Ich habe bis auf einen Moment durchgeschlafen. Irgendwann um Mitternacht weckt mich ein Autogeräusch. Mein Zelt leuchtet im Scheinwerferlicht des Fahrzeugs. Der Motor wird ausgeschaltet. Das Licht bleibt an. Ob sich jemand nähert, ich weiß es nicht und bleibe ruhig liegen. Vielleicht 3 bis 4 Minuten später verschwindet das Auto wieder in der Nacht. Und wenige Augenblicke später bin auch ich wieder im Tiefschlaf verschwunden.
Um 4.45 Uhr werde ich wach. Um 5.30 Uhr ist alles verstaut und ich mache mich auf meinen heutigen Weg. Die Internetverbindung ist weiterhin schlecht und auf meine Warmshower-Anfragen habe ich keine Antworten erhalten.
Der Wetterdienst sagte gestern für heute nachmittag aufkommenden Regen voraus, der länger anhalten soll. Der Wind ist nicht mehr so stark. Aber immer noch so kräftig, das ich nur mit durchschnittlich 15 Stundenkilometern voran komme.
In Trois Pistoles mache ich Halt. Mein Magen knurrt und auf der anderen Straßenseite läd die Frommagerie du Basques ein. Es gibt frisches Brot und leckeren Käse. Auf den Kaffee verzichte ich, da ich kein Kleingeld für den Automaten habe. Es gibt Wasser.
Weiter geht die Fahrt Richtung Rivière du Loup. Am Ortseingang bietet mir ein Mann spontan etwas zu trinken an. Ich bin schon fast vorbeigefahren und höre eine Stimme, die mir hinterherruft. So kehre ich um und nehme sein Angebot dankend an.
Wenige Augenblicke darauf erscheint seine Frau in der Haustür und bietet mir einen Kaffee an. Ich bin hocherfreut. Erfüllt sich doch in diesem Augenblick mein Wunsch nach einem Kaffee, der sich seit Trois Pistoles in meinem Herzen eingenistet hatte.
Wir stellen einander vor und ich erfahre, dass ich bei Maryse und Homer gelandet bin. Ich werde ins Haus gebeten, wo es einen leckeren, libanesischen Mokka gibt. Wir kommen ins Gespräch und am Ende steht vollkommen überraschend, dass ich bei Ihnen die kommende Nacht bleiben darf. Dankend nehme ich dieses Geschenk an.
Homer und seine Frau möchten noch in die Stadt fahren. Während ihrer Abwesenheit darf ich die zum Sankt Lorenz Strom hin ausgerichtete Terasse und im Falle einsetzenden Regens einen kleinen, hübschen, runden Pavillon benutzen. Ich bin glücklich. Maryse und Homer geben mir für eine Nacht ein Zuhause. Zum Abend kommt eine Freundin hinzu, Louise. Und so versammelt sich eine am jeweils anderen interessierte Gruppe um den Esstisch. Es gibt Lachs. Dazu einen ganz lecker zubereiteten Salatteller.
Nach dem Essen kommt die Frage nach dem Wetter auf. Und laut dem Wetterdienst soll es den rganzen Tag mit einer Wahrscheinlichkeit von 46 bis 90% regnen. So bieten mir Homer und Marysa an, den Sonntag noch mit Ihnen verbringen zu können. Ich bin dankbar und unendlich erleichtert, nicht im Regen fahren zu müssen.
Unsere Unterhaltung ist ernst, tiefsinnig, aber auch heiter. Es dreht sich um private, politische und auch gesellschaftliche Themen. Wir sprechen offen miteinander. Und während der Unterhaltung erledigen Homer und ich den Abwasch. Zeit für ein Gesellschaftsspiel ist auch noch drin. Uns so spielen wir ein paar Runden „Qwirkle“. Wir haben Spaß und lachen viel miteinander. Vor allem aber hören wir einander zu.
Da die drei eigentlich Französisch sprechen, habe ich die Gelegenheit, den Klang der Sprache besser kennenzulernen. Das wiederum lässt mir die Sprache nicht mehr ganz so fremd erscheinen. Und erste Wörter bleiben hängen.
Irgendwann ist es Zeit, schlafen zu gehen. Die Familie hat in einem Zimmer ein Reisebett für mich bereitgestellt. Dusche, Bad, WC – all das darf ich benutzen. Ich bin immer noch beeindruckt von all dem Glück, dass mir gerade widerfährt. Nach einigen Minuten kehrt Frieden im Haus ein. Es wird still und kurz darauf schlafe ich ein.
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