Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von Pray nach Yellowstone, Montana, Eagle Creek Campground

2. September 2024

Eine wunderbare Nacht liegt hinter mir. Kein Autolärm. Nur das vielstimmige Heulen der Kojoten auf der anderen Seite des Flusses. Während ich mein Zelt abbaue, segeln mehrere Fischadler mit hoher Geschwindigkeit über den Fluss. Spannend, innezuhalten und ihnen zuzuschauen, wie sie elegant über den Fluss gleiten.

Ganz langsam wandelt sich die Landschaft. Es wird hügeliger, bergiger.

Und der Yellewstone River wilder.

Immer wieder ziehen an mir Schlauchboote und Kajaks vorbei. So harmlos der Fluss auch aussieht, sollte er nicht unterschätzt werden. An vielen Stellen zeigt sich seine ganze Wildheit und Schönheit.

Am Nachmittag, kurz vor Erreichen des Yellowstone Parks, halte ich abrupt an. Fast hätte ich es übersehen: Auf der Linken Seite der Straße steht im Gelände ein großes Rudel Hirsche.

Es ist schon erstaunlich, wie wenig diese Tiere in ihrer Umgebung auffallen, obwohl sie doch so groß sind. Und die scheu vor uns Menschen scheint ihnen unbekannt zu sein. Respektvoll halte ich Abstand, bleibe auf der Straße und nehme ein paar Fotos auf.

Dann radle ich weiter, meinem heutigen Ziel entgegen. Ich habe keinen Gastgeber gefunden, so mache ich mich auf die Suche nach einem neuen Schlafplatz.

Ich folge einem Wegweiser zum Beaver Creek Statepark Campground. Ein paar Kurven, ein steiles Wegstück bergauf, erreiche ich gegen Einbruch der Dämmerung den Campingplatz. Er ist gut besucht und ich begebe mich auf die Suche nach einer eigenen Parzelle. Da alle Plätze belegt sind, muss ich jemanden fragen, ob ich auf seiner Parzelle mein Zelt aufschlagen darf.

Während ich mich noch umschaue, spricht mich Eric an. Er erkennt meine Situation und bietet mir spontan an, auf seiner Parzelle mein Zelt aufzuschlagen. Die Begrüßung fällt sehr herzlich aus. Und gleichzeitig meint Eric, dass ich doch das Geld für den Schlafplatz sparen kann.

Dankbar und glücklich nehme ich an und baue mein Zelt auf. Und als wäre es selbstverständlich, bietet mir Eric auch noch Speis und Trank. Das ist es, was mich immer wieder fasziniert, und was ich so aus Deutschland nicht kenne. Ohne zu prüfen, wer ich bin, woher ich komme, oder was ich mache, erfolgt einfach die Einladung mit allem drumm und dran. Und ich bin jedes mal überwältigt von dieser Gastfreundschaft.

Wir kommen ins Gespräch. Erik arbeitet seit über 24 Jahren in der Milchwirtschaft. Und im folgenden Gespräch stellt Eric fest, dass ich, für die Menge an Muskelarbeit, die mein Körper täglich leisten muss, viel zu wenig Eiweiß zu mir nehme. Das Gespräch ist außerordentlich wertvoll für mich, weil Eric mir wirklich sinnvolle Lösungsvorschläge bereitet, um diesen Mangel zu beheben.

Dank seiner Ortskennis kann ich in der Dämmerung noch einen kleinen Spaziergang auf eine Anhöhe hinter dem Zeltplatz unternehmen, und in der Ferne ein paar weidende Hirschkühe ausmachen.

Zwischen den massenhaft verbreiteten, dreijährigen Wermutbüschen lauern kleine Opuntien mit ihren Stacheln. Gutes Schuhwerk ist angesagt in diesem wilden Terrain. Kurz vor Einbuch der Dunkelheit bin ich zurück von meinem Spaziergang, wünsche Eric noch eine gute Nacht und verschwinde in meinem Zelt.

Und wieder habt ihr mich begleitet und unterstützt: Mit euren Gedanken, eurer Aufmerksamkeit, euren Kaffees und Kommentaren, eurer Freude an meinen Bildern und Texten. All das kommt bei mir gut an. Vielen Dank, dass ihr dabei seid. Bis morgen!

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