Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Coin du Banc über Petit-Cap nach Madeleine-Centre

Die drei wuchtigen Felsstufen, Three Sisters genannt, im Abendlicht des gestrigen Tages. Was für ein Gemälde malt mir die Natur.

Der Morgen beginnt mit einem leckeren Frühstück. Irgendwie ist jeder hilfreich. Jeder gratuliert mir zum Geburtstag. Und ich hab den Eindruck, dass jeder etwas für mich macht. Janet bereitet mir leckere Omelettes. Ian kocht mir den Kaffee und Vanessa bereitet mir eine große Bowl mit Porridge. Ich werde regelrecht verwöhnt. Das Einzige, was am Ende bleibt, ist meine Tasse, die ich selber spüle. Welch großzügige Gesten werden mir an diesem Morgen entgegen gebracht. Und auch zum Abschied sind noch einmal alle versammelt.

Dann fahre ich los. Da mich der gestrige Tag über 80 Dollar gekostet hat, entscheide ich mich gegen den Besuch des Kanadischen Nationalparks Gaspé. Der Besuch würde Eintritt kosten und zusätzlich müsste ich auf einen Campingplatz, da wild campen im Nationalpark verboten ist. Und so fahre ich am Park vorbei. Ich bin nicht traurig. Der gestrige Tag war so prall gefüllt, dass es heute ruhig winziger sein darf.

Während die Three Sisters immer mehr im Dunst des hereinbrechenden Tages versinken, radle ich weiter, dem Westen entgegen. In den Flüssen, die von den Bergen kommen, stehen immer wieder gut ausgerüstete Angler und warten geduldig auf ihr Glück.

Und während ich die Küste entlangradle, hält sie immer wieder kleine Überraschungen für das Auge bereit.

Ich will heute und morgen mein Hauptaugenmerk der Straße widmen. Vielleicht gelingt es mir ja, ein wenig von der Achterbahn einzufangen, auf der ich gen Westen rolle.

Am Abend erreiche ich Petit-Cap. Ich frage an, ob ich mein Zelt hinter einem Haus aufstellen kann. Aber niemand spricht Englisch. Alle sprechen Französisch. Mit dem Google Sprachübersetzer klappt es dann ganz gut.

Ich krieche in mein kleines Zelt und schlafe schon vor 21.00 Uhr tief und fest. Um 7 Uhr werde ich wieder wach. Frühstücken im Zelt, packe anschließend meine Sachen und will mich von meiner Gastgeberin verabschieden. Aber niemand ist da. Und so fahre ich los, ohne zu wissen, bei wem ich übernachtet habe.

Es bleibt weiterhin hügelig mit einigen kräftigen Anstiegen, die ich hinauf muss. Mal schaffe ich es, zu radeln. Aber oftmals muss ich das Fahrrad schieben Die Steigungen liegen zwischen 6 und 13 % und erreichen kurz vor Madeleine-Centre ihre größte Höhe in Metern.

An kleinen Seen vorbei schlängelt sich die Straße durch die Landschaft. Es ist ein ständiges Auf und Ab.

In den Tälern kragen wuchtige Felsstufen, von Bäumen und Sträuchern bestanden, weit hinaus ins Meer.

Ein dichter, leuchtend grüner Algensaum ziert an einigen Stellen die ansonsten nackten Felswände.

Auf der Straße ist heute wenig los. Es ist Feiertag. Und das hat zur Folge, dass ich nicht gut einkaufen kann. Ein großer Becher Milchkaffee, der hervorragend schmeckt, kostet mich 7 Kanadische Dollar. Ja, die Lebensmittel kosten richtig viel Geld.Und oftmals sind die Packungsgrößen viel zu groß, als dass ich sie mit dem Rad und bei Hitze transportieren kann.

In regelmäßigen Abständen entlang der Straße, laden öffentliche Parkplätze, ausgestattet mit Picknicktischen, zum Rasten ein. Hier hat man immer wieder einen schönen Blick in die Landschaft.

Die Aussicht ändert sich ständig.

Ein Leuchtturm Ensemle kommt in Sicht. Weiß und gepflegt sticht die Anlage schon von weitem ins Auge.

Unten teilen sich Fluss und Meer eine mit karger Vegetation bedeckte Sandbank.

In einem Vorgarten entdecke ich aus Treibholz zusammengesetzte Tiere.

Unweit der Skulpturen wirbt der Leuchtturm mit einem Campingangebot. Fast hätte ich das Angebot angenommen. Doch es schreckt mich der Nettopreis von 30 Kanadischen Dollar. Da kommt noch mindestens Tax drauf. Und Strom scheint es nicht zu geben. Also weiterfahren.

Zum Abschied von diesem Ort noch ein Foto des Toilettenhäuschens, das im Ortlieb-Rot der Abendsonne leuchtet.

Und dann habe ich meinen Rastplatz für diese Nacht erreicht..

Ich klopfe an eine Tür, ein 76-jähriger Herr öffnet. Sein Haupt genauso ergraut wie meines. Dank Google Sprachübersetzer klappt die Kommunikation. Wobei der Übersetzer auch immer wieder Unsinn produziert. Irgendwie treffen wir uns, finden einander sehr sympathisch und 40 Minuten später steht mein Zelt an windgeschützter Stelle in seinem Garten.

Das Duschen wird mir angeboten und da ich verschwitzt bin, nehme ich dankend an. Als ich nach dem Duschen das Haus verlasse, bietet sich mir ein Schauspiel, dass ich besser beschreiben kann.

Ein Sonnenuntergang wie ich ihn kenne – dachte ich. Doch in dem Augenblick, wo die Sonne fast den Horizont berührt, stehen zwei Sonnenscheiben nebeneinander. Und ich habe keine Erklärung dafür. Vielleicht hat einer von meinen Blogbesuchern eine Idee. Mich würde es sehr freuen.

Uns so verabschiede ich mich mit den Farben des Himmels und sage gute Nacht.

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