Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Bainville nach Frazer, Montana

21. August 2024

Heute Nacht stürmte es ganz fürchterlich. Der Wind hatte gedreht und das Zelt bekam die volle Breitseite des Gewittersturmes. „Hoffentlich halten die Heringe im aufweichenden Boden“, dachte ich.

Der Gewittersturm ist vorüber. Der Rest der Nacht verlief ruhig. Das Zelt im Präriewind bereits trocken. In aller Ruhe und Gelassenheit packe ich meine Sachen und bin um 8.45 bereits auf der Straße.

Ich fahre über die Prärie am Nordrand der Badlands entlang. Das Gelände ist insgesamt flach und die Hänge zum Süden hin fallen weich ab. Von Wetlands keine Spur. Schaue ich nach Süden, sehe ich in der Ferne die aus dem Missourital aufsteigende Felsstufe. Sie hat den Charakter einer Felsstufe, den man als Badlands beschreibt.

Ein Hinweisschild weist auf weiße Kreuze entlang der Strecke hin, die an den Stellen aufgestellt werden, an denen ein Mensch in Folge eines Verkehrsunfalls starb.

Es geht heute durch das Fort Peck Indianerreservat. Diese Ortschaften und Häuseransammlungen im Reservat sind recht klein. Meistens gibt es nur eine Tankstelle mit einem kleinen, angegliederten Markt, der das Notwendigste zu relativ hohem Preis bereithält.

Die Natives selbst sind kaum zu sehen. Nur an den Tankstellen trifft man auf sie. Eine indigene Frau spricht mich an. Mit strahlendem Gesicht lauscht sie meiner Erzählung. Und später erlebe ich Gleiches in einem Lebensmitelmarkt.

Ganz anders die Reaktion einer älteren ‚weißen‘ Dame, die mich in Bainville vor den Gefahren beim Durchqueren der Reservation warnt. Drogen, Alkohol und Kriminalität. Bei fast allen kleinen Ortschaften entlang des Weges, den sie mir auf der Karte zeigt, spricht sie Warnungen aus. Erst bei Nashua wird ihre Grundstimmung freundlicher. Nashua sei ein guter Ort, den sie sehr gerne mag. Dann wünscht sie mir eine sichere Weiterreise, steigt in ihr Auto und fährt davon.

Die Landschaft ändert sich kaum.

Gelegentlich eine aufgelassene Getreideverladestation entlang der Bahnstrecke, die parallel der Straße verläuft. Das ist fast alles.

Ein Verkehrskreisel. Aufgehübscht mit riesigen Büffelschädeln aus Plastik.

Ansonsten immer wieder große Werbetafeln, die Hinweise geben auf die wirklichen Sorgen und Nöte der indigenen Bevölkerung im Reservat.

Zum Nachmittag ist ein Gewittersturm angekündigt, der auf sich warten lässt.

Und so radle ich weiter. Vorbei an einem flachen Hügel neben der Straße, auf dessen Plateau mehrere Tipi-Grundgerüste aufgestellt sind und ein paar Fahnen wehen. Kunstobjekt? Kultstätte? Sommertage der Einheimischen? Ich weiß es nicht und finde auch keinen, den ich fragen kann. Am Horizont im Westen verdunkelt sich langsam der Himmel.

Mittlerweile ist es 18:00 Uhr. Der Himmel vor mir wird immer mehr zur Drohkulisse. Und so suche und finde ich einen Ort, wo ich mein Zelt aufschlagen kann. Noch während ich aufbaue, nimmt der Wind böig zu. Und innerhalb weniger Minuten entwickelt sich der Gewittersturm. Ich schaffe es gerade noch, alle Sachen im Zelt zu verstauen. Dann verstärke ich die Standfestigkeit des Zeltes und Schnüre die vorhandenen Zeltleinen an Geländer und Fahrrad fest.

Der Sturm tobt. Der Regen ist heftig.

Aber das Zelt steht sicher und hält dem Tosen Stand.

Auf der Route 2 ziehen weiterhin die schweren LKW’s vorbei.

Und während ich noch im Regensturm stehe, kündigt sich im Westen schon das Ende des Sturmes an.

Auch wenn der Blick nach Osten etwas anderes sagt…

Südlich meines Lagers ziehen Lokomotiven endlos lange Waggonkolonnen stoisch durch die Regenfront.

Es ist ein wunderschönes Schauspiel. Und ich genieße es in vollen Zügen. Nach einer Stunde ist alles vorbei. Nach dem Abendessen lege ich mich erschöpft nieder und muss schon vor 21.00 Uhr eingeschlafen sein.

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