Jo's DreamA bike. A tent. A year.

Von White Earth, North Dakota nach Bainville, Montana

20. August 2024

Ich habe gut geschlafen. Die Klimaanlage in dem Trailer hat dazu beigetragen. Um 8.15 Uhr kommt Herr Heinle und bringt meine Milchtüte, die in seinem Haus im Kühlschrank verwahrt wurde. Nach einem kurzen Gespräch verabschiede ich mich in den Tag. Es war für uns beide eine neue, angenehme Erfahrung.

Den ganzen Tag radle ich an Förderanlagen vorbei, die das ‚Schwarze Gold‘ in dieser Region fördern. An Pumpen, wie ich sie aus meinen Kindertagen in Norddeutschlsnd kenne.

Und auch an neuen Pumpen, die als schlanke Türme in den Himmel ragen.

Besonders Eindrucksvoll sind die Schlote, aus denen das schlechte, nicht weiter verwertbare Erdgasas laut zischend und fauchend entweicht und verbrennt.

Die kleine Bar ‚The Porch‘ in Ray

Da ich ohne Frühstück losgefahren bin, meldet sich nach einigen Kilometern der Hunger. In Ray finde ich eine kleine Bar, die geöffnet hat: The Porch. Ich bestelle einen Becher Kaffee und ein Croissant mit Rührei und Bacon und später noch einen weiteren Becher Kaffee.

Die Dame hinter dem Tresen zeigt sich sehr interessiert. Mit leuchtenden Augen und strahlendem Gesicht hört sie meiner Erzählung zu und vermerkt wiederholt, dass sie das nicht schaffen könnte. Ich sehe das anders. Sie ist gesund, groß, jung, und kann gut zupacken. Warum sollte sie das nicht auch können. Es mag andere Gründe geben. Aber mit ein wenig Training könnte sie auch auf die Reise gehen.

Ihr Lachen, Ihre Offenheit und Herzlichkeit sind wohltuend, außerordentlich angenehm und ansteckend. Als ich bezahlen will, lehnt sie ab. Es ist ihr Geschenk an mich und sie bereitet mir damit eine große Freude.

Getreidefelder in Montana

Draußen sind es 32°C. Und so suche ich nach weiteren zwanzig Meilen erneut Zuflucht, diesmal in einer Conoco Tankstelle. Noch vor dem Gebäude spricht mich strahlend ein junger Mann an. Er will wissen, woher ich komme und wohin ich fahre – heute und darüber hinaus. Und bereits vor meinen ersten Worten äußert er den Wunsch, mich zum Essen einzuladen.

Gesagt, getan und so sitze ich im kühlen Speisesaal des dazugehörenden Subways und verzehre, was ich mir gewünscht habe. Wir führen ein unterhaltsames Gespräch. Und der junge Mann erzählt mir, dass er maximal 35 Meilen als Trainingstour fährt.

Nebenbei stellt er mich noch seiner Mutter vor, die das Unternehmen führt. Und am Ende des Gesprächs bietet er mir seine Hilfe an, falls ich sie benötige, kramt einige Meter Draht aus derTasche und schenkt sie mir. Er hat mit diesem Draht schon sehr gute Erfahrungen gemacht und empfiehlt ihn mir weiter. Wie nett ist das …

Leider kann ich mich von dem jungen Mann nicht mehr verabschieden. Als Mitarbeiter hat er sich um andere Aufgaben zu kümmern und bleibt verschwunden.

Draußen ist es heiß. Trotzdem entscheide ich mich zur Weiterfahrt und schaffe in den nächsten 3 Stunden noch weitere 39 Meilen bis nach Bainville, Montana. Gegen Sonnenuntergang passiere ich Bainville. Ein Hinweisschild weist auf das Storehouse Ministry Center hin. Darunter eine Telefonnummer.

Ich rufe an und erhalte die Erlaubnis, hinter dem Gebäude zu übernachten. Im Sonnenuntergang ist mein Zelt schnell aufgestellt. Der warme Wind lässt auch nach 23 Uhr nicht nach. Und so werde ich mich durch diese trockene Nacht schwitzen. Euch allen eine gute Nacht.

Meinen herzlichen Dank an euch, die ihr mich begleitet, euch mit mir freut und manchmal mit mir leidet. Und die ihr mich mit Kaffee beschenkt. Schön, Euch im Gepäck zu haben.

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