Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Blind River nach Echo Bay Ontario, Bell’s Point Beach Campground

Es ist ein schöner Morgen. Meine Gastgeber sind nicht da. Von den informierten Nachbarn ist keiner auf einen Talk herübergekommen. So packe ich in aller Ruhe und warte ab, bis das Zelt richtig trocken ist. Dann geht es schnell. Und um 9.45 Uhr verabschiede ich mich in Gedanken von meinen Gastgebern und starte in den Tag.

Es ist nun schon ein gewohntes Bild. Diese toten Wälder, auf deren Grund sich eine neue, reichhaltige Vegetation entwickelt, eine neue Generation heranwächst und die Lücken in der grünen Lunge, ohne Narben zu hinterlassen, wieder schließen.

Ich radle durch den kleinen Ort Bruce Mines. Bruce Mines war nach 
Cliff Mines in Michigans Copper Country die zweite Kupferbergbaustadt in ganz Nordamerika. Eine historische Gedenktafel erinnert heute an die Rolle der Bruce Mines im Kulturerbe Ontarios.

Da die Hauptstraße kaum befahrbare Schultern hat, weiche ich abschnittsweise auf die bereits erwähnten Concession Roads aus.

Am späten Nachmittag bin ich nur noch ca. 13 km von Sault Ste. Marie entfernt. Heute ist ein kleines Wunder geschehen. Ich bin auf Bell’s Point Beach Campground.

Kilometer vor Erreichen dieses Zieles frage ich am Wegesrand und werde abgewiesen. Ich versuche es ein zweites und ein drittes Mal. Kein Erfolg. Grund für die Ablehnung: Ich bin in einer Indianerreservation. Eine Frau weist mich darauf hin und gibt mir den Tipp mit dem Campground.

Dort in der Rezeption sitzt Greg. Ein Hühne von einem Mann. Auf meine Frage nach den Kosten antwortet er: 40 Dollar. Ich bleibe ganz höflich und freundlich. Und erwiedere, dass das für mich zu viel sei. Warte, sagt er, überlegt eine Minute und reduziert auf 20 Dollar. Ich willige ein. Draußen wird es dunkel – und an ein Weiterfahren ist nicht mehr zu denken.

Als es ans Bezahlen geht und ich meine Karte heraushole, merkt Greg an, dass er nur Bargeld annehmen kann. Vor seinen Augen purzeln 1,35 Kanadische Dollar auf den Tisch. Mehr hab ich nicht in bar.

Also frage ich, ob er mir einen Tipp geben kann, wo ich in meiner Situation wild campen kann. Greg überlegt einen Augenblick und hat dann die Lösung: wenn ich die Klappe halte, kann ich kostenlos auf dem Campingplatz übernachten. Bis 12 Uhr soll ich dann gegangen sein. Einfach so. Papiere will er keine sehen.

Als Dankeschön scannt er den QR-Code meiner Webseite und zeigt sich hoch erfreut. Wir unterhalten uns noch ein paar Minuten, bevor ich zu meinem heutigen Schlafplatz gehe. Ich bin heute Abend richtig glücklich – und richtig müüüüde.

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