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Ein Tag im Mesa Verde Nationalpark

28. September 2024

Heute ist ein Jubiläumstag – 4 Monate und 10.000 km. Doch darüber berichte ich in dem Blogbeitrag „Meilensteine“.

Plötzlich aufkommender Wind weckt mich. Schnell sind alle Abspannleinen verzurrt und ich lege mich wieder schlafen. Bei Tagesanbruch bin ich hoch. Noch bevor ich auf Erkundungstour gehe, eile ich zur Registration. Ich bin zu früh. Die Tür ist noch verschlossen.

So wende ich mich an den kleinen Kaffeeausschank. Dort ist man mir behilflich, notiert, dass ich mich gemeldet habe und auch noch eine weitere Nacht auf dem Platz verbringen möchte. Dann starte ich in den Tag.

Den Blick wenige Meter vor mir auf den Asphalt gericht, arbeite ich mich langsam den Berg hinauf. Blumen bringen Abwechslung in mein Blickfeld, ohne dass ich aufschauen muss. Um den Blick in die Ferne zu genießen, muss ich anhalten. So erarbeite ich mich langsam auf das Plateau hinauf.

Am Wegesrand fruchtet der Große Bocksbart, die silbernen Lupinen blühen. Hier und da leuchten Scharlachtrompeten auf rotbraunem Grund, Disteln versuchen, sich gegen das massenhafte Auftreten der gelbleuchtenden Zackenblumen zu behaupten. Und immer mehr Yukka-Palmen säumen den Wegesrand. Alles Kurzweil, um den anstrengenden Weg nach oben attraktiv zu gestalten.

In den Verschnaufpausen schweift mein Blick in die Ferne. Ich lasse The Knife Edge hinter mir und steige weiter auf.

Weiter reicht der Blick an Vorgipfeln vorbei ins Land.

Die Fernblicke belohnen die Asterei hinauf aufs Plateau.

Schließlich erreiche ich das Plateau, das nach Süden absinkt. Es geht mehrere Meilen durch verbrannten Wald. Um 2006 wütete hier das Feuer und vernichtete einen großen Teil des Baumbestandes der Mesa. Obwohl das 18 Jahre her ist, hat sich die Natur immer noch nicht von dem Feuer erholt.

Lediglich die gelbleuchtenden Zackenblumen und die Yukka-Palmen geben den Anschein einer heilen Natur. Es wird lange dauern, bis ein neuer Wald herangewachsen ist. Ich werde das zu meinen Lebzeiten nicht mehr erleben. Dafür sind die Wachstumsraten in dieser Höhe und diesem Klima einfach zu gering.

Und plötzlich bin ich an meinem heutigen Ziel im Mesa Verde Nationalpark angekommen. Es ist der einzige Nationalpark, der nicht der Natur gewidmet ist, sondern den Menschen, die in dieser Natur lebten. Es ist eine Word Heritage Site. Ein Ort zum Staunen.

Hier haben Menschen vor Jahrhunderten ihre Bleibe im Schutz der Felswände errichtet, in ihren Häusern gelebt. Und aus unerklärlichen Gründen wurden diese Behausungen schon vor Jahrhunderten wieder aufgegeben.

Was trieb sie an, in diesen unwirtlichen Felsnischen unteren Klippen und Felsbögen zu siedeln? Und vor allem: Warum sind sie so plötzlich verschwunden? Viele offene Fragen und viel Forschungsspielraum für die Wissenschaft. Und so bleibt auch für mich viel Raum für Spekulationen.

Cliff Palace ist die größte Wohnanlage. Daneben gibt es weitere in diesem langen Canyon.

Auch so, aus der Ferne, war es für mich ein ergreifender Moment, diese Wohnhäuser gesehen und haben.

Neben den Wohnhäusern gibt es etliche Rundbauten, von denen angenommen wird, dass sie zeremoniellen Zwecken dienten.

Im Vorfeld hatte ich versucht, ein Ticket für den Besuch des Cliff Palace zu bekommen. Da kaum Internetverbindungen bestehen, ist mir dieses nicht gelungen.

Und vielleicht ist es gut so. Fühle ich mich doch in solchen Menschenmassen nicht mehr wohl …

Hier ein paar weitere Wohnstätten und ein Blick in den gewaltigen Canyon, der vor 800 Jahren geschätzt 40.000 Menschen eine Heimat, Brot und Arbeit bot. Mehr Menschen, als heute in dieser gesamten Region leben.

Es gibt nur eine Straße, die durch diesen Park führt. Am Ende gibt es eine Schleife über sechs Meilen, die man zusätzlich abradeln kann, und die an verschiedenen Aussichtspunkten vorbeiführt, von denen man eine gute Sicht auf die Felswohnungen hat. Und dann geht es auf demselben Weg zurück.

Das gut geschützte Balkony House.

Ein kleiner Rundweg führt zu einem Aussichtspunkt, von dem man eine gute Sicht auf das Balcony House hat. Dieses ist vom Klippenrand oberhalb, an dem die aspaltierte Schleife vorbeiführt, nicht zu sehen.

Der naturbelassene Weg gibt einen guten Eindruck auf die üppige Vegetation, wobei die Bäume im Schnitt keine 8 Meter Wuchshöhe erreichen. Tribut an den Standort in über 800 Metern Höhe.

Und diese kleinen Echsen flitzen an diesem Tag zu Hunderten über meinen Weg.

Der kleine, lohnende Rundweg zum Aussichtspunkt auf das Balkony House…

Die Rückfahrt offenbart noch einmal, durch welch schöne Landschaft ich heute geradelt bin. In der Bergabfahrt kann ich meinen Blick schweifen lassen und habe die Gelegenheit, nachzuholen, was ich in der mühsamen Berauffahrt versäumt habe.

Um 16.45 bin ich zurück auf dem Zeltplatz. Mein erster Gang führt mich direkt zur Registration. Und dort wartet eine kleine Überraschung auf mich: Ich bekomme den Aufenthalt geschenkt. Strahlend bedanke ich mich und hinterlasse meine kleine Visitenkarte mit dem Hinweis auf meinen Blog. Dann begebe ich mich zu meinem Zelt, um auszuruhen.

Für heute ist es auch genug. Ein wunderschöner Tag. Tolle Eindrücke. Begegnungen mit Menschen, die bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen haben, Menschen, die mir Geschenke bereitet haben … So erfüllt sich ein weiterer Tag meiner Traumreise.

„Die Attraktion von Mesa Verde bilden die rund 600 Felsbehausungen, von denen allerdings nur rund ein Dutzend größere Siedlungen bildeten …

Der Cliff Palace ist eine der größten Siedlungen im Mesa Verde Gebiet. In einem weit überhängenden Abri wurden diese Felsenhäuser … seit ungefähr 1190 n. Chr. aus Sandsteinblöcken gebaut, die mit Mörtel aus Erde, Wasser und Asche verbunden wurden. Hölzerne Balken dienten zur Konstruktion von Decken und Türdurchgängen. … Der Cliff-Palace umfasst rund 150 Räume und 23 Kivas. Die Anzahl der Bewohner dürfte nicht über 100 gelegen haben. …

Eine bemerkenswerte Konstruktion ist ein rechteckiger Turm mit vier Stockwerken, der beinahe bis zum Dach des Abri reicht; er wurde teilweise rekonstruiert. Andere turmartige Bauten sind rund und von geringerer Höhe. …

Ursprünglich besiedelten die Anasazi die Oberfläche der Mesa. Ihre Siedlungsgeschichte in der Region begann mit einfachen Grubenhäusern und entwickelte sich zu Pueblos, bevor sie die umfangreichen Cliff Palaces in den Felsüberhängen bauten.“

(Auszug aus Wikipedia)

Der Begriff „Anasazi“ ist heute übrigens umstritten, weil er als abwertend empfunden wird. Der Name stammt aus der Navajo-Sprache und bedeutet „alter Feind“. Die Pueblovölker von New Mexico möchten ihre Vorfahren verständlicherweise nicht auf so respektlose Weise bezeichnet wissen, daher ist die angemessene Bezeichnung „Ancestral Pueblo“.

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