Jo's DreamA bike. A tent. A year.

USA

The heart of the United States beats through towering forests, undulating fields, high-plain deserts, pulsating metropolises and offbeat oases.a.

Von Pacifica nach San Francisco, California

21. Oktober 2024

Nach einem reichhaltigen, proteinreichen Frühstück verabschiede ich mich von Laura und Greg. Sie sind großartige Gastgeber.

Sie haben mich mit offenen Armen aufgenommen, mich unterstützt, wo ich Unterstützung brauchte und mir alle Freiheiten gegeben, mich wohlzufühlen und weiter zu genesen.

Und obwohl es nicht vereinbart war, haben sie mich mit leckeren, nahrhaften Speisen versorgt. Manchmal tut mir so ein Abschied weh. Besonders wenn ich auf so wunderbare Menschen wie Laura und Greg treffe, die mit ihrem Chalet ein kleines Himmelreich für müde Wanderer geschaffen haben.

Dann mache ich mich auf den Weg nach San Francisco. Weit habe ich es heute nicht. Es sind höchstens 15 Meilen bis zur Golden Gate Bridge.

Ich wähle den Weg entlang der Küste. Gleich zu Anfang muss ich erst einmal aus dem Talkessel raus, in dem Pacifica liegt.

Ich bin noch nicht aufgewärmt. Der Kreislauf noch nicht in Schwung. Und so fallen mir die ersten Minuten bergauf doch schwer.

Aber nach etwa 30 Minuten wird es leichter. Ich erreiche den höchsten Punkt. Ab dann geht es bergab und bis zum Golden Gate Park flach weiter.

Immer die Küste entlang und den größten Teil auf einem separaten Radweg, der an den Dünen entlangführt.

Wie zuvor in Pacifica am Strand treffe ich auch in diesem Abschnitt auf Surfer, die ihr Board vorbereiten. Dieser hat sich einen kleinen Anhänger gebaut, um sein Surfboard und das zugehörige Equipment zu transportieren.

Er ist so gut ausgestattet, dass er selbst an kalten Wintertagen in seinem beheizten Surfanzug seiner Leidenschaft frönen und dabei nicht zu frieren braucht. Ich bin beeindruckt …

Ich erreiche den Golden Gate Park, der eine kleine Überraschung für mich bereit hält: einen mehrgeschossigen Gallerieholländer, der über die Baumwipfel hinausragt. Für einen Augenblick machen sich Heimatgefühle breit.

An einem Teich mache ich Halt. In ihm haben sich Massen an Grünalgen ausgebreitet und geben dem Teich einen ganz reizvolles, leuchtend grünes Aussehen.

Und dann taucht auch schon die Golden Gate Bridge auf. Diesmal erreiche ich sie aus dem Süden kommend. 1983 näherte ich mich der Brücke von Norden kommend.

Es war das gleiche Glücksgefühl, das mich durchflutete, als ich die Brücke in ihrer ganzen Schönheit und Größe das erste Mal sah. Und auch jetzt ist das Glücksgefühl überwältigend, welches mich beim Anblick der Brücke bewegt.

Ich habe so viele Jahre auf diesen Augenblick gewartet. Manchmal hatte ich den Wunsch bereits abgeschrieben. Kurz darauf den Wunsch wieder hervorgekramt und weitergeträumt. Nun stehe ich hier und kann mein Glück kaum fassen. Selbst meine Rückenschmerzen treten in diesem Moment in den Hintergrund.

Die elegante, filigran anmutende Bauweise kaschiert die wahre Größe dieser Hängebrücke.

Die Brücke verbindet die Marin Headlands im Norden mit El Presidio im Süden und überspannt dabei das Golden Gate, den Eingang zur Bucht von San Francisco.

Es dauert gut 90 Minuten, bis ich den Zugang zur Brücke erreicht habe. Das dortige Informationscenter wird von Menschenmassen belagert.

Dank einer guten Radwegführung komme ich bis zum Zugang zur Brücke ohne Schwierigkeiten voran. Auf der Brücke macht es wegen der unzähligen Besucher Sinn, das Fahrrad zu schieben.

Für ein Erinnerungsfoto steige ich dennoch kurz aufs Rad. Ansonsten ist es mir zu heikel, auf der Brücke zu fahren. Zu viele Menschen nehmen die ganze Breite von Rad- und Fußweg ein.

Aus beiden Richtungen kommend, fahren immer wieder Rennradfahrer an mir vorbei. Einige scheinen sichtlich genervt zu sein von dem Menschenauflauf, der ständig den Radweg blockiert.

Aufgrund von Bauarbeiten auf der Westseite der Brücke ist der dortige Weg gesperrt. Das verdoppelt dass Verkehrsaufkommen auf dem Rad-/Fußweg der Bay-Seite.

Als ich 1983 die Brücke passierte, hatte ich sie fast für mich alleine. So niedrig war seinerzeit das Verkehrsaufkommen an Radlern und Spaziergängern.

Die Aussicht von der Brücke über die Bucht von San Francisco ist unbeschreiblich.

Von Marine Headland über Saucalito schweift mein Blick in die Runde, verliert sich im östlichen Teil in der im Dunst liegenden Ferne und erreicht dann weiter nach Süden gehend die San Francisco-Oakland-Bay-Bridge und San Francisco mit El Presidio.

1983 war El Presidio noch ein Militär-Stützpunkt und sein Zutritt verboten. Mittlerweile ist der Stützpunkt aufgelöst und der Stadtteil am südlichen Ende der Golden Gate Bridge für jeden zugänglich.

Die Brücke ist ca 2, 7 Kilometer lang und 27 Meter breit. Der Autoverkehr rollt insgesamt 6-spurig über die Brücke. Und auf beiden Seiten gibt es einen großzügigen Rad-Fußweg. Die Durchfahrtshöhe für Schiffe liegt bei knapp 70 Metern. Die Pylone haben eine Höhe von 227 Meter. Sie stehen etwa 1.280 Meter auseinander.

Leider gibt es auch eine traurige Seite: Die Golden Gate Bridge ist der am häufigsten genutzte Ort für Selbstmorde auf der ganzen Welt.

Nach mehr als 1.500 Todesfällen begann man im April 2017 mit der Installation einer Selbstmordbarriere, die aus einem ca. 6 m breiten Edelstahlnetz besteht, welches etwa 6 m unterhalb entlang des Gehweges verläuft. Die Arbeiten an diesen Sicherungsmaßnahmen wurden im Januar dieses Jahres abgeschlossen.

Die Metallnetze sind von den Fußgängerwegen aus sichtbar. Man geht davon aus, dass der Sturz in dieses Netz sehr schmerzhaft, aber nicht tödlich sein wird. An mehreren Stellen auf der Brücke wurden zusätzlich Notfalltelefone installiert. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Suizidrate nachhaltig zu senken.

Für die Überquerung der Brücke brauche ich etwa anderthalb Stunden. Immer wieder halte ich an und genieße die Sicht auf das Wasser.

Es ist einmal ein ganz anderer Blickwinkel. Ich schaue von oben herab auf wunderschöne Segelboote, die der Wind vorantreibt. Pelikane gleiten über das Meeresgrün, stürzen plötzlich und unvermittelt in die Tiefe, um einen unvorsichtig gewordenen Fisch zu fangen. Robben und Delfine tummeln sich im Wasser.

Es herrscht eine rege Betriebsamkeit über und unter der Wasseroberfläche der Bucht. Ich könnte stundenlang verweilen und dem regen Treiben zuschauen. Irgendwann um die Mittagszeit breche ich ab und mache mich auf den Weg nach Sausalito.

Der Ort hat sich seit den achtziger Jahren sehr verändert. Ein moderner Boardwalk. Ein kleiner gepflegter Park.

Bunt gestaltete Briefkästen …

Ein Haufen Surfboards und Kajaks für zahlende Touristen …

Eine gut restaurierte, historische Straßenzeile …

… und nur wenige, mittlerweile renovierte und modernisierte Hausboote. Nichts erinnert mich an das bunte, alternative Leben der frühen 80er Jahre.

Die Marina spiegelt den gesellschaftlichen Wandel der Menschen, die sich hier niedergelassen haben, wider.

Wenn ich auch vieles vermisse, so muss ich doch zugeben, dass sich zwar einiges verändert hat, aber das pulsierende Leben dennoch geblieben ist. Es zeigt sich nur in anderer Form. Und das ist gut so.

Für 9 Dollar nehme ich die Fähre, die mich am späten Nachmittag nach San Francisco rüber bringt. Die meisten Fahrgäste sind Radfahrer, die von San Francisco aus über die Golden Gate Bridge geradelt sind und nun die Heimreise mit der Fähre antreten.

Rechterhand liegt die Golden Gate Bridge im gleißenden Licht der sinkenden Nachmittagssonne.

Linkerhand passieren wir die Alcatraz -Insel mit ihrem ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis, welches schon 1983 als Touristenattraktion galt.

Auch heute noch fasziniert die Insel viele Menschen und erregt deren Fantasie, galt Alcatraz doch als das sicherste Gefängnis der Welt.

Vor uns im Süden liegt San Francisco. Es strahlt förmlich im Glanz der Nachmittagsonne mit dem 60 m hohen Coit-Tower, dem 330 m hohen Salesforce Tower, der 260 m hohen Transamerica Pyramide und unzähligen weiteren Wolkenkratzern.

Die Fähre deckt an Pier 41 an. Schon von der Fähre aus ist die touristische Vermarktung der Hafenzeile eutlich erkennbar. Und ich bin gespannt zu sehen und zu erleben, wie sich das bunte Treiben entlang der Pieranlagen heute gestaltet.

Da ich noch Zeit habe, schiebe ich mein Fahrrad die touristische Meile entlang. Ich lasse mich treiben und genieße erstaunlicherweise das bunte Treiben um mich herum.

Die kleine Kapelle unweit der Fisherman’s Wharf …

Diese Hafenanlagen bieten jedem Interessierten etwas …

Fischerboote im Fischereihafen …

… bunt und in Reih und Glied aufgereiht.

Dazwischen genügend Restaurants, um nicht zu verhungern.

Das National Park Visitor Center hätte ich in diesem Gebäude nicht vermutet.

Im Aquatic Cove liegen einige historische Schiffe, die besucht werden können. Darunter der gut restaurierte, im Jahr 1886 erbaute Rahsegler Balclutha und der Eppleton Hall Schaufelradschlepper.

Hinter dieser historischen Kulisse fahren riesige, hochmoderne Containerschiffe vorbei. Der Kontrast könnte größer nicht sein.

Hier erinnert alles an die Seefahrt …

… und selbst die ausgediente Fresnell-Linse hat einen würdigen Platz innerhalb dieser Touristenmeile gefunden.

An vielen Stellen innerhalb der Stadt machen rotleuchtende, prachtvoll blühende Bougainvillea auf sich aufmerksam.

Langsam verschwindet das Sonnenlicht. Es wird Zeit, dass ich mich auf den Weg zu meinem heutigen Quartier mache.

Dabei komme ich auch an den berühmten Cablecars vorbei, die aus dem Stadtbild von San Francisco nicht wegzudenken sind.

Gefühlt alle fünfzehn Minuten setzt sich ein Waggon in Bewegung und befördert die Menschen durch die Stadt. Diese Cable Cars sind noch heute eine der ganz großen Attraktionen dieser Stadt.

Am jeweiligen Ende der Gleisstrecke befindet sich eine kleine Drehscheibe, auf der die Waggons in die entgegengesetzte Richtung gedreht werden. Dieser Vorgang wird von Hand durchgeführt.

Die Waggons werden vom Zugseil entkoppelt. Dann rollen sie auf die Drehscheibe. Hier werden sie um ca. 160° gedreht. Dazu bedarf es ein bis zwei Mitarbeiter, die den Waggon in die richtige Position bewegen. Anschließend wird der Waggon von 3 Mitarbeitern von der Drehscheibe geschoben. Erst dann wird er wieder an das Zugseil angekoppelt.

Mich erstaunt, wie lang selbst am Abend die Warteschlange am unteren Ende der Fahrstrecke ist.

Nachdem die Sonne untergegangen ist, mache ich mich endgültig auf den Weg zu meiner heutigen Gastgeberin, die nur wenige 100 m südlich Aquatic Cove eine Wohnung hat.

Ich werde herzlich von ihrem Mann empfangen. Das Fahrrad wird sicher in der Garage verstaut. Im 3. Stock erwartet mich Leah bereits. Sie zeigen mir mein Zimmer, das für diese Nacht mein Zuhause sein wird. Es ist großzügig, hell und gut ausgestattet.

Die großen Fenster geben eine fantastische Aussicht auf die davor liegende Stadt frei. Und während sich draußen langsam die Nacht über die Stadt senkt, gehen in den Häusern nach und nach die Lichter an und geben der Stadt ein ganz besonderes Flair.

Nach der Dusche gibt es ein gemeinsames Abendessen. Und auch dieses Mal kommen die Gespräche miteinander nicht zu kurz. Beide helfen mir, den morgigen Tag in der Stadt zu planen.

Irgendwann stelle ich fest, dass es Zeit ist, zu Bett zu gehen. Mein Rücken und ich sind dankbar für die gute Matratze. Und dankbar für dieses wundervolle, ruhige Quartier.

Ein Tag in Pacifica

20.10.2024

Die Nacht verlief unruhig, was an meinen Rückenschmerzen lag. Und als ich zu einem ausgiebigen Frühstück zu Laura und Greg ins Haus gehe, schenken sie mir als Erstes einen weiteren Tag in dem Chalet. Dankbar nehme ich an und freue mich auf den Ruhetag.

Dann gibt es ein leckeres Frühstück und obendrein führen wir spannende Gespräche über unterschiedliche Themen. Dabei kommt die aktuelle US-Politik nicht zu kurz.

Ich lasse heute das Fahrrad stehen und werde am Nachmittag lediglich einen Spaziergang am Meer entlang unternehmen. Ich laufe immer noch mit schiefer Haltung durch die Gegend und hab nur den Wunsch, dass die Rückenschmerzen bald aufhören.

Dabei erhalte ich von Beiden großzügige, zielgerichtete Unterstützung. Laura arbeitet als Krankenschwester im Krankenhaus, was mir eine große Hilfe ist.

Von meinem Quartier sind es nur 5 Minuten bis zur Strandpromenade. Bei geöffnetem Fenster kann ich im Chalet das Rauschen des Meeres und das Schlagen der Wellen hören. Bei sonnigem Wetter und frühlingshaften Temperaturen breche ich zu meinem Spaziergang auf.

Schnell erreiche ich die Promenade und mische mich unter die zahlreichen Spaziergänger. Es herrscht eine freundliche, entspannte Atmosphäre. Kinderlachen, quitschende Buggies, Jugendliche, Eltern, Großeltern – alle fröhlich und in ausgelassener Stimmung unterwegs. Ich genieße diese Stunden und lasse mich treiben.

Auf dem weit ins Meer hinausragenden, kommunalen Pier haben sich viele Angler eingerichtet. Aus ihren kleinen, vieljährigen Handwagen zaubern sie alles hervor, was man für einen erfolgreichen Angeltag braucht:

Angelruten, Angelhaken-Sets, alle Utensilien zum Zerlegen des Fangs. Dazu den Grill, Teller und Bestecke, ganze Batterien an Dosengetränken, diverse Beilagen. Und um den Komfort komplett zu machen: Klappstühle und Klapptische.

An Meeresfrüchten mangelt es nicht. Fische und Krabben scheint es reichlich zu geben. Dauernd ist jemand mit dem Zerlegen des Frischfangs beschäftigt.

Mütter und Väter bringen ihren interessierten Kindern bei, wie man die Angel bestückt. Demonstrieren das fachgerechte Zerlegen von Fischen und Krebsen und lehren ihrem Nachwuchs, welcher Fang dem Meer zurückgegeben und welcher verarbeitet werden darf. Und sie belohnen meine Neugier mit einer delikaten Kostprobe.

Mit dem leckeren Geschmack auf der Zunge, dem salzigen Duft des Meeres in der Nase und der weichen Brise im Haar spaziere ich weiter. Verlasse schließlich die Promenade und wandere im lockeren Sand des Strandes am Meer entlang.

Dem Spiel der Wellen zuschauend, ihrem Rauschen lauschend, verliere ich den Kontakt zu den Anderen und fühle mich in diesem Klima sehr geborgen. Einzig der Wunsch, ein Bad zu nehmen, stellt sich zu keinem Zeitpunkt ein.

Während sich hinter den Dünen die Kolkraben füttern lassen …

… warten draußen vor der Küste Surfer auf die richtige Welle.

Und wenn sie dann kommt, springen sie auf und tanzen auf ihren Boards vor dem Wellenberg der Küste entgegen.

Andere Badegäste nehmen es am Strand mit den Wellen auf und versuchen, ihren Widerstand zu brechen. Dabei steht der Gewinner schon regelmäßig fest.

Hinter dem Dünenwall, über den die verlängerte Promenade in Form eines Sandweges verläuft, liegt der kommunale Golfplatz mit einem reichen Bestand an alten Zypressen …

… gepflegten Greens …

… kleinen versumpften Arealen…

… und einem harmonischen Landschaftsbild. Hier scheinen die uralten Baumriesen geschützt zu sein. Außerhalb dieser Golfanlage finde ich diese wunderschönen Bäume nur vereinzelt im Ortschaftsbild.

Während ich mich im Licht der untergehenden Sonne auf den Heimweg mache, ziehen die Angler in einem fort einen Fisch nach dem anderen an Land.

Ich genieße noch die untergehende Sonne mit ihrem Licht- und Farbenspiel, bevor ich mich auf den kurzen Heimweg mache.

Dort warten bereits meine Gastgeber mit dem Abendessen auf mich. Ihre Tochter Ayla lebt in San Francisco und arbeitet in einem Bikeshop. Ich würde sie gerne aufsuchen, da ich Ersatzteile und Frontroller für mein Fahrrad brauche.

Ich erhalte noch einige gute Tipps für die Route, die ich morgen nehmen will. Dann wird es auch schon Zeit, zu Bett zu gehen. Es war ein ruhiger Tag, der meinem Rücken gut getan hat und ich hoffe, dass ich morgen Früh starten kann.

Von San José nach Pacifica, California

Endlich bin ich wieder da. Ich ahne, wie sehr euch meine Schreibpause bewegt hat. Der eine war vielleicht ungeduldig, ein anderer neugierig, ein dritter machte sich Sorgen.

Danke für eure Geduld. Ich brauchte diese Pause, um mich und meine morschen Glieder etwas zur Ruhe kommen zu lassen.

Jetzt bin ich wieder da und berichte euch meine Erlebnisse.

19. Oktober 2024

Mark hatte mich am gestrigen Abend noch mit allen Informationen versorgt, die ich für meine Fahrradtour heute brauche. Es gab mehrere Vorschläge, von denen ich mir die leichteste Strecke ausgesucht habe.

Das schöne an dieser Strecke ist, dass sie mich zu 90 % über Radwege aus dem urbanen Ballungszentrum führt und nur moderate Steigungen aufweist. Erst kurz vor Pacifica muss ich die Mountain Range überwinden.

Nach dem kräftigenden Frühstück folgt ein herzlicher Abschied von Mark und Vikki. Noch ein letztes Foto von uns. Dann bin ich auch schon wieder auf der Straße.

Auf den ausgewiesenen Fahrradwegen komme ich einigermaßen gut voran. Lediglich die vielen Ampeln und Stoppschilder zwingen mich immer wieder zum anhalten. Und wenn ich dann wieder losfahre, meldet sich stöhnend und ächzend mein Rücken.

Das ist auch der Grund, warum ich heute nicht fotografieren mag. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt heute der Straße und dem starken Autoverkehr. Und wäre da nicht das gut ausgebaute Radwegenetz, hätte ich wohl einige Stunden mehr gebraucht, mein heutiges Ziel zu erreichen. Nur selten halte ich an, um ein Foto aufzunehmen.

Nach vielen Stunden, fast hätte ich es nicht bemerkt, verlasse ich den Ballungsraum. Langsam und stetig geht es am Ende der Tagesetappe noch einmal bergauf. Ich schalte runter in den ersten Gang.

Nach einer halben Stunde habe ich die Passhöhe erreicht. Gleich hinter dem Pass halte ich an einem Aussichtspunkt an, um zu verschnaufen und die schöne Aussicht zu genießen. Vor mir im Talkessel liegt Pacifica. Dahinter Im gleißenden Sonnenlicht der Pazifik.

Ich bin überwältigt. Tränen rinnen über meine Wangen. Wie sehr habe ich mich auf diesen Augenblick gefreut. Auf den silbrig glänzenden Pazifik. Und sofort werden Erinnerungen an 1983 wach.

Seinerzeit, etwa um dieselbe Jahreszeit, bin ich die Pazifikküste von Lincoln City bis nach San Diego hinuntergeradelt. Und da war das gleiche Licht. Dieselbe Helligkeit. Der glitzernde Pacifik.

Der salzige Duft des Meeres. Das ferne, donnernde Rollen und Grollen des Ozeans. Das Klatschen der Meereswellen auf dem schmalen Sandstrand. Ich verbinde diese herrliche Aussicht mit einer kleinen Rast.

Dann steige ich für heute ein letztes Mal aufs Fahrrad und fahre hinunter ins Tal. Dort, in einem kleinen, hübschen Haus, leben meine heutigen Gastgeber Laura und Greg, die mich bereits erwarten.

Sie haben im Garten ein kleines Chalet nebst einer Outdoor-Dusche für vorbeiziehende Gäste errichtet. Und dieses kleine Paradies darf ich heute und morgen für mich nutzen. Auf circa 15 m² ist alles untergebracht, was ich brauche: Eine kleine Kochnische, eine Sitzgelegenheit, die gleichzeitig zu einem Bett erweitert werden kann.

All das beeindruckt mich einmal mehr. Nachdem ich mein Fahrrad entladen und alle Sachen im Chalet verstaut habe, nehme ich ein Duschbad. Dann gehe ich hinüber ins Haus meiner Gastgeber und folge ihrer Einladung zu einem reichhaltigen Dinner.

Während des Essens unterhalten wir uns angenehm über die uns beschäftigenden Tagesthemen, insbesondere über meine Reise. Und um 21.00 Uhr ziehe ich mich in mein kleines Paradies zurück.

Erschöpft und wohlgenährt gehe ich zu Bett. Froh darüber, dass ich heute Nacht nicht auf einer selbstaufblasenden Isoliermatte schlafen muss. Mein Rücken wird es danken.

Das Leben ist mir dazwischen gekommen…

Ich weiß, dass ihr euch Gedanken macht, wenn ihr nichts von mir hört. Und mein Wunsch ist groß, euch wieder teilnehmen zu lassen. Allein die Umstände haben es erschwert.

Rückenschmerzen und deren Folgen … eine Powerbank, die ihren Geist aufgegeben hat … und das Leben … sind mir dazwischen gekommen.

So schnell wie möglich hole ich das auf. Habt noch ein wenig Geduld mit mir … Oder wie die Amerikaner sagen: Hang in there, Buddy!

Danke, dass ihr auch in dieser Zeit nach mir fragt, mich unterstützt mit euren Kommentaren und den so geschätzten Kaffees. Ich bin immer wieder ganz baff … Danke!

Von Tehachapi nach San José, California

Mein erster Blick auf den Pazifik – mit Tränen in den Augen …

17. + 18. Oktober 2024

Ich habe schlecht geschlafen. Das Bett was super angenehm. Es war ruhig und angenehm kühl im Haus. Aber der Rücken läßt mich nicht ruhen.

So entscheide ich mich, eine Pause einzulegen und mit Bus und Bahn nach San José, kurz vor San Francisco, zu fahren. Es geht also nach Norden, denn ich möchte noch einmal über die Golden Gate Bridge, bevor ich direkt am Pazifik entlang wieder in den Süden nach Mexiko fahre für meinen Visa Run.

Nach einem leckeren, kräftigenden Frühstück bedanke ich mich nochmals bei Abel und Kim für die Gastfreundschaft, Unterstützung und Rücksichtnahme auf meine Gesundheit. Dann fährt mich Abel hinunter nach Tehachapi zur Bushaltestelle.

Da ich das erste Mal den Bus nutze, zeigt mir der Busfahrer wohlwollend, wie ich das Fahrrad in den Fahrradträger, der vorne angebracht ist, einstelle und sichere. Das Gepäck ist schnell im Fahrgastraum auf einer speziellen Fläche verstaut.

Ich sitze im klimatisierten Bus. Draußen brennt die Sonne und vertreibt schnell die morgendliche Kühle. Zum ersten Mal zieht die Landschaft an mir vorüber wie in einem Film. Als ich in Bakersfield aussteige, ist die Außentemperatur schon wieder etliche Grade emporgeklettert.

Die Fahrt hatte 2 Dollar gekostet für 35 Meilen. Es fällt mir schwer, das Fahrrad aus dem Fahrradträger am Bus herauszuheben. Dann verzurre ich mein Gepäck und schiebe das Rad zum Amtrak-Bahnhof. Das Ticket bis San José kostet 42 Dollar inklusive Rad.

Nach 2 Stunden Wartezeit fährt der Zug ein. Mein Fahrrad wird samt Gepäck in den Gepäckwagen geschoben und ich nehme nur das Notwendigste und Wichtigste an mich. Von der Last befreit, begebe ich mich auf den Sitzplatz.

Der Zug ist nur mäßig gefüllt. Und die nächsten Stunden döse ich vor mich hin, immer wieder bemüht, eine Körperhaltung zu finden, die den Schmerz im Rücken lindert.

Um 16.45 Uhr erreiche ich Stockton, California. Dort steige ich in einen Bus um und erreiche um 18.50 Uhr San José.

Es ist bereits dunkel und ich habe noch kein Quartier. So fahre ich in dieser Stadt in die Nacht hinein. San José hat gut 1 Millionen Einwohner. Alle Versuche, vorab eine Unterkunft zu finden, waren fehlgeschlagen und ich überlege, die Nacht vielleicht bei McDonald’s zu verbringen. Die haben bis 2.00 Uhr geöffnet und schließen, um morgens um 4.15 Uhr wieder zu öffnen.

Als ich dort eintreffe, steht ein Sicherheitsbeamter im Eingang, den ich anspreche. Er bedeutet mir, dass ich mich lediglich dreißig Minuten zum Einnehmen meiner Mahlzeit im Restaurant aufhalten darf. Also wird das nichts.

Während meines Aufenthalts bei McDonald’s flattert plötzlich über die Warmshowers App eine Nachricht von Vikki und Mark herein: „If you still need somewhere to go, you are welcome here.“ Erleichtert atme ich auf.

Zwar muss ich noch 7 Meilen durch diese große Stadt fahren. Aber gegen 21.15 Uhr erreiche ich das angegebene Ziel. Vikki und Mark erwarten mich bereits.

Es fällt mir schwer, vom Fahrrad zu steigen und die wenigen Meter ins Haus zu laufen. Und Vikki erkennt sofort, dass es mir nicht gut geht. Sie arbeitet im Pflegedienst in der Stanford-Klinik. Und so bieten mir Beide die Möglichkeit, den folgenden Tag bei ihnen im Haus zu verbringen und mich zu erholen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie viel Erleichterung das in mir auslöst.

Nach einem Duschbad und einem gemeinsamen Abendessen, kann ich mich zurückziehen. Ich nehme noch ein paar Schmerztabletten. Dann ist der Tag für mich zu Ende. Da ich die vergangenen Nächte wenig geschlafen habe, hat sich bei mir ein ordentliches Schlafdefizit angesammelt. Und zum ersten Mal seit Tagen kann ich ein- und durchschlafen, ohne bei jeder Drehung wach zu werden.

Den folgenden Tag verbringe ich in San José. Ich verlasse das Haus tagsüber nicht, sondern ruhe immer wieder und mobilisiere mich zwischendurch vorsichtig. Im Laufe des Tages verbessert sich meine Situation deutlich. Und am Abend laden mich Vikki und Mark zum Bummel und Dinner auf einem Flohmarkt ein.

Meine Körperhaltung ist nicht mehr so schief und langsam entspannt sich die Muskulatur im Rücken. Auch das Gehen fällt mir jetzt wieder leichter. Ich werde schauen, wie es sich morgen früh anfühlt.

Wie immer, so sind auch heute die Gespräche miteinander das Salz in der Suppe. Es macht mir immer wieder Spaß, mich an den Konversationen zu beteiligen. Und jedes Mal wird auch ein wenig über die lokale Politik gesprochen. Dabei steht die bevorstehende Wahl am 5. November im Vordergrund.

Und auch hier stelle ich fest, dass ich in einem sehr liberalen Haus untergekommen bin. Wir teilen die Hoffnung, das Kamala Harris ins Weiße Haus einziehen wird.

Es ist immer wieder interessant festzustellen, dass es im Grunde keinen Unterschied macht, wer mich einlädt. Die Gastfreundschaft ist in allen Fällen stark. Lediglich die politischen Ansichten differieren. Und das sagt mir, dass die Menschen grundsätzlich gute Absichten hegen, wenn es um das direkte, familiäre Miteinander geht.

Mir ist es bis heute nie passiert, dass mich jemand wegen meiner politischen Haltung kritisiert oder gar des Hauses verwiesen hat. Die Gespräche waren immer von gegenseitigem Zuhören und Respekt geprägt.

Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und zumindest in der Warmshowers App, die ja eine große Radfahrergemeinde repräsentiert, überwiegend liberal denkende Menschen antreffe.

Vielleicht liegt es auch an mir selbst und der Art und Weise, wie ich all den Menschen hier begegne. Auf alle Fälle komme ich sehr gut durch dieses großartige Land mit seiner bunten Vielfalt an Nationalitäten …

Ich weiß, dass ihr mich begleitet. Ihr freut euch mit mir und leidet mit mir. Bis vor 5 Monaten habe ich Freude und Leid im Stillen erlebt. Es jetzt öffentlich zu tun, ist eine Herausforderung und gelingt mir nur im Vertrauen. Eure liebevolle Begleitung bedeutet mir viel.

Eine mir sehr nahestehende Person hat gesagt:

Zeit wird vergehen und Du nimmst alles mit: die Ups und die Downs. Und all das formt am Ende Deine Geschichte.

Von Boron nach Tehachapi, California

16. Oktober 2024

Um 6.15 Uhr wache ich auf. Mein Rücken quält mich. Es fällt mir schwer, mich zu bewegen. Trotzdem fange ich an, zu packen.

Die Sonne steht noch hinter dem Horizont und es ist empfindlich kühl. Ich schätze die Temperaturen heute Morgen auf 10°C und schütze meinen schmerzenden Rücken gegen die Kälte mit einer Fleecejacke.

Einzeln schleppe ich die Packtaschen, die Lenkertasche, das Rackpack und die Taschen mit den Lebensmitteln zurückt auf die asphaltierte Straße, auf der ich gestern Abend westwärts ins Nirgendwo geradelt und am abgesperrten Minengelände der Rio Tinto Minerals gelandet war.

Zuletzt trage ich das Fahrrad zurück auf die Fahrbahn. Es ist schon komisch, das Fahrrad durch die Wüste zu tragen. Doch aus Angst vor den Dornen, die hier massenhaft gedeihen, ist es sinnvoll. Mit der Geißel im Rücken dauert es eine Weile, bis ich alle Gepäckstücke auf dem Fahrrad verzurrt habe.

Ohne zu wissen, wie ich hier rauskommen soll fahre ich los. Nach einigen 100 Metern mündet die stillgelegte Asphaltstraße in eine befahrene Straße. Und nach weiteren 200 Metern zweigt ein Zubringer zum Highway ab, auf dem das Fahrradfahren verboten ist.

Direkt an der Abzweigung zur Auffahrt steht ein Verkehrsschild mit der Aufschrift: „Pedestrians, Bicyclists and motor’driven Bicycles are prohibited!“ Ich habe dieses Schild so verinnerlicht, das mir im ersten Moment der kleine Unterschied nicht auffällt. Erst beim zweiten Hinschauen erkenne ich, dass das Wort bicycles unkenntlich gemacht wurde.

Es interessiert mich nicht, wer das gemacht hat. Ich bin einfach nur froh, dass sich mir so schnell eine Lösung bietet. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Und ich danke demjenigen, der das Wort bicycle durchgestrichen hat, für seine Weitsicht.

Zwar fluche ich über die Navisysteme, die ich verwende. Aber dann gestehe ich mir ein, dass das Navi überhaupt keine Schuld hat. Es hatte den Weg richtig angezeigt. Die Minengesellschaft Rio Tinto sollte überlegen, in solchen Fällen eine Beschilderung anzubringen, die die Wegführung um das Minengelände erleichtert.

Obwohl mein Rücken gewaltig reißt, setze ich meine Reise erleichtert fort.

Ich habe mir bei der Hundeattacke einen ordentlichen Hexenschuss zugezogen, der mich in meiner Bewegungsfreiheit erheblich einschränkt. So erreiche ich erst gegen 10.00 Uhr Mojave.

Da ich bei McDonalds keine Möglichkeit habe, mein Smartphone aufzuladen, ziehe ich weiter zu Starbucks. Hier erhalte ich die Möglichkeit. Um die Zeit zu überbrücken und wenigstens etwas zu Verzehren, bestelle ich einen Energydrink. Geschmacklich das Scheußlichste, was ich bisher in den USA zu Trinken bekommen habe.

Die Geschmacksnote ist für mich nicht definierbar. Aber wenigstens steht etwas auf dem Tisch, solange ich warte. Während dieser Zeit nutze ich die Gelegenheit, in Tehachapi einen Gastgeber zu suchen und habe Riesenglück. Bereits wenige Minuten, nachdem ich meine Nachricht rausgeschickt habe, erhalte ich Antwort. Abel meldet sich und bietet mir ein Quartier. Ich bin so glücklich über seine Nachricht.

Wegen meiner Rückenschmerzen frage ich in Mojave nach einer Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr nutzen zu können. Und tatsächlich scheint das zu funktionieren. Also fahre ich zur Bushaltestelle. Dort komme ich mit einem wartenden Fahrgast ins Gespräch und erfahre, dass ich nur mit Bargeld bezahlen kann. Da ich kein Bargeld bei mir führe, fällt die Option Bus aus. Und so mache ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg nach Tehachapi.

Dann überquere ich die Bahnlinie und biege auf die Oak Creek Road ab. Sie führt mich durch einen der größten Windparks weltweit.

Annähernd 4.000 Windräder sind hier versammelt und erzeugen den Strom für Los Angeles. Während ich bergauf fahre, nimmt der Wind immer mehr zu. Und nachdem ich den Pass überschritten habe, weht er so stark, dass ich während der Bergabfahrt zeitweise in die Pedalen treten muss.

Ich bin beeindruckt von der gleichmäßigen Kraft des Windes, der hier über die Bergkuppe strömt.

Schließlich erreiche ich Tehachapi, wo mich mein Gastgeber Abel mit dem Auto abholt. Ich bin so froh und dankbar über diese gute Tat. Abel wohnt ca. 6 Kilometer den Berg hinauf. Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt noch geschafft hätte.

Am Haus in den Bergen erwarten mich bereits seine Frau Kim und der Doberman Peso. Trotz der Hundeattacke gelingt es mir, bei ihm meine Ängste abzubauen.

Während meines Aufenthaltes kann ich erleben, wie gut Abel und seine Frau Kim mit dem Dobermann umgehen. Er ist ein ganz liebenswerter Kerl und hört aufs Wort.

Ich bin ausgelaugt, müde, matt und habe starke Rückenschmerzen. Und so ziehe ich mich schon bald ins Gästezimmer zurück und lege mich zu Bett. Dankbar für die mir entgegengebrachte Freundlichkeit, Herzlichkeit und Hilfe. Jetzt brauche ich nur noch Ruhe.

Vom Barstow-Dagget Airport nach Boron, California

Sonnenaufgang auf dem Airport

15. Oktober 2024

Ich habe auf dem Gelände des Airports Barstow-Dagget übernachtet. Gleich hinter dem kleinen Gebäude, das als „Pilot Briefing Room“ verwendet wird, habe ich eine freie, brauchbare Fläche gefunden.

Um 6.30 bin ich wach. Und während ich mein Zelt abbaue, kommt ein Sicherheitsbeamter mit dem Fahrzeug vorbei und fragt: „What’s up?“ Ich erkläre, dass ich die an dem Office angegebene Telefonnummer angerufen und von dort die Freigabe habe, außerhalb des umzäunten Geländes mein Zelt aufzuschlagen.

Außerdem habe mir der Mann den Sicherheitscode zu dem Briefing Room gegeben, damit ich den Restroom benutzen kann. „OK! Wenn der Mann das gesagt hat, dann ist das okay.“

Ich will gerade mein Zelt zusammenpacken, da kommt erneut ein Sicherheitsbeamter im Pickup vorbei, parkt neben mir und steigt aus. Er spricht mich an. Ich erkläre ihm, dass ich mir die Erlaubnis geholt habe, mein Zelt aufzuschlagen. Das interessiert ihn alles nicht. Ich habe hier nicht zu campen. Das sei alles staatliches Eigentum und ich habe sofort zu gehen.

Ich wiederhole, dass ich die Telefonnummer am Büro angerufen und eine Freigabe habe, außerhalb des umzäunten Geländes mein Zelt aufzuschlagen. Der Mann hört mir nicht zu und wiederholt, dass ich auf staatlichem Gelände nicht campen darf.

Diesen Satz wiederholt er wohl 8 oder 9 Mal. All meine Bemühung ihm zu erklären, wie es dazu gekommen ist, dass ich hier jetzt campe, schlagen fehl. Der Mann wiederholt immer nur den einen Satz, dass ich hier nicht campen darf.

Schließlich bitte ich ihn, mir zehn Minuten zu geben, dann sei ich verschwunden. Er sagt okay und wiederholt sein Verbot ein 10. Mal. Dann steigt er in sein Auto und fährt davon. Zehn Minuten später bin auch ich auf dem Fahrrad unterwegs.

Da ich Zugang zu dem Restroom hatte, konnte ich mich frisch machen und außerdem mein Handy laden. Während ich mein Handy im Briefing Room vom Netz nehme, sind schon einige Mitarbeiter da. Freundlich bedanke ich mich für die Möglichkeit, das Gebäude nutzen zu dürfen und erhalte eine freundliche Erwiederung. Dann bin ich auch schon weg.

Letzter Hinweis für das Flugpersonal. Dann bin ich wieder auf einer öffentlichen Straße.

Zurück auf der Straße muss ich mich erst ein wenig orientieren. Nach kaum 6 Meilen endet die Route 66 an einem militärischen Kontrollpunkt. Dieser Streckenabschnitt führt direkt durch ein militärisches Logistik Zentrum. Aber man erklärt mir sofort, dass ich auf dieser Strecke die Interstate 40 bis zur nächsten Ausfahrt benutzen darf.

Um 9.30 Uhr erreiche ich schließlich Barstow, wo ich erst einmal einen Kaffee, bei McDonalds trinke und Frühstücke. Irgendwie ist heute alles anders. Das Frühstück ist extrem teuer und beinhaltet überhaupt keinen Kaffee. So wende ich mich ans Personal und weise darauf hin … und habe Glück.

Wenigstens ist der Kaffee ist kostenlos. Von hier aus gehts zu Wallmart, um meine Lebensmittelreserven, die mittlerweile komplett aufgebraucht sind und auch neues Wasser einzukaufen.

Ja, das Thema Wasser ist tatsächlich ein Problem. Hatte ich in der Vergangenheit oftmals mein Trinkwasser am Wasserhahn aufgefüllt, unterlasse ich das seit Tagen, weil ich an jedem zweiten Wasserhahn das Schild „Non potable“ entdecke. So beiße ich im Augenblick auch in diesen sauren, teuren Apfel.

Heute war kein guter Tag. In Barstow mache ich erst einmal Halt, frühstücke und kaufe Lebensmittel bei Walmart ein. Dann verlasse ich die Stadt auf der empfohlenen Fahrradroute.

Ich bin noch nicht ganz raus aus der Stadt, da ertönt lautes Hundegebell. Erst Einer, dann ein Zweiter und gleich darauf ein Dritter. Jetzt beginnt die Hatz. Ich trete mit aller Kraft in die Pedalen. Die Hunde kommen näher.

Zwei der Hunde erinnern stark an das, was wir als Kampfhunde bezeichnen. Ihr Körpergewicht schätze ich auf 30 Kilogramm. Während sich einer der beiden in meine Fahrradtasche verbeißt, versucht der andere, mir auf der rechten Seite ins Bein zu beißen. Ich bin kein Hundekenner. Und ich zweifle keine Sekunde daran, dass das Tier mich beißen wird, ob ich in die Pedalen trete oder nicht.

In meiner Angst und Not schaffe ich es, diesem Hund einen kräftigen Tritt direkt auf die Schnauze zu verpassen. Ich muss wohl richtig zugetreten und getroffen haben, denn der Hund dreht ab und entfernt sich seitlich ein paar Meter von mir.

Einen kurzen Augenblick später lässt auch der zweite Hund meine Packtasche los. Er versucht zwar, mir ins Bein zu beißen. Aber entweder ist meine Geschwindigkeit schon zu hoch oder die Kondition der Hunde zu schwach. Und so lassen beide schließlich von mir ab.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich habe fast keine Puste mehr und es braucht wohl zehn Minuten, bis sich meine Atemfrequenz und mein Puls wieder normalisiert haben. Trotzdem trete ich weiter in die Pedalen. Und erst ca. 90 Minuten später halte ich an und ruhe mich ein wenig aus.

It’s Halloween-Time

Der kleine Ort Boron, in der Nähe einer Borax Mine gelegen.

Bevor diese gewaltigen LKW zum Einsatz kamen, übernahmen 20 Esel die Aufgabe, das boraxhaltige Gestein aus der Mine zu transportieren.

Frontage Road – noch ist sie eine Asphaltstraße …

… die schon bald in eine Schotterpiste übergeht.

In dieser Zeit führt mich mein Navi auf eine sogenannte Frontage Road, eine unbefestigte Schotterpiste durch die wüstenartige Landschaft. Zuerst 7 – 8 Meter breit und einigermaßen befahrbar wird die Straße zu einer einspurigen Piste durch die Wüste. Das verringert meine Geschwindigkeit erheblich. Und ich werde mein Ziel Mojabe heute wohl nicht mehr erreichen.

Vielleicht schaffe ich es noch bis zur Edwards Air Force Base, denke ich. Aber auch das will nicht mehr gelingen, denn plötzlich ist meine Piste zu Ende. Ohne jegliche Ankündigung versperrt ein verschlossenes Tor mir die Weiterfahrt. Mitten auf der Straße. Es gibt auch kein Hinweisschild, dass mir sagt wo ich lang soll.

Lediglich ein kleines Schild der Rio Tinto Minengesellschaft verweist darauf, dass das Gelände kameraüberwacht und das Betreten verboten ist. Ein aufwendiger Stacheldrahtzaun beidseitig des Tores verliert sich am Horizont.

Südlich in 2-3 Meilen Entfernung verläuft der Freeway, auf dem das Radfahren verboten ist. Nach Norden verliert sich die Sandpiste ebenfalls am Horizont. Ich entscheide mich zum Freeway zu fahren. Aber ein Fahren ist nicht möglich, da die Piste eher einer Sandkiste gleicht.

So schiebe ich keuchend das Fahrrad an dem Stacheldrahtzaun entlang, bis ich schließlich nach Sonnenuntergang ein kleines Stück Asphaltstraße erreiche, welches aber wiederum durch einen Stacheldrahtzaun vom Freeway getrennt ist.

Ich folge diesem Asphaltstück nach Westen, wo es gleichsam in eine Sandpiste übergeht, die ebenfalls nach einigen 100 Metern an einer Absperrung endet. Ich mache kehrt und fahre zurück zum Ausgangspunkt.

Sunset und noch immer kein Lagerplatz

Die Dunkelheit bricht herein. Nach vielleicht einer halben Meile finde ich einen kleine buschfreie Sandinsel, die sich augenscheinlich gut eignet, um mein Zelt aufzuschlagen. Der Weg zu dieser Sandinsel ist allerdings mit dornigem Gestrüpp übersäht. So lade ich mein Gepäck auf der Asphaltstraße ab und schleppe alles einzeln zur Sandinsel hinüber.

Die letzten Spuren des Tages versinken hinter dem Horizont. Trotzdem habe ich noch genügend Licht, denn schräg über mir steht ein silbrig leuchtender Mond am Himmel. Routiniert baue ich mein Zelt auf. Doch die Heringe fassen in diesem lockeren Boden nicht. So benutze ich meine Fahrradtaschen und mein Fahrrad, um meinem Zelt Form und Stabilität zu verleihen.

Es ist 18.45 Uhr als ich endlich in meinem Zelt auf meiner Matte liege. Ich bin müde und ausgelaugt. Der Schock der Hundeattacke steckt mir mächtig in den Knochen. Das Abendmahl nehme ich im Liegen ein. Und schon bald darauf versinke ich in einen tiefen Schlaf. Gegen Mitternacht werde ich einmal wach, nur um wenigen Minuten später wieder ein- und durchzuschlafen bis um 6.30 Uhr der nächste Tag beginnt.

Von Essex zum Barstow-Dagget Airport, California

14. Oktober 2024

Ich wache erst nach Sonnenaufgang auf. Die Nacht verlief sehr ruhig und ich konnte mich gut erholen. An der Tankstelle herrscht bereits reger Betrieb. Und so bin ich froh, als ich nach einer halben Stunde wieder auf meinem Rad sitze und in den Tag starte.

Bis Ludlow ändert sich das Antlitz der Mojave Wüste nicht. Niedriges, teils stacheliges, dorniges, staubgrünes Buschwerk auf trockenem, gelbfarbenem, steinigem Grund bestimmt das Landschaftsbild.

Am Horizont die Silhouette eines Bergzuges, der langsam an mir vorbeizieht. Kein Vogelgezwitscher mehr. Auch sonst kann ich keine Tiere entdecken. Diese Stille wird gelegentlich von dem Motorengeräusch vorbeifahrender Autos unterbrochen. Ansonsten dringt nur der Fahrtwind an mein Ohr.

Meine Haut ist trocken. Eigentlich müsste sie klatschnass sein. Aber der heiße Wüstenwind trägt meinen Schweiß sofort mit sich fort. Lediglich Salz lagert sich im Gewebe meiner Kleidung ab und bildet unansehnliche, weiße Ränder, die niemanden stören.

Was mir schwerfällt in dieser Landschaft, ist das Abschätzen der Entfernungen. Wiederholte Male habe ich mich ordentlich verschätzt. Glaubte ich in einem Fall, der anvisierte Punkt sei noch 2-3 Meilen entfernt, musste ich feststellen, dass er tatsächlich 15 Meilen entfernt war.

So nehme ich die Entfernungen wahr, ohne daraus für mich abzuleiten, wie lange es noch dauern mag, bis ich das anvisierte Ziel erreicht habe.

Gelegentlich zieht ein Güterzug scheinbar gemächlich an mir vorbei. Ich habe mir noch einmal die Mühe gemacht und durchgezählt, was da an mir vorbeizieht:

Vorne vorweg 6 Lokomotiven, die 163 Güterwagen hinter sich herziehen. Und am Ende verleihen zwei weitere riesige Lokomotiven genügend Schub, damit der ganze Stahlwurm auch über den Berg kommt.

Dabei fällt auf, dass bei Waggons, die Standard-Container transportieren können, zwei 40 Fuß-Container übereinander gestapelt werden. Güterverkehr auf Schienen hat in den USA offensichtlich eine große Bedeutung.

Am oberen Ende der Abfahrtsrampe zur Anschlussstelle 50 der Interstate 40 liegt das Ludlow Café, ein A-förmiges, modern anmutendes Gebäude mit einigen kleinen Loren vor der Tür, die früher in Minen eingesetzt wurden.

Hier scheint es gut zu florieren. Aber irgendwie ist mir dieser Ort zu übervölkert. Und so setze ich meinen Weg fort, ohne dort einen Kaffee getrunken oder einen kleinen Snack eingenommen zu haben.

Einige Zeit später erreiche ich das Bagdad Café an der Route 66. Hier wurde 1987 der Film Bagdad Café (Out of Rosenheim) gedreht.

Nach einer Filmbeschreibung war es 1987 ein heruntergekommenes Motel am National Trails Highway in Newberry Springs, in dem sich Jasmin Münchgstettner (gespielt von Marianne Sägebrecht) nach einem handfesten Streit mit ihrem Ehemann einquartiert …

In den letzten Jahrzehnten haben Besucher alles hinterlassen, was man sich vorstellen kann. Dollarnoten, Euros, Länderflaggen, Banner von Fußballmannschaften, Polizeiabzeichen usw.

All das und vieles mehr kann man bei einem Rundgang durch das Café bestaunen.

Ich hatte das Glück, Andrea Preutt anzutreffen, die dieses Café, das ursprünglich Sidewinder Café hieß, seit Jahrzehnten betreibt. Eine reizende, unglaublich freundliche und geduldige Dame, die jetzt anfängt, deutlich vergesslich zu werden.

An ihrer Seite ein Mann, dessen Outfit mehr an die Hippie Zeit erinnert und der sich liebevoll für die Fortführung des Bagdad Cafe’s einsetzt: Freundlich, aufmerksam und geschäftlich sehr bemüht.

Die große Zeit ist wohl vorüber. Und die Zahl der Gäste verringert sich seit Jahren. Trotzdem harren die beiden an diesem Ort aus und leben weiter ihren Traum …

Neben dem Bagdad Café auf der geschotterten Freifläche stehen zwei dekorierte Wohnwagen, die irgendwie an verloren gegangene Zeiten erinnern oder eine heile Welt vorgaukeln, die es hier nicht mehr gibt.

Goldfarben leuchtet das trockene Gras im Tal …

… und am Horizont verschwinden die Berge im Abenddunst. Es ist ein friedvoller Abend.

Das Einzige, was jetzt noch fehlt, ist ein geeignetes Quartier. Auf der Suche gelange ich schließlich auf das Gelände des Barstow-Dagget Airports.

Ein großes, offenes Tor. Die durchführende Straße in einem ungepflegten Zustand. Linkerhand eine eingezäunte, dem Verfall überlassene Wohnanlage. Alles überragt von einem dahinvegetierenden Wasserturm.

Ein paar Kurven weiter ein langgezogenes Gebäude, dessen Funktion sich mir nicht erschließt. An der Südseite schließt sich ein kleines Bürogebäude an. Daneben ein Gebäude für das Piloten-Briefing.

An der Tür des Bürogebäudes ist eine Telefonnummer vermerkt, die ich nun anrufe. Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine männliche Stimme. Ich erkläre meine Situation und man gestattet mir, mein Zelt außerhalb des umzäunten Geländes aufbauen zu dürfen. Außerdem gibt man mir den Code mit dem ich Zugang zu dem Briefing Raum erhalte, um die dortige sanitäre Anlage nutzen zu können.

Schnell ist mein Zelt hinter dem Gebäude aufgebaut. Die Nutzung der sanitären Anlage stellt für mich eine enorme Erleichterung dar. Außerdem habe ich jetzt die Möglichkeit, meine Batterien im Smartphone, Wahoo-Navi und die Powerbank aufzuladen.

Nach dem Abendessen ziehe ich mich in mein Zelt zurück und lege mich zur Ruh. An einem sicheren und wohlbeschützten Ort.

Vom Mojave Valley, Arizona, nach Essex, California

13. Oktober 2024

Früh bin ich auf, habe meine Sachen gepackt und mich auf die Weiterreise begeben. Die Kühle am Morgen tut mir gut. Aber schon bald kommt die Hitze und verdrängt alles Angenehme.

Der Herbst ist da. Die Sonne brennt unaufhörlich. Und trotzdem zeigen sich auch hier in der Wüste die ersten Herbstboten. Immer wieder ziehen heute große Schwärme von Vögeln an mir vorbei.

Mitunter wird es recht laut im Buschwerk neben der Straße, wo die kleinen gefiederten Gäste eine Rast einlegen. Es wirkt, als könnten sie sich noch nicht von dieser Landschaft verabschieden. Immer wieder fliegen sie auf und lassen sich ein Stück weiter wieder in den Büschen nieder.

Irgendwann ist es ihnen zu bunt. Mit lautem Vogelgeschrei hebt sich der Schwarm in die Lüfte und eilt gen Süden davon. Nun bin ich ganz allein auf der Straße unterwegs.

Alle paar Kilometer erinnert mich eine Straßenmarkierung daran, dass ich immer noch auf der Route 66 unterwegs bin. So geht das stundenlang bis zum hereinbrechenden Abend weiter. Es ist eine Wüstenlandschaft. Karg, still und mit Buschwerk bestanden.

Und so bin ich froh, als ich am Ende dieses Tages eine Tankstelle erreiche, deren Picknickareal mir die kommende Nacht als Schlafplatz dienen wird.

Nach Rücksprache baue ich dort mein Zelt auf. Der Tankstellenbetrieb kommt in der Nacht zum Erliegen. Lediglich das Licht wird die ganze Nacht meinen Lagerplatz beleuchten. Ich bin viel zu müde, um darüber nachzudenken, ob mich das stört.

In der Tankstelle habe ich die Möglichkeit, meine elektronischen Geräte aufzuladen. Ich bin nicht alleine. 2 junge Motorradfahrer suchen ebenfalls nach einem Rastplatz für die Nacht und schlagen in der Nähe geichfalls ihr Zelt auf.

Leider kommt ein Gespräch nicht zustande. So ziehe ich mich schon bald in mein kleines Heim zurück. Dankbar auch für diesen Tag, schlafe ich bereits nach wenigen Minuten ein.

Von Kingman zum Mojave Valley, Arizona

12. Oktober 2024

Ich habe wirklich außerordentlich liebenswerte Gastgeber. Kaum bin ich aufgestanden, bereitet mir Beth das Frühstück. Da Beth früher im medizinischen Bereich gearbeitet hat, weiß sie, was ich am meisten brauche. Und so gibt es eine große Portion Rührei, mit allem was dazugehört.

Dann weckt sie Dave, damit auch er sich von mir verabschieden kann. Bei Dave durfte ich noch einen letzten Blick in die kleine Marihuana-Zucht werfen. Hier wird für den Eigenbedarf produziert, was die Kosten deutlich senkt. Eine Kostprobe des „guten Stoffes“ habe ich jedoch abgelehnt.

Schon bald ist Kingman erreicht. Kingman feiert. Und so ist es nicht verwunderlich, dass das Festivalgelände direkt an der Route 66 aufgebaut ist. Hier mache ich erst einmal halt und schau mich um. Immer dazu gehören historische Autos.

Ich bin kein Autokenner. Muss aber zugeben, dass manch schönes Fahrzeug dabei ist.

Neben diesen historischen Fahrzeugen gibt es noch die vielbestaunten Dragster Cars. Ob diese hier allerdings tatsächlich an Rennen teilnehmen, vermag ich nicht zu beurteilen.

Auf kleinstem Raum sind Küche, Wohn- und Schlafbereich untergebracht. An Komfort mangelt es wirklich nicht …

… und bei einigen Wohnwagen denke ich: Da hat aber jemand eine Puppenstube in die heutige Zeit hinüber gerettet. Mit viel Liebe und auch Stolz werden diese Fahrzeuge gepflegt, gezeigt und auf Wunsch erklärt. Ich bin durchaus beeindruckt.

Wohnwagen, die raffiniert konstruiert sind, um seinem Besitzer die Vorzüge eines angenehmen Reiseerlebens zu ermöglichen.

Hinter den zur Schau gestellten Autos befinden sich auf dem Freigelände zahlreiche Buden und Verkaufsstände. Und mein Rundgang wird reichlich belohnt.

Ich treffe Martha, ein Mitglied der Bentenya-Gruppe. Das sind eine Art aufwendig kostümierter Straßenmusiker.

In Japan machen diese Musikanten auch heute noch Werbung für die Eröffnung neuer Geschäfte, anderer Veranstaltungsorte oder für besondere Ereignisse. Sie sind hier nach dem Motto: Bentenya meets Route 66.

Martha ist nicht allein. Susi (pink hair, Leader) Komako (blue hair) und Kimino (orange hair, nicht im Bild) begleiten sie.

Im Rahmen einer Route 66-Jahrfeier 2026 wollen sie hier ihre japanische Kultur vorstellen und sowohl japanische als auch amerikanische Musik als eine neue Art der Pflege von 150 Jahren Chindon-Kultur aufführen. Eine tolle Idee, die von einem Filmteam begleitet wird.

Die Fröhlichkeit der Frauen steckt auch mich an.

An anderer Stelle stehen phantasievolle Fahrzeuge. Mit viel Spaß und Liebe zum Detail wurden diese Fahrzeuge gestaltet und rollen über die Straßen Amerikas.

Es sind Projekte, an denen ständig gearbeitet und gebastelt wird. Projekte, die nie fertig werden.

Dabei kennt die Phantasie keine Grenzen. Und jeder findet, was er sucht …

… und auch diese Damen fühlen sich in der Garderobe vergangener Zeiten sichtlich wohl.

Der starke spanische Einfluss ist nicht zu überhören und zu übersehen.

Popcorn für den kleinen Snack. Ein Stück amerikanischer Esskultur ist selbstverständlich auch vertreten.

Weiter geht die Reise. Vorbei an unzähligen Objekten, die für den Ruhm der Route 66 herhalten müssen.

Überall prangt Route 66 von den Wänden …

… und auch die Eisenbahn wird nicht verschont und dient heute als interessantes Werbeobjekt der Stadt Kingman.

Mittlerweile ist es spät geworden. Ich muss mich sputen, um mein Etappenziel heute noch zu erreichen.

Die Berghänge zu beiden Seiten der Straße sind übersät mit Kakteen. Ich bin sehr darauf gedacht nicht von der Straße abzukommen.

Hinter einer Kurve entdecke ich einen kleinen Laubwald, der grellgrün in der braunen Landschaft leuchtet.

Es geht durch die Berge, 1.000 Meter hinauf zum Sitgreaves Pass und 800 wieder hinunter nach Oatman – über 8 Meilen und durch 191 Kurven!

Für mich ist dieser Abschnitt der schönste auf dem Teil der Route 66, den ich gefahren bin.

Es ist schon sehr spät, als sich Mohave Valley erreiche. Ich habe nicht mehr viel Zeit für die Suche nach einem geigneten Lagerplatz.

Und so nutze ich die nächste Gelegenheit, die sich mir bietet. Eine Lücke in einem Zaun öffnet mir den Zugang zu einem Golfplatz. Ein paar Bäume und Sträucher säumen eine kleine Mulde.

Hier an diesem Ort baue ich mein Zelt auf. Hier werde ich die Nacht verbringen. Vor unliebsamen Blicken geschützt fühle ich mich geborgen. Ein Picknick Table steigert noch den Komfort an diesem Ort. Und der letzte Blick auf die Landschaft, die mich umgibt ist auch nicht zu verachten.

Wie schön, dass ich diese schillernden Eindrücke mit euch teilen kann. Danke für eure Begleitung. Danke auch für eure Kommentare und eure Kaffees, damit gebt ihr mir viel zurück!