Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Bagley nach Crookston

15. August 2024

Heute Morgen bin ich früh aufgestanden. Um 8 Uhr gab es bereits Frühstück bei Mary und Greg. Die Beiden sind um die 70 Jahre alt. Ich hatte ein sehr schönes Kingsize Bett mit 1,50 m hohen Bettpfosten an jeder Ecke, über die man gut einen Betthimmel hätte spannen können. Es hatte die ganze Nacht geregnet und draußen sah es schauerlich aus.

Wir haben uns in der Küche getroffen und ich bekam 2 Spiegeleier und 4 Scheiben Toast mit Marmelade, die Mary für mich liebevoll bereitet hatte. Als Reiseproviant gab es 2 Salatgurken aus eigenem Garten. Unglaublich freundliche Menschen, hilfsbereit und in jeder Hinsicht darauf bedacht, dass es ihrem Gast gut geht.

Um 9 Uhr war ich bereits mit dem Fahrrad unterwegs auf der Route No 2, auf der ich den ganzen Tag geblieben bin. Die Fahrt verlief im Regen und ging nicht so zügig voran. Zuerst hatte ich leichten Rückenwind , der dann zum Seitenwind wurde und ab Nachmittag von vorne wehte. Ich kann dem Wind nicht ausweichen, es gibt wenig schützender Bewuchs. So bin ich in wiederkehrenden Schauern und im Nieselregen Richtung Westen gefahren.

In Erskine kommt dieser Wasserturm mit Ziegelsteingebäude in mein Blickfeld.

In McIntosh finde ich diesen Kinderspielplatz eigezwängt zwischen Panzer, Löwenstatue und Wasserturm.

Welche Freude das farbenfrohe Graffiti bringt an diesem düsteren Tag.

Um 4 Uhr am Nachmittag habe ich den Ort Crookston erreicht. Ich hatte bereits am Abend zuvor mit Phil Kontakt aufgenommen, der mich zu sich einlud. In Crookston fragte ich einen Autofahrer, wie ich denn am besten zum lokalen Flughafen komme. Worauf der Autofahrer kurzentschlossen mein dick bepacktes Fahrrad in seinen Van gehoben und mich die 4 Meilen zum kleinen Flugplatz gefahren und dort direkt vor dem Flughafengebäude abgesetzt hat.

Ich ging zunächst einmal in das Gebäude, denn ich war restlos durchnässt, um Phil von dort aus anzurufen. Ein Flughafenbeamter kam auf mich zu und fragt mich, was ich wolle. Ich sagte, ich wolle zu Phil. „Ach zu Phil, der wohnt da drüben.“ Es stellte sich heraus, dass Phil am Flughafen gut bekannt war. Phil erzählte mir später, dass es freundschaftliche Beziehungen gibt zum Personal des Flughafens. Wenn sie Schneeverwehungen haben rufen sie ihn an oder auch in anderen Situationen hilft man sich gegenseitig.

Phil ist ein noch recht junger Mann, ich schätze ihn auf 40 Jahre. Verheiratet, 2 Kinder. Phil ist begeisterter Kajakfahrer und begeisterter Mountainbiker. Was ich bei ihm gesehen habe an Kajaks sprengt alles, was ich bisher je an Kajaks gesehen habe. Da gibt es mit Häuten bespannte Kajaks, aus Sperrholz gebaute Kajaks, Kunststoffkajaks, teilweise wunderschön bemalt und künstlerisch gestaltet. Mit ihnen bewegt er sich auf den Seen und umliegenden Flüssen.

Ich bin in der verglasten, großen Veranda untergebracht. Hier habe ich meine Ruhe. Sie haben mir eine dicke Matratze und bezogene Kissen und Bettdecke gegeben und so mein Lager bereitet. Ich habe Wifi, so dass ich Bilder hochladen kann.

Um 19 Uhr haben wir gemeinsam zu Abend gegessen und uns mehrere Stunden unterhalten. Phil erzählte von seinen Erlebnissen, von den Menschen denen er begegnet. Unter anderem von einer jungen Frau, einer Engländerin, die mit dem Kajak, dem Ruderboot und dem Fahrrad eine Weltreise gemacht hat. Sie hat ein Buch verfasst über ihre Reise. Mit ihr ist Phil befreundet. Phil hat mir einige private Fotos gezeigt und ich war tief beeindruckt, welch freundschaftliche Bande er knüpft zu Menschen aus aller Welt.

Phils Frau hat ein phantastisches Abendessen bereitet, bestehend aus Nudeln und Hähnchenfleisch in einer Kruste gebacken. Als Nachspeise gab es eine leckere Melone. Außerdem hatte sie selbstgebackenes Brot auf dem Tisch, von dem ich ganz begeistert war. Es war sehr fluffig, ganz anders, als wir zuhause unser Brot bereiten (wir backen sehr rustikal mit Sauerteig). Das eine Brot war mit Pfirsichen belegt. Es sind ganz neue geschmackliche Erfahrungen und das macht es für mich auch zu etwas ganz Besonderem.

Besonders ist auch für mich, dass Phil mit mir eine Führung durch sein Haus gemacht hat, mir seine Kajaks gezeigt hat und die dazugehörenden Paddel. Auch diese waren sehr kunstvoll gefertigt, zum Teil waren sie hochtechnisch, zum Teil federleicht. Die meisten dieser Paddel habe ich noch nie gesehen.

Dann hat Phil sich noch die Zeit genommen, mir etwas über seine Familiengeschichte zu erzählen, die in zwei dicken Bänden, jeweils die väterliche und die mütterliche Seite, ihm zu Händen liegen. Als ältester Sohn in seiner Familie ist er derjenige, der diese Bücher in seinem Eigentum verwahrt. Wir haben über Familienforschung geredet und ich fand es sehr interessant, wie sie die letzten hundert Jahre aufbereitet haben, wie sie sie aufbewahren und wie bemüht er ist, diese Dinge zu erhalten. Um sie irgendwann, wenn es an der Zeit ist, weiterzugeben, damit sie weiter gepflegt werden.

Ich konnte meine Wäsche waschen und duschen und es gibt sogar einen Schuhtrockner, in dem gerade meine Schuhe trocknen.

Heute Nacht bin ich sicher. Für morgen habe ich noch kein Quartier. Ich gehe davon aus, dass es wieder den ganzen Tag regnen wird. Es wäre schön, wenn ich irgendwo eine Scheune finde, die mir bei dem Wetter Zuflucht bietet. Das bedeutet, dass ich entlang des Weges einen Farmer finden muss und an seine Tür klopfe und ich hoffe, dass er mir wohlgesonnen ist und ein kleines, trockenes Plätzen für mich zur Verfügung hat.

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