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Von Havre nach Loma, Montana

25. August 2024

Es war eine Gute Entscheidung, mein Zelt in diesem Park zwischen zwei Baseballfeldern aufzuschlagen. So verlief die Nacht ruhig. Der morgen ist frisch. Es sind 13°C, als ich aufbreche. Etwas außerhalb von Havre liegt auf der rechten Seite hinter einer Mall die Buffalo Jump, eine archäologische Ausgrabungsstätte, die ich bereits 1983 bei meinem ersten Besuch in Havre besichtigt hatte.

Damals stand hier nur ein Zelt auf öder Fläche. Darunter eine Ausgrabungsstätte, die Auskunft über die Jagd vor über tausend Jahren gab. Heute stehen hier mehrere moderne kleine Gebäude, welche die Ausgrabungstellen vor dem Verfall sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Die Ausgabungsstätten können nur mit einem Guide besichtigt werden. Während der ca. einstündigen Führung erfahre ich viel über die Jagdmethoden und die Verarbeitung der Massen an Fleisch, Knochen und Fellen in der damaligen Zeit. Unsere Besuchergruppe besteht aus zwei Personen: Aaron Wayne und mir, geführt von Tyler, unserem Guide.

Tyler, ein netter, junger Mann, nimmt diese ehrenamtliche Aufgabe mit großem Engagement wahr und erklärt kompetent, was aus dem, was wir sehen, herausgelesen werden kann. Zusätzlich habe ich das Glück, dass Aaron ein ausgesprochen erfahrener Jäger ist, der viel über die Psychologie des Tierverhaltens mitteilen kann. so rundet sich das Bild. Und ich verstehe jetzt, warum die die Völker der Prärie so erfolgreich mit ihren Jagdmethoden waren.

Aus Buschwerk wurden trichterförmig auf die Klippe zulaufende Wallhecken errichtet, welche zusätzlich durch Büffelschädel verstärkt wurden, die vor und auf den Wallhecken befestigt waren. Diese Hecken können von mir ohne Weiteres überwunden werden. In der Psychologie der Tiere stellen sie allerdings ein Hindernis dar, dessen Überwindung Energie kostet. Also wichen die Büffel entlang der Wallhecken aus und stürmten am Ende über den Rand der verhängnisvollen Klippe In die Tiefe.

Teilweise mit gebrochenen Gliedmaßen blieben die Tiere am Fuß der Klippe liegen und wurden so zur leicht erlegbaren Beute der Jäger. Da das untere Ende der Klippe ebenfalls eingezäunt war, konnten die Tiere, die keine Brüche erlitten hatten, nicht fliehen und wurden so ebenfalls zur leichten Beute für die Jäger.

Die Tiere wurden direkt am Fuß der Klippe zerlegt.

Die Nutzung dieser Klippe als Buffalo Jump wurde mit Unterbrechung über mehr als ein 1500 Jahre beibehalten.

Unweit der Klippe wurden die zerlegten Tiere, also deren Fleisch, Knochen und Fell, weiterverarbeitet.

Letztlich wurden die Tiere komplett verarbeitet. Eine kleine Tafel veranschaulicht, was wofür verwendet werden konnte.

Aaron zeigte bei dem Versuch, mit einer Speerschleuder eine Büffelatrappe zu treffen, großes Geschick. Während mein Speer irgendwo in der Gegend landete, flog sein Speer zielgerichtet über den Büffel hinweg und landete in einiger Entfernung hinter der Atrappe im Gras.

Hier eine weitere Auflistung über die Verwertung der Tiere …

Nach einer Stunde ist die Führung vorüber und wir verlassen die Buffalo Jump. Ich führe noch ein nettes Gespräch mit Aaron, an dessen Ende Aaron mir ein großes Kompliment macht, als er sagt: Du lebst meinen Traum. Ich wünsche Aaron und seiner Frau, dass Sie ihren Traum leben können.

Aaron war für mich eine ganz besondere Begegnung. Ich hatte das Gefühl, dass Aaron meine Beweggründe, die mich auf die Straße gebracht haben, nur allzu gut verstand und er gut nachvollziehen kann, warum ich diese Strapazen mit so großer Freude jeden Tag auf mich nehme.

In einer Mall fülle ich noch schnell meinen Lebensmittelvorat auf, bevor ich mich endgültig von Havre in südwestliche Richtung verabschiede.

Wie so oft geleitet mich ein wahrer Stangenwald raus aus der Stadt.

Die Plains sind über weite Strecken flaches Land.

Gelegentlich werden diese weiten Ebenen von uralten erodierten Gebirgszügen überragt. Im Hintergrund die Bear Paw Mountains, zentraler Teil der Rocky Boy Indian Reservation. An diesem Bild wird deutlich, wie die Aufteilung des Landes vonstatten ging.

Die weiten Plains wurden unter den ankommenden Farmern aufgeteilt. Das Land, das für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht geeignet war, überließ man der indigenen Bevölkerung. Aus diesem unbrauchbaren Land wurde die Indianerreservation Rocky Boy. Vielleicht war ein Grundgedanke der, dass diese Rocky Boy Indianer eher Jäger denn Sammler waren.

Ich passiere Big Sandy. Auch so ein Ort, der eigentlich keiner ist. Eher von historischer, denn wirtschaftlicher Bedeutung. Es ist einer von vielen verlassenen Orten irgendwo im Nirgendwo …

Über Stunden geht die Fahrt weiter. Die vorbeiziehende Landschaft ändert sich im Grunde genommen nicht. Farmland, so weit das Auge reicht.

Gelegentlich eine kleine Senke ohne Abfluss, in der sich etwas Wasser gesammelt hat.

Und an wenigen Stellen wird die weite Ebene durch eingesunkene Erosionsrinnen unterbrochen, in denen sich einige Bäume entlang des Creeks angesiedelt haben.

Der intensiven Sonne der Mittagszeit folgt der Nachmittag. Das Tageslicht ändert sich. Es wird wärmer, farbiger und leuchtender.

Wolken ziehen auf und bedecken den Himmel. Die seitwärts einfallenden Sonnenstrahlen der tiefstehenden Sonne geben den Stoppelfeldern einen ganz besonderen, warmen Glanz.

Kurz vor Sonnenuntergang leuchtet der Himmel in prächtigen Farben. Am Ende des Tages ist das jedesmal ein ganz besonderes Geschenk für mich und ich bedanke mich mit großer Aufmerksamkeit. Ich unterbreche meine Arbeit und genieße dieses Himmelsspektakel.

Mein heutiger Schlafplatz Ist erreicht: die Lewis & Clark Plattform mit einer wunderschönen Aussicht über das weite Land.

Am Ende bleibt noch das Zelt aufzubauen und alles einzuräumen. Alles ist in zwanzig Minuten erledigt. Dann ziehe ich mich in mein Zelt zurück und lausche dem Wind, der die ganze Nacht an meinem Zelt rütteln wird.

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