Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Moab, Utah nach Dove Creek, Colorado

26. September 2024

Um 7.00 Uhr ist meine Nacht zuende. Ich freue mich auf den heutigen Tag. Endlich kann ich weiterfahren. Im Haus ist es still. Ein Blick aus dem Fenster offenbart, dass meine Gastgeberin nicht im Haus ist. Ich hatte mich so darauf gefreut, sie noch einmal sprechen und in den Arm nehmen zu können.

Da sie weiß, dass ich heute weiterfahre, gehe ich davon aus, dass sie noch heimkommt. So lasse ich mir viel Zeit mit dem Packen. Kurz vor 9.00 Uhr, ich bin fast fertig, kommt ihre Freundin Chris vorbei und teilt mir mit, dass Teri Ann nicht mehr kommen wird. Sie hatte in der vergangenen Nacht einen Verkehrsunfall und liegt wohl im Krankenhaus.

Im ersten Augenblick bin ich komplett ratlos. Ich frage Chris, ob ich noch bleiben soll und sie bestätigt mir, dass es in Ordnung ist, wenn ich fahre. So verabschiede ich mich nachdenklich von Chris.

Mein Abschiedsbrief an Teri Ann liegt auf dem Tisch. Die vielen Blattpflanzen in den teils riesigen Blumentöpfen sind gewässert. Das frische Gemüse hab ich in den Kühlschrank gelegt und zur Sicherheit den Stecker der Klimaanlage abgezogen.

Trotzdem bin ich hin- und hergerissen. Das Ganze wühlt mich ziemlich auf. Wie soll ich mit dieser Situation umgehen? Ein kurzes Telefonat mit meiner Liebsten hilft mir, mich zu erden.

Teri Ann hat so viele wunderbare Freunde, und die werden sich jetzt um sie kümmern. Mir wird sie als ein ganz besonderer Mensch für immer in Erinnerung bleiben. Ein leckerer Kaffee, den mir Biggi spendiert hat, weckt meine Lebensgeister.

Und um 10.00 Uhr sitze ich mit beachtlicher Vorfreude auf dem Rad und verlasse Moab in südlicher Richtung. Endlich geht es los!

Die moderaten Steigungen haben es in sich. Nicht steil, aber lang. Und so muss ich immer wieder runterschalten. Mitunter in den ersten Gang. Und da geht es dann im Tempo 6 km/h den Berg hinauf.

Wenige Kilometer weiter passiere ich in Window Arch einen riesigen Sandsteinbogen, der von der Straße aus betrachtet werden kann.

Schon von weitem ist dieser auf den Fels gemalte Schriftzug sichtbar, und ich wundere mich, was das bezwecken soll. Des Rätsels Lösung verbirgt sich hinter dem Fels: Ein kleiner Generalstore, der sich auf diese originelle Art und Weise bemerkbar macht, bietet dort seine Waren an.

Am rechten Bildrand ist sogar ein Wanderer/Kletterer zu sehen, der über die steinerne Brücke laufen will.

Die Zackenblume leuchtet gelb auf hölzernem Stamm in der Nachmittagssonne.

Überhaupt ist die Farbe Gelb die dominierende Blütenfarbe. Lediglich die Myrtenastern bereichern das Farbspektrum mit ihrem Violett …

… und unter die Koniferen hat sich ein hellgrün leuchtender Laubbaum verirrt.

Aber der Herbst streckt schon seine Fühler aus. Während die Zackenblume die Hauptblüte im September hat, verfärbt sich das erste Laub einzelner Büsche bereits in dunkles Gelb bis braun, was dem schütteren Wald eine ganz besondere Lebendigkeit verleiht.

Das die Tage langsam kürzer werden, merke auch ich. Immer früher muss ich mich auf die Suche nach einem passenden Quartier machen. Ich hatte einen Gastgeber in Monticelli angeschrieben und keine Antwort erhalten. Dann habe ich erfolglos an 3 verschiedene Türen geklopft.

Die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden. Jetzt muss es schnell gehen. Ich verlasse die Hauptstraße und biege auf eine Schotterpiste ab, die zu einem Fairground führt.

Dort finde ich ein geeignetes Plätzchen, wo ich mein kleines Zelt aufschlage. Ich gönne mir noch einen letzten Blick auf den glühenden Horizont, bevor ich im Zelt verschwinde. Danke an alle, die heute im Gedanken bei mir waren …

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