26. Juli 2024
Ich habe eine spannende Nacht an der Eller Rd. in Thorold, einem Stadtviertel von Milton, Ontario, wo ich mein Zelt aufschlage. In der Nacht ein mehrstündiges Konzert heulender Kojoten, die immer wieder meinen Schlaf unterbrochen haben.
Angst empfinde ich keine. Das Rudel scheint sich in einiger Entfernung aufzuhalten. Vielmehr lausche ich wiederholt dem vielstimmigen auf- und abschwellenden Konzert der Tiere, das die ansonsten ruhige Nacht durchdringt.
Und jetzt, am frühen Morgen, der Vogelgesangsverein. Ich versuche, noch bis 8 Uhr zu ruhen. An Schlaf ist nicht zu denken. Zu abwechslungsreich, zu großartig dieser Morgen mit den vielen Vogelstimmen.
Um 9 Uhr bin ich – nun schon einer Gewohnheit folgend – wieder auf der Straße. Ich folge dem Bruce Trail Richtung St. Catharines, wo ich um kurz nach 10.00 Uhr eintreffe. Ich radle eine kurze Zeit am Weinanbaugebiet vorbei. Mein Weg führt mich runter von der asphaltierten Straße auf den Dofasco Trail, der sich durch Farm- und Wetlands windet.
Nach einigen Stunden auf dem Trail erreiche ich die Ridge Road, welche mir eine schöne Aussicht auf Hamilton bietet.
Weiter geht es auf dem Beach Blvd in Hamilton, den ich mir mit anderen Radfahrern, Skatern und Fußgängern teile. Für mehrere Kilometer habe ich einen Schrittmacher vor mir, der mich in allem verblüfft.
Obwohl ich ihm kaum Folgen kann, hat der Mann noch Zeit, kleine Sprünge, Kreise und keine Kunststücke auf seinen 8 Rädern hinzulegen. Alles mit spielender Leichtigkeit, während ich meine Not habe, dem gebotenen Schauspiel zu folgen. Der Typ begeistert mich …
… bis mir buchstäblich die Luft ausgeht. Eine Glasscherbe, einlanger, tiefer Schnitt durch das Gummi zwingen mich zum Stopp. Reifenwechsel! Ich habe gerade einen neuen Mantel aufgezogen und einen geflickten Schlauch verwendet. Ergebnis: Ich sitze noch nicht einmal auf dem Rad, schon der nächste Platten.
Ab jetzt keine selbstklebenden Flicken mehr. Das ist großer Mist. Es braucht 1.5 h bis ich weiterfahren kann. Jetzt geht es erst einmal aus der Stadt Hamilton raus…
Über den Centennial Trail und den Mount Forrest Trail verlasse ich Burlington. Der Trail folgt für viele Kilometer einer Hochspannungstrasse. Links und rechts frisch gemähtes Gras, das in der Sonne zu Heu reift.
Meine Nase fängt an zu Laufen. Die Augen brennen und die Pollen Stechen. So geht es mit tränenden Augen hinaus aufs Land. Und ich bin glücklich, als ich den Trail verlasse. Mittlerweile ist es Zeit, einen Schlafplatz zu suchen. Die Sonne versinkt bereits hinter den grünen Wellen am Horizont.
An der Campellville Road in Milton klopfe ich an die Tür. Sharon kommt heraus und wir haben ein kurzes Gespräch. Sie nimmt sich Zeit und hört mir zu, obwohl sie Familienbesuch hat, der gerade das Haus verlassen will.
Nachdem sie kurz rübergewechselt hat um Ihre Tocher, Schwiegersohn und Enkelkind liebevoll zu verabschieden, kommt sie zurück. Und während wir uns unterhalten wird ihr Ehemann David bereits aktiv, und fängt ein, den Hänger von innen zu säubern. Erst wollte ich im Garten das Zelt aufschlagen. Doch es ist zeitlich soweit fortgeschritten, dass ich in die Dunkelheit komme. So nehme ich voller Freude das Angebot beider an, im Trailer zu übernachten.
Als ich kam, sah es im Trailer noch nach viel Arbeit aus. Nun aber ist es ein wunderbares Separee. Der Eingang wird mit einer Plane verschlossen. Ich bekomme noch eine Nachttischlampe gereicht und am Kopfende werden zwei Ventilatoren aufgestellt, die die Mücken vertreiben. Und das Sahnehäubchen ist eine dicke, saubere Matratze. Was für ein Komfort.
Sharon und David verlassen kurz das Haus und kommen mit einer Pizza wieder. Wir essen gemeinsam. Ich darf die Dusche benutzen und sie waschen meine Wäsche. Zum Abschluss des Tages plaudern wir noch ein Stündchen. Dann wird es Zeit für mich, schlafen zu gehen.
Dankbar und überaus glücklich, so liebe und hilfsbeireite Menschen zu finden, gehe ich zu Bett. Ein weiterer Schöner Tag findet in großem Frieden in meinem Herzen ein Ende.
Leave a reply