31. Oktober 2024
Wir alle sind früh auf. Es gibt ein reichhaltiges, gemeinsames Frühstück. Ein Freund der Beiden, seinen Namen habe ich vergessen, kommt hinzu.
Und im Laufe des Gespräches spricht der Freund eine Einladung zu seinem Zuhause aus. Da ich in diesem Familienanschluss eine weitere Möglichkeit sehe, mit netten, interessanten Menschen zusammenzukommen, sage ich zu und freue mich schon jetzt auf die Begegnungen heute Abend.
Zuvor werde ich ein wenig die Stadt erkunden, zur Mission fahren, den Botanischen Garten aufsuchen und dann, wenn der Rücken es zulässt, Moro Bay ansteuern. Ich werde sehen, wie weit ich komme.
californiamissionsfoundation.org
Mein erster Stopp gilt der Mission San Luis Obispo de Tolosa im Stadtzentrum. Von allen 17 Missionen ist diese die einzige, die seit ihrer Gründung im Jahre 1772 immer noch an ihrem ursprünglichen Standort steht. Sie wurde in der Kette der Missionen entlang der Pazifikküste als 5. Mission 1772 gegründet.
Als 1772 in den anderen südlich gelegenen 4 Missionen die Lebensmittel knapp wurden, wurde eine Jagdexpedition nach La Cañada de Los Osos, das Tal der Bären, entsandt, um Fleisch zu holen. Die dortigen Bären wurden erlegt.
Die Indigenen waren dafür dankbar, dass die Soldaten die gefürchteten Bären erlegt hatten. Ein Teil des Fleisches wurde den Indigenen im Tausch gegen essbare Samen überlassen.
Daraufhin entschied Pater Serra, dass das Tal der Bären ein idealer Ort für die 5. Mission sei. Vier Jahre nach der Gründung soll ein Indigener einen brennenden Pfeil auf eines der Missionsgebäude geschossen haben, was einen verheerenden Brand auslöste und Teile der Mission schwer beschädigte.
Nach diesem Vorfall entschied man sich, das Dach der wiederaufzubauenden Gebäude mit Tonziegeln (Mönch und Nonne) zu decken, um solche Brandursachen in Zukunft zu verhindern.
Die bis zu 18 Meter hohen Mauern der Mission wurden nach dem vatikanischen Recht errichtet, das besagte, dass Kirchen so hoch gebaut werden dürfen wie der örtliche Baum – in diesem Fall die Kiefer.
Die Kirche mit ihrem langen Nebenschiff hat einen L-förmigen Grundriss, was unter den Missionen einzigartig ist. Von San Diego bis Sonoma gibt es insgesamt 21 Missionen.
Ich mache mich auf, das Innere der Missionskirche zu besuchen. Auffallend sind die schlichten, weißen Wände …
… die mit einem im gesamten Kirchenraum umlaufenden ca. 80 cm breiten, in Schulterhöhe verlaufenden Blumenband versehen sind. Für mich bisher einzigartig. Dieses Blumenband verleiht der Kirche Frische und Leichtigkeit.
Hier das lange Seitenschiff der Missionskirche mit Blickrichtung auf den Altar, der sich rechts hinter dem Gewölbebogen befindet und von meinem Standort aus nicht sichtbar ist.
Blick vom Seitenschiff in den Altarbereich.
Neben dem Altar befindet sich eine kleine Gedenkstätte, die an die jüngst verstorbenen Mitglieder der katholischen Gemeinde erinnert.
Mission San Luis Obispo de Tolosa
In dem kleinen Souvenirshop neben dem Eingang der Missionskirche, stoße ich auf eine bemerkenswerte kleine Figurengruppe. Erst habe ich über die Darstellung der Krippenfiguren gerätselt. Sieht man doch, daß alle Figuren eine Physiognomie aufweisen, die mehr an den Tod erinnert, denn an das Leben.
Eine nette Dame erklärte mir dann, dass der Tag der Toten keine Trauerveranstaltung ist, sondern eher ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Nach dem Volksglauben kehren die Seelen der Verstorbenen an diesen Tagen zu den Familien zurück, um sie zu besuchen. Dazu passt dann auch die Lebhaftigkeit der Farben und die Darstellungsweise. Hier mischt sich also christliche Religion mit Volksglauben.
Dann mache ich mich auf zum Botanischen Garten, den ich jedem Pflanzenliebhaber wärmstens empfehlen kann. Er ist mit ca. 5 ha nicht groß. Trotzdem ist seine Sammlung durchaus beeindruckend.
Hierzu wieder eine kleine Bildauswahl. Soweit es mir möglich war, habe ich versucht, die Pflanzennamen hinzuzufügen.
Auffällige Honigmyrthe
Südafrikanischer Bleiwurz
Rote Bauhinie
Chilenischer Seifenbaum
Mexikanischer Palmfarn
Baumartige Aloe
Köcherbaum
Agave
Kalifornische Rosskastanie
Lacebark Flaschenbaum
Elefantenohr
Bleistiftstrauch
Aloe Plicatilis
Eine wunderschöne Queensland Araukarie
Detail der Queensland-Araukarie
Australische Banksia …
Brautmyrthe
Und so weiter… In einigen Stunden habe ich über 370 Pflanzenaufnahmen gemacht. Der Park begeistert mich in seiner Vielfalt. Und so verbringe ich Stunden in diesem Park und habe ihn nur oberflächlich gesehen.
Mittlerweile ist es fast 17.00 Uhr. So mache ich mich auf den Heimweg in die Stadt. Diese bereitet sich auf den Abend vor. Heute ist Halloween. Und die Hauptstraße hat sich herausgeputzt.
Überall sieht man Verkaufsstände. Kinder wuseln hin und her. ‚Trick or Treat‘ (Süßes oder Saures) lautet das Motto des Tages und schallt fröhlich aus Kindermündern. Fast jeder Verkaufsstand hält für diese Aufforderung der Kinder einen großen Eimer mit Süßigkeiten bereit.
Während diese Eimer sich langsam leeren, füllen sich die Beutel der kleinen, fein kostümierten Kinder unübersehbar mit unzähligen Leckereien. Die Eltern helfen ihren Kindern und nehmen ihnen die prall gefüllten und mittlerweile schwer gewordenen Beutel im Tausch gegen leere ab. Und schon sind die Kleinen wieder „verschwunden“.
Aber nicht nur die Kleinen beteiligen sich an Halloween. Manch Erwachsener marschiert fein herausgeputzt in Gala auf.
Selbst Ordnungskräfte beteiligen sich an dem Kostümfest.
Und auch ich hab meine Freude an dem Spektakel, das den ganzen Abend andauern wird.
Da ich um 18.00 Uhr zuhause bei meinen Gastgebern sein muss, verlasse ich rechtzeitig Downtown und erreiche pünktlich das Haus. Um Es ist fast dunkel. Und als wir gegen 18.30 Uhr zum Wohnhaus von Kathryn und Myles Freund aufbrechen, ist auch das restliche Tageslicht entschwunden und die Nacht bricht herein.
Die Eltern von Myles‘ Freund begrüßen uns herzlich. Während ich mich immer wieder am Buffet bediene, kommen nacheinander diverse Gäste auf mich zu und unterhalten sich mit mir über meine Reise. Mehrere Male muss ich meinen bisherigen Routenverlauf erklären. Und so bin ich die nächsten zwei Stunden gut beschäftigt.
Zwischendurch werde ich immer wieder aufgefordert, mich am Bufett zu bedienen. Und das tue ich auch. Der Abend verläuft wunderschön. Haben meine Gesprächspartner doch auch ihre eigenen Reisen im Gepäck. Und so findet ein munterer gedanklicher Austausch zwischen uns statt. Gegen 21.00 Uhr machen wir uns auf den Heimweg.
Zuhause angekommen führen wir noch einen wirklich herzliches Gespräch. Was mich an den Beiden besonders beeindruckt, ist ihr noch sehr junges Alter. Soweit ich zurückblicken kann, sind sie meine jüngsten Gastgeber. Und obwohl sie sicherlich nicht so viel haben, sind sie großzügig mit allem.
Da meine Rückenschmerzen den Tag über angehalten haben, überlegen wir gemeinsam, wie ich am nächsten Tag Santa Barbara erreichen kann. Die Zuglinie ist schnell gefunden, aber es gelingt mir nicht, online mit meiner VISA Karte zu bezahlen. Stattdessen gebe ich Myles 40 Dollar und er bucht auf meinen Namen mit seiner Adresse die Fahrkarte von San Luis Obispo nach Santa Barbara für mich.
Zuvor hatten wir uns über die beste Fahrzeit und über den besten Zug unterhalten. Und sie haben mir einen Zug herausgesucht, der über weite Strecken direkt an der Pazifiküste entlang fährt, und dabei die Vandenberg Air Force Base quert.
Mit dem Fahrrad wäre diese riesige Air Force Base nicht zu queren. Ich müsste landeinwärts einen Weg um das militärische Sperrgebiet machen. Beide empfehlen mir den 6:00 Uhr Zug. Auch deshalb, weil die Aussicht auf die Landschaft und das Meer wunderschön sein soll.
Nachdem all diese Planungen abgeschlossen sind, bedanke ich mich bei ihnen ganz herzlich für ihre großartige Gastfreundschaft und Hilfe und ziehe mich auf das komfortable Sofa, das heute Nacht mein Bett sein wird, zurück. Wenige Minuten später lösche ich das Licht, und suche mir eine bequeme Haltung, in der ich meinen Rücken am besten entlasten kann.
Dankbar für den heutigen Tag schlafe ich nach wenigen Minuten ein.
Ich bin ein Glückspilz, weil ich so wunderbare Menschen treffe, die mich reich mit ihrem Interesse und ihrer Gastfreundschaft beschenken.
Und weil ich euch habe, die ihr mich begleitet und mich ebenso reich beschenkt mit eurer Aufmerksamkeit, euren interessierten Kommentaren und den Coffees, über die ich mich immer tüchtig freue. Danke immer wieder!