgänger eingerichtet wurde. Ich atme auf. Der Umweg um das Camp hätte mich einen weiteren Tag gekostet. So aber kann ich auf komfortablem Radweg abseits des Verkehrs weiter radeln.

Ich genieße die Ruhe und die weite Aussicht auf diesem kleinen Abschnitt entlang der Pazifikküste.

Schließlich ist endgültig Schluss auf dem alten Pacific Highway. Ratlos schaue ich mich um. Und dann fällt mir auf, dass der Zugang zur Interstate für Radfahrer geöffnet ist. Also weiter…

Zwar herrscht auf der Interstate starker Verkehr. Mir steht jedoch die breite Schulter neben der Fahrbahn zur Verfügung. Und auf der lässt es sich gut fahren. Außerdem ist sie erstaunlich sauber, was nicht selbstverständlich ist.

In Oceanside gönne ich mir eine kleine Pause am Hafen. Hier komme ich mit zwei älteren Damen ins Gespräch. Die eine stammt aus Südkorea, die andere von der Ostküste der Vereinigten Staaten.

Munter und voller Freude reden sie auf mich ein. Da ist keine Scheu. Pure Neugier treibt die Damen an. Begeistert lauschen sie meinem kleinen Bericht über meine Reise, stellen immer wieder Fragen und erzählen mir, dass ich auf meiner Reise mehr gesehen habe, als sie in ihrem ganzen Leben.

Am Ende unserer kleinen Unterhaltung schenkt mir eine von beiden einen kleinen Briefumschlag. Es ist ihr persönliches Dankeschön an mich. Später, als ich den Brief öffne, erkenne ich, dass ich mich mit zwei Damen der Zeugen Jehowas unterhalten habe – ganz weltlich. Über Religion wurde überhaupt nicht gesprochen.

Nachdem ich einen kleinen Imbiss eingenommen habe, drehe ich noch eine kleine Hafenrunde, bevor ich weiterfahre. Ich liebe diese bunten Farben.

Auf den Hafen folgt eine Wohnanlage mit extrem dichter, eingeschossiger Bebauung. Zwar schaue ich über die Häuser hinweg auf de Pazifik. Den schönen Sandstrand allerdings vermisse ich.

Vom Seagaze Drive in Ocean City habe ich dann wieder einen schönen Blick auf den schmalen Sandstrand und den örtlichen Pier.

Weiter geht es entlang prächtiger Palmenalleen.

Dann geht es wieder für einige Meilen direkt am Wasser entlang. Es wird Zeit, dass ich mein heutiges Ziel in Carlsbad vor Einbruch der Dunkelheit erreiche.

Mir tut die linke Leiste weh. Sie hatte schon einmal geschmerzt. Unmittelbar nach der Hundeattacke, westlich von Barstow. Seinerzeit hatte ich Angst, dass sich ein Leistenbruch anbahnt. Da ich in den folgenden Wochen keine weiteren Probleme hatte, habe ich dem Ereignis keine weitere Beachtung geschenkt.

Seit Oceanside macht sich zunehmender Druck in der linken Leiste bemerkbar. Und am Abend muss ich feststellen, dass sich in der linken Hüftbeuge eine Hühnerei große Beule gebildet hat. Und das bereitet mir keine guten Gefühle. Ich werde sehen, wie sich das über die Nacht entwickelt.

Langsam trudel ich an diesem Abend in Carlsbad ein. Mein Gastgeber Greg und seine Ehefrau Song erwarten mich bereits. Ich kann mein Zelt neben dem Haus in einem von der Straße nicht einsehbaren, geschützten Bereich auffbauen. Da der Boden gepflastert ist, kann ich keine Heringe verwenden. So finde ich eine andere Lösung und nach wenigen Minuten steht das Zelt.

Anschließend nehme ich ein Duschbad. Greg hat die Dusche außerhalb des Hauses installiert. Anschließend lädt er mich zum Abendessen ein. Song kocht wunderbar. Es gibt reichlich zu Essen. Und ich genehmige mir noch einen Nachschlag.

Greg ist begeisterter Radwanderer, der in seinem Leben schon unglaublich viele Fahrradtouren absolviert hat, die ihn auch in andere Länder führten. Und so haben wir beide das Gesprächsthema für den heutigen Abend gefunden.

Da ich mich gesundheitlich nicht wohlfühle, beenden wir beizeiten den Abend. Ich ziehe mich in mein Zelt zurück. Trotz der Sorgen um meine Gesundheit, die mich bedrücken, braucht es nicht viel Zeit um ins Land der Träume zu gelangen. Gute Nacht.

Von Huntington Beach nach Laguna Beach, California

18. November 2024

Ich bin wieder früh auf. Gil wird mich die ersten 10 Meilen führen, bevor er zu seiner Arbeitsstelle fährt.

Noch vor 8.00 Uhr brechen wir auf. Unser Weg auf dem Radweg entlang der Küste führt uns zuerst nach Newport Beach zum historischen, kleinen Dory Fleet Fish Market, der dort seit über 130 Jahren ansässig ist.

Der Dory Fleet Fish Market wurde Ende 1891 gegründet, als ein unternehmungslustiger Fischer, der es leid war, seinen Fisch an Großhändler zu verkaufen, begann, seine Fische am Strand an die Öffentlichkeit zu verkaufen.

Dieser nostalgische Markt neben dem Newport Pier hat noch immer seinen einzigartigen Charme der Alten Welt. Er lässt einen an eine Ära zurückdenken, als das Leben einfacher war.

Weiter geht es entlang der Oceanfront, wo der Radweg die Grenze bildet zwischen der Bebauung und dem Sandstrand.

Zwischen Häuserzeilen hindurch führt mich Gil zu einer kleinen Fähre, die uns hinüber bringt zur Balboa Island. Die folgende Meile ist stark vom Tourismus geprägt.

Ein kleines Riesenrad bringt Besucher in schwindelerregende Höhen.

Gemütlicheres Reisen verspricht dieser Ausflugsdampfer.

Große, moderne Katamarane warten im kleinen Hafen auf zahlende Gäste.

Wem das alles nicht genug ist, der kann sich kostengünstig aus der Hand lesen oder auch Karten legen lassen.

Draußen auf dem Wasser kreuzen große Jachten den Weg der kleinen Fähre.

Nachdem wir das andere Ufer erreicht haben, geht es durch die Wohngebiete sehr reicher Menschen. Hier findet man alle Baustile. Und wie nicht anders zu erwarten, gefällt das eine und das andere mag man nicht.

Bis zum Stadtrand der Bebauung begleitet mich Gil. Ohne ihn hätte ich diesen Ort übersehen.

Der Abschied fällt herzlich aus. Für die weitere Reise hatte mich Gil reichlich versorgt: Lebensmittel für insgesamt 150 Dollar, die mehrere Tage reichen sollten und, wie ich erst viel später entdecken werde, weitere 40 Dollar, die er mir in meine Lenkertasche geschmuggelt hat.

Gil und Marin hatten während meines unerwarteten Aufenthalts in ihrem Haus alle Kosten für Restaurant und Museumbesuche übernommen. Und sie haben mich an ihrem Familienleben teilnehmen lassen.

Für all das, und besonders für ihre Freundschaft, danke ich ihnen von ganzem Herzen. Auch sie haben einen festen Platz in meiner Schatzkiste der Erinnerungen und sind jetzt Teil meines erfüllten Traumes.

So fällt der Abschied in mir einerseits wehmütig und voller Dankbarkeit aus. Andererseits bin ich schon wieder voller Vorfreude auf das nächste Abenteuer.

Schnell habe ich die Küste wieder erreicht. Der Radweg schlängelt sich durch verbuschte Landschaft und ich habe wieder ungehinderte Sicht auf den Pazifik.

Zeitweise führt der Weg auf der alten Route 101 entlang. Heute fährt hier kein Auto mehr. Und so habe ich mehr oder weniger die volle Straßenbreite für mich allein. Das nenne ich Genussfahren …

Egal, wohin ich schaue. Es ist ein kleines Paradies, das ich durchfahre. Gil hatte schon von dieser Küste geschwärmt. Und er sollte recht behalten. Es ist der bisher schönste Streckenabschnitt entlang der kalifornischen Küste.

Schließlich erreiche ich Laguna Beach. Vom Cliff Pint aus habe ich einen traumhaften Blick über die Küstenlandschaft.

Klippen, kleine Badebuchten, weiße Sandstrände. Das alles unter Palmen inmitten einer üppigen Vegetation. Von der landschaftlichen Schönheit bin ich begeistert.

So geht es die nächsten Meilen in einem fort.

Die Aussichten wechseln immer wieder.

Und egal, wohin ich schaue. Es ist einfach alles paradiesisch schön.

Mitunter ein wenig versteckt, entdecke ich Skulpturen …

… oder auch Kunstobjekte, die durchaus nützlich sind.

Weiter geht’s unten entlang dem Sandstrand von Laguna Beach.

Die Lifeguard Station ist bereits für das kommende Weihnachtsfest geschmückt.

Und die kleine Stadtbibliothek lädt mit witzigen Sitzgelegenheiten und reichhaltig Lektüre zum verweilen ein.

Hinunter geht’s zum Dana Point. Der ca. 1,20 m breite Bereich zwischen den durchgehenden weißen Linien ist mein gekennzeichneter Radweg.

Und auch weiterhin sind die Radwege gut markiert und ich fühle mich auf der Straße immer sicher.

Dana Point liegt am Fuße der Klippen, über deren oberen Rand sich immer wieder mondäne Bauten mit schmaler Silhouette erheben.

Ich fahre bis zum Ende der Straße. Hier ist ein Weiterkommen nicht möglich. Die felsige Klippe ragt an dieser Stelle in den Pazifik.

Und so verlasse ich Dana Point auf demselben Weg, auf dem ich gekommen bin.

Während der Weihnachtszeit werden am Dana Point Harbor schillernde Lichtdisplays und Weihnachtsdekoration installiert, um Familien und Freunden wertvolle Erinnerungen zu schaffen.

Mir ist diese Weihnachtsbeleuchtung weitestgehend entgangen.

Etwas befremdlich erscheint mir die Kopfbedeckung der Dame im Sommerkleid. Immerhin sind es noch 20° C gegen 16.30 Uhr …

Es wird Zeit, mein Quartier in Laguna Beach aufzusuchen. Meine heutigen Gastgeber werden Ryan und Nathan sein. Und ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen.

Bevor ich mich jedoch auf den Weg ins Quartier mache, genieße ich noch den Sonnenuntergang …

… der für mich jeden Tag ein ganz besonderes Highlight darstellt.

Trotz des Sonnenuntergangs ist das Licht in diesen Minuten besonders hell und intensiv und Küste und Meer strahlen in ihrem Glanze.

Es ist dieses Licht, das hier weitaus intensiver strahlt als bei uns zuhause in Deutschland. Es lässt alles heller, leuchtender und klarer erstrahlen, bevor der Tag ausklingt.

Offenbar war ich einige Meilen zu weit gefahren. Und so geht es von Dana Point zurück nach Laguna Beach.

Schnell ist das Quartier gefunden. Ich habe das Fahrrad noch nicht an die Hauswand gelehnt, da kommt mir Ryan schon lachend entgegen. Wie immer fällt die Begrüßung herzlich aus.

Sie haben einen kleinen Garten, in dem ich mein Zelt aufschlagen darf. Anschließend nehme ich ein Duschbad. Und dann gibt es etwas zum Abendessen. Dabei fällt mir einmal mehr auf, dass ich immer ein Dinner angeboten bekomme, auch wenn das nicht explizit in der Einladung erwähnt wird.

Dankend nehme ich diese Einladung an. Und während des Abendessens führen Ryan und ich ein angenehmes Gespräch, das von zwischenmenschlichen Beziehungen bis zur Politik reicht.

Leider ist Ryans Lebenspartner nicht anwesend. Ich hatte mich so darauf gefreut, auch ihn kennenzulernen.

Ryan selbst ist im Gartenbau tätig. Und so ist es kein Wunder, dass nur feinstes, leckeres Gemüse auf den Tisch kommt. Ich bin begeistert. Nach stundenlangem Gespräch endet der Tag für mich in großer Zufriedenheit und ich ziehe mich müde in mein Zelt zurück.

Gute Nacht!

Ein Tag in Los Angeles

17. November 2024

Heute ist Sonntag. Gegen 8.30 Uhr mache ich mich mit Gil auf den Weg zu seiner Kirchengemeinde. Dort treffen wir seine Frau Marin, Sohn Charlie und Tochter Cici. Gemeinsam besuchen wir den Gottesdienst.

Der heutige Gottesdienst besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen. In der ersten Stunde wird gemeinsam gesungen und die Kinder der Gemeindemitglieder beteiligen sich aktiv am Gottesdienst.

In Gruppen von 5-6 Kindern treten sie ans Rednerpult. Jedes Kind richtet dort einen kleinen christlichen Spruch an die Gemeinde. Dabei werden sie von den älteren Kindern unterstützt. Haben alle Kinder der Gruppe ihren Spruch aufgesagt, begeben sie sich wieder zurück auf ihre Plätze, und alle Kinder singen gemeinsam ein Kirchenlied.

Dann wird die nächste Gruppe nach vorne ans Rednerpult gebeten und der Reigen beginnt von Neuem. Herzallerliebst. So vergeht die erste Stunde.

In der zweiten Stunde findet der Gottesdienst nicht in der Kirche sondern in einer Art Seminarraum statt. Unter der Leitung eines Gemeindemitglieds werden kleine Sequenzen aus der Bibel betrachtet. Dabei wird vor allem Augenmerk darauf gelegt, wie die Gemeindemitglieder diesen Bibeltext im Alltag anwenden und interpretieren können.

Die Beteiligung ist rege. Und die erwähnten Beispiele der Anwendbarkeit der Bibelzitate auf das tägliche Leben sind zahlreich. Aufmerksam hören alle einander zu. Keine hitzigen Debatten. Mehr Anerkennung und ganz viel Wohlwollen.

Ich habe den Eindruck, dass alle Anwesenden die heute bearbeiteten Bibelverse auswendig kennen. Dem „Referenten“ ist nicht entgangen, dass mit mir ein Gast anwesend ist. Ich werde freundlich begrüßt und ich erhalte für meine Fahrradtour viele lobende und anerkennende Worte.

Da der Referent selber Rennrad fährt, kommen wir nach dem Gottesdienst noch einmal kurz zusammen, um uns gedanklich auszutauschen. Und ich hatte in dieser Zeit Gelegenheit, mein Zwiegespräch zu führen und zu danken …

Wieder daheim gibt es erst einmal Frühstück. Es bleibt noch ein wenig Zeit, sich auszruhen, bevor wir um 13.00 Uhr nach Los Angeles aufbrechen. Die Fahrt dauert knapp eine Stunde. Unter der Woche würden wir für dieselbe Strecke das Zweieinhalbfache brauchen.

Da ich keinen Stadtplan vor Augen habe, weiß ich nicht genau, wo wir sind. Auf mehrspurigen Straßen fahren wir durch dicht bebaute Stadtteile, die nicht enden wollen. Dabei legen wir eine Strecke von 45 Meilen zurück.

Dann erreichen wir unser erstes Ziel: La Brea Tar Pits und das dazugehörige Museum. La Brea Tar Pits ist eine aktive, paläontologische Forschungsstätte im Hancock Park in Los Angeles.

Es war schon lange mein Wunsch, hierher zu kommen und ich dachte nicht, dass dieser Wunsch erfüllt wird. Mit meiner großen Begeisterung für Geologie und Paläontologie ist dies für mich von großem Interesse.

Der Park entstand um eine Gruppe von Teergruben herum, wo natürlicher Asphalt (spanisch: „brea“) über Zehntausende von Jahren aus dem Boden sickerte. Über diese Zeit hinweg wurden die Knochen „gefangener“ Tiere konserviert.

Das gleich daneben errichtete George C. Page Museum widmet sich der Erforschung der Teergruben und stellt unter anderem Exemplare der Tiere aus, die dort starben.

Zuerst besichtige ich den Lake Pit. Es ist die größte Teergrube. Unscheinbar liegt sie vor mir. Eingezäunt, um Schlimmeres zu verhindern. Der zähflüssige Asphalt ist von einer dünnen Wasserschicht überlagert. Das gibt dem See den Anschein, dass es sich um einen natürlichen Wasserteich handelt.

Das Besondere sind die ständig dem Teichboden entsteigenden und an die Oberfläche des Sees drängenden Gasblasen. Aus Rissen im Boden dringt nach und nach Erdöl aus natürlichen Lagerstätten an die Erdoberfläche, wo die flüchtigen Bestandteile verdampfen und eine klebrige, zähflüssige, schwarze, an Teigmasse erinnernde Substanz zurückbleibt.

Das Alter der Teergruben reicht bis zu 40.000 Jahre zurück. In all dieser Zeit hat es immer wieder Unfälle gegeben, bei denen sich die Tiere nicht mehr aus der klebrigen Masse befreien konnten und versanken.

Heute sind diese Gruben einmalige Fossillagerstätten. Und seit der systematischen Erforschung sind bis zum heutigen Tag etliche Millionen Knochen, Fragmente und Zähne von Tieren geborgen geworden, denen die Teergruben zum Verhängnis wurden.

Auf dem Gelände gibt es neben der größten Teergrube, dem Lake Pit, noch mehrere kleinere Gruben. Zeitkapsels des Lebens einer untergegangenen Tier- und Pflanzenwelt.

Von den Teergruben ist es ein Katzensprung ins Museum, das mit einer kleinen, aber großartigen Sammlung das Tier- und Pflanzenleben an den Teergruben der vergangenen 40.000 Jahre beleuchtet.

Außerdem hat man die Möglichkeit, den Wissenschaftlern bei der Reinigung und Präparation zuzuschauen. Ein eindrucksvolles Beispiel, Laien für die Wissenschaft zu interessieren und beide zusammenzubringen.

Die exzellent präparierten, ausgestellten Exponate sind beeindruckend. Da insgesamt nur wenige Exponate ausgestellt sind, bleibt viel mehr Zeit, die einzelnen Objekte zu betrachten und dazu gebotene Informationen zu verarbeiten. So hat diese Ausstellung einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

Die Exponate wie Mammuts, Säbelzahnkatzen, Wölfe, riesige Faultiere und mehr, stellen einen breiten Querschnitt der Lebenswelt dar, die während der vergangenen Eiszeit L. A. durchstreiften.

Man kann sehen, woran Wissenschaftler im Fossil Lab arbeiten, von der Sortierung von Mikrofossilien bis zur Reinigung von Mammutstoßzähnen. Man kann mit den Wissenschaftlern, mit Museumspädagogen und Freiwilligen über die jüngsten Funde sprechen und Geschichte erleben, die die Vergangenheit zum Leben erweckt.

Hier ein kleiner Einblick in die Sammlung:

Die größte Teergrube ist ca. 40 x 18 m² groß. Ständig aufsteigende Gase setzen die Oberfläche des Sees in Schwingungen, welche in konzentrischen Ringen auseinander laufen. Sie zeugen von der Aktivität im Untergrund.

Ständig ist die Oberfläche in Bewegung. Dabei verteilen sie die Gasblasen über den ganzen See.

Wenn die Gasblasen an die Oberfläche des Sees gelangen, bilden sich wegen der zähen Viskosität vor dem Zerplatzen große, halbrunde Gasblasen.

Mit einer lebensgroßen Tiergruppe wird verdeutlicht, wie die kleinen und großen Tiere in den Sumpf gelangten und sich dann aus der zähen Masse nicht mehr befreien konnten.

Harlan’s Riesenfaultier

Bison

Mithilfe eines Hologramms wir ein Säbelzahntiger dargestellt. Dabei wechselt die Darstellung vom erhaltenen, sichtbaren Skelett zum vermutlichen Aussehen des Tieres in seinem Fellkleid.

An ausgewählten Schädeln wird der Zahnwechsel beim Säbelzahntiger dargestellt.

Einen besonderen Blickfang stellt dieses ausgewachsene Mammutskelett dar. Seine Größe ist wirklich beeindruckend.

In dieser Vitrine sind 404 Schädel des Dire-Wolfs ausgestellt, die in den Teergruben von Rancho La Brea in Los Angeles gefunden wurden. Wie konnten so viele Wölfe in den Teergruben versinken? Folgten sie lediglich ihrem Instinkt und erkannten die Gefahren nicht, die für sie von den Teergruben ausging?

Diese Schädel von Dire-Wölfen stellen nur einen Teil der über 1.600 Wölfe dar, deren Überreste hier gefunden wurden. Man geht davon aus, dass Rudel von Dire-Wölfen versuchten, sich von im Asphalt gefangenen Tieren zu ernähren und dabei selbst im Sumpf blieben.

Man kann sehen, dass sie weder in Größe noch in Form alle genau gleich sind. Die Erforschung dieser kleinen Unterschiede wird sicherlich Informationen über die Evolution und Populationsstruktur der Wölfe liefern.

Vor kurzem wurde ein Amerikanischer Löwe (Panthera atrox) in einer der Teergruben gefunden. Wissenschaftler nutzen verschiedene Methoden, um herauszufinden, wie ausgestorbene Tiere ausgesehen haben könnten.

Fossilienvergleiche zeigen, dass ausgestorbene amerikanische Löwen modernen Löwen ähnelten, und genetische Untersuchungen beweisen, dass sie eng verwandt sind. Kürzlich untersuchten Forscher auch ein Skelett eines amerikanischen Löwen, das in den La Brea Tar Pits gefunden wurde, mithilfe der CT-Scan-Technologie. So konnten sie berechnen, dass die Körpermasse des Tieres bis zu 900 Pfund betragen konnte.

Durch Glasscheiben kann man den Forschern bei ihrer Arbeit zuschauen. Im Vordergrund der Unterkiefer eines Mammuts.

Natürlich wurden auch Knochen des Grizzlybären in den Teergruben gefunden. Im Bild ist das rekonstruierte Tier in Lebensgröße dargestellt.

In einer Vitrine wird in einem Blockdiagramm dargestellt, wieviele Knochen sich im Laufe von Jahrtausenden am Grunde der Teergruben angesammelt haben.

Aufsteigendes Gas hat die nach der Verwesung voneinander losgelösten Knochen immer wieder „durcheinander gewirbelt“, so dass das Zusammensetzen der vom klebrigen Teer befreiten Knochenfragmente einer Sisyphusarbeit gleicht.

Nach dem Besuch der La Brea Tar Pit und des angegliederten Museums wechseln wir ein paar Meter weiter in das Academy Museum of Motion Picturs.

Auf dem Weg dorthin komme ich an dem Los Angeles County Museum of Art vorbei. Dabei fällt mir die eindrucksvolle Fassade des Petersen Automotive Museums auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf …

Und vor dem LA County Museum of Modern Art leuchtet die Lichtinstallation ‚Urban Art‘ und zieht zahlreiche Besucher an.

All diese Museen liegen in Reichweite von 5 bis 10 Minuten zueinander. Jedes Museum wäre einen Besuch wert. Ich habe mich jedoch für das Academy Museum of Motion Pictures entschieden, das erst einmal mit einem nüchtern wirkenden Eingangsbereich aufwartet.

Von allen Wänden flimmern Filmszenen aus berühmten Filmen und erzählen ihre Geschichte.

In den Räumen sind viele Exponate ausgestellt, die in mir meist unbekannten Filmen eine Rolle spielten.

In bemerkenswerten Filmen oder auf der Bühne von berühmten Personen getragene Kleidungsstücke – der rote Anzug ist ein Original aus dem Kleiderschrank Elvis Presleys.

Filmpakate sind ebenso vertreten …

… wie unzählige Oskars mit ihren Widmungen.

Und natürlich darf die Atrappe aus dem Film ‚Der weiße Hai‘ nicht fehlen.

Jedes dieser Exponate wird dem interessierten Besucher erklärt.

Das Besondere: Hier kann man den ganzen Tag kostenlos Filmausschnitte anschauen. Zwar zahlt man für den Besuch Eintritt. Dafür bekommt man anschließend in dem Museum aber auch einiges geboten.

Selbst ein rotes Paar Schuhe haben ihren Weg in dieses Museum gefunden und werden effektvoll zur Schau gestellt.

Das „Toy Story 3D Zoetrope“. Um Figuren tanzen, rennen oder reiten zu lassen, bauen Animatoren die Action Bild für Bild auf. Einzelne Bilder, jedes leicht anders als das letzte, werden in schneller Folge gezeigt, um die Illusion von Bewegung zu erzeugen.

Dies ist die Grundlage fast jeder Art von Animation, einschließlich einer ihrer frühen Formen: dem Zoetrop, einem optischen Spielzeug aus dem 19. Jahrhundert.

Wenn man durch vertikale Schlitze an der Seite eines rotierenden Zylinders schaut, erwacht eine Folge statischer Bilder auf magische Weise zum Leben. Dieser Effekt ist teilweise darauf zurückzuführen, dass unsere Augen und unser Gehirn Bilder noch für den Bruchteil einer Sekunde „sehen“, nachdem sie aus dem Blickfeld verschwunden sind. Wenn Bilder einander mit der richtigen Geschwindigkeit ersetzen, wie es beim Blick durch ein Zoetrop der Fall ist, können sie wie ein einziges bewegtes Bild erscheinen.

Pixar Animation Studios hat das hier gezeigte 3D-Zoetrop geschaffen, um den Durchbruch von Toy Story (USA, 1995) zu feiern, dem ersten vollständig computeranimierten Spielfilm.

Anstelle eines Papierstreifens mit Bildern verwendet das Toy Story Zoetrop 3D-gedruckte Charakterskulpturen in einer Reihe von Posen. Während sich die Basis dreht, erzeugt ein Stroboskoplicht das für die Illusion der Bewegung erforderliche Flackern. Ohne diese Sekundenbruchteile, in denen das Bild verschwindet, würden wir nur einen bunten Fleck sehen.

Im Kern ist „Toy Story“ ein klassisches Animationswerk, das eine schnelle Abfolge von Standbildern präsentiert, die wie eine kontinuierliche Bewegung erscheinen. Von Daumenkinos bis zu Stop-Motion-Filmen täuscht Animation das Auge, und „Toy Story“ tat dies, indem es eine traditionelle Form des Filmemachens mit der damals neuesten Technologie kombinierte.

Mitte der 2000er Jahre baute die Pixar-Crew ein riesiges Zoetrop mit beliebten Figuren aus dem Film Toy Story. Sie begannen damit, 214 Toy Story-Modelle, jede in einer Abfolge von Posen, auf einem Drehtisch zu montieren.

Wenn sich der Tisch dreht und Stroboskoplichter aufblitzen, erwachen die Figuren zum Leben: Woody und sein Pferd bocken in die eine Richtung, Buzz rollt auf einem Pixar-Ball in die andere, Jesse, das Cowgirl aus Toy Story 2, tanzt in einem Lasso, Soldaten springen mit dem Fallschirm vom Himmel, während dreiäugige Aliens winken und spielen. Der kumulative Effekt ist magisch.

Mit dem Zoetrope endet mein Besuch in dem Museum. Während des anschließenden Besuchs eines Restaurants füllen wir unsere Mägen. Mein Burger ist ein Genuss. Und auf dem Heimweg macht mich Gil noch auf die eine oder andere Besonderheit aufmerksam, die aus dem Dunkel aufleuchtet.

Massenhaft Filmwerbungen für ein und denselben Film. Nicht, um die Besucher in den Film zu bekommen, sondern um den Filmakteuren zu zeigen, dass man etwas für sie tut.

Schließlich sind wir in Hollywood. Gegen 20.30 Uhr sind wir nach einem wunderschönen, erlebnisreichen Tag wieder daheim. Zum Abendessen gibt es Sushi. So mit allem verwöhnt zu werden, macht mich sprachlos. Ganz verlegen danke ich Gil und seiner Familie für diese Gastfreundschaft.

Zum Tagesausklang geht es noch einmal in den heißen Whirlpool. Mein Rücken fühlt sich anschließend, als ich mich ins Bett lege, viel entspannter an. Was für ein wunderschöner Tag. Was für ein großes Geschenk von Gil und seiner Familie. Ein unvergessliches Erlebnis und eine bleibende Erinnerung an L.A.

Von Venice Beach nach Huntington Beach, California

16. November 2024

Ich bin sehr früh aufgestanden. Die Zimmernachbarn schlafen noch. Die Dusche ist frei. So lasse ich das warme Wasser ein paar Minuten länger über meine Haut rollen.

Um 7.30 Uhr gibt es ein sparsames Frühstück. Leider kein Frühstücksei, keine Wurst und auch keinen Käse. Es gibt zwei Sorten Haferflocken, die man selber mit heißem Wasser zubereiten kann. Dazu Toastbrot, etwas Butter und Streichkäse. Das ist alles. Trotzdem lange ich zu und fülle meinen Magen.

Der Fahrradladen hat bereits geöffnet und ich bekomme mein Fahrrad ausgehändigt. Auch ohne Nachweis, dass ich der rechtmäßige Eigentümer bin. Neben Fahrrädern werden auch Skateboards, Inline- und Rollerskates verliehen. 15 Minuten später bin ich schon wieder am Strand unterwegs.

Eine bemerkenswerte Konstruktion stellt das Waschbecken im WC des Hostels dar. So etwas kannte ich bisher noch nicht …

Nach dem Betätigen der Wasserspülung startet automatisch der Zulauf zum Wasserhahn, so dass ich meine Hände waschen kann. Das verwendete Wasser fließt direkt in den Spülkasten, wo es für die nächste Spülung verwendet werden kann. Ist der Spülkasten voll, stoppt auch der Zulauf über den Wasserhahn.

Etliche Verkaufsstände sind noch geschlossen …

… und erste Bodybuilder starten unter den Augen vorbeischlendernder Touristen ihr Übungsprogramm.

Die kleinen Imbissbuden sind noch nicht von Menschentrauben belagert.

Viel ist noch nicht los auf der Promenade, die gleichzeitig Multiuse-Path ist und direkt am Hosteleingang vorbeiführt. Die meisten Nutzer so früh am Morgen sind die zahlreichen Jogger. Dazwischen normale Touristen und vereinzelt Skate Boarder, wenige Radfahrer und sogar ein Roller Skater.

Eine Gedenktafel erinnert an den „Godfather of Bodybuilding“ Joe Weider, der seit über 65 Jahren einen gesunden Bodybuilding- und Fitness-Lifestile promoted hat. Seine Leidenschaft und Vision wurden zu einer Kraft, die das Leben und den Körper von Millionen Männern und Frauen weltweit verändert hat.

Nach und nach finden sich etliche Surfer ein. Sie kommen mit Auto und Fahrrad. Darunter ein Radfahrer, der offensichtlich seinen Neoprenanzug zuhause angezogen hat.

Und während die Eltern im Wasser die Welle reiten, rodeln die Kinder am Strand den Sandwall hinab. So hat jeder seinen Spaß.

Auf dem Marvin Braude Biketrail fahre ich weiter über den breiten, kilometerlangen Sandstrand …

… der um diese Zeit noch fast leer ist.

Helikopter schwirren in unregelmäßigen Abständen lärmend den Strand entlang

Nach und nach finden sich erste Besucher ein.

Etwas später, im nächsten Strandabschnitt, fällt mir eine größere Menschenansammlung auf. Die meisten stehen in einer langen Warteschlange vor einem am Sandstrand aufgebauten, offenen Pavillon. Neugierig nähere ich mich dem Auflauf. Neben dem Pavillon stehen in in Reih und Glied Dutzende Plastikeimer.

In jedem Eimer ein paar Arbeitshandschuhe.

Und dahinter am Strand unzählige Menschen, die sich eifrig daranmachen, den Strand zu säubern nach dem Motto: Heal the Bay. Eine lokale Aktion der hiesigen Gemeinde.

Weiter windet sich der Betonpfad durch den Sand. Dabei ständig von Verwehungen bedroht.

Langsam kommt auch auf den zahllosen Volleyballfeldern Leben auf.

Es erstaunt mich immer wieder, wie vielfältig das Strandleben hier ist. Selbst für den Zuschauer kommt keine Langeweile auf. Dafür gibt es hier viel zu viel Abwechslung …

In Hermosa Beach führt der Radweg direkt durch die Wohnanlagen und behindert den freien Blick aufs Meer.

Direkt am Sandstrand von Hermosa, neben dem Radweg, wurde diese kleine Bronzestatue errichtet und erinnert an die wichtigste Sportart entlang der kalifornischen Küste

Ich erreiche Long Beach. Hier ändert sich mein visueller Eindruck schlagartig.

Alles ist ein bisschen größer …

… höher …

… und wirkt großstädtischer.

Hier reichen die Hochhäuser bis an den Strand.

Damit das nicht so auffällt, hat man ein paar Palmen direkt vor das Hochhaus gepflanzt. Auf mich wirkt diese Komposition nicht wirklich gelungen. Und so fahre ich unbeeindruckt weiter.

Die Badesaison ist vorüber und überall werden die kleinen Rettungsstationen von den sich die Küste entlang ziehenden Stränden abgezogen und in kleinen Gruppen über den Winter eingemottet.

Am Bolsa Chica Beach wird ausgiebig mit lauter Live-Musik gefeiert.

Über dem Pazifik schickt sich die Sonne an, im Meer zu versinken.

Um diese Zeit eilen viele Menschen auf die weit ins Meer ragende Pier, um dem Sonnenuntergang zuzuschauen. Das ist jeden Tag ein ganz besonderes Spektakel.

Und auch für mich wird es zu einem Spektakel, ein Quartier zu suchen. Von den 7 Möglichkeiten über die Warmshower-App hat nur ein angeschriebener Gastgeber mit Absage geantwortet. Ansonsten blieb mein Briefkasten über den Tag leer.

Noch während ich überlege, nähert sich ein Rennradfahrer und spricht mich freundlich an. Sein Name: Gil. Woher? Wohin? Allein? Seit wann? … usw.

Ich falle ihm auf, weil ich Ersatzreifen auf meinem Gepäck verzurrt habe. Und diese Reifen sprechen für sich: Da ist einer, der bestimmt seit längerem unterwegs ist und/oder noch einen weiten Weg vor sich hat.

Und dann ändert sich alles: Gil hat vor Jahren über die Warmshower-App vorbeiziehenden Radfahrern Quartier angeboten. Und so läd er mich spontan zu sich ein. Ich bin zutiefst berührt.

Gemeinsam machen wir uns vom Strand weg auf den Weg zu seinem Haus, wo wir nach wenigen Meilen ankommen. Sein Sohn Charlie begrüßt mich herzlich und später wird Marin, Gils Ehefrau, noch hinzukommen.

Zuerst gibt es als Erfrischung und zum Auffüllen der verbrauchten E’lyte einen leckeren Durstlöscher. Gleich darauf beziehe ich mein Zimmer. Im Bad zeigt mir Gil, wo Handtücher, etc. zu finden sind.

Nachdem ich ein paar Minuten ausgeruht habe, bietet mir Gil an, im Whirlpool Platz zu nehmen. Meinem wieder schmerzenden Rücken tut die Wärme sooo gut.

Marin ist inzwischen heimgekommen. Und während ich einen kleinen, leckeren Happen zu mir nehme, übt Marin Gesang mit Klavierbegleitung. Eine wunderbare, glasklare Stimme schallt aus dem Wohnbereich zu mir in die Küche herüber.

Wenig später bemerke ich, dass Gil bereits Pläne für den kommenden Tag schmiedet. Ich hatte erwähnt, das ist ursprünglich zwei Museen in Los Angeles besuchen wollte. Da ich jedoch keinen Gastgeber gefunden hatte und ein Hotel für mich wegen der sehr hohen Kosten keine Lösung ist, habe ich auf den Besuch verzichtet.

Gil ist sehr aufmerksam und bucht noch heute Abend die Eintrittskarten für das La Brea Tar Pits and Museum und das Academy Museum of Motion Pictures. All das läuft für mich wie im Film ab.

Dann fährt Gil mit mir zum REI-Store, der wahrscheinlich größte Outdoor Ausrüster der USA, damit ich mir neue Schuhe kaufen kann. Nach 6 Monaten und 13.000 km ist im rechten Schuh die Sohle gebrochen. Das Obermaterial war schon länger hinfällig.

Die Beratung ist super. Der Verkäufer kommt mit 2 Modellen, weil er sofort meine Fußform analysiert hat und weiß, was ich brauche. Der eine Schuh ist eine halbe Nummer zu groß. Der andere passt super.

Gil versucht, mit seiner REI-Mitgliedskarte den Preis für mich zu rabattieren, was leider nicht akzeptiert wird. So zahle ich den vollen Preis. Dafür bekomme ich allerdings gleichzeitig den Mitgliedsausweis, der sonst 30 Dollar gekostet hätte. Für die Zukunft wird ein Einkauf bei REI für mich billiger.

Zurück Zuhause stehen wir ständig im gedanklichen Austausch. Der Abend vergeht so schnell und für mich unglaublich unkompliziert und komfortabel, dass ich keine Ressourcen mehr frei habe für meinen Tagesbericht.

Glücklich über alles, was ich heute erlebt habe, ziehe ich mich müde auf mein Zimmer zurück. Noch ein paar liebe Gedanken an Biggi, die noch gar nicht weiß, was mir widerfahren ist. Dann überwältigt mich der Schlaf und auch mein Rücken kommt ein wenig zur Ruh.