16. September 2034
Bevor ich aufbreche, nehme ich noch mit meinen Gastgebern an einem Gottesdienst ihrer Kirche teil. Für mich ist es erstaunlich, wie liberal diese Kirchengemeinde eingestellt ist. Eine Frau leitet den Gottesdienst. Und die Themen sind sehr weltlich.
Es wird über die aktuelle politische Lage gesprochen. In diesem Zusammenhang wird eindringlich darauf hingewiesen, sich an der Wahl im November zu beteiligen. Das Thema wird eingerahmt von mir unbekannten Kirchenliedern. Das von mir erwartete kirchliche Thema, das zitieren und predigen zu Abschnitten aus der Bibel, unterblieb während des Gottesdienstes ganz. Lediglich ein gemeinsames Gebet wurde gesprochen.
Für diejenigen, die gerne mit der Bibel arbeiten möchten, wird nach dem Gottesdienst die Möglichkeit angeboten, in einem anderen Raum zusammenzukommen um über christliche Temen zu sprechen. Und obwohl ich kein Kirchgänger bin, muss ich eingestehen, dass mir dieser Gottesdienst in seiner Form und Thematik sehr gefallen hat.
Eine Stunde später, nach herzlicher Verabschiedung von meinen Gastgebern, sitze ich auf dem Fahrrad. Während ich aus der Stadt rolle, lasse ich noch einmal meinen Aufenthalt bei meinen Gastgebern revue passieren. Es war eine kurze, intensive Zeit. Die tiefgehenden Gespräche ließen auch das politische Spektrum nicht aus. Insbesondere die liberale Haltung zu in den USA kontrovers diskutieren gesellschaftlichen und sozialen Themen, haben mir gut getan.
Und am Ende meines Aufenthalts verspürte ich sogar ein wenig Wehmut und stellte fest, dass ich gerne noch ein oder zwei Tage geblieben wäre, um weiterführende Gespräche mit meinen Gastgebern zu führen.
Ich bin noch nicht ganz aus Salt Lake City raus, da mache ich schon einen ersten Halt. Liebhaber alter Autos, z.B. mein Neffe Joel, würden hier voll auf ihre Kosten kommen. Im Originalzustand erhaltene Autos, aber auch modifizierte und getunte Fahrzeuge sind zu besichtigen. Die Eigentümer sind anwesend und geben bereitwillig jedem Interessierten Auskunft.
Meine technischen Kenntnisse über Autos reichen über Form und Farbe nicht hinaus.
So möchte ich mich auf wenige Bilder beschränken.
Der weitere Verlauf des heutigen Tages führt mich über fast die gesamte Strecke auf Fahrradwegen abseits der großen Straßen durch die Landschaft. All diese Fahrradwege sind hervorragend ausgebaut, zwischen 2 und 6 Metern breit und durchgängig asphaltiert.
Draper City Trail, Porter Rockwell Trail, Draper Canal Trail, Southern Rail Trail, Lehi Rail Trail und Murdock Canal Trail bestimmen heute meinen Weg nach Provo, Utah.
Obwohl ich erst gegen 12.00 Uhr Salt Lake City verlassen habe, komme ich weiter als gedacht und erreiche noch vor Einbruch der Dunkelheit Provo, Utah.
Da ich den ganzen Tag über an den Städten vorbeigefahren bin, ergab sich keine Möglichkeit, Lebensmittel einzukaufen. Das muss ich jetzt in Provo nachholen. Ich mache mich auf die Suche nach einem Lebensmittelgeschäft und lande schließlich in einem Laden, der vornehmlich Menschen aus Columbien bedient.
Das ganze sieht mir eher wie ein Großhandel aus. Die kleinste Verpackungseinheit Milch beträgt eine Gallone. Käse und Wurst werden nur in Großpackungen angeboten. Das lose Gemüse ist von denkbar schlechter Qualität, so dass ich enttäuscht und hungrig auf einen Einkauf verzichte.
Als ich das Geschäft verlasse, ist es bereits dunkel. Ich montiere einen zusätzlichen Rückstrahler und mache mich auf die Suche nach einem geeigneten Platz zum Übernachten. Im Maeser Park in Provo finde ich einen Platz, schön im dunklen Schatten der Nacht gelegen. Die grellen Scheinwerfer auf den Sportflächen nebenan blenden und verhindern die Sicht auf mein Zelt. Ich fühle mich an diesem Ort sicher.
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