Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Pointe Verte, New Brunswick nach Escuminac, Québec

Es war eine unruhige Nacht. Gegen 3 Uhr setzten plötzlich dröhnende Motorengeräusche ein. So laut, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Also krabbelte ich aus dem Zelt und lief runter zum Strand.

Draußen vor der Küste ernteten mehrere Fischerboote Lobster. Wie sie das machen, weiß ich nicht. Dabei verursachen die Boote diesen Höllenlärm. Wegen des heißen Wetters flüchten die Tiere wohl vor dem warmen Wasser und sammeln sich hier wenige hundert Meter direkt vor dem Strand in kalter Meeresströmung.

An Schlaf war nicht mehr zu denken. Also genoss ich den anbrechenden Morgen am Strand. Statt Herumstochern im Lagerfeuer, zeichnete ich mit einem Stock Formen in den kiesingen, groben Sand. Bei nachlassendem Lärm legte ich mich gegen 6 Uhr wieder hin und döste vor mich hin.

Um 7 Uhr dann laute Stimmen und Lärm zweier Rasenmäher, der jedoch abruppt erlischt. Und auch mein letzter Versuch, ein wenig zu schlafen, scheitert. Um 8 Uhr wird der Rasen rund um mein Zelt gemäht. Ich stehe auf einem Spielplatz und die Arbeiter haben die Aufgabe, diese Fläche zu mähen. Ein kurzes Gespräch, sie sind freundlich und nehmen Rücksicht.

Von meinem Lagerplatz aus kann ich die Rückkehr eines dieser Lobster-Lärm-Boote beobachten. So mache ich mich auf den Weg. Über die Rue du Quai erreiche ich das kleine Hafenbecken, wo ich dem Treiben der Fischer zuschauen kann.

Auf mein Bitten wird eine der Boxen geöffnet, in denen der Fang für den Weitertransport und -verkauf bereits verpackt ist und hält geschickt einen Lobster vor die Kamera.

Ich frage, ob ich solche Tiere auch am Strand fangen könnte und erfahre, dass alle 6 bis 7 Jahre ein solches Ereignis ansteht. Dazu müssen allerdings drei Faktoren zusammenkommen. Eine besonders hohe Tide, ein starker Ostwind und Schnee. Und wenn man in diesem Wetter vor Ort ist, dann kann man durchaus 200 Pfund Lobster einsammeln. Die Fangergebnisse der Fischer werden durch dieses Ergebnis kaum beeinflusst.

Die Hafenmole selbst dient einer Kolonie Kormorane als Ruheplatz.

Schließlich mache ich mich auf den Weg. Der Morgen ist noch kühl, der Himmel bedeckt. Die bisher in den Gärten typischen Rhododendren sind verblüht. Dafür duftet der Flieder entlang der Straßen und manche grüne Wiese ist von einem Meer goldgelber Butterblumen durchsetzt. Was für eine Fülle.

Die Straßen sind gesäumt von weiß blühenden Wiesenblumen.

Strandleben kurz vor Campbellton.

Ein junger Mann spricht mich an. Stolz zeigt er mir seine Eigenkreation. Und sie fährt. Er nutzt das Fahrzeug, um zu seinen verschiedenen Arbeitsplätzen zu fahren.

Campbellton kommt in Sicht und der Anblick des Berges vor mir stimmt mich nachdenklich. Da hinauf, frage ich mich. Doch es kommt anders.

Nach kurzer Rast geht es über die JC van Horne Bridge, die an dieser Stelle den Restigouche River überspannt. Und mit dem Überschreiten der Brücke bin ich das erste Mal in der Provinz Québec.

Ein Seitenstreifen ist auf der vielbefahrenen Brücke nicht vorhanden. So nutze ich den schmalen Fußweg. Das gibt mir Sicherheit.

Ein letzter Blick, bevor ich mein heutiges Ziel, Escuminac, verschwitzt, erschöpft und glücklich erreiche. Mittlerweile ist es schwül und heiß. Die Temperaturen betragen gegen Abend rund 34°C. Jetzt hat mein Körper sich Ruhe verdient.

Bei diesem Wetter habe ich Angst, dass mir die Vorräte vergehen. Und so lege ich den Cheddar 3- oder 4-fach aufs Brot. Und was mache ich mit der getrockneten Wurst? Ich finde bestimmt eine gute Lösung.

Und trinken muss ich noch viel mehr. Ich habe sicher schon 3 Liter getrunken, doch die Tatsache, dass ich heute noch keinen Baum gegossen habe, zeigt mir, es besteht Nachholbedarf. Ich musste Biggi versprechen, gut für mich zu sorgen.

Damit Ihr mich begleiten könnt

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