30. JULI 2024
Ich bin früh auf den Beinen. Doug hat mir noch ein Frühstück bereitet. Es gibt Spiegeleier, Toastbrot, einen großen Becher Kaffee, einen Pfirsich und eine Banane. Und wenige Minuten später bin ich schon auf der Straße. Schnell erreiche ich den Fähranleger, wo im Hintergrund bereits die Chi Cheemaun Fähre wartet. Die Überfahrt kostet knapp 24 Kanadische Dollar und dauert eine Stunde und fünfundvierzig Minuten..
Ein letzter Blick zurück zum Leuchtturm und meinem Quartier in unmittelbarer Nähe des Leuchtturms in Tobetmory. Und dann schaue ich schon wieder voraus und freue mich unbändig auf den heutigen Tag.
Die Überfahrt vergeht wie im Fluge. Motorrad- und Zweiradfahrer dürfen zuerst die Fähre in South Baymouth verlassen. Weiter geht die Reise über Manitoulin Island.
Gleich auf den ersten Kilometern stehen auf einer Wiese drei Sand Hills Cranes. Was für ein schöner Anblick.
Fast idyllisch liegt die alte Manitoulin Roller Mill unten am Ufer der Manitowaning Bay.
Im Ort selbst stehen noch heute der alte Leuchtturm gleich hinter der Kirche und bilden ein harmonisches Ensemble.
Auf der High Falls Road in Manitowaning überquere ich den gleichnamigen High Fall, dessen Schönheit unter der stählernen Brückenkonstruktion leidet, welche die Straße trägt, auf der ich reise.
Wikwemikong hat ein kleines Museum, dass von außen dieses kleine, erhaltene Blockhaus hervorbrachte.
Schließlich erreiche ich Little Current, wo ich über eine einspurige Drehbrücke Manitoulin Island verlasse.
Kanada hat in den vergangenen Jahrzehnten daran gearbeitet, die Vergangenheit bezüglich der ursprünglichen Einwohner korrekter darzustellen.
Inwieweit das Bemühen Früchte trägt, vermag ich nicht zu sagen. Erkennbar ist jedoch, dass keiner von Indianern spricht sondern von den First Nations. Und in der Geografie finde ich viele Ortsnamen wie Manitowaning, Wikwemikong oder auch Sheguiandah, die eindeutig den First Nations zuzuordnen sind.
An anderen Orten findet man zwar englische Namen wie Whitefish River aber gleichzeitig den Hinweis First Nation. Teilweise können sich diese Nationen auf alte Verträge berufen, in denen das Eigentum auf bestimmtem Grund und Boden rechtsgültig festgeschrieben ist.
In den vielen Gesprächen habe ich bei meinen Gesprächspartnern fast immer das Bemühen gesehen, das Verhältnis zu den First Nations nachhaltig zu verbessern. Ein kleiner Erfolg auf dem langen Leidensweg der ursprünglichen Bevölkerung.
Immer wieder ziehe ich an natürlichen Landschaften vorbei. Ständiger Begleiter am Wegesrand sind die Gewöhnliche Kanadische Goldrute, die Wiesenglockenblume, die interessante Echte Seidenpflanze, der kräftig blau-violett leuchtende Natternkopf und der Weiße Steinklee. Sie alle machen den staubigen Straßenrand in diesen Tagen bunt.
Schließlich erreiche ich in Espanola die 2239 Lee Valley Road, wo ich einen Platz zum Übernachten finde. Ich frage, wie üblich bei einem Haus an und der Hausherr stimmt zu. Mein heutiger Gastgeber heißt Tim. Er bringt mir erst einmal 3 Flaschen Wasser.
Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, setzen wir uns in den Garten und plaudern noch ein halbes Stündchen. Tim versorgt mich noch mit Strom, damit ich Powerbank und Smartphone aufladen kann und erlaubt mir, am Morgen in seinen Swimmingpool zu hüpfen. Dann lege ich mich müde ins Zelt und schlafe schnell ein. Ich bin heute 124 km geradelt in dieser Affenhitze.
Lieber Jochen, was für Strapazen und Abenteuer….Chapeau, dass Du so viel Gottvertrauen hast, einfach immer weiter zu radeln. Ganz viele liebe Gedanken auf Deinem Weg von Ruth und Rotem
Liebe Ruth,
für die Strapazen bekomme ich aber auch viel geschenkt. Die Landschaften, die Menschen. Und ich bin glücklich, das alles zu erleben. Und ich freu mich sehr, dass ihr mich auf meiner Reise in Gedanken begleitet.
Liebe Grüße an Rotem und eure Kinder.
Mensch Joachim, da hat du ja ganz schön nachgelegt in deinem Blog und mir mit dem unterhaltsamen Lesestoff die Zugfahrt verschönert. Weiter gute Fahrt!
Ja, das war notwendig. Und ich bin schon wieder ins Hintertreffen geraten.Aber ich freu mich auch sehr, wenn ihr meinen Blog lest. Es ist halt eine Menge Arbeit, da viele einzelne Schritte ständig wiederholt werden müssen, um alles halbwegs ab seinen Platz zu bringen. Im Schnitt brauche ich zwei bis drei Stunden für einen Bericht. Und wenn ich einen Bericht fertig habe, dann freue ich mich selbst…
Danke übrigens für den Kaffee.
Liebe Grüße an Ute und Jakob