Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Great Falls nach Cascade, Montana

28. August 2024

Um neun Uhr dreißig verlasse ich meine lieben Gastgeber Michele und Jim. Für zwei Nächte haben sie mir neben einem sicheren Schlafplatz viele weitere Annehmlichkeiten geboten. Doch es hält mich nicht davon ab, meinem Traum zu folgen.

Bereits am morgen weht ein recht starker Wind aus südwestlicher Richtung. Dieser Wind wird mir heute das Leben recht schwer machen. Er wird zunehmen und mir mit durchschnittlich 56 km/h und Windböen bis zu 80 km/h das Leben schwer machen. Der Himmel wird freundlich und wird im Laufe des Tages immer mehr zuziehen.

Der Weg aus der Stadt führt direkt am Missouri entlang. Ein angenehmes Fahren, wenn der Wind nicht wäre.

Erstes Buschwerk kommt mir auf der Straße entgegengeflogen.

Und der weiß getupfte blaue Himmel verändert langgsam sein aussehen.

Immer mehr Wolken ziehen auf …

… und legen große Schatten über das Land, in denen all die wunderbaren Farben, die die Sonne zaubert, untergehen.

Aus nördlicher Richtung drängt eine dunkle Wolkenwand heran. Und ich versuche, dieser bedrohlich wirkenden Wolkenwand in südwestliche Richtung auszuweichen.

Während sich die Wolkenwand langsam nähert, nimmt der Wind beständig zu. Wiederholte Male bringen mich die starken Böen zum Stehen.

Ich krieche förmlich über die Straße. Unter diesen Bedingungen beträgt die Maximalgeschwindigkeit 3 bis 5 Meilen in der Stunde. Um diese Geschwindigkeit zu halten, muss ich all meine Kräfte aufbieten. An eine Pause ist kaum zu denken. Und ich weiß jetzt schon, dass ich mein heutiges Ziel Helena nicht erreichen werde.

Nach 9 Stunden erreiche Ich müde und erschöpft den kleinen Ort Cascade. Dort auf einer Anhöhe sehe ich ein Haus. Müde und ausgelaugt schaffe ich es noch, das Fahrrad den Berghang hochzuschieben. Die hereinbrechenden Schatten der Nacht zwingen mich zur Eile.

Ich klopfe an die Tür und der Hausherr tritt heraus. Nach kurzem Gespräch leitet er mich zu einem Platz hinter einem Horsetrailer. Im Windschatten dieses Anhängers baue ich mein Zelt auf. Um mich herum wütet der Wind.

Ich bin schon am Einschlafen, als mich eine stimme ruft. Es Ist noch einmal der Hausherr, der mir mitteilt, das eine gewaltige Regenfront im Anmarsch ist. Er bietet mir an, in dem wenige Meter entfernt stehenden Wohnwagen zu übernachten. So müde wie ich bin werfe ich dennoch einen Blick auf die Wetter App und was ich sehe, erschreckt mich. So packe ich in aller Windeseile meine Sachen zusammen und trage sie hinüber zum Wohnwagen.

Wenige Minuten später kann ich aufatmen. Hier im Wohnwagen habe ich einen sicheren Platz für diese Nacht gefunden. Hier kann ich bis morgen früh ruhen. Ein ganz großes Dankeschön an die Fürsorge meines Gastgebers, von dem ich leider nicht einmal den Namen weiß.

Ich habe heute nur 35 Meilen geschafft und bin so erschöpft, als wären es 135 Meilen gewesen. Auf dem Wetterradar könnt ihr die nahende Regenfront und die Windgeschwindigkeiten sehen.

Ursache für diese starken Winde ist ein Schneesturm im Glacierpark, der dort bis zu einem Fuß hohen Schnee gebracht hat. Der Sturm wird sich in den nächsten zwei Tagen wieder legen. Aber zumindest morgen werde ich weiterhin seine windigen Auswirkungen aus Südwest zu spüren bekommen. Und das ist auch für den folgenden Tag meine Fahrtrichtung.

Erschöpft. Glücklich. Gute Nacht!

Heute bin ich seit 3 Monaten unterwegs. Es bleiben weitere 9 zu meinem Glück! Für all dies bin ich so dankbar und denke gar nicht daran, mich von ein bisschen Wind oder ein paar Platten aufhalten zu lassen.

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