13. November 2024
Nach fast 2 Wochen Pause, in denen ich meinen Rücken kuriert habe, kam gestern abend der Anruf der Werkstatt, dass das Fahrrad repariert sei. Mark hat mich und den Rest des Fahrrades sofort zur Werkstatt gefahren. Dort wartete bereits ein Monteur auf mich.
18.00 Uhr ist auch hier Feierabend. Und ich erreichte wenige Minuten nach 18.00 Uhr die Werkstatt. Schnell und kompetent wurde alles zusammengesetzt, die Schaltung justiert und 20 Minuten später waren wir auf dem Heimweg.
Ich hatte mit höheren Kosten gerechnet. Berechnet hat man mir nur die Ersatzteile. Für die Montage musste ich nur zehn Dollar bezahlen. Was für ein Geschenk …
Um 8.00 Uhr bin ich aufgestanden. Duschbad, Frühstück, Packen. Ich lasse mir heute morgen Zeit. Biggi hatte noch eine postalische Überraschung für mich auf den Weg gebracht, die noch nicht eingetroffen ist. So fahre ich erst einmal zum Postamt, wo man mir mit der Postadresse von La Jolla weiterhilft.
Nicht jedes Postamt in den USA bietet ‚General Delivery‘ an. Aber in La Jolla geht es und ermöglicht meinen Gastgeber, meine Post an dieses Postamt weiterzuleiten.
Um 11.30 Uhr verabschiede ich mich von Mark, meinem großartigen Gastgeber, der mir in den vergangenen vierzehn Tagen ein wunderbarer Gesprächspartner war.
Diese Gespräche haben mir insbesondere geholfen, das amerikanische Zweiparteiensystem, Senat, Kongress und vor allem die Denkweisen und Argumentationen, welche den beiden politischen Lagern zugrunde liegen, zu verstehen. Es ist Marks Verdienst, dass jetzt bei mir vieles klarer geworden ist.
Von Irma hatte ich mich bereits gestern Abend verabschiedet, da sie heute arbeitet. Ich bin sehr berührt über die außergewöhnliche Gastfreundschaft von Irma und Mark. 2 Wochen lang haben sie mich aufgenommen und liebevoll versorgt und waren mir aufgeschlossene Gastgeber. Das ist mehr, als ich je hätte erhoffen können. Ich danke euch von Herzen.
Doch immer mehr werde ich unruhig und es drängt mich zur Weiterfahrt. Endlich fahre ich los und erreiche nach circa 15 Minuten den Goleta Beach Park.
Fast gleichzeitig entdecke ich eine Nachricht von Mark. Er bittet mich, noch einmal zurückzukommen. Wir haben das Abschiedsfoto vergessen. Und während ich zurückradle, fällt mir auf, dass ich meinen Ersatzreifen vergessen habe. Also zurück, noch ein gemeinsames Foto machen (siehe oben). Ich verstaue die Ersatzreifen und um 12.20 Uhr bin ich endgültig unterwegs.
Im Goleta Beach Park halte ich an, um erst einmal mit meiner Frau zu sprechen: Familiepflege – mir fehlt Biggi halt auch … Gegen 13 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Santa Barbara.
Pier von Goleta
Coast Trail, der in diesem Abschnitt parallel zum Obern Trail entlang der Pazifikküste verläuft.
Mission Santa Barbara
Gegen 14.30 Uhr erreiche ich die Mission Santa Barbara. Gegen ein beachtliches Eintrittsgeld von 15 Dollar kann ich sie besuchen. Erst erscheint mir das zuviel. Während meines Besuches stelle ich aber anerkennend fest, dass das Entrittsgeld gut in die Restaurierungsarbeiten investiert wird.
Den Audioführer lege ich schnell beiseite, er ist mir zu laut an diesem Ort der Stille. Ohne Kopfhörer mach das keinen Sinn, es quasseln mehrere Sprachen gleichzeitig durcheinander. Informationstafeln helfen mir auch so zu verstehen, was ich sehe.
Über einen mit den Füßen auf Hochglanz gebrachten kleinen Korridor …
… gelange ich in den Missionsgarten, der ringsum von langen Wandelgängen umschlossen ist.
Ich blicke in einen prächtigen Garten mit geometrischen Beeten und sich kreuzenden Wegen, die von einem runden Becken und einem Brunnen ausgehen. Die Grundstruktur dieses Gartens ist seit über 100 Jahren unverändert.
Kleinere Rasenflächen, Sträucher, Kakteen und Palmen unterschiedlicher Höhe dominieren das Landschaftsbild. Möglicherweise finde ich hier Pflanzen, die es im städtischem Bild Santa Barbaras so gut wie nicht mehr gibt.
Durch eine kleine, eher unscheinbare Tür komme ich in die große, schlicht ausgestaltete Missionskirche. Es wäre ein Sakrileg, hier den Audioguide einzuschalten. So genieße ich diesen Ort der Stille.
Der Besucherzugang teilt den Kirchenraum in zwei lange Hälften. Hier der hintere Teil des Kirchenschiffes.
Und hier der Blick zum eher schlicht gehaltenen Altar.
In zwei Nischen sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt.
So wirkt diese Kirche nicht überfrachtet und lenkt den Gläubigen nicht von seiner Bestimmung ab.
Neben der Missionskirche befindet sich der kleine Friedhof. Es ist ein Gang durch die letzten 4 Jahrhunderte, und man kann erkennen, wie sich die Bestattungsriten im Laufe der Zeit verändert haben.
Kleine Mausoleen …
… gemauerte oberirdische Steingräber …
… Erdbestattungen: alle Formen der Bestattung sind zu finden. Steintafeln und Holzkreuze nebeneinander. Jedes einzelne Grab stimmt zum Innehalten.
Und modernere Formen der Bestattung, als der Platz auf dem Friedhof nicht mehr ausreichte.
Walk softly over the land; Beneath it, the ancestors sleep.
All das wird beschattet von einem gewaltigen Gummibaum, der den halben Friedhof überspannt.
Der Moreton Bay Feigenbaum ist eine nicht einheimische Pflanze. Seine Früchte sind für die Menschen nicht genießbar. Seine gewaltige Krone spendet jedoch viel Schatten.
In einem kleinen Museum werden Leben und Wirken der Mission in den vergangenen Jahrhunderten beleuchtet.
Und so schlendere ich für ein paar Minuten durch dieses historische Gebäude, in dem es weit mehr zu entdecken gibt als meine wenigen Bilder zeigen.
Große Gemälde schmücken die Flure.
Aber mich treibt jetzt die fortschreitende Zeit. So verlasse ich nach 15 Minuten das Gebäude …
Ich habe viel Zeit an diesem Ort verbracht. Nun ist es bereits 15.30 Uhr und ich mache mich auf den Weg nach Carpinteria.
Noch ein zu kurzer Abstecher ins Courthouse (Gerichtsgebäude) Santa Barbaras. Für eine geführte Tour ist es zu spät. Ich bräuchte mehr Zeit …
… Eine Wendeltreppe verbindet die Stockwerke miteinander …
… und 10 Minuten später bin ich in Santa Barbara auf dem ausgewiesenen Fahrradweg. Bis Carpinteria werde ich diesen mehr oder weniger nicht mehr verlassen.
Ich muss mich sputen. Die 14 Tage Rast und die Zeitumstellung verändern die Situation. Der Sonnenuntergang ist bereits um 17 Uhr. Und als ich um 18 Uhr den Carpinteria State Park Campground erreiche, ist es bereits stockdunkel.
Freundlich werde ich empfangen, zahle 10 Dollar und werde in die Dunkelheit entsandt. Dort befindet sich die Hiker/Biker Campsite.
Es ist Vollmond. Und so benötige ich keine Stirnlampe, um mein Zelt aufzubauen. Um 18.30 Uhr ist alles erledigt. Zufrieden lege ich mich ins Zelt. Ich habe mir den Wecker auf 21:20 Uhr gestellt. Als er klingelt, verlasse ich mein Zelt und eile zum Strand.
Um 21.23 Uhr war der Start einer Falcon 9 Rakete angekündigt. Der Parkranger gab mir den Tipp.
Wenige Minuten nach einem lauten Überschallknall entdecke ich am Himmel die erste Raketenstufe auf ihrem Weg zurück zur Startrampe. Für mich ein ganz besonderes Ereignis.
Für die Menschen hier scheinbar Alltag. Das ganze Ereignis hat vielleicht 10 Minuten gedauert.
Die Kälte kriecht mir derweil durch die Kleidung in die Glieder. Und so eile ich zum Zelt zurück, wo mein noch warmer Schlafsack mich kurz darauf sanft umhüllt.
Wärme ist es, die mir jetzt gut tut. Und noch während mein Körper langsam zur Ruhe kommt, falle ich bereits in einen tiefen Schlaf.
Leave a reply