20. September 2024
Teri Ann hatte mir angeboten, ihr Auto für den Besuch des Nationalparks zu benutzen. Ich freue mich riesig über dieses Angebot und mache mich früh am Morgen auf. Vor dem Eingang zum Park wartet um 7.00 Uhr bereits eine Fahrzeugschlange.
Als ich bei der Kontrolle ankomme und um Einlass bitte, werde ich freundlich abgewiesen. Ich verfüge nicht über die Timed Entry Permit. Und die braucht man zwischen 7.00 und 16.00 Uhr, um in den Park einfahren zu können. Sie muss spätestens 24 Stunden im Voraus online beantragt sein.
Enttäuscht fahre ich mit dem Auto die 8 Meilen zu meinem Quartier zurück. Aber schon auf der Rückfahrt fasse ich den Entschluss, den Tag nicht nutzlos verstreichen zu lassen. Ich stelle das Auto ab und steige aufs Fahrrad. Um 8.45 Uhr bin ich wieder am Parkeingang. Ich darf passieren und bin glücklich.
Vom Parkeingang aus sehe ich erschreckt, dass es relativ steil bergauf geht. Ohne Gepäck gestaltet sich die Bergauffahrt wesentlich leichter. Ich komme im zweiten und dritten Gang gut voran. Und da man das Hinterrad provisorisch gut geflickt hat, ist ein vorsichtiges fahren ohne Gepäck, allerdings ohne Garantie, weiterhin möglich.
Ich vertraue auf mein Gefühl und das Fahrrad lässt mich am heutigen Tag nicht im Stich. Insgesamt lege ich heute 90 Kilometer zurück. Davon 75 Kilometer innerhalb des Nationalparks. Mittlerweile kommt mir meine Kondition sehr zu Gute. Die Impressionen, die ich an diesem Tag im Park sammle, hinterlassen ein tiefen Eindruck in mir.
Hinter jeder Kehre wartet Neues auf mich: Felswände, Türme, Platteaus, Canyons und, wenn man ein wenig sucht, auch die vielgerühmten Felsbögen, von denen es in diesem Park über 2.000 gibt.
Mein Weg führt an wenigen prominenten Felsbögen vorbei. Die Bekanntesten von ihnen tragen Namen. Einziger Wermutstropfen des Tages ist, dass man auf derselben Straße den Park verlassen muss, auf der man hineingekommen ist. Aber die grandiose Landschaft gleicht das allermal aus.
Manche Felsformationen verblüffen durch ihre gewaltigen Balanceakte, bei denen hunderte, wenn nicht gar tausende Tonnen schwere Felsbocken auf schlanken Nadelspitzen stehen.
An anderen Stellen erheben sich Felstürme dicht an dicht in den Himmel und bilden ein Labyrinth, dass man nur mit Erlaubnis betreten darf. Unerfahrenen wird hier die Wanderung mit einem Führer empfohlen.
Ein wenig erinnert mich die Wollsackverwitterung an die Strukturen, die ich aus dem Elbsandsteingebirge kenne. Nur, das hier alles größer ist und der Wechsel vom heißen Tag zur kalten Nacht auch für scharfkantige Sprengungen des Gesteines sorgt.
Leider habe ich nicht die Zeit für eine Wanderung durch diese Märchenlandschaft. Eine gute Vorbereitung und ein mehr als ausreichender Wasservorrat sind Voraussetzungen für eine Wanderung in das Hinterland des Parkes.
Für mich reichen diese Eindrücke. Wenn ich ein weiteres Mal hier herkomme, würde ich gerne meine Frau dabei haben …
Die Vegetation dieser Landschaft ist gleichfalls faszinierend. Gräser, Büsche, knorrige, von der Hitze verdorrte Bäume, geben dieser Landschaft ihren zusätzlichen Reiz.
Viele Felsformationen regen die Phantasie an. Und so kann vor dem eigenen Auge sogar ein Phantasieland entstehen.
Im Devils Garden, einem zentralen Teil des Arches Nationalparks, steht dieser elegante Felsbogen mit einer Spannweite von über 94 Metern. An seiner schmalsten Stelle misst er nur 2 Meter.
Um 17.30 Uhr bin ich zurück von meiner Tour. Ich habe es meiner Gastgeberin versprochen, nachdem sie mich zum gemeinsamen Dinner mit ihren Freunden eingeladen hat.
Wieder wird es etwas später, aber gegen 20 Uhr holt sie mich ab und wir fahren gemeinsam zu ihren Freunden. Es ist eine bunte Gruppe, die sich da zusammengefunden hat. Und wie ich erfahre, existiert diese Gruppe schon seit Jahrzehnten. Über 60 Mitstreiter sind in dieser Zeit verstorben. Aber die, die noch da sind, sind alles andere als langweilig.
Ich erlebe einen hochinteressanten Abend mit tollen Gesprächen und abwechselnden Gesprächspartnern. So, wie sie alle Interesse an meiner Person haben, habe auch ich Interesse an ihnen. Unter den Anwesenden ist eine Heilerin, die mir ihre gläserne Klangschale mit einem Durchmesser von 60 cm mit faszinierendem Klang, vorführt. Oder einem Mann, der seine Kindheit im Zoo verbracht hat und – auch mit wilden – Tieren sehr vertraut ist.
Am meisten beeindruckt mich ein Mann, einige Jahre älter als ich, der neben vielen anderen Gipfeln 5 der Seven Summits bestiegen hat. Seine Bescheidenheit ist faszinierend. Seine Zufriedenheit ebenso. Und ich bewundere seinen Mut, weil er noch immer den Wunsch hat, den Mount Everest zu besteigen. Der Mann geht auf die 80 zu und hat immer noch Träume.
Das gute Essen rundet den Abend perfekt ab. Und so beschließe ich gegen Mitternacht diesen einzigartigen Tag.