Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Bell’s Point Beach Campground, Echo Bay, Ontario, Kanada nach Soldier Lake Campground, Chippewa County, Michigan, USA

Was für ein Tag …
Ich habe bis 8 Uhr geschlafen. Meine Nachbarn Jordan, Keyla und Adeline (8 Monate alt und voller Lebensfreude) kommen um dieselbe Zeit aus ihrem Zelt.

Jordan und Keyla hatten mich zum Frühstück eingeladen. Es gibt 3 Spiegeleier, Toastbrot und reichlich kross gebratenen Speck. Eine gute Grundlage für den heutigen Tag. Gegen 10.00 Uhr bedanke und verabschiede ich mich von den Dreien, packe die letzten Sachen zusammen und um 10.30 Uhr verlasse ich den Campingplatz.

Da die Powerbanks fast entleert und mein Smartphone nur noch 7% Energiereserven hat, halte ich an einem Tim Horton Shop. Bevor ich hineingehe, verzehre ich noch 4 getrocknete Würstchen. Ich hatte davon ca 25 Stück. Laut Anweisung brauchen sie nach Öffnung der Packung nicht in den Kühlschrank.

Im Restaurant kann ich mein Smartphone aufladen. Währenddessen schreibe ich an meinem Blog. Unwohlsein macht sich in mir bemerkbar. Ich werde unruhig, laufe zwischen Toilette und Tisch hin und her. Der Bauch fängt an in Wellen zu schmerzen. Dazwischen hab ich Ruhe.

Als das Smartphone 100% des Ladezustands erreicht hat, fahre ich weiter. Die Bauchschmerzen kommen zurück und plagen mich plötzlich so sehr, dass ich fast vom Fahrrad falle. Krumm vor Leibschmerzen stolpere ich in das mir nächstgelegene Haus: The Real Estate Stop Inc in SAULT Ste. Marie, wie ich erst später mitbekomme.

Krampfhaft halte ich mich am Empfangstresen fest. Die höfliche Frage, wie es mir geht, kann ich nur mit „Nicht gut“ beantworten. Ich frage nach dem Waschraum. Und eine Minute später sitze ich schon auf der Brille und krümme mich vor Schmerzen. Übelkeit steigt schlagartig in mir auf. Ich hyperventiliere und versuche, die Situation in den Griff zu bekommen.

Ein besorgter Mitarbeiter fragt, wie er helfen kann und reicht mir Wasser unter der Toilettentür hindurch. Man gibt mir Zeit, mich zu erholen. Und als ich nach gefühlt 1/2 Stunde wieder in den Empfangsbereich komme, zeigt man sich sehr besorgt. Auf liebevolle Art werde ich die nächsten zwei Stunden aufgepäppelt. Nun erst stellen wir einander vor.

Zu meiner Überraschung bietet man mir ein bestens zubereitetes, in Cognac gebratenes, leckeres Steak an und frische Erbsen. Ich kann nicht widerstehen. Dazu gibt es eine kleine Menge Rotwein und während meines Aufenthaltes leere ich auch noch zwei Flaschen Trinkwasser. Langsam stabilisiere ich mich. Die Lebensgeister kommen zurück und ich erzähle von meiner Reise und ihrer Vorgeschichte mit meiner Frau.

Aufmerksam und interessiert hören Danny und seine Kolleginnen zu. Danny ist Mortgage Broker und mit einer wunderbaren Crew ausgestattet. Gäste kommen hinzu und Danny’s Frau kommt mit einem Käsekuchen herein. Also esse ich auch noch ein Stückchen unglaublich leckeren Käsekuchen. Das Besondere an ihm war, dass er nicht süß war.

Und als ob das nicht schon genug war, legt man mir noch ein paar Müsliriegel und Süßigkeiten für die Weiterreise auf den Tisch. Man gibt mir großzügig viel Zeit. So kann ich mich gut erholen.

Und als ich endlich losfahre, ist es bereits 15.30 Uhr. Es sind nur wenige Meter, dann fahre ich bereits die Rampe zur Sault Ste. Marie International Bridge hinauf. Auf der Südseite der Brücke komme ich an den Grenzkontrollpunk. Ich bin aufgeregt, denn ich bin von der Gnade des Immigration Officers abhängig. Er hat die Entscheidungsgewalt.

Nach kurzem Gespräch wird meine Einreise für 6 Monate genehmigt. Außerdem erfahre ich, dass ich bei meiner nächsten Visumverlängerung nur ausreisen und sofort wieder einreisen darf. Ich bin glücklich. Alles gut gegangen.

Nun gilt es, einen Telefonladen zu finden, um eine SIM-KARTE für die USA zu kaufen. Verizon ist der Anbieter. Die Dame ist sehr freundlich und hilfsbereit bei der Einrichtung der neuen SIM-Karte.


Es ist bereits 17 Uhr als ich endlich starte und mit 29°C im Schatten noch immer drückend heiß. Das Thermometer zeigte kurz vor meinem unfreiwilligen Stopp 44, 1°C und im Schatten noch 34 °C.

Die Entfernungen in Google werden wieder in Meilen angezeigt. Mein Gastgeber in McMillan hat mir eine Wegbeschreibung zugesandt. Er ist informiert, dass ich heute nicht bei ihm eintreffen werde. Aber ich komme seinem Wohnsitz immer näher.

Und je näher ich komme, um so mehr merke ich eine bleierne Schwere in den Beinen. Meine Konzentration lässt nach und plötzlich überfällt mich Müdigkeit. Die Straße verliert ihren Reiz.

Am Soldier Lake Campground im Hiawatha National Forest mache ich Halt. Der Eingang ist nicht besetzt und so fahre ich auf dem Campingplatz um einem Ansprechpartner zu finden. Wenige Minuten später treffe ich Mike, der den Platz betreut. Ich frage, was es kostet und erfahre, dass es 22 Dollar und für Senioren 11 Dollar sind.

Da ich etwas Sicherheit brauche für den Fall, dass sich meine gesundheitliche Situation wieder verschlechtert, willige ich ein. Als es ans Bezahlen geht, dasselbe Problem. Ich muss Cash bezahlen. Plastik geht nicht. Ich habe jedoch nur zwei US-Dollar. Mike zwinkert mir zu und deutet an, dass wir das hinkriegen. Und 5 Minuten später habe ich einen kostenlosen Platz, wo ich die Nacht bleiben kann.

Das Zelt ist schnell aufgebaut. Und als ich zur Wasserstelle gehe, spricht Mike mich an und fragt, ob ich hungrig sei. Natürlich bin ich hungrig.

So läd er mich kurzerhand zu sich ein, packt Gehacktes, Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten und etwas Öl in Alufolie, verschließt das Ganze und gart es im offenen Lagerfeuer. Und nur 25 Minuten später sitzen wir beide zusammen, plaudern und verspeisen ein leckeres, reichhaltiges Mahl. Anschließend führen wir unsere Unterhaltung fort bis gegen 22 Uhr.

Dann verabschiede ich mich von Mike, der mir noch auf den Weg mitgibt, dass es am nächsten Morgen noch einen leckeren Kaffee gibt. Er will mir Bescheid geben. So endet dieser Tag mit einem letzten Sahnehäubchen. Ich bin dankbar für alle Begegnungen des heutigen Tages. Für all die Hilfe, die ich durch so viele Menschen erfahren habe und für die Liebe meiner Frau.

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